Immanuel
(erstellt: Mai 2009; letzte Änderung: Februar 2012)
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Mit der Ankündigung der Geburt Jesu in Mt 1,23
1. Jes 7,10-17 in seinem literarischen Kontext
Erstmals erscheint der Name Immanuel innerhalb des Alten Testaments in einer Weissagung des Propheten Jesaja in Jes 7,10-17
Der Text Jes 7,10-17 weist Wachstumsspuren auf, so dass an zwei Stellen eine literarkritische Operation notwendig ist, um das Werden des Textes in seinen Einzelstadien beschreiben zu können. Jes 7,15
Ein zweiter redaktioneller Eingriff ist in Jes 7,17
Jesaja sagt König → Ahas
Eine vergleichbare Zusammenstellung von Gotteswort und Bestätigungszeichen findet sich in Ri 6,11-24
Entscheidend für den inneren Zusammenhang von Gotteswort und Bestätigungszeichen ist die gleichlautende Zeitangabe. In Jes 7,8
Mit der Namensgebung nimmt Jesaja eine Vorstellung auf, die auch in Am 5,14
Verbunden wird diese Zusage mit einer an → David
Ausgeweitet wurde das Gotteswort durch die Einfügung von Jes 7,15
Die Zusage, Gutes vom Schlechten trennen zu können, ist Teil der judäischen Königsideologie. Im Gebet → Salomos
Mit dieser Ergänzung wird das ursprüngliche Bestätigungszeichen zur Ansage der Geburt des Thronfolgers. Immanuel kann so mit Ahas’ Sohn → Hiskia
Mit der Betrachtung des textgeschichtlichen Wachstums von Jes 7,10-17
2. Jes 8,5-8 als Warnung vor den Assyrern
In dem aus dem 8. Jh. v. Chr. stammenden Prophetenspruch Jes 8,5-8
Der Name Immanuel wird in der den Spruch abschließenden Aussage im Vokativ verwendet. Dabei wird er personal verstanden, wie es das Suffix 2. Pers. Sg. m. des vorausgehenden ארצך ’arṣəkhā „dein Land“ zeigt. Das in Jes 7,16
3. Jes 8,9-10 als weiteres Immanuel-Wort
Ein drittes Mal erscheint der Name Immanuel in Jes 8,10
Das Völkerkampfmotiv zeichnet sich vor allem durch seine eschatologische Dimension aus und bezieht sich damit auf keine historische Situation. Innerhalb dieses Kampfes spielt die Person Immanuel eine entscheidende Rolle. Die in seinem Namen verbürgte Gegenwart Gottes führt dazu, dass die Völker den Kampf um Jerusalem nicht aufnehmen werden. Seine Anwesenheit schützt das Land.
Das mit dem Schutz verbundene Immanuel-Verständnis setzt die Erweiterung in Jes 7,15
4. Zur Einbindung der Immanuelweissagung in das Jesajabuch
Mit dem in Jes 8,9f
Das zur Ankündigung eines kommenden Herrschers ausgebaute Bestätigungszeichen in Jes 7,10-17
Ein weiterer Brückenschlag innerhalb des Jesajabuches findet sich zur Ankündigung der Erwählung des Kyros (→ Deuterojesaja
Die Ankündigung der Okkupation des Landes Juda durch die neuassyrischen Truppen nimmt Jes 9,7-20
Auch das in Jes 8,9-10
Jes 8,9f
Auch wenn sich der Name Immanuel innerhalb des Alten Testaments nur im Buch Jesaja findet, so bilden die jesajanischen Texte über den künftigen Friedensherrscher doch das Herzstück der alttestamentlichen Messiaserwartung. Dass Mt 1,23
5. Rezeption
5.1. Von der „jungen Frau“ zur Jungfrau
Die mit dem Namen Immanuel verbundene Vorstellung der Jungfrauengeburt, die bereits dem neutestamentlichen Loblied in Mt 1,23
5.2. Immanuel in Liturgie und Kirchenmusik
Die Immanuel-Weissagung wurde im Zusammenhang mit der Geburt Jesu von verschiedenen Komponisten aufgenommen. Als wörtliches Zitat findet sich Mt 1,23
5.3. „Immanuel – Gott mit uns“ in militärischem Kontext
Die Übersetzung des Namens Immanuel „Gott mit uns“ wurde seit dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) als Schlachtruf verwendet, und zwar zunächst von den schwedischen Truppen unter König Gustav II. Adolf. Im Laufe der Kriegshandlungen wurde er von den brandenburgischen Truppen übernommen (1656 in der Schlacht bei Warschau). Seit 1701 wurde er als Wahlspruch des preußischen Königshauses verwendet und im Jahr 1817 dem großen preußischen Staatswappen zugefügt. Wie eng die Vorstellung mit der göttlichen Legitimation des preußischen Königtums verbunden ist, zeigt auch die Inschrift „Gott mit uns“ auf dem Völkerschlachtdenkmal bei Leipzig (Völkerschlacht 1813). Dort ist sie über der Statue des Erzengels Michael eingraviert. Nach der Reichsgründung im Jahr 1871 wurde sie dann auch im größeren Wappen des Deutschen Kaisers aufgenommen. Ikonographisch schlug sich dies in der Ausgestaltung der sog. Kasten- oder Koppelschlösser nieder. Die erste Form findet sich mit dem 1847 entwickelten Kastenschloss als Gürtelschnalle. Der Wahlspruch ist neben preußischer Krone und Lorbeer zu sehen. Die Motivkombination veränderte sich mit dem Untergang des deutschen Kaiserreiches und der Einführung der Weimarer Republik. Seit Februar 1925 wurde das Koppelschloss wiederverwendet. Im Gegensatz zu den älteren preußischen Formen wurde das Motiv auf die neuen politischen Gegebenheiten angepasst, indem die preußische Königskrone durch den Reichsadler der Republik ersetzt wurde. Auch nach der Machtergreifung Hitlers im Jahr 1933 und der Überführung der Reichswehr in die Wehrmacht erhielt sich das Motiv auf den Koppelschlössern. Dabei wurden das Hakenkreuz in den Fängen des Adlers ergänzt und der Lorbeer durch einen Kranz aus Eichenlaub ersetzt. Reichsadler und Hakenkreuz wurden in der neu entstehenden Bundeswehr durch den Bundesadler ersetzt. Erst 1962 wurde die Inschrift „Gott mit uns“ durch „Einigkeit, Recht, Freiheit“ ersetzt. Auf Koppelschlössern deutscher Polizeiausrüstung findet sich der Spruch noch bis in die 70er Jahre.
5.4. Derzeitiger Namensgebrauch
Der Name Immanuel ist in dieser Form heutzutage nicht mehr geläufig. In seiner Ursprungsform wurde er ab der dem 16. Jh. n. Chr. in den vom Protestantismus geprägten Regionen verwendet. Der bekannteste Namensträger ist der deutsche Philosoph Immanuel Kant.
Zuvor war der Name vor allem auf der iberischen Halbinsel geläufig. Dabei unterlag er zunächst einer Lautverschiebung, so dass er im Spanischen und Portugiesischen Emmanuel lautet. In der Liste portugiesischer König finden sich zwei Vertreter, die diesen Namen tragen. Heutzutage wird vor allem die Kurzform Manuel oder Manoel verwendet. Am häufigsten tauchen die beiden Namensformen weiterhin in den Spanisch oder Portugiesisch sprachigen Regionen der Erde auf.
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