Paulus, bibeldidaktisch, Sekundarstufe
Schlagworte: Paul; Pablo
(erstellt: Februar 2016)
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Digital Object Identifier: https://doi.org/10.23768/wirelex.Paulus_bibeldidaktisch_Sekundarstufe.100149
1. Vorbemerkung
Hinsichtlich des Topos der Rechtfertigung des (gott-losen) Menschen als zentralem Element paulinischer Theologie hat sich in der exegetischen Forschung der vergangenen vierzig Jahre neben der sogenannte „Lutherischen Paulusperspektive“ die diese an wesentlichen Punkten grundlegend in Frage stellende sogenannte „New Perspective on Paul“ etabliert. Jedoch werden Aspekte der „Neuen Paulusperspektive“ erst seit wenigen Jahren auch in religionspädagogischen Diskursen referiert (z.B. Wolter, 2004; Strecker, 2011; Wolter, 2012), ohne dass dies indes in der Sache bislang breiten Niederschlag in religionspädagogischen Erwägungen oder gar in unterrichtspraktischen Vorschlägen gefunden hätte (siehe nur Müller, 2009, 155-161; Gennerich, 2010, 175-217; Willems, 2011; explizit anders Bachmann, 2009, 19-22, Woyke, 2013, und Jochum-Bortfeld, 2013, implizit möglicherweise Jeska, 2011, 81-84, sowie Hank/Wiemer, 2014, 408). Hier sind noch größere Anstrengungen erforderlich.
2. Lebensweltlicher und -geschichtlicher Zugang
2.1. Herausforderungen
Eine Hauptschwierigkeit der religionspädagogischen Bearbeitung der paulinischen Rechtfertigungstheologie wird darin gesehen, dass die Kernbegriffe „rechtfertigen“ und „Gerechtigkeit“ im paulinischen Argumentationskontext anders als im alltäglichen Sprachgebrauch konnotiert seien (Willems, 2011, 359; vgl. Adam, 1999, 287). Hinzu kommt, dass bereits die Vielfalt der Deutungen innerhalb der exegetischen Fachdiskussion durch die „semantische Komplexität“ und den „entsprechende[n] Deutungsspielraum von Schlüsselbegriffen“ im paulinischen Gebrauch bedingt ist (Strecker, 2011, 25). Um die paulinische Theologie nachvollziehen zu können, sei ein Bewusstsein der Differenz der theologischen und der alltäglichen Semantik vonnöten wie auch eine Flexibilität, die jeweiligen „Bedeutungszuschreibungen“ aus dem jeweiligen Kontext heraus zu ermitteln und die unterschiedlichen Konnotationen miteinander in Beziehung zu setzen (Willems, 2011, 359f.).
Dazu gesellt sich zweitens ein entwicklungspsychologisches Hindernis (→
Entwicklungspsychologie
Drittens ist zu konstatieren, dass für heutige Jugendliche der Ursprungszusammenhang der paulinischen Theologie wie auch deren Wiederentdeckungszusammenhang durch Martin Luther (→ Reformation
Gleichwohl wird der Versuch unternommen, eine „Grundstruktur von Rechtfertigung“ zu formulieren, die an elementare Erfahrungen (→
Elementarisierung
2.2. Anknüpfungspunkte
Innerhalb des aus der lutherischen Tradition gespeisten Paradigmas der paulinischen Rechtfertigungslehre (vgl. Wolter, 2012, 16-20) – hier wird die Person von ihrem Tun und Lassen unterschieden – wird die Anknüpfung an jugendliche Lebenswelt und Lebensgeschichte (→
Jugend, Religion
2.2.1. Anthropologisch: Identitätsfindung
1) Psychologische Perspektive. Im Pluralismus der modernen Gesellschaft stellt sich Jugendlichen aus → entwicklungspsychologischer
2) Theologische Perspektive. Jugendliche erfahren, dass „das Recht, da zu sein, ich selbst zu sein und dazuzugehören […] durch äußere wie innere Stimmen streitig gemacht wird“ – sei es „angesichts erlittener seelisch-emotionaler Verletzungen durch andere“, sei es „im Lichte von Verletzungen, die ich selbst anderen zugefügt habe“ –, was zu einem „Ringen um die eigene Integrität“ führt, das mit „Selbstrechtfertigung und Schuldverschiebung“ und „Selbstpeinigung und Schuldzuweisungen“ einhergeht (Woyke, 2013, 222; vgl. Gräb, 2001, 1588). Die Selbstvergewisserung „des eigenen Daseins“ und „eines individuellen Wertes“ geschieht nicht zuletzt durch die „Arbeit am Lebensstil“, was Gräb als „moderne Leistungsreligion“ wertet (2001, 1590). Hier kann die Rechtfertigungslehre anknüpfen und eine „Perspektivenverschiebung in der Selbstdeutung“ bewirken mit ihrer Überzeugung, „dass das Wichtigste im Leben, dieses selbst, sich nicht dem eigenen Tun u[nd] Leisten verdankt“ und „dass nicht alles machbar ist, ich mir das Wichtigste im Leben schenken lassen muss, dies gerade, dass ich bin u[nd] geliebt werde“ (Gräb, 2001, 1589f.).
