Isaak
Andere Schreibweise: Jitzchak (hebr.); Isaac (engl.)
(erstellt: März 2007)
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1. Der Name Isaak
Für den Namen Isaak, der etwa 115-mal im Alten Testament und 14-mal im Neuen Testament, inschriftlich jedoch nicht belegt ist, bietet das Hebräische zwei Schreibweisen: mit Sade יִצְחָק und selten mit Sin יִשְׂחָק (Jer 33,26
Die beiden biblischen Schreibungen leiten sich von den synonymen Wurzeln צחק / שׂחק „lachen“ ab. „Isaak“ ist ein alter Satzname mit Präfixkonjugation in vergangenheitlicher Funktion, bei der als Subjekt wohl „El“ ergänzt werden muss: „El hat gelacht bzw. gescherzt“ oder, wenn man die Wurzel kausativ deutet: „El hat (jmdn.) zum Lachen gebracht“. Beide Deutungen haben alttestamentliche Gewährstexte: Die kausative in Gen 21,6
2. Isaak im Alten Testament
2.1. Synchron
Alle etwa 130 Nennungen des Namens „Isaak“ in der Bibel beziehen sich auf die Isaakfigur der Genesis, die dort als der spät geborene, einzige Sohn → Abrahams
Isaak tritt zum ersten Mal auf in der Sohnes- und Bundesverheißung von Gen 17,19
Der Kern der Isaak-Erzählungen findet sich in Gen 26: Die erste Verheißungserzählung in Gen 26,1ff
Typisch für die Nennung Isaaks nach Gen 49,31
2.2. Diachron
Das Gerüst der Notizen über Isaak ist nahezu unbestritten priesterschriftlich (→ Priesterschrift
Schwieriger ist die Bestimmung der literarischen Zugehörigkeit der anderen Textkomplexe. Ganz offensichtlich gehört eine Reihe von Nennungen Isaaks in und außerhalb des Pentateuchs zu deuteronomistischen Texten. Das ist für das Auftauchen Isaaks in der Erzvätertrias in Dtn 1,8
Es wird aber auch ältere Isaakerzählungen gegeben haben. Dafür spricht schon die außerpentateuchische Erwähnung der „Höhen Isaaks“ bzw. des „Hauses Isaak“ in Am 7,9
Für die Einschätzung der ältesten Isaaktraditionen ist also zunächst Gen 26,1ff
Durchaus im Widerspruch zur geringeren Quantität der Isaakerzählungen steht die Zeichnung der Isaakfigur in Gen 26. Isaak agiert dort von gleich zu gleich mit dem Stadtherrn von Gerar, ganz anders als Abraham in Gen 20-21. Dazu im Widerspruch steht dann wieder die Zeichnung der Figur in Gen 27, wo Isaak als der schwache Spielball anderweitig bestimmender Personen, vor allem seiner Frau Rebekka, erscheint. Diese beiden Zeichnungen der Isaaksfigur stehen relativ unvermittelt nebeneinander, wobei es sich auch bei Gen 27 um einen älteren, sicher vorexilischen Text zu handeln scheint. Allerdings wird Gen 27 anders als Gen 26 auf Nordreichstraditionen, nicht auf Südreichstraditionen zurückgehen, damit hängen die Unterschiede in der Zeichnung der Isaak-Figur wohl ursächlich zusammen.
2.3. Die Opferung bzw. Akedah („Bindung“) Isaaks
Obwohl es vor allem Gen 26 ist, der einen selbständigen und starken Isaak bietet, hat die Isaakfigur wegen Gen 22,1-19
Die ältere überlieferungs- und quellenkritische Forschung sah in einem Kern von Gen 22 die uralte Ablösung des Menschenopfers durch ein Tieropfer legitimiert. Diese Theorie ist heute weitgehend aufgegeben. Gen 22 ist im Wesentlichen ein zu dichter literarischer Text und deshalb aus einem Guss, ausgenommen vielleicht die Verse Gen 22,15-18
Der Name des verheißenen Sohnes wird in der Aufnahme der Akedah im Koran (Sure 37,99-111; Text Koran
3. Isaak im Frühjudentum
Für die Rezeption der Isaak-Figur in der apokryph-deuterokanonischen wie auch der sonstigen zwischentestamentlichen Literatur des Frühjudentums ist einerseits die immer wieder auftauchende Trias der Erzväter charakteristisch (Jdt 8,26
4. Isaak im Neuen Testament
Neben den vierzehnmaligen und unselbständigen namentlichen Erwähnungen Isaaks im Neuen Testament sind einige neutestamentliche Passagen forschungsgeschichtlich mit der sich ggfs. anbahnenden frühjüdischen Akedah-Theologie in Verbindung gebracht worden. Ganz offenkundig will die Formulierung von Röm 8,32
Literaturverzeichnis
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Abbildungsverzeichnis
- Isaak und Rebekka (Rembrandt; 1668).
- Abraham und Isaak (Rembrandt; 1634).
- Isaak segnet Jakob (Govert Flinck; 1639).
- Bindung Isaaks (Fußbodenmosaik in der Synagoge von Bet Alfa; 6. Jh.).
- Opferung Isaaks (Gemälde von „Pater Apotheker“; 1710).
- Opferung Ismaels (anonyme Hinterglasmalerei aus Tunesien; 20. Jh.).
- Isaak und Christus unter der Last des Holzes (Biblia pauperum; Mittelalter).
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