Salomo
Andere Schreibweise: Salomon; Solomon
(erstellt: Dezember 2017)
Permanenter Link zum Artikel: https://bibelwissenschaft.de/stichwort/25919/
Mit dem Namen Salomo wird in der Bibel der dritte König über Israel und Juda nach → Saul
1. Name
Der Name Salomo (שְׁלֹמֹה šəlomoh) erfährt verschiedene Interpretationen. Deutlich ist die klangliche und lexikalische Nähe zu שָׁלוֹם šālôm / שָׁלֹם šālom „Ganzheit / Frieden“ (→ Friede
2. Historische Grundinformation
2.1. Israel im 10. Jh. v. Chr.
Aussagen zum historischen Hintergrund der Figur Salomo fallen seit längerer Zeit schwer (→ Eisenzeit II
Ohne jeden Zweifel spiegeln die Texte in 1Könige (→ Königebücher
2.2. Der historische Salomo?
Es gibt einige Aussagen und Motive im biblischen Text, die immer wieder als historisch verwertbare Quellen ins Spiel gebracht werden. Dazu gehören zunächst die nicht-konventionelle Beziehung seiner Eltern, die mit einem Ehebruch beginnt, und die konfliktbeladene, zu Salomos Gunsten entschiedene → Thronnachfolge
3. Salomo in den Samuel- und Königebüchern
3.1. Die Vorgeschichte
Salomo wird in 2Sam 7
Davids Kraftlosigkeit ist Anlass für seinen vierten Sohn → Adonija
3.2. Salomo ist König (1Kön 3-11)
3.2.1. Der Start
Politisch-strategisch mag seine Position nach 1Kön 2 gefestigt sein, in 1Kön 3 wird erzählt, wie sich Salomo die Gunst seines Volkes („ganz Israel“, 1Kön 3,28
Im Traum wird Salomo von Gott auf die Probe gestellt: Er bekommt einen Wunsch freigestellt. Salomo eröffnet seine Antwort mit einem Bekenntnis und wünscht sich schließlich das berühmte hörende Herz, um das Gottesvolk zu richten und zu regieren (1Kön 3,9
Es folgt unmittelbar der wohl bekannteste Abschnitt aus 1Kön 3-11: Zwei Frauen kommen zu Salomo und streiten um das eine lebendige Kind. Zu welcher Frau gehört es, wessen Neugeborenes ist tot? Der König spricht ein erstes Urteil, demzufolge die Zerteilung des Kindes in der Summe den Tod beider Kinder bedeuten würde. Von der Intervention der leiblichen Mutter des lebenden Kindes (die von der Erzählstimme für die Lesenden als solche gekennzeichnet wird) lässt er sich korrigieren und spricht das Kind „seiner Mutter“ zu. Mit dem König steht die Leserschaft zunächst vor einem Rätsel. Mit dem Volk kann sie am Ende Salomos Regierungsfähigkeit, die sich in diesem Fall exemplarisch zeigt, bewundernd anerkennen (1Kön 3,28
3.2.2. Die Herrschaft gedeiht
Nach der Beseitigung möglicher Gegner und dem Erweis der richterlichen Regierungsfähigkeit erzählt 1Kön 4 von Salomo als geschicktem Organisator seines Reiches. Er etabliert eine Verwaltungsstruktur, die einen Eindruck von der Reichsorganisation geben soll. Gegenüber den Listen aus der Regierungszeit seines Vaters David (2Sam 8,16-18
Das Salomobild in 1Kön 5,1-14
Den größten Raum nimmt im Text der Tempelbau ein (→ Tempel
Unter den Auflistungen seiner weiteren Bautätigkeiten, dem Ausbau von Städten und der Auflistung seiner Reichtümer (1Kön 9,10-10,29