Die unterschiedliche lebensgeschichtliche Ausgangsposition der Erfahrung sicherer oder weniger sicherer Bindung, von Geborgenheit und Schutzlosigkeit, von Fürsorge und Vernachlässigung bedingt auch die Art der Anknüpfung jugendlicher Lebenswelten an die Rechtfertigungstheologie (Gennerich, 2010, 83-94.186-193): Heranwachsende, deren Wertefeld (siehe unten Abb. 1) entsprechend ihrer biographischen Erfahrungen im Bereich von Selbsttranszendenz und Bewahrung liegt, sind offen für eine vertrauensvolle Gottesbeziehung und fühlen sich jenseits ihrer Taten wertgeschätzt, haben eine realistische Wahrnehmung hinsichtlich eigener Fehltritte, gehen von einer Erlösungs- beziehungsweise Befreiungsbedürftigkeit aus und vertrauen auf Vergebung. Jugendliche aus dem durch Offenheit für Wandel und Selbst-Steigerung definierten Wertefeld hingegen sind von Entfremdungserfahrungen geprägt, von denen her sie die Notwendigkeit der Selbstbehauptung betonen, einen riskanten und hedonistischen Lebensstil bevorzugen, den Gedanken der Erlösungsbedürftigkeit ablehnen und ordnende (christliche) Perspektiven auf Leben und Welt als Einhegung ihres Lebens verdächtigen und auf Distanz halten (vgl. Guttenberger, 2014, 43). Die befreiende Erfahrung des Gerechtfertigtwerdens ist innerhalb der unterschiedlichen Wertefelder je anders zu durchdenken und auszuformulieren.
2.2.2. Soziologisch: Gruppenzugehörigkeit
In der modernen Gesellschaft mit ihren vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten und -erfordernissen finden Jugendliche in Gruppen die Möglichkeit, gemeinsam mit Anderen „einen eigenen Lebensstil, eigene Normen und Werte, eigene Ausdrucksmöglichkeiten und eigene [Formen des Zusammenseins zu] entwickeln. Indem Akzeptanz durch Gemeinsamkeiten gegeben ist, finden Jugendliche hier Identifikationsmöglichkeiten und […] Orientierung“, und dies nicht selten in deutlicher Abgrenzung zu den Lebensvorstellungen der Eltern und den Leistungsanforderungen der Schule, in der Favorisierung eines an Spaß und Konsum orientierten Lebensstils (Fend, 2005, 305). Jugendliche, die sich demgegenüber stärker hinsichtlich der Werte der Erwachsenen konform verhalten und entsprechend weniger an der Jugendkultur teilhaben, stehen in der Gefahr, in soziale Isolation zu geraten (Fend, 2005, 324). Peer-Beziehungen (→ Gruppe/Peergroup
Die Mechanismen von Anpassung und Ausgrenzung, von Grenzziehungen der Zugehörigkeit gehören zur Lebenswelt Jugendlicher in Mitteleuropa. An Besitz, Lebens- oder Kleidungsstil entscheidet sich Anerkennung in einer Gruppe oder aber Ablehnung und Verachtung. Hierzu gehört mittlerweile zentral auch die Gruppenzugehörigkeit in der Pluralität von Kulturen und Religionen sowie die Frage nach der Akzeptanz andersreligiöser Symbole, z.B. der Streit um das Tragen eines Kopftuchs durch muslimische Lehrerinnen (Bachmann, 2009, 20).
