Makkabäer
(erstellt: Mai 2007)
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1. Name
„Makkabaeus“ (von hebr. maqqævæt „Hammer“) ist der Beiname des → Judas
2. Quellen
Die wichtigsten literarischen Quellen sind die deuterokanonischen → Makkabäerbücher
3. Der Makkabäeraufstand
Der Makkabäeraufstand richtete sich gegen die Religionspolitik der seleukidischen Könige sowie gegen jene jüdischen Kreise, die die Hellenisierung ihrer Kultur wünschten und ihnen deshalb zuarbeiteten.
3.1. Vorgeschichte des Makkabäeraufstands
Als die Provinz Syrien-Palästina nach einem Jahrhundert unter ptolemäischer Herrschaft ins Seleukidenreich einverleibt wurde, bemühte sich König Antiochus III. (223-187) zunächst erfolgreich um das Wohlwollen seiner neuen Untertanen: Er gewährte beachtliche Privilegien, darunter großzügige Steuererleichterungen, die helfen sollten, die Spuren der Verwüstung in Stadt und Land zu beseitigen und das Vertrauen in die neuen Machthaber zu fördern. Auch bestätigte er, einer Politik der Territorialeinheiten folgend, die ererbte Verfassung der Juden, die Gültigkeit ihrer Heiligen Bücher sowie die Herrschaft der Priester (Josephus, Antiquitates Judaicae 12:138-144). Dem proseleukidischen Hohenpriester Simon II. („der Gerechte“), Sohn → Onias II.
Als Antiochus III. aber in der Schlacht bei Magnesia in Lydien (190 v. Chr.) den mit den Ptolemäern verbündeten Römern unterlag und dabei seinen europäischen und einen großen Teil seines kleinasiatischen Landbesitzes, seine Kriegselefanten und sogar seine Flotte verlor, änderte er seine freundliche Haltung. Um die hohen, im Friedensvertrag von Apamea (188 v. Chr.) vereinbarten Reparationszahlungen leisten zu können, sah er sich gezwungen, Tempelschätze einzuziehen. In der Antike wurden in den Heiligtümern nämlich nicht nur wertvolle Kultgegenstände und tempeleigene Gelder aufbewahrt, sondern auch die Staatskasse. Tempel dienten häufig auch als Banken und Kreditinstitute und formten damit den Mittelpunkt des wirtschaftlichen Lebens einer Stadt oder Region. Während des Versuchs, einen Bel-Tempel bei Susa zu plündern, wurde Antiochus III. 187 v. Chr. von der aufgebrachten Bevölkerung getötet (Diodorus, Bibliotheca Historica 28:3; 29:15).
In Jerusalem bekleidete inzwischen → Onias III.
Nach der Ermordung Seleukus’ IV. durch Heliodor kehrte dessen jüngerer Bruder → Antiochus IV. Epiphanes
Schließlich wurde auch die mit Antiochus III. vereinbarte Verfassung durch eine hellenistische ersetzt, die einerseits die Bedeutung der Tora einschränkte, andererseits dem Hohenpriester Jason Vollmachten hinsichtlich der Verleihung bürgerlicher Rechte einräumte (Josephus, Antiquitates Judaicae 12:240ff; vgl. 2Makk 4,11
Im Jahr 171 v. Chr. bestach → Menelaus
Im Jahr 170 v. Chr. zog Antiochus IV. gegen Ägypten. Als das Gerücht entstand, der König sei gefallen, kam Jason mit ca. 1000 Mann nach Jerusalem, um in der vermeintlichen Gunst der Stunde das Hohepriesteramt wieder an sich zu reißen. Dabei kam es zu einem Blutbad unter der Bevölkerung, das mit seiner erneuten Flucht endete. Kurze Zeit später erschien Antiochus IV., der geschlagen, aber keineswegs gefallen war, von Ägypten her nach Jerusalem, um den Tempelschatz einschließlich der Menora und anderer Tempelgeräte zu konfiszieren. Diesen brauchte er, um die Verluste durch den gerade verlorenen Feldzug auszugleichen. Dabei drang er gewaltsam in das Allerheiligste ein und löste damit unter den Juden Empörung und Aufruhr aus (1Makk 1,17-25
