Deutsche Bibelgesellschaft

Schnee (AT)

(erstellt: Mai 2024)

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1. Terminologie

Die hebräische Bezeichnung für Schnee ist שֶׁלֶג šœlœg, die griechische χιών chiōn.

2. Altes Testament

2.1. Lebenswelt

Schneefall ist ein in Palästina nur selten zu beobachtendes Phänomen, das, wenn es auftritt, gerne extra notiert wird (vgl. 2Sam 23,20), im Bergland zwischen November und März aber durchaus zu belegen ist (vgl. Dalman 1928, 231). Die Berghänge des → Libanon und der Hermon sind dagegen ständig von Schnee bedeckt (Jer 18,14 für den Libanon; 1Makk 13,22). Auch im winterlichen Zustand der Wadis (→ Fluss / Bach / Wadi) macht sich der Schnee bemerkbar, macht er sich doch „auf dem Wasser dahintreibend“ (Horst 1983, 108) von dannen (Hi 6,16). Schneefall konnte Gefahren für Tier und Mensch mit sich bringen, so dass man schützende Orte aufsuchte (Hi 37,6). Die Kälte des Schnees hielten Wollkleider ab (Spr 31,21; vgl. Spr 31,13). Der mit heldenhaften Zügen ausgestattete Kriegsführer → Benaja tötete an einem Schneetag einen in eine Zisterne / einen Brunnen gefallenen (?) Löwen (2Sam 23,20; vgl. Dalman 1928, 528), vielleicht hatte er dort aber auch einfach Schutz gesucht (vgl. Hi 37,6). Jedenfalls ließen sich die Spuren des → Löwen im Schnee sicherlich besonders gut verfolgen, so dass Benaja ihn gut aufspüren konnte.

2.2. Kühlung von Getränken

Spr 25,13 setzt voraus, dass man mit Schnee Getränke gekühlt hat, ist doch von der Erntezeit die Rede und damit zugleich eine warme / heiße Witterung vorausgesetzt, die den Menschen sehr zusetzen konnte (vgl. die Berichte von Hitzschlägen 2Kön 4,18-20; Jdt 8,2f.). Die Kühle des Schnees ist eine Labsal ebenso wie ein zuverlässiger Bote, der eine Wohltat für seinen Herrn darstellt. Allerdings wird solch eine kühlende Labsal den wohlhabenden und gehobenen Schichten im Lande vorbehalten gewesen sein, die es sich leisten konnten, diesen Kühlstoff aus weiter Entfernung von den Hochgebirgen her (vgl. Jer 18,14: Libanon!) zu beziehen. Möglich wurde dies dadurch, dass man den Schnee beim Transport mit Jute isolierte und dann in eigens vorgehaltenen Schneehöhlen lagerte.

2.3. Gottes Handeln in der Natur

Das Wirken Gottes in der Natur zeigt sich u.a. im Kommen (Ps 147,16) und Schmelzen des Schnees (Ps 147,18), den Gott u.a. als Instrument von Gericht und → Krieg in Vorratskammern bereithält (Hi 38,23; vgl. Witte 2021, 621), die dann zu gegebener Zeit geleert werden (Hi 38,22; vgl. Sir 43,17). Diesen „Leerungsvorgang“ setzt auch Hi 37,6 voraus. Hier spricht Gott zum Schnee: „Falle zur Erde.“ Mit anderen Schöpfungswerken, die der Mensch staunend erfährt, wird er darum auch zum Lob Gottes aufgefordert (Ps 148,8; Dan 3,70 = ZusDan 3,48). Genauso wenig wie der Schnee eine sommerliche Erscheinung ist, genauso wenig verbindet sich mit einem Selbstzufriedenen Ehre (Spr 26,1), also ein exponiertes Amt oder eine besondere Verantwortung.

2.4. Metaphorik

Von Textilien wird gesagt, sie seien weiß „wie Schnee“ (Dan 7,9), ebenso der von → Sünden befreite Mensch (Ps 51,9). Auch sonst versinnbildlicht Schnee in der Metaphorik Reinigung und Reinheit (vgl. Jes 1,18; Klgl 4,7; Hi 9,30). Schneefall kann auch eine Erscheinung in Zusammenhang mit der Theophanie (→ Epiphanie) sein (Ps 68,15). Der Unzuverlässigkeit des Volkes, das JHWH vergisst, stellt Jer 18,14 die „Zuverlässigkeit“ der Natur gegenüber, die sich u.a. am bleibenden Schnee im Libanongebirge zeigt. Die Wirksamkeit des lebensschaffenden Wortes Gottes (→ Wort Gottes [AT]) zeigt das Bild von Schnee und Regen, die (als Gabe Gottes) vom Himmel kommen und nicht dorthin zurückkehren, bevor sie nicht ihre befruchtenden Wirkungen auf der Erde entfaltet haben (Jes 55,10). Die Nichtigkeit der Hoffnung des Gottlosen verdeutlicht der Hinweis auf Schnee, der schnell vom Sturm hinweggefegt wird (Weish 5,14). Zu Weish 16,22Eis.

2.5. Aussatz

Nach Ex 4,6; Num 12,10; 2Kön 5,27 gleicht der Aussatz (→ Krankheit und Heilung [AT], 6.3.) wegen seines Aussehens Schnee. Vermutlich bezieht sich der Vergleich auf eine Hautanomalie, die schuppig-weiß aussieht.

3. Neues Testament

Kleider „weiß wie Schnee“ sind Zeichen für göttlichen Glanz und Reinheit im Zusammenhang mit einer Engelerscheinung (Mt 28,3) bzw. der Verklärung Jesu (Mk 9,3). Das Haupthaar, das weiß wie Schnee ist, kennt, bezogen auf den Menschensohn, Apk 1,14.

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Reallexikon der Assyriologie und vorderasiatischen Archäologie, Berlin 1928-2018
  • Biblisch-historisches Handwörterbuch, Göttingen 1962-1979
  • Lexikon der Ägyptologie, Wiesbaden 1975-1992
  • Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1991-2001
  • Exegetisches Wörterbuch zum Neuen Testament, 2. Aufl., Stuttgart u.a. 1992
  • Calwer Bibellexikon, 2. Aufl., Stuttgart 2006

2. Weitere Literatur

  • Dalman, G., 1928, Arbeit und Sitte in Palästina 1, Gütersloh
  • Horst, F., 1983, Hiob. 1. Teilband: Kapitel 1-19 (BK XVI/1), 4. Aufl., Neukirchen-Vluyn
  • Keel, O. u.a., 1984, Orte und Landschaften der Bibel, Band 1: Geographisch-geschichtliche Landeskunde, Göttingen
  • Lang, B., 1981, Vorläufer von Speiseeis in Bibel und Orient. Eine Untersuchung zu Spr 25,13, in: A. Caquot / M. Delcor (Hgg.), Mélange biblique et orientaux (FS H. Cazelles; AOAT 212), Neukirchen-Vluyn, 219-232
  • Witte, M., 2021, Das Buch Hiob (ATD 13), Göttingen

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