2.3. Offene Fragen
Nicht unproblematisch ist es, wenn die „Lifestyle-, Spass- [sc.] u[nd] Cliquenkultur“ Jugendlicher als „Suche nach […] rel[igiöser] Zugehörigkeit“ (Gräb, 2001, 1590) gewertet und die paulinische Theologie als Gegenmodell angeboten wird. Denn Jugendlichen des Wertefeldes „unten links“ wird so der Zugang zu einer konstruktiven Auseinandersetzung erschwert. Jugendliche des Wertefeldes „rechts oben“ könnten sich in ihrer eigenen Werteordnung lediglich bestätigt wähnen. Einen Weg weist Guttenberger mit dem Hinweis, dass die „Ablehnung von Regeln und Ordnungen der Erwachsenenwelt […] ein Echo finden [könnte] in der paulinischen Position von der die Sünde anstachelnden Funktion des Gesetzes“ (2014, 43). Schließlich lässt sich auch an Erfahrungen des eigenen Schuldigwerdens und Schuldig-Gemacht-Werdens anknüpfen (Woyke, 2013, 222f.).
Des Weiteren ist zu bedenken, wie leicht etwa in der Erziehung bedingungslose Annahme mit Narzissmus förderndem, bedingungslosem Lob verwechselt wird und wie dies den Zugang zur Rechtfertigungsthematik prägt. Grundsätzlicher ist indes – aus pädagogischen wie exegetischen Gründen – zu fragen, wie sinnvoll der lebensweltliche Ansatz bei Erfahrungen von Leistungsanforderungen ist, bedeutet doch „Leistungsförderung im Rahmen der de facto beim Einzelnen gegebenen Möglichkeiten […] ein Ernstnehmen des jeweiligen Menschen, auch eine Förderung seiner individuellen Anlagen“ und seines Gefühls von Selbstwert und Selbstwirksamkeit (Bachmann, 2009, 21).
Die Frage danach, welche Anknüpfungsmöglichkeiten die paulinische Theologie bei Jugendlichen der Sekundarstufe I (siehe oben 2.1.) bietet, ist noch eingehender zu erörtern (erste Hinweise bei Willems, 2011, 367-371), insbesondere wie die Betonung der eigenen Autonomie auch theologisch konstruktiv angegangen werden kann. Schließlich sind verstärkte Anstrengungen erforderlich, die soziologischen wie theologischen Aspekte der sogenannten „Neuen Paulusperspektive“ genauer und differenzierter auf adäquate Anschlussmöglichkeiten an jugendliche Lebenswelten hin zu untersuchen.
3. Biblisch-theologische Klärungen
Das Verständnis des durch Gott in seinem Sohn Jesus → Christus
Die Differenz zwischen „Lutherischer“ und „Neuer Paulusperspektive“ lässt sich an der Interpretation der Wortverbindung „Werke des Gesetzes“ festmachen: Beziehen sich die von Paulus problematisierten „Werke“ auf jegliches Tun des in der Torah vorgegebenen Guten, also etwa auch auf das Gebot der Nächstenliebe, oder geht es vor allem um rituelle jüdische „identity-“ und „boundary marker“ wie Beschneidung sowie Speise- und Reinheitsgebote (J. D. G. Dunn)? Ist in erster Linie das Tun des Menschen angesprochen oder handelt es sich um eine feststehende Bezeichnung für „Vorschriften des Gesetzes“ (M. Bachmann)? Ist das Judentum aus Sicht des Paulus eine Leistungs- und Gesetzesreligion, bei der die Menschen sich Gottes Gnade erst durch das Tun des Guten verdienen müssten, oder ist es angemessener als „Bundesnomismus“ beschrieben (E. P. Sanders): die Befolgung der Torah ist nicht Bedingung, sondern Konsequenz der Gemeinschaft, die Gott mit seinem Volk aus Gnade einging (vgl. Strecker, 2011; Wolter, 2012)?
