Deutsche Bibelgesellschaft

Pentateuch

(erstellt: Oktober 2016)

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Der Begriff „Pentateuch“ bezeichnet die ersten fünf Bücher der → Bibel (→ Kanon), die auch die „Fünf Bücher Mose“ genannt werden. Es sind die Bücher → Genesis, → Exodus, → Leviticus, → Numeri und → Deuteronomium.

1. Bezeichnungen

1.1. Der Ausdruck „Pentateuch“

Der Ausdruck „Pentateuch“ setzt sich zusammen aus den Wörtern πέντε pente „fünf“ und τεῦχος teuchos hier „Gefäß / Krug“. Da in der Antike Papyrusrollen häufig in Krügen verwahrt wurden, steht der Teilausdruck teuchos metonymisch für eine Papyrusrolle. Die griechische Bezeichnung lautet vollständig ἡ πεντάτευχος βίβλος hē pentateuchos biblos „das fünfrollige Buch“ oder besser „das fünfbändige Buch“. Diese Bezeichnung kam in 2. Jh. n. Chr. in Alexandrien auf und wurde von der westlichen Kirche in der latinisierten Gestalt „Pentateuchus“ übernommen.

1.2. Andere Bezeichnungen: Tora, Chumasch, Gesetz, Fünf Bücher Mose

Im Judentum heißen die ersten fünf Bücher der Hebräischen Bibel תּוֹרָה tôrāh „Lehre / Weisung / Gesetz“, abgeleitet von der Verbalwurzel ירה jrh, die im Hifil „lehren / unterweisen / anweisen“ bedeutet. Die in der Literatur anzutreffenden Transkriptionen variieren dabei zwischen „Tora“, „Torah“, „Thora“ und – sehr selten – „Thorah“.

Im Judentum wird darüber hinaus der Ausdruck חוּמָשׁ ḥûmāš gebraucht, ein Kunstwort, das man nur mit „Chumasch“ transkribieren kann. Abgeleitet ist dieser Ausdruck von dem Zahlwort חָמֵשׁ ḥāmeš „fünf“ bzw. von חוֹמֵשׁ ḥômeš „Fünftel“. Vollständig lautet die Bezeichnung חמשה חומשי תורה bzw. vokalisiert חֲמִשָּׁה חֻמְשֵׁי תוֹרָה ḥămiššāh ḥûmšê tôrāh „die fünf Fünftel der Tora“.

Die Bezeichnung „Tora“ wird dabei traditionellerweise für eine handgeschriebene Torarolle zum liturgischen Gebrauch verwendet, während „Chumasch“ für ein gedrucktes, zum Studium bestimmtes Buch steht. Heutzutage wird der Ausdruck „Tora“ freilich auch im wissenschaftlichen und im kirchlichen Bereich verwendet.

Die → Septuaginta übersetzt תּוֹרָה tôrāh fast durchgehend mit νόμος nomos „Gesetz“, und dies ist auch der Sprachgebrauch des Neuen Testaments sowie der antiken jüdischen Schriftsteller wie → Philo oder → Josephus.

Die Bezeichnung „Fünf Bücher Mose“ wurde zunächst in den Kirchen der Reformation populär gemacht, ist aber seither darüber hinaus in den Sprachgebrauch vieler weiterer Kirchen eingegangen.

Die Bezeichnungen „Chumasch“ und „Pentateuch“ bringen die Gliederung des Werkes zum Ausdruck, „Tora“ und „Gesetz“ demgegenüber seine Funktion, die Titulierung „Fünf Bücher Mose“ schließlich seine Autorisierung.

Die Fünfteiligkeit des Pentateuch hat außerhalb des Pentateuch eine gewisse Wirkung entfaltet. Die Gliederung des → Psalters in fünf Bücher (Ps 1-41; 42-72; 73-89; 90-106; 107-150) geschah sicher in Analogie und in Aufnahme der fünf Bücher der Tora. In ähnlicher Weise wird die Komposition des Matthäus-Evangeliums mit seinen fünf großen Jesusreden – Bergpredigt (Mt 5-7), Aussendungsrede (Mt 10), Gleichnisrede (Mt 13), Gemeinderede (Mt 18) und Endzeitrede (Mt 24-25) – als Aufnahme des Pentateuch verstanden.