1Kön 11
3.3. Der Nachspann (1Kön 12)
König Salomo ist in 1Kön 12
3.4. Eine Salomo-Komposition?
Der Textabschnitt 1Kön 1-11 (bzw. 1Kön 3-11) findet ein verbindendes Thema im Erzählen der Regierungszeit Salomos. Dieser Textkomplex ist grundlegend und prägend für den biblischen Salomo. In der exegetischen Literatur ist die Frage diskutiert worden, ob es sich dabei (in der vorliegenden Textgestalt) um eine planvolle Komposition handelt und, wenn ja, wie deren Abgrenzung und Struktur zu beschreiben sind. Ein Konsens in dieser Frage wurde nicht erreicht. Auch aufgrund der anzunehmenden vielschichtigen Entstehungsgeschichte der Texte ist es fraglich, auf welcher hermeneutischen Ebene eine übergeordnete Struktur angeordnet sein sollte. Das Beschreiben sich überlappender Gliederungen als „Formprinzip“ (Knauf 2016, 64) löst nicht alle Fragen, entspannt die Debatte aber deutlich. Davids Herrschaft endet in 1Kön 2,11
Deutlich im Zentrum stehen die Vorbereitung, der Bau und die Weihe des Tempels (1Kön 5,15-8,66
3.5. Salomobilder
Wenngleich die Regierungszeit Salomos als verbindendes Element der einzelnen Erzählungen ausgemacht werden kann, bleibt die Vielstimmigkeit der Erzählintentionen bemerkenswert. Es geht keineswegs nur um Salomo, Salomos Ruhm oder Salomos Scheitern. Die Erzählungen von Salomo in 1Kön sind eingebettet in einen größeren Erzählkomplex über das Werden des → Königtums
Salomo ist ein paradigmatischer König. Zunächst ist er ein König auf Probe, der sich diversen Gegnern, einer Prüfung per Traumoffenbarung und einer Prüfung seiner richterlichen Fähigkeiten stellen muss. Anschließend entsteht das Bild eines Königs, der sein Reich organisiert, für Wohlstand sorgt und sich durch den Tempelbau um den Staatskult sorgt. Bereits hier, am Anfang der davidischen Dynastie, treten aber auch die Schwächen des Königtums in der Figur Salomos offen zu Tage. Salomos Herz ist anderen Frauen und mit ihnen anderen Göttern zugeneigt (1Kön 11,1-14
Was weise ist, lässt sich paradigmatisch an Salomo lernen. Er weiß, wie mit Gegnern umzugehen ist, diese (zwielichtige) Weisheit (חָכְמָה ḥåkhmāh) wird ihm ausdrücklich von seinem Vater David bescheinigt (1Kön 2,6
Salomo ist der Nachfolger. Er folgt seinem Vater David auf den Thron und steht im biblischen Erzählverlauf für die erste geglückte Dynastiegründung in Israel. Die Dynastieverheißung in 2Sam 7,11b-16
3.6. Charakterisierung Salomos: Echte Verehrung? Ambivalenz? Ironie? Offene Kritik?
Die Pluralität der Salomobilder korrespondiert mit der schillernden, teils widersprüchlichen Charakterzeichnung des Königs. Ein häufig unternommener Versuch besteht darin, scheinbare Widersprüche in der Charakterisierung Salomos damit zu erklären, dass in den Texten in einem mehr oder weniger großen Ausmaß mit bewussten Ambivalenzen, bisweilen mit echter Ironie gearbeitet werde (vgl. etwa Brueggemann 2005; Duncker 2010). Einige maßlose Überzeichnungen der Salomofigur wären so besser verständlich. Zugleich wäre schon von 1Kön 1-11 aus besser verständlich, warum „Salomo“ später so divergente Züge annehmen kann. Schon in einigen biblischen Rezeptionen finden sich Texte, die wenigstens als deutlich ironieverdächtig gelten können (so etwa Hhld 3,7-11
3.7. Literaturgeschichtliche Einordnung
In seiner heutigen Gestalt ist 1Kön 1-11 Teil einer durchkomponierten Ouvertüre zu den → Königebüchern
Die stärkste Prägekraft hatte die deuteronomistische (dtr.) Redaktion (→ Deuteronomismus
Eigens zu diskutieren ist die Entstehung von 1Kön 1-2, einem Teil, der mitunter in die sogenannte → Thronfolgegeschichte
4. Salomo in späteren biblischen Schriften und Pseudepigraphen
4.1. Chronikbücher
