Deutsche Bibelgesellschaft

Erstkommunion/Erstkommunionkatechese

Andere Schreibweise: first communion/first communion catechesis (engl.); catequesis primera/catequesis primera communion/catequesis familiar (span.)

(erstellt: Februar 2018)

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1. Erstkommunion als Initiationskatechese

Manche Gemeinden erleben, dass am Tag nach der Erstkommunion Eltern aus der Kirche austreten: „Jetzt haben wir ja das Fest noch mitgenommen, jetzt brauchen wir von der Kirche ja nichts mehr.“

Andere Gemeinden stellen sich nachhaltig motivierend auf die jungen Eltern und Kinder ein – mit großer positiver Resonanz: „Wir haben die Kirche endlich wieder als sinnvoll erlebt und sind mit Gott neu in Kontakt gekommen.“

Papst Franziskus schreibt in Amoris Laetitia Nr. 287:

„Von großer Hilfe ist die Familienkatechese als wirksame Methode, um die jungen Eltern auszubilden und ihnen ihre Sendung als Verkünder des Evangeliums in ihrer eigenen Familie bewusst zu machen.“

1.1. Begriffsklärung

Erstkommunionkatechese ist Initiationskatechese (→ Katechese/Katechetik): Es geht bei der Erstkommunion um die Initiation hinein in die Communio, in die Gemeinschaft der Christen im Kommunikationsprozess mit Jesus Christus (→ Jesus Christus, bibeldidaktisch, Grundschule; → Jesus Christus, bibeldidaktisch, Sekundarstufe) in der Eucharistiefeier.

Initiation ist der Prozess des gnadenhaften Hineingenommenwerdens und Hineingehens in die Gottesbeziehung in der sakramentalen Struktur der Kirche in Taufe, Eucharistie und Firmung (Initiationssakramente) – mit den Initiationsritualen der Eingliederung in die katholische Kirche als Gottesberührung (Theologische Grundlagen und Praxisbeispiele in Biesinger, 2018). Die Eucharistie ist auch, aber nicht nur Initiationssakrament. Taufe und Firmung werden nur einmal empfangen, Eucharistie kann lebenslang mitgefeiert werden. Der Begriff Erstkommunion ist für einen Erstkommunionritus gedacht (Fischer, 1996, 497).

Initiationskatechese erschließt und begleitet diesen Prozess als kirchlichen Bildungsprozess (→ Bildung, religiöse) und Verkündigungsdienst.

Katechese impliziert dabei eine doppelte → Hermeneutik: Es geht um die „Mitteilung des Wortes“ und die „Vollziehung des Wortes“ (nach Johann Baptist Hirscher; Biesinger, 1989, 61-76;115-127; Biesinger/Kießling, 2005, 222-228).

  • „Mitteilung des Wortes“: Die Bedingung der Möglichkeit für Erstkommunionkatechese ist Jesus von Nazareth, der durch sein Leben, sein Leiden (→ Passion und Auferstehung, bibeldidaktisch, Grundschule; → Passion und Auferstehung, bibeldidaktisch, Sekundarstufe) und seine Auferstehung (→ Auferstehung Jesu) als „Christus“ die Mitteilung Gottes (→ Gott) für die Menschheit geworden ist. Er hat mit seinen Jüngern Passah gefeiert und Brotbrechen und aus-dem-Kelch-Trinken im Abendmahlsaal als Verheißung und Gedächtnisauftrag an seine Jünger für alle Zukunft hinterlassen. Christen können und müssen also diese spezielle Kommunikation nicht erfinden – sie ist für sie Mitteilung und Verheißung als Gedächtnis und Auftrag. Die „unbedingte Liebe Gottes“ (Fuchs, 2015, 341-366; Fuchs, 2017, 13-24) ist schon da.
  • „Vollziehung des Wortes“: Diese Mitteilung des Wortes ermöglicht und lädt ein zu vergegenwärtigendem Selbstvollzug des Abendmahlgeschehens als Individuum und Gemeinde in der Eucharistiegemeinschaft: WORT und ANT-WORT.

