Eusebius von Caesarea (AT)
(ca. 260-340)
(erstellt: Oktober 2007)
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1. Person und Werk
Eusebius von Caesarea, Schüler oder Adoptivsohn des Origenesschülers und Märtyrers Pamphilus, wurde ca. 314 n. Chr. Bischof der aufstrebenden christlichen Gemeinde seiner damals noch mehrheitlich heidnischen Heimatstadt Caesarea an der Mittelmeerküste Palästinas. Seit Rabbi Abbahu (ca. 230) war Caesarea auch ein geistiges Zentrum des Judentums und wies einen starken samaritanischen Bevölkerungsanteil auf (→ Samaritaner
2. Jüdische Literatur bei Eusebius
Anhand von Verweisen und Zitaten lässt sich die Kenntnis oder Benutzung von ca. 37 Werken jüdischer Autoren im erhaltenen Schrifttum des Eusebius belegen. Es handelt sich neben der → Septuaginta
3. Schriften des Eusebius zum Alten Testament und Judentum
3.1. Exegetisches
Eusebius hat gemeinsam mit Pamphilus den LXX-Text der Hexapla des Origenes einer eigenen Rezension unterzogen und separat verbreitet.
Der Jesajakommentar (datiert meist zwischen 325/30 n. Chr.) lässt das Streben nach dem besten Text zum Zweck der rechten Sinnerfassung erkennen. Die Hinzuziehung von Hilfsdisziplinen wie z.B. Grammatik, Geographie und Etymologie, die Konsultation zeitgenössischer rabbinischer Gelehrter (z.B. bei Fragen zu Jerusalem oder Tempelkult) und die Methodik der Textinterpretation verraten die Gepflogenheiten des → Origenes
Hieronymus bezeugt einen Kommentar des Eusebius zu sämtlichen Psalmen (Briefe 112,20; Text Kirchenväter
Unter dem Namen des Eusebius existieren in den Katenen Scholien zum Oktateuch, → Hiob
3.2. Schriften zur Rolle des Judentums
Eusebius hat Grundzüge seiner theologischen Bewertung des Judentums von Origenes übernommen.
a) Wichtigste Quelle für die Erfassung der historischen Rolle des Judentums ist die apologetische Hauptschrift des Eusebius, das Doppelwerk Praeparatio evangelica (15 Bücher) / Demonstratio evangelica (20 Bücher, erhalten die ersten 10 und Fragmente von Buch 15; entstanden ca. 314/8; Praeparatio evangelica entsprechend früher). Die kritischen Aussagen zum Judentum in der Demonstratio evangelica sind unter der Voraussetzung der Würdigung der Qualitäten des Judentums in der Praeparatio evangelica zu sehen: Das jüdische Volk besitzt einen Vorrang vor den Griechen; die Beobachtung des mosaischen Gesetzes hat die Dominanz des Polytheismus verhindert und auf Christus vorbereitet.
Für Eusebius ist die Menschheitsgeschichte sichtbar gewordener Gotteswille. Ihr Verlauf ist ein im Christentum seiner Zeit kulminierender Fortschrittsprozess. Eusebius teilt die Menschheit in Hebräer, Heiden, Juden und Christen ein. „Hebräer“, die Nachfahren Hebers, sind die Protochristen in der jüdischen Geschichte bis in Eusebius’ Gegenwart. Der Begriff dient dazu, das Alter und die Kontinuität der jüdisch-christlichen Tradition zu wahren und das Christentum als Erbe des Alten Testaments zu legitimieren.
Eusebius kennt zur Beschreibung des Verhältnisses von Christentum und Judentum sowohl das Substitutionsmodell (das Christentum hat das Judentum abgelöst) als auch das Universalisierungsmodell (der Heilsbereich hat sich vom Judentum auf alle Völker ausgedehnt). Die Bestreitung einer heilsgeschichtlichen Zukunft der Juden für den Fall der bleibenden Ablehnung Christi ist jedoch nicht zuletzt apologetisch motiviert und in Korrespondenz zur jüdischen Bestreitung der Heilsmöglichkeit der Heiden zu sehen. Die Hoffnung auf die endzeitliche Bekehrung der Juden bleibt bestehen.