1.3. Verwandte Ausdrücke: Tetrateuch, Hexateuch, Enneateuch

Die Bezeichnung „Pentateuch“ versteht die ersten fünf Bücher des Alten Testaments (Gen-Dtn) als eine Einheit. Im wissenschaftlichen Bereich werden aus verschiedenen Gründen (s.u. 2.) auch andere Abgrenzungen vorgenommen und dadurch weitere Einheiten gebildet. Der Ausdruck „Tetrateuch“, abgeleitet vom Stamm τετρα- tetra „vier“, bezieht sich auf die vier Bücher Genesis bis Numeri. Während die Abgrenzung des Pentateuch das Buch Deuteronomium zum Voranstehenden zieht, weil die Bücher Ex-Dtn einen Bogen von der Geburt des → Mose bis zu seinem Tod spannen, zielt die Abgrenzung des Tetrateuch darauf, das Deuteronomium zum Folgenden zu ziehen, weil dessen deuteronomistische Vorstellungen (→ Deuteronomismus) auch die folgenden Bücher prägen. Der Ausdruck „Hexateuch“, abgeleitet von ἕξ hex „sechs“, umfasst die sechs Bücher Genesis bis Josua. Das Buch → Josua wird hier zu den Mosebüchern gezogen, da sich deren Landverheißungen in der Landgabe erfüllen, von der das Josuabuch handelt. Weiter findet man in der Literatur den Ausdruck „Enneateuch“, abgeleitet von ἐννέα ennea „neun“, der die Bücher Genesis bis Könige zu einer Einheit zusammenfasst, wobei die zwei Samuel- und die zwei Königebücher jeweils nur als eines gezählt werden (→ Rut steht in der Hebräischen Bibel im Kanonteil „Schriften“; → Kanon). Mit diesem Begriff wird ein Erzählzusammenhang als Einheit gesehen, der sich von der Weltschöpfung bis zum Ende des Königreiches Juda spannt (s.u. 2.5.).

2. Aufbau, Gliederung und Abtrennungen

2.1. Die fünf Bücher des Pentateuch in ihrer Abfolge

Pentateuch Tabelle 01
Tabelle 1 verzeichnet die Benennung der Bücher des Pentateuch in den verschiedenen Ausprägungen des Kanons. Das Judentum folgte bei der Benennung der Bücher der Tora dem altorientalischen Brauch, Bücher nach ihren Anfangswörtern bzw. nach markanten Wörtern aus dem ersten Satz des Buches zu benennen. Die christlichen Kodizes der Septuaginta folgten dagegen dem Prinzip, den Büchern des Pentateuch einen ihrem Inhalt entsprechenden Titel zu geben. Daran knüpfte die Vulgata an, indem sie die griechischen Ausdrücke latinisierte und im Falle des 4. Buches Mose das griechische Wort durch das äquivalente lateinische ersetzte.

2.2. Der Inhalt des Pentateuch bzw. des Hexateuch

Pentateuch Tabelle 02
Tabelle 2 will dezidiert eine Übersicht geben und verzichtet daher auf detaillierte Inhaltsangaben. Siehe dazu die Artikel zu den einzelnen Büchern (→ Genesis, → Exodus, → Leviticus, → Numeri und → Deuteronomium).

2.3. Der Pentateuch als Tora

Pentateuch Tabelle 03
Ob man vom Tetrateuch, Pentateuch oder Hexateuch spricht, hängt von der jeweils gewählten Perspektive ab. Die Größe Pentateuch / Tora hat einen besonderen Status, denn „Tora“ ist der erste und zugleich wichtigste Teil des jüdischen Kanons. Als „Tora“, d.h. als Weisung und Gesetz, gibt es zur Abtrennung der fünf Bücher Gen-Dtn vom Josuabuch keine Alternative, denn Weisungen bzw. Gebote finden sich nur in diesen fünf Büchern. Tabelle 3 zeigt die präskriptiven Texte der Tora / des Pentateuch.