Die heutige Regelung, dass schon Kinder (→ Kinder/Kindheit) im Alter von ungefähr sieben Jahren und nicht wie im 19. Jahrhundert mit 14 Jahren zur Erstkommunion gehen dürfen, war lange nicht selbstverständlich (Biemer, 1999, 272-273).

Religionspädagogisch (→ Religionspädagogik) geht es um „Eucharistie als Bildungsprozess“ (→ Bildung) und um die Frage: Kann man Eucharistie lernen und lehren – und wie?

Neue empirische Ergebnisse (→ Empirie) sind dafür hoch relevant.

2. Erstkommunion als Familienkatechese – Generationenverbindende Kommunionkatechese

2.1. Familienkatechese

Die Teilnahme der Kinder an der Kommunionkatechese wirkt sich bemerkenswerterweise auch auf die Religiosität der Eltern (→ Familie) aus. „Die Kommunionkatechese fördert somit das Vertrauen in die christlichen Kirchen“ (Forschungsgruppe Religion und Gesellschaft, 2015a, 168).

Was ist ausschlaggebend? „Ausschlaggebend für den Erfolg der Katechese ist weniger ein bestimmtes Konzept, als vielmehr die Religiosität und Werteorientierung der Eltern sowie die Häufigkeit und Dichte religiöser Kommunikation in der Familie. Religiöse Bildung in der Katechese bestätigt und fördert also das religiös-kulturelle Kapital in den Familien“ (Altmeyer/Hermann, 2014, 38).

Die Effekte einer familienorientierten Ausrichtung der Erstkommunionkatechese beziehen sich auf die Veränderungen christlich-religiöser Werte und das affektive Gottesbild der Kinder, wenn die Erstkommunionkatechese inhaltlich vorgeht und nicht nur formale Kontakte mit den Eltern pflegt (Altmeyer/Hermann, 2014, 31).

Familienorientierte Katechese wirkt sich auf die Eltern aus: „Je konsequenter dieses Konzept umgesetzt wird, desto größer wird die Bedeutung christlich-religiöser Werte – und dies unabhängig vom Niveau dieser Werte vor Beginn der Erstkommunionkatechese. […] Die Ergebnisse zeigen, dass eine familienorientierte Ausrichtung der Kommunionkatechese die Zielgaben besser erreicht als eine Konzeption ohne Einbeziehung der Eltern. Dabei spielt die Wertevermittlung eine entscheidende Rolle“ (Forschungsgruppe „Religion und Gesellschaft“, 2015a, 180f.).

Familienorientierte Erstkommunionkatechese ist im religionspädagogischen Diskurs seit Jahren ein wichtiges Thema. Jörn Peter Hauf hat dazu wichtige Forschungen vorgelegt (Hauf, 2004;Hauf, 2011, 464-475; Jakobs, 2010, 74-76; Forschungsgruppe „Religion und Gesellschaft“, 2015b, 117-127; Grom, 2000, 86-100). Matthias Scharer hat den ersten deutschsprachigen Beitrag zum Thema Familienkatechese in Lateinamerika verfasst (Scharer, 1990, 135-143; Scharer, 1991, 44f.).

„Erstkommunion als Familienkatechese“, basiert auf der lateinamerikanischen katechetischen Entwicklung „Catequesis Familiar“, die seit 1997 als Umsetzung des II. Vatikanum in der Erzdiözese Santiago de Chile entstand und u.a. in Peru, Bolivien, Ecuador und später in Deutschland, Österreich, Schweiz, Italien, China und Taiwan interkulturell differenziert und eigenständig realisiert wird.