Der Untergang des ersten Tempels samt babylonischem Exil ist ebenso wie die Zerstörung des zweiten Tempels Gottes Strafe für die Abwendung vom idealen Hebräertum. Die Handhabung des Bestrafungsmotivs kann bei Eusebius jedoch wiederum nicht als rein antijudaistisch motiviert betrachtet werden. Es handelt sich um ein Interpretationsmuster, das ebenso auf heidnische Christenverfolger und sogar auf die Christen angewandt wird.
b) Eine Art Vorform des apologetischen Doppelwerkes ist die „Allgemeine elementare Einführung“ in 10 Büchern (zwischen 303 und 311). Nur Reste aus Buch 4 und die Bücher 6/9 sind erhalten. Sie heißen bei Eusebius „Auszüge von prophetischen Worten über Christus“ (peri Christou eklogai prophetikai) und sind eine Zusammenstellung von messianischen Weissagungen.
c) Eine spätere Kurzfassung der Hauptgedanken des apologetischen Doppelwerkes unter teilweise wörtlichen Übernahmen (Theophanie 5 = Demonstratio evangelica 3,3/7) bietet die „Theophanie“ (vollständig nur syrisch, griechisch nur Fragmente erhalten; entstanden nach 324).
d) Für die historischen Nachrichten im apologetischen Doppelwerk greift Eusebius auf seine sog. „Chronik“ („Chronologische Tafeln und Kurzfassung der mannigfaltigen Geschichte der Hellenen und Barbaren“) zurück (erste Fassung vor 303, Überarbeitung ca. 325). Zahlengerüst und Einteilung der Geschichte sollen zeigen, dass die jüdisch-christliche Tradition älter ist als alle anderen.
4. Eusebius und die Palästinakunde
Hauptquelle der Palästinakunde und eines der wichtigsten Dokumente für die biblische Archäologie, Geschichtswissenschaft und Kirchengeschichte ist Eusebius’ Verzeichnis biblischer Ortsnamen, das sog. „Onomastikon“. Es ist ein biblisch-geographisches Handwörterbuch und laut Vorrede der letzte Teil eines größeren biblisch-geographischen Werkes gewesen. Dieses umfasste eine Transkription der in der Bibel vorkommenden Völkernamen ins Griechische, eine an Josua angelehnte Beschreibung des alten Palästina mit den zwölf Stammesgebieten, einen Plan Jerusalems und des Tempels und schließlich das Onomastikon, das wohl schon im letzten Jahrzehnt des 3. Jh.s zusammengestellt wurde.
Das Onomastikon war wohl primär als exegetisches Hilfsmittel zu den griechischen Versionen des Alten Testaments gedacht, wurde aber bald auch von Palästinapilgern benutzt; Einflüsse in der Madabakarte (6. Jh.) sind nachweisbar. Das Onomastikon hat die historischen Bücher des Alten Testaments und teilweise die Evangelien ausgewertet. Verzeichnet sind Namen von Städten, Dörfern, Regionen, Landschaften, Bergen, Ebenen, Flüssen, Wüsten und Götzen in alphabetischer Ordnung mit kurzen Namenserklärungen, Identifizierungen der Lage bzw. Hinweisen auf Veränderungen seit biblischer Zeit. Doppelungen, interne Widersprüche und Eigenheiten der Einträge z.B. zu bestimmten biblischen Büchern scheinen auf eine unausgeglichene Redaktion unterschiedlichen, vielleicht von Schülern zusammengetragenen Materials hinzuweisen.
Als Arbeitsschritte auf dem Weg zur Abfassung des Werkes scheinen vorstellbar: Liste der Namen aus der LXX; Liste der Namen aus den anderen Übersetzungen; die Zusammenstellung anderer biblischer Angaben; die Hinzuziehung von Informationen zur Ortsidentifizierung; die Auswertung verschiedener Quellen zur Beschreibung der zeitgenössischen Situation; zuletzt könnte Eusebius die den Evangelien entnommenen Einträge vorgenommen haben. Der Wert des Onomastikons liegt schwerpunktmäßig in der Information über Palästina zur Zeit Eusebius’. Die Entfernungsangaben eignen sich nicht unmittelbar zur heutigen topographischen Identifizierung.
Literaturverzeichnis
1. Werke
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- Geerard, H. (Hg.), 1998, Supplementum, Turnhout.
- Keller, A., 1997, Translationes patristicae 1, Stuttgart (Übersetzung).
2. Sekundärliteratur
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- Dörrie, H., 1940, Zur Geschichte der Septuaginta im Jahrhundert Konstantins, ZNW 39, 57-110.
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- Ulrich, J., 1999, Euseb von Caesarea und die Juden, Berlin / New York.
- Winkelmann, F., 1991, Euseb von Kaisareia, Berlin.
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