Mit dem Josuabuch beginnt dagegen die Anwendung der Gesetze:

„Dieses Buch der Tora soll nicht von deinem Mund weichen, und du sollst Tag und Nacht darüber nachsinnen, damit du darauf achtest, nach alledem zu handeln, was darin geschrieben ist. Denn dann wirst du deinen Weg machen, und dann wirst du Erfolg haben.“ (Jos 1,8)

Die Sonderstellung der Tora gegenüber den folgenden Büchern wird durch die Sonderstellung des Mose zum Ausdruck gebracht. Die letzten Sätze der Tora (Dtn 34,10-12) betonen die Einzigartigkeit Moses („Moseepitaph“) und zugleich wegen ihres Abschlusscharakters auch die der Tora.

2.4. Der Hexateuch als Erzählung

Betrachtet man die ersten Bücher des Alten Testaments dagegen unter dem Blickwinkel der Erzählung, dann gibt es nur wenige Gründe, mit dem Buch Deuteronomium abzuschließen. Vielmehr wird die in den vorangehenden Büchern begonnene Erzählung weitergeführt und erst im Josuabuch zu ihrem Ende gebracht. Die Aufforderung, in das Land einzuziehen und es sich anzueignen (Dtn 1,8) wird in Jos 3-12 realisiert. Desgleichen wird die Aufforderung an Mose, Josua zu seinem Nachfolger einzusetzen (Dtn 3,28), in Dtn 31,7-8 umgesetzt, und ab Jos 1 handelt dann Josua als Nachfolger Moses. Enge narrative Bezüge bestehen auch zwischen dem Schlussteil des Numeribuches und dem Mittelteil des Josuabuches. Die Anordnungen im Zusammenhang mit der Landverteilung in Num 33,50-56; Num 34,1-15; Num 34,16-29 finden in Jos 13-19 ihre Ausführung. Desgleichen wird die Zuweisung von Versorgungsstädten für die Leviten (Num 35,1-15) in Jos 21,1-42 ausgeführt. Zum Verhältnis von Num 26-36 zu Jos 13-22 vgl. Achenbach, 2003; Frevel, 2009.

Gelegentlich wird auch eine Brücke vom ersten Schöpfungsbericht Gen 1 nach Jos 18 namhaft gemacht. Die Verheißung an die gesamte Menschheit, über die Erde zu verfügen (Gen 1,28), geht danach mit der Landverteilung exemplarisch für das Volk Israel und dessen Land in Erfüllung (Jos 18,1).

2.5. Pentateuch, Hexateuch usw. als literarhistorische Hypothesen

Im wissenschaftlichen Diskurs („Pentateuchkritik“) sind die auf „teuch“ endenden Buchgruppen nicht nur Gliederungsmöglichkeiten des Endtextes, sondern auch mit literarhistorischen Hypothesen verbunden. Mit der Einfügung des Moseepitaphs Dtn 34,10-12 wird durch den betreffenden Kompositor der Pentateuch als Tora gebildet. Manche Autoren sprechen daher vom „Pentateuchredaktor“ oder von der „Pentateuchredaktion“. Angemessener wäre freilich „Toraredaktion“ oder „Torakomposition“.

Desgleichen gibt der Autor von Jos 24,1-28.32 durch seine Einfügungen dem Hexateuch eine spezifische Gestalt, die den Ort → Sichem (sowie in verwandten Texten den Berg → Garizim) in den Fokus rückt. Entsprechend kann man vom „Hexateuchredaktor“ oder von der „Hexateuchredaktion“ sprechen. Auch hier wäre zu erwägen, ob nicht eine inhaltliche Charakterisierung wie „Jos 24-Schicht“ (Blum) oder „Sichem-Hexateuch“ (Oswald) aussagekräftiger wäre.

Der Begriff „Tetrateuch“ als Abfolge der Bücher Genesis bis Numeri spielt in der Forschung nur noch eine untergeordnete Rolle. Er war eher ein Nebenprodukt der Hypothese eines → Deuteronomistischen Geschichtswerkes, das nach dem Vorschlag von → Martin Noth vom Buch → Deuteronomium bis zum → Königebuch reicht. Im Rahmen der früher populären Urkundenhypothese konnte man den verbleibenden Torso Gen-Num nur als Tetrateuch begrifflich fassen. Die aktuelle Forschung hat dagegen andere Modelle entwickelt (→ Pentateuchforschung).