Gemeindekatechese einerseits und Familienkatechese – im Sinne von → Familien als Subjekte der Glaubenskommunikation – anderseits sind stringent aufeinander bezogen (Hauf, 2004, 72-80).

Die folgende Abbildung beschreibt die Kommunikationsprozesse von familienorientierter Erstkommunionkatechese:

Erstkommunion 1

Von einer „problematischen Familiarisierierung der Eucharistie“ zu sprechen (Deutscher Katecheten-Verein, 2015, 58) – basiert auf einer falschen Rezeption dieses Ansatzes, der eben die Erstkommunionkatechese gerade nicht ausschließlich den Familien allein überlässt. Die Evaluierungsstudie der Deutschen Forschungsgemeinschaft hat nirgendwo Belege für den Verdacht eines „Familiarismus“ bei Eltern belegen können.

Das katechetische Leitungsteam – beauftragt von der → Gemeinde – hat die unersetzliche Aufgabe der „Begleitung der Begleiter“: Es geht um die erwachsenenkatechetische Begleitung der Eltern, die Begleitung der Gruppenleiterinnen und Gruppenleiter der Kindergruppen sowie um die Feier Eucharistie-mystagogischer Gottesdienste (→ Gottesdienst, katholisch) durch und in der Gemeinde.

Der Lernort Familie ist nicht Konkurrenz zur Gemeindekatechese, sondern „Kirche am Ort – Kirche an vielen Orten gestalten“ im Sinne von 1Petr 3,15 im Alltag der Menschen in Familien (Karrer, 2017, 15).

„Erstkommunion als Familienkatechese“ ist „Dimension der Gemeindekatechese“ (Biesinger/Gaus/Stroezel, 2013, 142-146; Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, 1997, 171; vergleiche zum Diskurs Gemeindekatechese Kaupp, 2016, 161-170), insofern es um getaufte und oft auch gefirmte Erwachsene geht, die ihre Kinder bei der Initiation als Eltern und als „Subjekte der Katechese“ (siehe oben Papst Franziskus, 2016, Nr. 287) hinein in die Eucharistiegemeinschaft begleiten.

Tzscheetzsch (1999, 294) macht auf die positive Wirkung auf bislang ausgegrenzte Familien in → Gemeinden aufmerksam.

2.2. Generationenverbindende Kommunionkatechese

Ehebrecht-Zumsande formuliert auf der Basis der Ergebnisse der Forschungsgruppe „Religion und Gesellschaft“, dass die Qualität der Beziehung und die zentrale Bedeutung der Eltern für Nachhaltigkeit der → Katechese noch mehr in den Fokus kommen sollten. Intergenerationelle Katechese ist eine Form von Familienkatechese, auch die Generation Großeltern gehört zur Familie (Ehebrecht-Zumsande, 2017; Schwab, 1995; Lutz, 2016, 193).

Geers verbindet „Generationenübergreifende Katechese“ mit „Familienkatechese“ (Geers, 2015, 81-96).

Ehebrecht-Zumsande hinterfragt die Selbstverständlichkeit einer Jahrgangskatechese und versteht Katechese als „Zeit-Raum mit Gott“ (Ehebrecht-Zumsande, 2017, 25f.; vergleiche dazu Boschki, 2016, 19-36).

2.3. Religiöse Elternkompetenz

Die Eltern werden familienkatechetisch in einer doppelten → Hermeneutik begleitet:

  • anlässlich der Erstkommunion des Kindes sich (neu oder vertieft) mit der eigenen Gotteskommunikation auseinanderzusetzen – oft zweifelnd, wieder neu anknüpfend nach Jahren der Distanz oder im Sinne der weiteren vertiefenden Selbstvergewisserung der eigenen Gotteserfahrungen.
  • religiöse Elternkompetenz im Blick auf die Glaubenskommunikation mit dem eigenen Kind in der Familie weiter zu entwickeln – egal von welcher Ausgangslage her.