Neben den Salomo-Erzählungen in 1Kön und der „Vorgeschichte“ in 2Sam 7,12
Literargeschichtlich betrachtet verwendet die Chronik die Samuel- und Königebücher als literarische Quelle. Dabei ist denkbar, dass die von der Chronik übernommenen Teile schon in den Königebüchern einer eigenständigen Quelle entstammen (vgl. Knauf 2016, 96). Die wesentlichen Parallelen bestehen zwischen 1Kön 2,12-11,43
Das Salomobild der Chronik ist deutlich glatter gezeichnet. Salomo ist durchweg ein idealisierter König, seine erfolgreiche Herrschaft drückt sich nicht zuletzt in seinem Reichtum aus. Negative Züge werden getilgt, die in den Königebüchern sichtbaren Ambivalenzen in der Charakterisierung Salomos haben in der Chronik keinen Platz. Ausdrücklich macht Salomo keine Israeliten zu → Sklaven
4.2. Weitere Bücher der Hebräischen Bibel
Salomo wird im Sprüchebuch durch drei Überschriften (Spr 1,1
Das Buch Kohelet wurde traditionell mit Salomo in Verbindung gebracht (→ Prediger
Der Bezug zu Salomo wird schon in der Überschrift zum Hohelied hergestellt: Das Folgende ist das „Lied der Lieder von / für Salomo“ (Hhld 1,1
Zwei Psalmen (Ps 72; Ps 127) werden in ihren Überschriften mit Salomo in Verbindung gebracht, vermutlich im Sinne einer Widmung, nicht einer Autorenangabe (→ Psalter
Salomo wird außer in den genannten Kontexten im Alten Testament noch einige Male erwähnt, in Listen (1Chr 3,5
4.3. Neues Testament
Sieben Mal findet Salomo Erwähnung in neutestamentlichen Schriften. Die ersten beiden Erwähnungen entfallen dabei auf den Stammbaum Jesu bei Matthäus, der die Genealogie Josefs über Salomo und Rehabeam laufen lässt (Mt 1,6-7
In den beiden synoptischen Parallelen Mt 6,29
Die differenzierteste Aufnahme der alttestamentlichen Tradition erfolgt in der Verteidigungsrede des → Stephanus
4.4. Weitere (antike) Schriften
Das deuterokanonische Buch Jesus Sirach zeichnet Salomos Biographie in wenigen Versen sehr kontrastreich: König in friedlichen Tagen, weise in der Jugend, entschlafen in Verzweiflung (→ Jesus Sirach
Die griechische Überlieferung kennt daneben noch die (deuterokanonische) Weisheit Salomos, in der es zunächst schlicht die Verbindung über das Weisheitsmotiv ist, die Salomo als (fiktiven) Autor und Gewährsmann erklärbar macht (→ Weisheit Salomos
Die 18 Psalmen Salomos, die vermutlich im 1. Jh. v. Chr. entstanden sind, bieten keine offensichtlichen historischen oder inhaltlichen Verbindungen zur Figur Salomo (→ Psalmen Salomos
Der weise, Lieder dichtende König Salomo dürfte auch der vorrangige Grund dafür sein, dass die 42 Oden Salomos (christliche Schrift, wohl 2. Jh. n. Chr.; → Oden Salomos
Das als Salomo-Rede gestaltete Testament Salomos (christliche Schrift, die vermutlich auf das 4. Jh. n. Chr. zurückgeht; → Pseudepigraphen
5. Zur weiteren Rezeptionsgeschichte
Wer ist Salomo? Schon der biblische Befund ist äußerst komplex, der kanonische Salomo ist kaum auffindbar. Vielmehr entwickelt die Salomofigur bereits innerbiblisch eine facettenreiche Wirkungsgeschichte, die sich nachbiblisch weiter verzweigt. Dabei bleiben die Anknüpfungspunkte an die Salomofigur divers. Der „Ring des Salomo“, ein Motiv aus dem „Testament Salomos“, kann nicht nur mit einigen Klicks in allerlei Ausführungen erworben werden und ist in esoterischen Kreisen bekannt, sondern ist auch ein beliebter Buchtitel (z.B. B. Goldstein, 2011; J. Stoud, ab 2010; V.B. Dröscher, 1997). Häufig genannt wird in diesem Zusammenhang auch das viel rezipierte Zauberbuch „Lemegeton Clavicula Salomonis“, das wohl aus dem 17. Jh. stammt und selbst bereits eine Reihe älterer Ritualtexte und christlicher Traditionen aufnimmt (vgl. Otto 2011, 501-502).