Abschließend zum Begriff des Enneateuch. Diesen kann man – erstens – auf Basis des jüdischen Kanons definieren als Abfolge der Kanonteile Tora und Vordere Propheten. Zweitens kann der Enneateuch narratologisch definiert werden, nämlich als durchgehende Erzählung von der Weltschöpfung (Gen 1) bis zur Begnadigung des letzten judäischen Königs Jojachin in Babylon (2Kön 25,27-30). Drittens gibt es aber auch Vorschläge, den Enneateuch als Komposition zu verstehen, der durch Einfügung bestimmter Texte – vorgeschlagen werden etwa Gen 15 und Jos 24 (Schmid, 1999) – bewusst gestaltet wurde. – Mehr zur Entstehung des Pentateuch s.u. 3.4.

3. Strukturen im Pentateuch und im Hexateuch

3.1. Die Verbindung zwischen den Büchern

Die narrative Verbindung zwischen den einzelnen Büchern des Pentateuch ist sehr unterschiedlich. Die drei Bücher in der Mitte des Pentateuch sind aufs engste miteinander verknüpft, die Buchtrennung ist hier vorwiegend technischer Natur, d.h. sie rührt her vom Fassungsvermögen der in vorhellenistischer Zeit verwendeten Papyrusrollen. Die Erzählung der Aufstellung des Zeltheiligtums am Ende des Exodusbuches (Ex 35-40) wird mit der Mitteilung der Opfergesetze (Lev 1-7) und der Erzählung der Priester- und der Heiligtumsweihe (Lev 8-9) nahtlos fortgesetzt. So werden etwa die Anordnungen zur Priesterweihe Ex 29,1-37 in Lev 8 ausgeführt. Und auf die Kundgabe des Heiligkeitsgesetzes (Lev 17-26) samt dessen Anhang (Lev 27) folgt die Anordnung zur Volkszählung (Num 1,1-16). Zusammengehalten werden diese drei Bücher zudem durch den Ort des Geschehens. Die Israeliten sind ab Ex 18,5 am Gottesberg bzw. ab Ex 19,1 am Berg in der Wüste → Sinai und verlassen diese Örtlichkeit erst wieder in Num 10,11-12 bzw. in Num 10,33. Dabei entsprechen sich zum einen die Ankunft Ex 18,5; Ex 19,2b und der Aufbruch Num 10,33, die den Berg Gottes bzw. den Berg Jhwhs als Ort nennen. Und zum andern die Ankunft Ex 19,1 und der Aufbruch Num 10,11-12, die die Wüste Sinai als Ort nennen.

Anders ist die Situation zwischen den Büchern Genesis und Exodus. Am Ende der → Josefserzählung ist Israel ein großes Volk, das, nach seinen Stämmen gegliedert, als freie Hirten in Ägypten lebt. In der Exoduserzählung ist Israel dagegen ein Volk ohne Stammesgliederung, und die Israeliten müssen als Zwangsarbeiter ihr Dasein auf Baustellen fristen. Die Transformation vom einen zum andern geschieht in wenigen Sätzen am Anfang des Exodusbuches (Ex 1,6-10). Dabei muss die Erzählung auf die gewagte Konstruktion zurückgreifen, der Pharao der Unterdrückung habe den zweiten Mann im Staat seines Vorgängers, nämlich Josef, nicht gekannt.

Das Numeribuch endet mit der abschließenden Feststellung: „Das sind die Gebote und die Rechtsbestimmungen, die Jhwh in den Wüstenebenen von Moab am Jordan von Jericho den Israeliten durch Mose geboten hat.“ (Num 36,13). Gleichwohl besteht das Deuteronomium zum großen Teil aus weiteren Gesetzen, Dtn 1,5 stellt sogar das ganze Buch unter das Thema Gesetz / Tora. Auffällig ist weiter, dass im letzten Teil des Numeribuches ab Num 26,3 der Ort des Aufenthaltes des Volkes Israel durchweg „in den Wüstenebenen von Moab“ lautet, so zuletzt auch in Num 36,13. Obwohl keine Ortsveränderung erzählt wird – Israel verbleibt am Ostufer des Jordan –, beginnt das Deuteronomium mit einer erneuten, vielgliedrigen und überaus komplizierten Ortsbestimmung (Dtn 1,1-2.5a).