Damit werden alle Eltern – selbstverständlich auch alleinerziehende, wiederverheiratete, geschiedene oder homosexuelle Eltern – angesprochen, ihr Kind auf dem Weg zur Erstkommunion im Familiengespräch mit dem eigenen Kind zu begleiten.

„Katechese in veränderter Zeit“ vermeidet zwar den Begriff „Familienkatechese“, formuliert aber das Anliegen der Elternkatechese (vergleiche weiter: Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, 2004, 29).

Elternkatechese im Kontext der Erstkommunion sollte flächendeckend kompetent realisiert werden. Jedes Jahr sind es in Deutschland ca. 300.000 Väter und Mütter – in welchen Familienkonstellationen auch immer –, die eine wichtige, aber oft übersehene Zielgruppe von Erwachsenenkatechese sind.

3. Empirische Ergebnisse zur Evaluierung derErstkommunionkatechese – Relevanz für die Praxis

In einem großen, qualitativen und quantitativen, empirischen Projekt (→ Empirie) der Forschungsgruppe „Religion und Gesellschaft“ mit Altmeyer, Biesinger, Boschki, Duda, Fiedler, Hermann, Hiller, Kießling, Mähr, Mette, Toms, Treibel und Wegel – gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) – wurde die Erstkommunionkatechese in Deutschland evaluiert (Forschungsgruppe „Religion und Gesellschaft“, 2015a).

Der Lehr- und Lernprozess Erstkommunionkatechese ist keineswegs beliebig:

Erfolgsfördernd ist, ob sich das Kommunionkind in der Gruppe wohlfühlt, ob es die erhaltenen Bücher und Arbeitsmaterialien als positiv beurteilt, ob die Gruppenleitung, diese „gut erklärt“ hat, ob sie „gerecht“, „freundlich“ und „hilfsbereit“ war (Forschungsgruppe „Religion und Gesellschaft“, 2013, 116f.).

Die Kriterien „Verständlichkeit der Inhalte“, „Erstkommunionkatechese macht Spaß“, „Vermittlung des Ablaufs des Gottesdienstes“, „interessante Gestaltung der Erstkommunionkatechese“, die aus Kindersicht erhoben wurden, wirkten sich ebenso erfolgsfördernd aus (Forschungsgruppe „Religion und Gesellschaft“, 2013, 120).

Weiter ist zu fragen, ob die Konzepte der Erstkommunionkatechese „eher auf Mädchen abgestimmt sind und von daher einer kritischen Durchsicht bedürfen“ (Treibel/Fiedler/Boschki, 2014, 69; Altmeyer/Hermann, 2014, 33) (→ Gender als Kategorie empirischer religionspädagogischer Forschung; → Geschlechtergerechtigkeit).

Kinder sind im Alter von acht bis zehn Jahren von ihren Eltern – in welcher Beziehungskonstellation auch immer – nicht abzuspalten. Eltern haben daher eine hohe Relevanz für das Gelingen der Erstkommunionkatechese:

Kinder, die unter inhaltlicher Beteiligung ihrer Eltern die Eucharistiekatechese erlebt haben, weisen signifikant höhere Religiositätswerte sowohl in der Messung nach der Erstkommunionsfeier als auch in der Nachhaltigkeitsmessung ein Jahr später auf (Forschungsgruppe „Religion und Gesellschaft“, 2015a, 17-181;214;319-329).

3.1. Kommunion verstehen

Religionspädagogisch ist es wichtig, Kommunikation und Inhalte auf einander zu beziehen. Es geht elementar um die zentralen Begriffe zur Eucharistie wie Leib Christi – Blut Christi, um die Partizipation an dem Mysterium von Leben, Tod und Auferweckung Jesu Christi (→ Passion und Auferstehung, bibeldidaktisch, Grundschule; → Passion und Auferstehung, bibeldidaktisch, Sekundarstufe).