Mitunter sind es einzelne Motive der biblischen Salomobilder, die beinahe sprichwörtlich weiterwirken, so etwa das „salomonische Urteil“.
Salomo ist als Figur so eng mit dem Tempel als „seinem“ Bauwerk verbunden, dass sich daraus ein eigener Rezeptionszweig ergibt. Das liegt vermutlich auch daran, dass der Nachfolgebau für gewöhnlich unter der Bezeichnung „zweiter Tempel“ firmiert und nicht mit einer neuen Figur verbunden wird. Die Templer tragen ihn im Namen („Arme Ritterschaft Christi und des salomonischen Tempels zu Jerusalem“). In Freimaurerkreisen steht Salomos Tempel für den Tempel der Humanität und auch in wissenschaftlichen Publikationen ist der „salomonische Tempel“ als Begriff selbst dort präsent, wo seine Historizität bestritten wird.
5.1. Salomo in jüdischer Rezeption
Insgesamt ist die jüdische Rezeption diejenige, die die Ambivalenz des biblischen Salomo am ehesten in ihrer Breite abbildet.
Nur im Fragment bekannt ist der z.B. in den Stromateis des Clemens Alexandrinus zitierte (jüdisch-hellenistische) Historiker → Eupolemos
Auch → Josephus
Die wechselnde kanonische Reihenfolge der drei „salomonischen“ Bücher der Hebräischen Bibel (Sprüche, Hohelied, Prediger) ist in der rabbinischen Tradition Anlass zu Spekulationen geworden, in welchem Lebensalter Salomo welche Schrift verfasst haben könnte, wobei die verschiedenen Thesen mit jeweils unterschiedlichen Lesarten der Bücher zusammenhängen.
Salomos Verbindungen zu vielen Frauen werden differenziert betrachtet. Der Besuch der Königin von Saba wird vielfältig ausgeschmückt. Häufig wird die Königin zur Verführerin Salomos. Im Targum Scheni wird gar der babylonische König und Zerstörer des Salomo-Tempels, Nebukadnezar, zu einem Nachfahren aus dieser Verbindung. Die Königin entblößt am Hof ihr behaartes Bein und ihre Eselshufe und wird so als dämonisches Wesen sichtbar. Nie wird die Verehrung fremder Götter in Folge der Frauengeschichten gutgeheißen, aber Rabbi Yose führt zur Verteidigung an, dass Salomo die Frauen eigentlich zur Tora führen wollte (Jerusalemer Talmud, Traktat Sanhedrin 20c, 28-33; vgl. Kunz-Lübcke 2004, 262).
5.2. Salomo in christlicher Rezeption
Bei den Kirchenvätern wird die Ambivalenz des biblischen Salomo deutlich gesehen. Eine dezidiert christliche Rezeption ist die Sicht auf Salomo als „Typos Christi“, wobei Christus vor diesem Hintergrund als der wahre Friedenskönig, der Davidssohn schlechthin und die Weisheit in Person dargestellt werden kann (vgl. Reemts 2012, 105-111.169-170 mit Verweis u.a. auf Augustinus und Gregor von Nyssa). Später überwiegt das Bild von Salomo, dem weisen und gerechten Richter. Ausdruck dessen sind die zahlreichen Abbildungen des salomonischen Urteils in Gerichtsgebäuden oder Rathäusern.