Die Ambivalenz des Übergangs vom Deuteronomium zum Josuabuch wurde bereits angesprochen. Einerseits setzt das Josuabuch die in Dtn 1-3 und Dtn 31; 34 begonnene Landnahmeerzählung narrativ bruchlos fort. Andrerseits markiert der Moseepitaph Dtn 34,10-12 nicht nur eine tiefe Epochenzäsur, sondern darüber hinaus eine kategoriale theologische Zäsur. Hier wird deutlich, dass die ältere enge Verbindung zum Josuabuch durch die spätere Rekonzeptionalisierung der Mosegestalt gekappt wurde.

3.2. Übergreifende Strukturen und Bezüge im Pentateuch und Hexateuch

3.2.1. Die Sechs-plus-eins-Tage-Struktur

Die Sechs-plus-eins-Tage-Struktur wird im Schöpfungsbericht Gen 1,1-2,4a eingeführt und wiederholt aufgegriffen, und zwar zum einen in den mehrfach wiederkehrenden Gebotstexten zum → Sabbat: im → Dekalog Ex 20,8-11; in Ex 31,12-17; Ex 35,1-3; in Lev 19,3; Lev 23,3; Num 15,32-36. Ebenfalls auf der Sechs-plus-eins-Tage-Struktur basieren Gebotstexte wie Ex 23,12; Ex 34,21 und Dtn 5,12-15 (Dekalog), die aber keinen expliziten Bezug auf Gen 1 enthalten. Darüber hinaus wird die Sechs-plus-eins-Tage-Struktur des ersten Schöpfungsberichts auch in Erzählungen aufgegriffen, und zwar in der Mannerzählung Ex 16 (→ Manna) und in der Sinaitheophanie Ex 24,16 (→ Epiphanie). Auch in der Erzählung von der Priesterweihe Lev 8,31-36 ist die siebentägige Dauer von Bedeutung.

Bemerkenswert ist weiter, dass neben der Sechs-plus-eins-Tage-Struktur auch die Sechs-plus-eins-Jahre-Struktur vorkommt, und zwar in Ex 23,10-11; Dtn 15,1-18; Lev 25.

3.2.2. Die Väterverheißungen und ihre Erfüllung

Im Buch Genesis wendet sich Gott wiederholt an die Erzväter → Abraham, → Isaak und → Jakob und verheißt ihnen (1) → Nachkommenschaft, (2) → Landbesitz und (3) → Segen (Gen 12,1-3; Gen 13,15-16; Gen 15,5.18; Gen 17; Gen 22,17; Gen 26,3-4; Gen 28,13-14; Gen 35,11-12; Gen 48,4). Diese → Väterverheißungen werden schon im Buch Genesis, aber dann mehrfach in den weiteren Büchern des Pentateuch aufgegriffen, in vielen Fällen verbunden mit der Vorstellung eines göttlichen Schwurs und mit Nennung der drei Patriarchen Abraham, Isaak und Jakob / Israel (Ex 6,8; Ex 32,13; Ex 33,1; Num 32,11; Dtn 1,8; Dtn 6,10; Dtn 9,5; Dtn 30,20 und Dtn 34,4). Unklar ist, ob sich die Rückverweise auf den Väterschwur ohne Nennung der Vätertrias auf die Väterverheißungen der Genesis beziehen oder auf Verheißungen an die Exodusgeneration. Das betrifft etwa auch die Belege im Josuabuch (Jos 1,6; Jos 21,43).

Freilich sind die Zusammenhänge auch in der Sache offensichtlich, selbst wenn die Vätertrias und / oder der Väterschwur nicht explizit genannt werden. So erscheint die Mehrung der Israeliten in Ex 1,7 nicht zuletzt auf Grund der Anspielungen auf Genesistexte (Gen 1,28; Gen 9,1; Gen 9,7; Gen 17,2.6.20) als Erfüllung der Mehrungsverheißung. In ähnlicher Weise muss die Landgabe / Landnahme im Josuabuch als Erfüllung der Landverheißung angesehen werden (vgl. insbesondere Jos 21,43-45).

3.2.3. Der Bundesschluss mit den Vätern

Neben dem eben erwähnten Väterschwur wird auch zweimal auf den → Bundesschluss mit Abraham zurückverwiesen, der dabei als Bundesschluss mit den drei Vätern reinterpretiert wird (Ex 2,24; Lev 26,42). Als Bezugspunkt kommt von den zwei Bundesschlüssen mit Abraham (Gen 15; Gen 17) vor allem der zweite in Betracht, bei dem die Nachkommen Abrahams sehr viel stärker als Bundespartner in den Blick kommen als in Gen 15.

