Deutsche Bibelgesellschaft

Andere Schreibweise: Urija (Loccumer Richtlinien); Uriah

(erstellt: Januar 2006)

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1. Name

Uria 1

Der Name Urijahu (אוּרִיָּהוּ; ’ûrijjāhû) und seine Kurzform Uria (אוּרִיָּה; ’ûrijjāh) bedeuten „JHWH ist mein Licht“. Im Falle des Hethiters Uria könnte er auf hurritisch ewir „Herr“ zurückgehen und wäre dann erst im Laufe der Zeit hebraisiert und als „JHWH ist mein Licht“ verstanden worden.

2. Personen

2.1. Der Hethiter Uria

Uria war ein Hethiter im Heer → Davids und mit → Batseba verheiratet. Nach 2Sam 23,39 (vgl. 1Chr 11,41) gehörte er zu den „Helden Davids“.

Über diesen Hethiter Uria wird im Rahmen der → Thronfolgegeschichte in 2Sam 11 erzählt. Das Kapitel gehört zur David-Batseba-Episode (2Sam 11,2–12,25*), die durch den Ammoniterkriegsbericht (2Sam 10,1–11,1a; 2Sam 12,26-31) gerahmt ist. In 2Sam 11 wird geschildert, dass David vom Dach seines Palastes aus sieht, wie sich eine Frau badet. Er lässt Erkundigungen über sie einholen und erfährt, dass es sich um Batseba, die Frau Urias, handelt. Daraufhin holt er sie in den Palast und schläft mit ihr. Als Batseba schwanger wird, versucht er, das Kind ihrem Mann Uria, den er aus dem Heerlager vor Rabba kommen lässt, unterzuschieben. Dabei enthält die Erzählung in dreifacher Weise eine Steigerung:

(1) Zunächst fordert David Uria auf, nach Hause zu gehen, doch er legt sich bei seinen Kameraden vor dem Palast nieder. Auf Davids Nachfrage weist er darauf hin, dass die Soldaten und die Lade – das Zeichen der Präsenz JHWHs – auf offenem Feld lagern, weshalb er es ebenfalls vorziehe, im Freien zu schlafen (v8-11).

(2) Daraufhin greift David zu einer List und macht Uria zwei Tage später betrunken. Dennoch begibt er sich nicht in sein Haus (v13).

(3) Schließlich greift der König zum Mittel der Gewalt. In einem Brief beauftragt er seinen Feldherrn Joab, Uria an einer gefährlichen Stelle vor Rabba zu postieren und sich dann hinter ihm zurückzuziehen, damit er in der Schlacht fällt. Uria selbst ist Überbringer dieses Briefes. Tatsächlich kommt er in der Schlacht ums Leben (v14-17).

Nachdem die Trauerzeit Batsebas vorüber ist, nimmt David sie zur Frau. In 2Sam 12 sind mehrere Unheilsankündigungen des Propheten → Nathan gegen David überliefert, u.a. der Tod des im Ehebruch gezeugten Kindes. Mt 1,6 bewahrt die Erinnerung an den Ehebruch, in dem Batseba hier als „[Frau] des Uria“ erwähnt wird. Nachdem das Kind der Ankündigung entsprechend gestorben ist, wird Batseba ein weiteres Mal schwanger und bringt den späteren Thronfolger → Salomo zur Welt.

Die Erzählung beschreibt das dunkelste Kapitel von Davids Königtum. 2Sam 11 ist von dem Kontrast zwischen dem sich vorbildlich verhaltenden Soldaten Uria und dem nur auf seinen eigenen Vorteil bedachten König David geprägt. Während sich Uria durch Solidarität gegenüber seinen Kameraden auszeichnet (und seinen Standpunkt auch unerschrocken vor dem König vertritt; 2Sam 11,11), ist dieser nur auf die Durchsetzung seiner eigenen Interessen bedacht, die er über das Wohlergehen der ihm anvertrauten Untertanen stellt. Dabei fällt auf, dass es gerade ein Nichtisraelit ist, der dem König als Vorbild gegenüber gestellt wird. Davids Aufforderung an Joab in 2Sam 11,25a, sich den Tod seiner Männer nicht „missfallen“ zu lassen, steht im Gegensatz zu der theologischen Deutestelle 2Sam 11,27b, wonach die Tat Davids JHWH „missfiel“ (wörtl.: „in JHWHs Augen böse war“: 11,27b wird von manchen Exegeten als sekundär beurteilt, so Würthwein 1974; Veijola 1975).