Eine Sonderrolle nimmt die Salomo-Rezeption in Äthiopien ein. Sie nimmt ihren Ausgang bei der Erzählung des Besuchs der Königin von Saba bei Salomo. Historische Kontakte zum (jemenitischen) Saba erklären wohl das Interesse an diesem Besuch. Nach der äthiopischen Legende, wie sie ausführlich in der Schrift Kǝbrä Nägäst (14. Jh. n. Chr.) vorliegt, kehrt die Königin schwanger zurück, ihr Sohn Menelik entwendet seinem Vater nicht nur die (fortan in Äthiopien aufbewahrte) Bundeslade, sondern wird bleibend zum Anknüpfungspunkt für nationale und religiöse Identitätskonstruktionen (vgl. Knauf 2016, 310-312).
5.3. Salomo im Koran und in islamischen Traditionen
Der Salomo des Koran wird vor allem anderen zum Propheten, und so zum Vorläufer Mohammeds. In Sure 34,13 wird Salomo als Herr des Windes und der Dschinn beschrieben, welche er sich auch dienstbar machen kann. Zwar wird auch Salomos Weisheit und seine Urteilsfähigkeit erwähnt sowie seine Tätigkeit als Bauherr genannt, breiter aufgenommen und ausgestaltet wird aus dem biblischen Erzählstoff allerdings vor allem die Begegnung mit der Königin von Saba. Die Königin, die zunächst als Sonnenanbeterin dargestellt wurde, bekehrt sich im Rahmen ihres Besuches.
In islamischen Erzählungen wird Salomo zum Märchenkönig. Er findet Eingang in die bekannte Geschichtensammlung „Tausend und eine Nacht“, wo er sich mit Geistern und Dämonen auseinandersetzt und sich des magischen Siegels Salomos bedient.
5.4. Salomo in der Kunst
Die vielschichtige biblische Salomofigur mit ihren dramatischen biographischen Wendungen war immer wieder ein reizvoller „Stoff“ für künstlerische Rezeptionen.
5.4.1. Bildende Kunst (Klaus Koenen)
Darstellung Salomos verfolgen in der bildenden Kunst je nach Kontext sehr unterschiedliche Ziele. Im kirchlichen Raum kann Salomo im Rahmen mittelalterlicher allegorischer Auslegung für Christus stehen, wie er als Richter erscheinen und insofern auf das Endgericht verweisen. Der Besuch der Königin von Saba bei Salomo wurde allegorisch mit dem Besuch der Hl. Drei Könige bei Jesu Geburt in Verbindung gebracht (Abb. 5).
Machthaber können Gottesfurcht, Weisheit, Gerechtigkeit, Reichtum und Pracht Salomos darstellen, um sie im Rahmen der Propaganda auf sich zu beziehen. In Deutschland wie in Äthiopien wollten sich Kaiser in Salomos Reichtum und Weisheit sonnen und damit als neuen Salomo präsentieren.
Darstellungen Salomos, insbesondere des Salomonischen Urteils, haben auch im Kontext von Gerichts- und Regierungsgebäuden republikanischer Systeme ihren festen Ort. Hier propagieren sie nicht, dass Machthaber gerecht handeln, sondern sie mahnen Amtsinhaber, gerecht zu handeln. Damit dienen sie gerade nicht der Propaganda, sondern können ein kritisches Potenzial entfalten.
Im Kontext von Universitäten und Bibliotheken wird Salomo als Inbegriff von Weisheit dargestellt und zum Vorbild stilisiert. Der Betrachter wird damit gemahnt, ihm nachzueifern. Auch im Kontext von Tugenddarstellungen – mögen sich diese in Kirchen oder anderen öffentlichen Räumen befinden – wird Salomo dem Betrachter als Vorbild an Weisheit vor Augen geführt. Die Darstellung hat damit eine paränetische Funktion.