3.2.4. Die heilsgeschichtlichen Rekapitulationen

An mehreren Stellen werden die im Pentateuch erzählten Ereignisse rekapituliert. Diese Texte werden in der Forschung meist „Summarien“ genannt, wobei diese Bezeichnung nicht ganz zutreffend ist, da diese Stücke nur eine gezielte Auswahl von Ereignissen aufzählen. Die Rekapitulation Num 20,14-16 beginnt mit dem Zug der Väter nach Ägypten und endet in der Wüste → Kadesch, das Gebet Dtn 26,5-9 setzt ebenfalls mit dem Ägyptenzug ein, reicht aber bis zum Abschluss der Landgabe. Die Antwort auf die Sohnesfrage Dtn 6,21-23 ist nur kurz und rekapituliert die Zeit von Ägypten bis zum Vorabend der Landgabe.

Die bei weitem ausführlichste Rekapitulation stellt Jos 24,2-13 dar. Sie beginnt schon beim Vater Abrahams, Terach, und endet mit dem Abschluss der Landgabe. Dieser Text nimmt tatsächlich die Bücher Genesis bis Josua als Zusammenhang und damit als Hexateuch wahr.

Ein Sonderfall ist Gen 15,12-16, wo Gott dem Abraham den zukünftigen Verlauf der Ereignisse offenbart, beginnend bei ihm, Abraham, und endend mit der Rückkehr einer zukünftigen Generation in das Land der Verheißung.

3.2.5. Die Nacherzählungen im Deuteronomium

Eine Eigenart des Buches Deuteronomium ist die wiederholte Bezugnahme auf die Ereignisse des Exodus, der Gesetzgebung am Gottesberg und der Wüstenwanderung. Diese Bezugnahmen finden sich überwiegend in den Reden Moses und bieten damit eine Reinterpretation der Ereignisse, die durch die Autorität des Mose untermauert wird. Auf diese Weise werden die Bücher Exodus und Numeri in besonderer Weise mit dem Deuteronomium verknüpft. Dtn 1,19-46 bietet eine eigene Version der Kundschaftererzählung Num 13-14. Dtn 2-3 bieten ausführliche Rekapitulationen der in Num 20-21 nur kurz erzählten Siege über die ostjordanischen Könige Sihon und Og. Dtn 4 und 5 lassen auf je ihre Weise die Theophanie am Gottesberg (Ex 19-20) noch einmal Revue passieren, im ersten Fall unter dem Gesichtspunkt der Gestaltlosigkeit Gottes, im zweiten unter Wiederholung des Dekalogs. Die Theophanie am Gottesberg ist auch Thema von Dtn 9,7-10,10, hier aber ist der Bezugstext der hintere Teil Ex 32-34, wobei freilich der zweite Bundesschluss Ex 34,10-27 ausgelassen wird.

3.2.6. Die Gebeine des Josef

Das Motiv „Gebeine Josefs“ setzt ein mit dem Aufenthalt des Erzvaters Jakob in Sichem. Dort kauft er ein Grundstück, auf dem er einen Altar errichtet (Gen 33,18-20). Später lässt Josef vor seinem Tod seine Brüder schwören, dass sie seine Gebeine aus Ägypten mitnehmen, wenn sie dereinst in das verheißene Land zurückehren (Gen 50,25-26). Dies tun die Brüder auch (Ex 13,19). Schließlich werden die Gebeine Josefs auf dem Grundstück, das Jakob erworben hatte, begraben (Jos 24,32). Gerade wegen seiner Insularität ist dieses Motiv eine sehr starke Klammer zwischen dem Buch Genesis und dem Josuabuch.