Kinder sollen mit ihren Möglichkeiten an der Liturgie teilhaben lernen. Liturgie wird durch Partizipation an der Liturgie erschlossen. Man kann Eucharistie kognitiv verstehen – sie mystagogisch zu verstehen, ist aber eine komplexere Bildungsherausforderung.

Mette beschreibt die Ergebnisse dazu wie folgt: „Laut quantitativer Studie findet mit Blick auf die Bedeutung der Kommunion in der katholischen Population die Gemeinschaft mit Christus die größte Zustimmung“ (Mette, 2014, 48).

Norbert Mette weist im Blick auf die qualitativ geführten Interviews (→ Qualitative Sozialforschung in der Religionspädagogik) weiter darauf hin, dass „wenn im Gespräch die Rede auf das Thema ‚Kommunion‘ kommt, ein Großteil sowohl der Kinder als auch der Erwachsenen zu stammeln beginnt. Es fällt ihnen schwer – und sehr häufig wird das auch ausdrücklich gesagt –, die Bedeutung der Kommunion in Worte zu fassen“ (Mette, 2014, 48f.).

Hilberath (2014) beschreibt aus systematisch-theologischer Kompetenz überzeugend Basics für die Eucharistiekatechese.

Erstkommunionkatechese ist Kommunikation und Interaktion in der Qualität, dass die Bedeutung – „das ist mein Leib“ – verstehbar wird als „ich selbst mit meiner Botschaft und meiner Lebenshingabe am Kreuz und mit der Auferweckung aus dem Tod.“

3.2. Relevanz der verwendeten Lernmaterialien bei der Kommunionvorbereitung

50 % der Eltern und Kinder werden mit „eigenen Materialien der Pfarrgemeinde“ (Dieter Hermann, Universität Heidelberg) vorbereitet – diese haben jedoch keine signifikante Wirkung.

Die katechetischen Materialien sind nach Treibel, Fiedler und Boschki hochrelevant: „Kopierte Materialien sind von gestern – außerdem erinnern sie verdächtig an die Schule. […] Ein schön gestaltetes, kindgerechtes und lebensweltorientiertes Buch (möglichst in Verbindung mit einer professionell erstellten Website), in dem Kinder und ihre Bezugspersonen gerne einmal zu Hause blättern und im Idealfall darüber ins Gespräch kommen, ist Gold wert“ (Treibel/Fiedler/Boschki, 2014, 81).

Ob es im Verlauf der Kommunionvorbereitung zu einem Zuwachs in der Religiosität der Kinder kommt – so Mette und Hermann – hängt neben anderen Faktoren auch von den Materialien ab, die für die Arbeit mit den Kindern und den Eltern eingesetzt werden. Manche Materialien korrespondieren mit einer überdurchschnittlichen Steigerung der Religiosität, andere mit unterdurchschnittlichen Signifikanzen, bei anderen hingegen konnte keine Wirkung festgestellt werden.

„Die Studie zeigt also, dass die Wahl von Materialien für die Kommunionkatechese mit der religiösen Sozialisation von Kindern im Zusammenhang steht. Jede der Publikationen hat andere Schwerpunkte und Stärken. Das Werk von Gies „Komm, geh mit“ hat einen besonders starken Einfluss auf die Vermittlung religiösen Wissens. Die Publikationen von Biesinger u.a. wirken hingegen vor allem vertrauensstärkend – sowohl bei Kindern als auch bei Eltern. Es ist das einzige hier berücksichtigte Werk, das sowohl als Kinderbuch als auch in der Version für Erwachsene mit der religiösen Sozialisation von Kindern in Zusammenhang steht“ (Hermann/Mette, 2012, 369; Biesinger u.a., 2012a; Biesinger u.a., 2012b; Biesinger u.a., 2012c; Gies, 2002a; Gies, 2002b).