Im Frühjahr 167 v. Chr. schickte der König seinen Feldherrn Apollonius mit dem Auftrag die Stadtmauern niederzureißen und auf dem Südosthügel eine befestigte Militärsiedlung, die Akra, zu errichten. Dort lebten von nun an die antiochenischen Beamten und Kaufleute sowie zahlreiche, dem seleukidischen König ergebene, hellenistisch orientierte Juden. Jerusalem wurde zur hellenistischen Militärkolonie ausgebaut (1Makk 1,30-40
Die Verordnungen richteten sich nicht in erster Linie gegen das Judentum selbst, sondern gegen die typischen Besonderheiten, die seit der Exilszeit die Identität der Juden prägten. Nun sollten diese als lästig empfundenen Abgrenzungsstrategien aufgehoben und die jüdische Gemeinschaft gezwungen werden, sich dem Hellenismus zu öffnen (1Makk 1,41-43
3.2. Verlauf des Makkabäeraufstands
3.2.1. 1. Phase
Das Signal zum Aufstand gab der Priester → Mattatias
Nach dem Tod des Vaters 166 v. Chr. übernahm der charismatische → Judas Makkabäus
Die Siege des Judas verunsicherten die umliegenden Länder derart, dass es dort zu antijüdischen Ausschreitungen kam. Durch diese veranlasst unternahm Judas erfolgreiche Rachezüge nach Idumäa sowie in die Gebiete der halbnomadischen Beoniter und der Ammoniter (1Makk 5,1-9
Als Antiochus IV. während eines Feldzuges nach Persien zu Tode kam, beschloss Judas die Gelegenheit zu nutzen und die seleukidische Garnison in der Akra zu belagern. Doch Lysias, der die Regentschaft für den minderjährigen Antiochus V. Eupator übernommen hatte, zog mit einem mächtigen Heer und Kriegselefanten herbei und schlug die makkabäische Streitmacht bei Bet-Sacharja. Eleasar Awaran, ein Bruder des Judas, fiel in der Schlacht. Judas und seine Männer zogen sich nach Jerusalem zurück. Lysias folgte ihnen und begann seinerseits mit der Belagerung Jerusalems. Streitigkeiten um die seleukidische Thronfolge zwangen den General aber bald nach Antiochien zurückzukehren. Dem jungen König empfahl er, mit den Juden Frieden zu schließen und die Religionsfreiheit wiederherzustellen. Judas akzeptierte das Friedensangebot (1Makk 6,17-63
3.2.2. 2. Phase
Doch der Thronfolgekampf der Seleukiden bot den Makkabäern gute Chancen, ihre religiösen Interessen auch politisch stärker abzusichern. Nachdem die Machtforderungen eines gewissen Philippus, eines Getreuen Antiochus’ IV., abgewehrt waren, erhob Demetrius I., der als Geisel in Rom lebende Sohn Seleukus’ IV., seinen rechtmäßigen Anspruch auf den syrischen Thron. Die Truppen liefen zu ihm über, als er in der phönizischen Hafenstadt Tripolis eintraf. Lysias und Antiochus wurden gefangen genommen und ermordet (1Makk 7,1-4
Auch der Hohepriester → Menelaus
Doch bald danach, wahrscheinlich Ende 161 v. Chr., wurde der Kampf erneut aufgenommen: Aus der ersten Schlacht gegen das Söldnerheer des Seleukidenfürsten Nikanor, die in der Gegend um Adasa stattfand, ging Judas als Sieger hervor (1Makk 7,26-50
3.2.3. 3. Phase
→ Jonatan
Als Alkimus starb und kein Nachfolger für ihn nominiert wurde, gelang es Jonatan, mit Bakchides eine Art Duldung auszuhandeln. Er hielt sich nun vorwiegend in der ländlichen Umgebung Jerusalems auf und nahm von → Michmas