3.3. Die Mehrstimmigkeit des Pentateuch

Etliche Themen werden im Pentateuch mehrmals aufgegriffen und dies sowohl in den Erzählungen als auch in den Gesetzen. Dabei werden diese Themen nie identisch, sondern immer in Varianten abgehandelt. Einige Beispiele:

3.3.1. Schöpfung

Der erste Schöpfungsbericht (→ Schöpfung) Gen 1,1-2,4 hat einen kosmologischen Schwerpunkt, markant ist weiter die Sechs-plus-eins-Tage-Struktur. Der zweite Schöpfungsbericht bzw. die → Paradieserzählung Gen 2-3 hat dagegen einen anthropologischen Schwerpunkt und weist keine markante Zeitstruktur auf. Man kann dieses Nebeneinander antagonistisch deuten, da etwa die Menschenschöpfung in Gen 2,7.21-25 erzählt wird, als stünde Gen 1,26-31 nicht davor. Man kann diese Abfolge aber auch komplementär verstehen: Die Paradieserzählung mitsamt der Kain-und-Abel-Erzählung Gen 4,1-16 ergänzt die in Gen 1 fehlenden anthropologischen Aspekte.

3.3.2. Bundesschluss mit Abram / Abraham

Der erste → Bundesschluss mit Abram in Gen 15 ist assoziiert mit der Verheißung eines Großisrael nur an Abrams Nachkommenschaft nach deren Rückkehr in das Land. Der zweite Bundesschluss mit Abraham in Gen 17 enthält keine mit Gen 15 vergleichbare Geschichtstheologie, umfasst aber stattdessen mehrere Gegenstände: Mehrungsverheißung, Verheißung des Landes Kanaan an Abraham und an seine Nachkommen, zudem wird mit der → Beschneidung ein Bundeszeichen eingeführt. Wieder ist es so, dass die zweite Erzählung in einer Weise erzählt wird, als stünde die erste nicht davor. Gleichwohl lassen sich auch in diesem Fall die beiden Bundesschlüsse komplementär lesen, da jeder eigene Schwerpunkte setzt, die überwiegend einander nicht widersprechen.

3.3.3. Schutzbürger-Erzählung

Dreimal wird im Buch Genesis erzählt, wie einer der Erzväter mit seiner Frau im Ausland als Schutzbürger (→ Fremder), also als Bürger minderen Rechts, lebt. In Frage steht, ob der jeweilige Herscher die – wenn auch minderen – Rechte der Erzeltern beachtet. Um Unannehmlichkeiten zu verhindern, gibt sich die Erzmutter in allen drei Versionen als Schwester des Erzvaters aus (→ Preisgabeerzählung). In der ersten Version Gen 12,10-20 wird Sarai in den Harem des Pharao gebracht. Nach dem Auftreten von göttlichen Schlägen gegen den Pharao müssen die Erzeltern Ägypten schnell wieder verlassen. In der zweiten Version Gen 20; Gen 21,22-34 klären sich alle Probleme recht schnell und die Erzeltern können dauerhaft im benachbarten → Gerar wohnen. In der dritten Version Gen 26, kommt es ebenfalls zu einer dauerhaften Verständigung zwischen den Parteien, allerdings erst nach einigen Kontroversen. Am Ende siedelt Isaak in der Nachbarschaft von Gerar. Man hat dieses Nebeneinander früher häufig als sukzessive Entfaltung des Folkloremotivs „Frau als Schwester“ verstanden. Neuere Arbeiten sehen hier eher eine Auseinandersetzung über die Frage, ob ein Leben im Ausland für die Erzeltern, die hier natürlich exemplarisch für die Israeliten stehen, möglich ist.

3.3.4. Leviten

Die Funktion der → Leviten und ihre Aufgaben werden im Pentateuch unterschiedlich bestimmt. In Ex 4,10-16.27-30a fungiert → Aaron als Prototyp der Leviten und wird in das Amt des Volkslehrers eingewiesen. Diese Charakterisierung der Leviten als Lehrer des Volkes findet sich auch in Neh 8,7-9. In Num 3-4 werden die Leviten hingegen als Assistenten der aaronidischen Priester definiert, die allfällige Arbeiten am Heiligtum – nicht aber am Altar! – auszuführen haben. Das ist in Ez 44,10-14 ähnlich geregelt. Gemäß Dtn 18,1-8 sind die Leviten jedoch die alleinigen Priester, die den Dienst am Heiligtum einschließlich des Altars ausführen. Diese Auffassung scheint auch im Hintergrund von Mal 1,6-2,9 zu stehen.