3.1. Die Frage der Tischgemeinschaft
Das Motto „weil ich in Bindung an Christus frei bin, bin ich […] denen unter dem Gesetz als einer unter dem Gesetz und denen ohne Gesetz als einer ohne Gesetz geworden, um sie für Christus zu gewinnen“ (1 Kor 9,19-27
3.2. Biographische Reflexionen
Im Zusammenhang von Beschneidungsforderungen gegenüber nichtjüdischen Gliedern der christlichen Gemeinde kommt Paulus im Brief an die Philipper auf seine persönliche Lebenswende zu sprechen (Phil 3,2-11
3.3. Grundsätzliche Erörterungen
Die Torah als Weisung Gottes bleibt für Paulus Fokus seiner Erörterungen zur Rechtfertigung des Menschen vor Gott. Das Ziel bleibt die Nächstenliebe als die Zusammenfassung der gesamten Torah (Gal 5,14
4. Didaktische Überlegungen und Konkretionen
Die bibeldidaktische Beschäftigung mit der paulinischen Rechtfertigungstheologie steht im Spannungsfeld der Kompetenzorientierung (→ Kompetenzorientierter Religionsunterricht
„Schüler/innen sollen im RU […] entdecken, inwiefern Religiosität ihren Alltag und ihr Umfeld bestimmt. Anhand der Briefe des Paulus können sie dabei lernen, wie Situationen beschrieben werden, in denen existenzielle Fragen des Lebens auftreten. Was nämlich aus den frühchristlichen Gemeinden rund um das östliche Mittelmeer an den Apostel zurück gemeldet wird, ist von grundlegender Natur. Stets handelt es sich um fundamentale Fragen der Verquickung von Glauben und Leben, und es ist aufschlussreich, die Entscheidungssituationen des Paulus in ausgewählten gesellschaftlichen Handlungsfeldern als religiös relevant zu erkennen und zu erläutern und mit der eigenen Situation im Deutschland des 21. Jh. zu vergleichen“ (Jeska, 2011, 80).
Sosehr in den paulinischen Argumentationszusammenhängen →
Identität
4.1. Chancen und Hindernisse für einen Dialog zwischen Anhängern verschiedener Religionen kennen lernen
Arbeitet man mit Jugendlichen den konkreten konflikthaften Anlass der paulinischen Rechtfertigungstheologie heraus, wird sich zeigen, dass Paulus „aus einer Minderheitensituation heraus Position bezieht und seiner Vorstellung von Christentum Profil verleiht“. Nehmen Schülerinnen und Schüler diese „religiöse Profilierung“ wahr, kann ihnen diese Auseinandersetzung helfen, „Hindernisse und Chancen für einen Dialog zwischen Anhängern verschiedener Religionen kennen zu lernen“ (Jeska, 2011, 80).
Dies kann zum Thema „Abgrenzung und Identität“ geschehen (dazu und zum Folgenden Jeska, 2011, 81-83), was sich in der Lebenswelt von Schülerinnen und Schülern in „diffuse[n] Ängste[n] und Vorurteile[n] sowie eine[r] Sündenbockideologie“ gegenüber Muslimen zeigt, aber auch in „Abgrenzungsbestrebungen von muslimischen gegenüber nicht-muslimischen Jugendlichen“. Man könnte eine Anforderungssituation entwerfen, bei der in einer Unterrichtspause sich bedrängt fühlende muslimische Schüler Christen beschimpfen („Scheiß Christen!“) und man einen Streitschlichter beraten soll. Dieser Situation stellt man nun die schroffen Aussagen des Paulus gegenüber der Beschneidungstheologie aus
Phil 3,2-11
Als weitere Anforderungssituation, bei der sich die religiöse Bestimmtheit des Alltags zeigt, entwirft Jeska (2011, 83f.) eine Situation fehlender Rücksichtnahme auf muslimische Speisegebote in einer Schulmensa und ob beziehungsweise wie man dem Abhilfe schaffen könnte. Hier wäre die Essensproblematik in
1 Kor 8,1-11,1
4.2. Bedeutung und Wahrheit des eigenen und fremden Lebens erkunden