5.4.2. Musik
Von den musikalischen Annäherungen an die Salomo-Figur aus dem 17. und 18. Jh. ist das englischsprachige Oratorium „Solomon“ von Georg Friedrich Händel (1748, HWV 67) mit seiner eindrücklichen Komposition zur „Ankunft der Königin von Saba“ das bekannteste. Händels Coronation Anthem „Zadok the priest“ (1727, HWV 258) erzählt von der Krönung Salomos und wurde seit George II. zu den Krönungsfeiern englischer Monarchen gespielt. Tony Britten hat dieses Werk für seine UEFA-Champions-League-Hymne verarbeitet. In Ernest Blochs Rhapsodie Schelomo (1916) wird Salomo durch ein solistisches Cello verkörpert, das Orchester steht für dessen Umwelt. Daneben stehen die musikalischen Auseinandersetzungen mit den „salomonischen“ Schriften, etwa dem Hohelied (als Motette bei Palestrina) oder dem Sprüchebuch (z.B. die Solokantate „Rufet nicht die Weisheit“, Karel Salomon, 1968).
5.4.3. Literatur
In Renaissance und Barock gab es einige literarische Verarbeitungen des Salomo-Stoffes, von denen keine bleibende Bedeutung erlangt hat. Genannt sei F.G. Klopstocks Tragödie „Salomo“ (1764), in der Salomo vor lauter Weisheit und Grübelei dem Götzendienst anheimfällt und zugrunde geht. Seit dem 20. Jh. gibt es, neben Trivialem, auch nennenswerte literarische Beschäftigungen mit der Salomo-Figur. Im Theaterstück „Der kaukasische Kreidekreis“ (1944/1945) greift Bertolt Brecht auf die Erzählung vom Salomonischen Urteil zurück. Unter den vielfältigen literarischen Beschäftigungen mit dem Salomo-Stoff sticht aus jüngerer Zeit auch der König David Bericht von Stefan Heym hervor (1973). Salomo wird dort zu einem ziemlich eigennützigen Geschichtsfälscher und einem Autor, der es mit dem geistigen Eigentum anderer nicht so genau nimmt. „Sie kam zu König Salomo“ (Inge Merkel, 2001) illustriert den Besuch der Königin von Saba. Im Zentrum steht dabei kein historisierender Anstrich, sondern die Erzählung der Begegnung von einer Frau und einem Mann, beide sind Könige.
Literaturverzeichnis
1. Lexikonartikel
- Biblisch-historisches Handwörterbuch, Göttingen 1962-1979
- Lexikon der christlichen Ikonographie, Freiburg i.Br. 1968-1976 (Taschenbuchausgabe, Rom u.a. 1994)
- Lexikon für Theologie und Kirche, 3. Aufl. Freiburg i. Br., 1993-2001
- Theologische Realenzyklopädie, Berlin / New York 1977-2004
- Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1991-2001
- The Anchor Bible Dictionary, New York 1992
- Religion in Geschichte und Gegenwart, 4. Aufl., Tübingen 1998-2007
- Calwer Bibellexikon, Stuttgart 2003
2. Gesamtdarstellungen
- Brueggemann, W., 2005, Solomon. Israels Ironic Icon of Human Achievement, Columbia (South Carolina)
- Duncker, Chr., 2010, Der andere Salomo, Frankfurt a M.
- Krauss, H. / Küchler, M., 2012, Salomo – Der weise König (Erzählungen der Bibel VI), Freiburg (Schweiz) / Stuttgart
- Kunz-Lübcke, A., 2004, Salomo. Von der Weisheit eines Frauenliebhabers (BG), Leipzig
- Reemts, C., 2012, Salomo (Biblische Gestalten bei den Kirchenvätern), Münster
- Särkiö, P., 1994, Die Weisheit und Macht Salomos in der israelitischen Historiographie: Eine traditions- und redaktionskritische Untersuchung über 1 Kön 3 - 5 und 9 - 11 (SESJ 60), Göttingen
- Verheyden, J. (Hg.), 2013, The Figure of Solomon in Jewish, Christian and Islamic Tradition. King, Sage and Architect (Themes in Biblical Narrative 16), Leiden u.a.
- Wälchli, S., 1999, Der weise König Salomo. Eine Studie zu den Erzählungen von der Weisheit Salomos in ihrem alttestamentlichen und altorientalischen Kontext (BWANT 141), Stuttgart
- Weitzmann, S., 2011, Solomon. The Lure of Wisdom, New Haven / London
3. Kommentare
- Japhet, S., 2002, 2 Chronik (HThK-AT), Freiburg i. Br.