2.2. Weitere Personen namens Uria

1) Ein Jerusalemer Priester namens Uria (8. Jh.) baute auf Anweisung von König → Ahas in Jerusalem einen Altar nach dem Vorbild eines Altars in Damaskus (2Kön 16,10f.15f; vgl. Jes 8,2).

2) Urijahu, Sohn des → Schemaja (7. Jh.), aus → Kirjat-Jearim hat zur Zeit Jojakims Jerusalem und Juda Unheil angekündigt. Auf Befehl des Königs wurde er aus Ägypten, wo er Zuflucht gesucht hatte, zurückgeholt und hingerichtet (Jer 26,20-23).

3) Uria, Sohn des Hakkoz (5. Jh.), war der Vater des Priesters Meremot, der auch am Bau der Jerusalemer Stadtmauer beteiligt war (Esr 8,33; Neh 3,4.21).

4) In Neh 8,4 wird ein Begleiter Esras mit Namen Uria erwähnt.

5) Epigraphisch ist der Name Uria mehrfach belegt, auf einer Grabinschrift von Chirbet el-Qōm (→ Chirbet el-Qōm [Chirbet el-Qom]), auf Ostraka aus Arad, Samaria und Jerusalem sowie auf einer Reihe von Siegeln.

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Biblisch-historisches Handwörterbuch, Göttingen 1962-1979
  • Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1991-2001

2. Weitere Literatur

  • Augustin, M., 1983, Die Inbesitznahme der schönen Frau aus der unterschiedlichen Sicht der Schwachen und der Mächtigen: ein kritischer Vergleich von Gen 12,10-20 und 2 Sam 11,2-27a, BZ 27, 145-154
  • Cody, A., 1979, Sin and its Sequel in the Story of David and Bathsheba, in: D. Durken (Hg.), Sin, Salvation and the Spirit, Collegeville (Minnesota), 115-126
  • Fischer, A., 1989, David und Batseba: ein literarkritischer und motivgeschichtlicher Beitrag zu II Sam 11, ZAW 101, 50-59
  • Fontaine, C.,1986, The Bearing of Wisdom on the Shape of 2 Samuel 11-12 and 1 Kings 3, JSOT 34, 61-77
  • Garsiel, M., 1993, The Story of David and Bathseba: a Different Approach, CBQ 55, 244-262
  • Noth, M., 1966, Die israelitischen Personennamen im Rahmen der gemeinsemitischen Namengebung (BWANT 46), Nachdruck Hildesheim
  • Rost, L., 1926, Die Überlieferung von der Thronnachfolge Davids (BWANT 42), Stuttgart; auch in: L. Rost, Das kleine Credo und andere Studien zum Alten Testament, Heidelberg 1965, 119-253
  • Seiler, S., 1998, Die Geschichte von der Thronfolge Davids (2 Sam 9–20; 1 Kön 1–2): Untersuchungen zur Literarkritik und Tendenz (BZAW 267), Berlin / New York
  • Stoebe, H.J., 1986, David und Uria: Überlegungen zur Überlieferung von 2 Sam 11, Bib. 67, 388-396
  • Stoebe, H.J., 1994, Das zweite Buch Samuelis (KAT 8,2), Gütersloh
  • Stolz, F., 1981, Das erste und zweite Buch Samuel (ZBK.AT 9), Zürich
  • Veijola, T., 1975, Die ewige Dynastie: David und die Entstehung seiner Dynastie nach der deuteronomistischen Darstellung (AASF B/193), Helsinki
  • Würthwein, E., 1974, Die Erzählung von der Thronfolge Davids – theologische oder politische Geschichtsschreibung? (ThSt[B] 115), Zürich; auch in: E. Würthwein, Studien zum Deuteronomistischen Geschichtswerk (BZAW 227), Berlin / New York, 1994, 29-79

Abbildungsverzeichnis

  • David überreicht Uria den Todesbrief (Govaert Flinck; 17. Jh.).

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