Aber auch der inzwischen an die Macht gelangte Alexander Balas bemühte sich, Jonatan durch politische Zugeständnisse für sich einzunehmen. Er verlieh ihm, der ja kein → Zadokide
Als im Jahr 147 Demetrius II., der Sohn Demetrius’ I., auf der Bühne erschien, hielt Jonatan zunächst Alexander Balas die Treue (1Makk 10,67-89
Nach dem Tod Alexanders erhob im Jahr 145 v. Chr. dessen General Tryphon für den minderjährigen Sohn des gestürzten Königs, Antiochus VI. Epiphanes Dionysos, Ansprüche auf den Seleukidenthron (1Makk 11,39-40
Unter Jonatan trat der religiöse Aspekt des Kampfes in den Hintergrund; nun galt es, die nationale Freiheit zu erreichen. Zäh, charismatisch, militärisch und diplomatisch geschickt gelang es ihm, zahlreiche Anhänger auf seine Seite zu ziehen. Als er das Hohepriesteramt annahm, kam es aber zu Spaltungen innerhalb der Aufstandsbewegung, die nicht mehr behoben werden konnten: Die → Hasidäer
3.2.4. 4. Phase
Nach dem Tod Jonatans im Jahr 145 v. Chr. übernahm dessen älterer Bruder → Simon
Die Leistung der Makkabäer, insbesondere aber Simons Stellung als politischer, militärischer und geistlicher Führer, wurde auf einer Versammlung, die sich aus den Priestern und den offiziellen Vertretern des Volkes zusammensetzte, ausdrücklich anerkannt. Als Dank wurde ihm das Hohepriesteramt als Erbrecht zuerkannt, allerdings nur „bis zur Ankunft des wahren Propheten“ (1Makk 14,25-49
Simon sowie seine Söhne Mattatias und Judas wurden während eines Banketts auf der Burg Dok bei Jericho von dem machthungrigen Provinzgouverneur Ptolemäus, der mit einer Tochter Simons verheiratet war, ermordet. Der dritte Sohn Johannes (Johannes Hyrkan I.), der Oberbefehlshaber der Streitkräfte war und in der Stadt → Geser
Literaturverzeichnis
1. Lexikonartikel
- Paulys Real-Encyclopädie der classischen Alterthumswissenschaft, Stuttgart 1894-1972
- Die Religion in Geschichte und Gegenwart, 3. Aufl., Tübingen 1957-1965
- Biblisch-historisches Handwörterbuch, Göttingen 1962-1979
- Der Kleine Pauly, Stuttgart 1964-1975 (Taschenbuchausgabe, München 1979)
- Encyclopaedia Judaica, Jerusalem 1971-1996
- Theologische Realenzyklopädie, Berlin / New York 1977-2004
- Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1991-2001
- The Anchor Bible Dictionary, New York 1992
- Lexikon für Theologie und Kirche, 3. Aufl., Freiburg i.Br. 1993-2001
- Der Neue Pauly, Stuttgart / Weimar 1996-2003
- Dictionary of Judaism in the Biblical Period. 450 B.C.E. to 600 C.E., New York 1996
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2. Textsynopse
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3. Weitere Literatur
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- Stern, M., 1978, Die Zeit des Zweiten Tempels, in: H.H. Ben-Sasson, Geschichte des jüdischen Volkes, München, 249-268.
Abbildungsverzeichnis
- Stammbaum der Makkabäer und Hasmonäer. © public domain (angefertigt von Klaus Koenen)
- Münze mit Antiochus IV. und dem Bild des Zeus Olympios: ΒΑΣΙΛΕΩΣ ΑΝΤΙΟΧΟΥ ΘΕΟΥ ΕΠΙΦΑΝΟΥΣ ΝΙΚΗΦΟΡΟΥ „König Antiochus, Erscheinung Gottes, Siegesträger“. Aus: Wikimedia Commons; © public domain; Zugriff 5.5.2007
- Karte: Palästina im 2. Jh. v. Chr. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
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