- Japhet, S., 2003, 2 Chronik (HThK-AT), Freiburg i. Br.
- Knauf, E.A., 2016, 1 Kön 1-14 (HThK-AT), Freiburg i. Br.
- Mulder, M.J., 1998, 1 Kings 1-11 (HCOT), Leuven
- Noth, M., 1968, Könige I (BK), Neukirchen-Vluyn
- Sweeney, M.A., 2007, 1 & 2 Kings, Louisville
- Werlitz, J., 2002, Die Bücher der Könige (NSK-AT), Stuttgart
- Würthwein, E., 2. Aufl. 1985, Das erste Buch der Könige: Kapitel 1 - 16 (ATD), Göttingen
- Zakovitch, Y., 2004, Das Hohelied (HThK-AT), Freiburg i. Br.
4. Weitere Literatur
- Binder, D.A., 2017, Salomo, der Tempelbau und die Freimaurer, Die Bibel in der Kunst / Bible in the Arts 1 (Online
) - Busch, P., 2006, Das Testament Salomos. Die älteste christliche Dämonologie, Berlin u.a.
- Bocian, M., 2004, Lexikon der biblischen Personen, unter Mitarbeit von Ursula Kraut und Iris Lenz, 2., erw. Auflage mit einer Einleitung von Bernhard Maier, Stuttgart
- Crenshaw, J.L., 3. Aufl. 2010, Old Testament Wisdom. An Introduction, Louisville (Kentucky)
- Dietrich, W., 2008, Das Ende der Thronfolgegeschichte, in: Albert de Pury / Thomas Römer (Hgg.), Die sogenannte Thronfolgegeschichte Davids. Neue Einsichten und Anfragen (OBO 176) Freiburg (Schweiz) / Göttingen, 38-69
- Dietrich, W., 2014, Die Vorderen Propheten, in: Ders. / H.-P. Mathys / T. Römer / R. Smend, Die Entstehung des Alten Testaments, Neuausgabe, Stuttgart, 167-282
- Frevel, C., 2016, Geschichte Israels, Stuttgart
- Frisch, A., 1991, Structure and its Significance. The Narrative of Solomon’s Reign (1 Kings 1-12:24), JSOT 51, 3-14
- Koenen, K., 2017, Bildliche Darstellungen Salomos in Kirchen und anderen öffentlichen Räumen, Die Bibel in der Kunst / Bible in the Arts 1 (Online
) - Nicklas, T., 2012, Der die Fantasie beflügelt. Salomo in frühjüdischer und antik-christlicher Literatur, WUB 66, 48-51.
- Nitsche, M., 2015, „Und das Königtum war fest in der Hand Salomos“. Untersuchungen zu 1 Kön 3 (BWANT 205), Stuttgart
- Otto, B., 2011, Magie. Rezeptions- und diskursgeschichtliche Analysen von der Antike bis zur Neuzeit (RVV 57), Berlin u.a.
- Schäfer-Lichtenberger, C., 1995, Josua und Salomo. Eine Studie zu Autorität und Legitimität des Nachfolgers im Alten Testament (VT.S 58), Leiden
- Schipperges, T., 2013, Musik und Bibel. 111 Figuren und Motive, Themen und Texte. Band 1: Altes Testament, 2. Auflage, Kassel
- Steiner, T.M., 2017, Salomo als Nachfolger Davids. Die Dynastieverheißung in 2 Sam 7,11b-16 und ihre Rezeption in 1 Kön 1-11 (BBB 181), Göttingen
- Veijola, T., 1979, Salomo – der Erstgeborene Bathsebas, in: J.A. Emerton (Hg.), Studies in the Historical Books of the Old Testament (VT.S 30), Leiden, 230-250
- Winkler, M., 2017, Das Salomonische des Sprichwörterbuchs. Intertextuelle Verbindungen zwischen 1Kön 1-11 und dem Sprichwörterbuch (HBS 87), Freiburg i. Br.