3.3. Zeitliche Gestaltung der Erstkommunionkatechese

Die Studie belegt, dass der Mittelwert für den Zeitaufwand der befragten Eltern für die Erstkommunionkatechese 23 Zeitstunden betrug (Forschungsgruppe „Religion und Gesellschaft“, 2015a ,151).

In diesem Zeitrahmen lassen sich als Beispiel etwa 16 Zeitstunden für die Kindergruppentreffen als auch ein monatliches Elterntreffen realisieren – oder in Familientagen kreativ zeitlich eben anders geordnet.

Man kann also keineswegs behaupten, dass es auf die Anzahl der Stunden nicht ankomme; dies würde ja bedeuten, dass auch zwei oder drei Vorbereitungsstunden ausreichen könnten. Umgekehrt ist es nicht wichtig, den Zeitrahmen extrem auszudehnen.

Das Zeitbudget von 23 Stunden als quantitative Ansage ist allerdings insofern wenig aussagekräftig, weil vor allem Qualität der Kommunikation und die Einbindung der Eltern in die Vorbereitung signifikant relevant ist. Zu Recht weist Reinhold Boschki in seinem Beitrag „Zeit-Raum mit Gott“ (Boschki, 2016, 19-36) auf die Bedeutung von Zeit für die Beziehung zu und mit Gott hin. Dies ist in der Eucharistiekatechese konkret und alltagstauglich zu thematisieren.

Familientage – auch als Großveranstaltungen mit dem Bischof – , bei denen Kinder und ihre Familien zum gemeinsamen Glaubensgespräch und Liturgie angeleitet werden – monatlich ein Elterntreffen an Abenden für den ganzen Seelsorgeraum, Familiengottesdienste an Sonntagen – finden bei entsprechender Gestaltung große Resonanz. Die Zielgruppe sind über die Leiterinnen und Leiter der Kindergruppen hinaus alle Familien. Sie werden zur Gotteskommunikation, zum Familiengespräch zuhause angeleitet. Grundlage dafür kann das Familienbuch sein (Biesinger u.a., 2012a; Biesinger, 2016).

Man kann alle Eltern zusammen – gerade auch in großen Seelsorgeräumen – zu einem einzigen Elterntreffen im Monat einladen. Wenn Eltern zu Subjekten der Gotteskommunikation auf dem Weg zur Erstkommunion werden, hat dies in der Regel auch Folgen für die Gemeindeentwicklung.

3.4. Interkulturelle und interreligiöse Dringlichkeiten

Scheidler weist katechetisch auf die psychologischen und kulturanthropologischen Aspekte der Interaktion zwischen Menschen unterschiedlicher kultureller Prägung hin. Dies ist auch für die Erstkommunionkatechese hoch relevant (Scheidler, 2002).

Im Familienbuch (Biesinger u.a., 2012a, 60-63;68f.;88f.;108f.;128f.) werden die interreligiösen (→ Interreligiöses Lernen; → Interreligiöses Lernen, Förderschule) Herausforderungen von Kindern und ihren Familien auf dem Weg zur Erstkommunion in Schaubildern und Dialogen mit einem muslimischen Kind bereits thematisiert, die Wege zu Gott auch interreligiös im Blick auf Judentum (→ Judentum als Thema christlich verantworteter Bildung) und Islam (→ Islam als Thema christlich verantworteter Bildung) erschlossen.

3.5. Perspektiven für eine innovative und erfolgreiche Erstkommunionkatechese

Die Online-Befragung des Lehrstuhls Religionspädagogik der Universität Mainz durch Stefan Altmeyer gibt wichtige Perspektiven zur Zukunft der → Katechese. In der folgenden Abbildung geben die Mittelwerte der Antworten einen ersten Eindruck von den Idealvorstellungen einer Katechese im Jahre 2025. Befragt wurden haupt- oder ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, für wie wichtig sie die jeweiligen Aspekte halten. Die fünfstufige Skala zur Bewertung reichte von 1 = „völlig unwichtig“) bis 5 = „sehr wichtig“ (Altmeyer, 2016):