„Misst sich der Wert meines Lebens daran, ob ich aus gegebenem Startkapital etwas mache? An dem, was andere über mich sagen oder was ich mir selbst vorschreibe?“ Anhand solcher elementarer Fragen und mithilfe des Sprachbildes des „auf allen möglichen Gebieten“ vorgehaltenen Spiegels als „Medium von Rechtfertigung und Anklage“ kann „die Bedeutung und Wahrheit des fremden und eigenen Lebens erkunde[t]“ werden (dazu und zum Folgenden Müller, 2009, 158-161): „Kannst du mithalten? Bist du gut genug? Oder bist du zu dick, zu arm, zu alt, nicht erfolgreich genug?“ Diese Fragen können anhand gängiger TV-Formate (Doku-Soaps zu Körperbewusstsein u.a., Casting-Shows) kritisch reflektiert werden. Zum Umgang mit der Sehnsucht, beim Blick in den Spiegel das eigene ‚wahre Ich‘ angesichts eigenen Schuldigwerdens und Nicht-mehr-in-den-Spiegel-schauen-Könnens zu entdecken, schlägt Müller die Beschäftigung mit dem Lied „Mein Spiegel“ der Musikgruppe „3. Generation“ vor. Zur Vertiefung der Frage, ob der Spiegel die Offenbarung des ‚wahren Ich‘ vermag, ob „wir nur das [sind], was wir selbst von uns sehen“, oder „das, was andere in uns sehen“, oder „beides zugleich“, kann Bonhoeffers bekanntes Gedicht „Wer bin ich?“ herangezogen werden. Jugendliche werden dazu angeregt, für Bonhoeffers innere Zerrissenheit Lösungsvorschläge modernen Lifestyles zu erarbeiten und mit Bonhoeffers eigener Haltung – „Wer ich auch bin, Du kennst mich, Dein bin ich, o Gott“ – zu kontrastieren.
Einen guten didaktischen Anknüpfungspunkt für die Rechtfertigungstheologie bieten schließlich die gegenwärtigen Reformbestrebungen um die Mord- und Totschlagparagraphen des Strafgesetzbuchs (Paragraphen 211 und 212). In der seit 1941 bis heute gültigen Fassung werde, so in einem Antrag der Bundestagsfraktion der Grünen vom 16. Juni 2015, „Nazi-Denke“ sichtbar, nach der „der Täter nämlich nicht erst durch bestimmte Umstände zum Mörder [wurde], sondern [...] bereits als solcher geboren worden [war] und […] nun durch die Tat sein wahres Gesicht [offenbarte] (‚Mörder ist, wer …‘)“ (Ströbele/KeulKünast/Amtsberg/Beck/Mihalic/Mutlu/Notz/Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, 2015, 2). Diese Problematik und die damit verbundene, verbreitete Unterteilung von Menschen in „gute“ und „schlechte“ kann anschaulich gemacht und zugleich beunruhigend gestört werden durch eine Auseinandersetzung mit dem Film „Tod einer Polizistin“ (Geschonnek/Vattrodt, 2013; vgl. die Rezension von Zons, 2013). Der Film bietet einen vielfältigen Bezug auf das Wortfeld um Gerechtigkeit und Rechtfertigung, so dass Jugendliche hier die Thematik anhand mehrerer Dialogsequenzen erarbeiten können. Der Werdegang des einen Protagonisten, des Polizisten Theweleit, der selbst versehentlich schuldig wurde und alles daran setzt, diese seine Schuld dem brutalen Kleinkriminellen Keller anzulasten – „Unter‘m Strich seid ihr alle gleich. Wertlos. Dreck. Abschaum. Und gute Menschen, wertvolle Menschen müssen wegen euch ins Gras beißen. Ich hätte dich vor fünfzehn Jahren erschießen müssen. Ja, dann wär‘ nicht so viel passiert“ – und ihn am Ende durch einen provozierten Suizid tatsächlich zum „Polizistenmörder“ zu machen und zugleich selbst die eigene Schuld zu sühnen, kann gut in Kontrast gesetzt werden zur Selbstdarstellung des Paulus aus
Gal 2
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Abbildungsverzeichnis
- Wertefeld in Anlehnung an Gennerich, 2010
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