- Zwick, R., 2017, Der Weise und die schöne Fremde. Salomo im Film, Die Bibel in der Kunst / Bible in the Arts 1 (Online
) - Zwickel, W., 2012, Salomo der Bauherr. Was sagt die Bibel und was die Archäologie, WUB 66, 26-32
- Zwickel, W., 1999, Der Salomonische Tempel, Mainz
Abbildungsverzeichnis
- Salomo wird durch eine Waage als gerechter Richter und durch einen Bauplan als Erbauer des Tempels dargestellt (Briefmarke aus Israel, 1960).
- Salomos Traum in Gibeon: Er wünscht sich ein hörendes Herz (Luca Giordano, ca. 1694).
- Das Salomonische Urteil (Peter Paul Rubens; ca. 1617 n. Chr.).
- Salomo als Erbauer des Tempels (Kölner Dom, 19. Jh.). public domain (Foto: Klaus Koenen, 2015).
- Der Besuch der Königin von Saba bei Salomo (links) wurde allegorisch auf den Besuch der Hl. Drei Könige bei Jesu Geburt bezogen (Nord-Schiff des Kölner Doms; 16. Jh.). public domain (Foto: Klaus Koenen, 2016).
- Frauen verführen Salomo zum Götzendienst (Lucas van Leyden, 1514).
- Salomo (links) erscheint in der Wurzel Jesse als Vorfahre Jesu (Kirche von Saint-Aignan, Morbihan, Bretagne, 16. Jh.). Aus: Wikimedia Commons; © GO69, Wikimedia Commons, lizenziert unter CreativeCommons-Lizenz cc-by-sa 3.0 unported; Zugriff 10.1.2018
- Die Königin von Saba vor Salomo in der Dreifaltigkeitskathedrale in Addis Abeba (20. Jh.). Wikimedia Commons; © Magnus Manske, Wikimedia Commons, lizenziert unter CreativeCommons-Lizenz cc-by-sa 2.0 Generic; Zugriff 13.2.2016
- Christus als Salvator Mundi, Salomo und das Salomonische Urteil (Südportal des Straßburger Münsters, 13./19. Jh. n. Chr.). Aus: Wikimedia Commons; © Cancre, Wikimedia Commons, lizenziert unter CreativeCommons-Lizenz cc-by-sa 4.0 international; Zugriff 3.2.2016 (Ausschnitt).
- Kaiserkrone des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nationen (10. Jh. n. Chr.). Aus: Wikimedia Commons; © public domain; Zugriff 7.1.2016 (Beschriftung: Klaus Koenen)
- Kaiser Wilhelm II. und König Salomo werden an der Decke der vom Kaiser gestifteten Himmelfahrtkirche in Jerusalem durch ähnliche Gewänder parallelisiert (1910 n. Chr.). Links: © public domain (Foto: Klaus Koenen, 2014); rechts: aus: Wikimedia Commons; © Tamarah, Wikimedia Commons, lizenziert unter CreativeCommons-Lizenz cc-by-sa 3.0 nicht portiert; Zugriff 3.2.2016
- Darstellung des Salomonischen Urteils vor dem Gerichtsgebäude von Arnheim (André Schaller, 1964 n. Chr.). Aus: Wikimedia Commons; © Joep Zander, Wikimedia Commons, lizenziert unter CreativeCommons-Lizenz cc-by-sa 1.0 Netherlands; Zugriff 8.2.2016
- In der Bibliothek des Benediktinerstifts Altenburg (Niederösterreich) bewundert die Königin von Saba Salomos Weisheit (Kuppelfresken von Paul Troger, 1742 n. Chr.). Aus: Wikimedia Commons; © Christian Jansky (User: Tschaensky), Wikimedia Commons, lizenziert unter CreativeCommons-Lizenz cc-by-sa 3.0 nicht portiert; Zugriff 1.2.2016
PDF-Archiv
Alle Fassungen dieses Artikels ab Oktober 2017 als PDF-Archiv zum Download:
Abbildungen
Unser besonderer Dank gilt allen Personen und Institutionen, die für WiBiLex Abbildungen zur Verfügung gestellt bzw. deren Verwendung in WiBiLex gestattet haben, insbesondere der Stiftung BIBEL+ORIENT (Freiburg/Schweiz)