Erstkommunion 2

Treibel, Fiedler und Boschki fordern, auf Alltags- und Lebensweltnähe, auf → Inklusion zu achten und die Gleichaltrigen ernsthaft einzubeziehen – die Bedeutung der Peers sehr ernst zu nehmen. Weiter muss die Erstkommunion mehr auf die Jungen eingehen. Die Nachhaltigkeit der Katechese wird durch spezielle Projekte wie Jugendgottesdienste, Gruppenstunden, Zeltlager und weitere jugendgemäße Angebote (→ Jugendarbeit, katholisch), zu denen persönlich eingeladen wird, unterstützt (Treibel/Fiedler/Boschki, 2014, 81f.).

Weiter plädieren sie, „eine differenzierte Katechese, eine differenzierte Familienorientierung sowie die Familienkommunikation zu fördern“ (Treibel/Fiedler/Boschki, 2014, 76f.). Die Einbeziehung und Information der Eltern „ist geradezu ein entscheidender Faktor, der die Vorbereitung und Durchführung der Erstkommunion prägt und eminente Wirkung auf den Erfolg der Katechese hat“ (Treibel/Fiedler/Boschki, 2014, 69f.).

Außerdem fordern sie eine bessere Ausbildung der Katechetinnen und Katecheten sowie auf die Materialien zu achten analog zur Professionalisierung im Bereich des Religionsunterrichts (→ Religionsunterricht, katholisch) (Treibel/Fiedler/Boschki, 2014, 80f.).

4. Fazit – praktische Konsequenzen

Wichtig ist es:

  • eine basisnahe, alltagstaugliche Kommunionkatechese gemeinsam mit Eltern, Kindern und Gemeinde zu entwickeln.
  • alle Generationen dabei zu integrieren, besonders die Glaubens-kommunikation in der eigenen Familie zu fördern.
  • die zeitliche Gestaltung an den Lebensrhythmus der Familien vor Ort anzupassen – und „aus der eiligen Zeit eine heilige Zeit“ (Claudia Frauenlob) zu machen (Familientage, Sonntagvormittag, Elterntreffen während der Woche, Großveranstaltungen mit Bischof u.a.).
  • für eine „familienorientierte Kommunionkatechese“ dafür förderliche, ästhetisch ansprechende und didaktisch evaluierte Materialien (Familienbuch – Biesinger u.a., 2012a – oder ähnliches) einzusetzen. Dass 50 % der Eltern und Kinder mit „eigenen Materialien der Pfarrgemeinde“ begleitet werden und diese ohne signifikante Wirkung sind, ist dringend zu verändern.
  • die Aus- und Weiterbildung der Haupt- und Ehrenamtlichen in der Erstkommunionkatechese zu verbessern.
  • die Frage nach Standards der Kommunionkatechese sich im Blick auf erfolgsfördernde Kriterien neu zu stellen.

Darüber hinaus provozieren die nachdenklich machenden Langzeitergebnisse weitere Forschungen für die Theorie und Praxis der Kommunionkatechese.

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Abbildungsverzeichnis

  • Strukturschema Familienkatechese Aus: Biesinger, Albert/Bendel, Herbert/Berger, Barbara/Biesinger, David/Hauf, Jörn, Gott mit neuen Augen sehen. Wege zur Erstkommunion. Familienbuch, München 2012a, 19
  • Ergebnisse Idealvorstellungen einer Katechese im Jahr 2025 (Altmeyer, 2016, Online-Umfrage „Visionen einer Katechese 2025“) Aus: Homepage Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Katholisch-theologische Fakultät, Lehrstuhl Religionspädagogik, Prof. Dr. Stefan Altmeyer. Online unter: http://www.relpaed.kath.theologie.uni-mainz.de/189.php, abgerufen am 26.06.2017

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