Für diese Divergenzen gibt es zahlreiche Erklärungsvorschläge, die, was den literarhistorischen Aspekt betrifft, in zwei Paradigmen eingeteilt werden können. Eine Schule rechnet mit verschiedenen ehemals eigenständigen Quellen, die bei der Abfassung des Pentateuch verarbeitet wurden. Die andere Schule rechnet mit sukzessiven Fortschreibungen eines Grundtextes, wobei die Rolle der Leviten jeweils neu definiert wurde.

3.3.5. Einsetzung Josuas

Josua wird dreimal in sein Amt eingesetzt. Die erste Version wird in Num 27,12-23 erzählt: Mose legt Josua die Hände auf und setzt ihn zu seinem Nachfolger ein, allerdings nur in Hinsicht auf sein Amt als militärischer Anführer der Israeliten. Die Besonderheit ist hier die Unterstellung Josuas unter den Priester → Eleasar. Auch in Dtn 31,7-8 setzt Mose den Josua zu seinem militärischen Nachfolger ein, allerdings ohne Erwähnung von priesterlichen Prärogativen. In der dritten Version Dtn 31,14-15.23 ist es Gott selbst, der Josua einsetzt, nun freilich ohne Angabe einer Funktion. Man kann diese Texte natürlich als Ereignisabfolge lesen: Josua wurde wegen seiner Wichtigkeit dreimal in sein Amt eingeführt, wobei jedes Mal ein anderer Aspekt seines Amtes hervorgehoben wurde. In der modernen Pentateuchforschung versteht man die drei Versionen der Josuaeinsetzung als alternative Konzeptionen: Die erste stammt von priesterlicher Hand, die zweite dagegen aus der Feder der Deuteronomisten. Die dritte Fassung korreliert mit dem Moseepitaph Dtn 34,10-12. Hier wie dort ist Mose eine Gestalt sui generis, die keinen Nachfolger haben kann.

3.3.6. Gesetzbücher

Der Pentateuch enthält drei größere Gesetzbücher: das → Bundesbuch Ex 20,24-23,33, das → Heiligkeitsgesetz Lev 17-26/27 und das Gesetz des → Deuteronomium Dtn 12-26+28. Das Verhältnis der drei Gesetzbücher zueinander und insbesondere die Frage, welches Gesetzbuch in welcher Weise in Geltung steht, wird in den Texten nicht eindeutig ausformuliert. Gleichwohl muss diese Frage beantwortet werden, da zahlreiche Gegenstände in zweien der drei Gesetzbücher oder sogar in allen dreien unterschiedlich geregelt werden und daher eine Konkurrenzsituation entsteht. Die frühjüdische Gesetzespraxis hat das Problem durch Harmonisierung gelöst, wofür die Erzählung über das → Passa in 2Chr 35,1-19 als gutes Beispiel gilt.

3.3.7. Passa

Gemäß der Passaordnung von Ex 12,3-11 darf das Passalamm nicht gekocht, sondern muss im Feuer gebraten werden (Ex 12,9). Gemäß der Anweisung in Dtn 16,7 ist genau das Gegenteil der Fall: Das Passalamm muss gekocht werden. Die unterschiedlichen Zubereitungsweisen haben ihren Grund im Ort der Zubereitung: nach Ex 12,7 in den Häusern, nach Dtn 16,6-7 jedoch am Heiligtum, wo das Fleisch stets gekocht wird. Der Passus 2Chr 35,13 kombiniert beide Zubereitungsweisen („im Feuer kochen“), in der Frage des Ortes der Zubereitung und des Verzehrs wird jedoch eindeutig das Deuteronomium bevorzugt: Dies geschieht am Heiligtum. Aber diese Auffassung findet sich auch schon in Ex 12,14. Die letztere Passage zeigt, dass im Pentateuch selbst eine Fortschreibung stattfindet, die das Ziel hat, eine praktikable – und das heißt eindeutige – Regelung zu etablieren.

4. Die Entstehung des Pentateuch

Nicht zuletzt die kritische Lektüre derjenigen Abschnitte des Pentateuch, in denen dasselbe Thema abweichend entfaltet wird, führte ab dem 17. Jh. verstärkt zu der Erkenntnis, dass der Pentateuch in seiner inhaltlichen Ausrichtung nicht homogen ist und daher auch nicht aus einer Feder stammen kann. Im Folgenden sollen an Hand von schematischen Darstellungen und kurzen Erläuterungen einige Grundmodelle der Pentateuch- bzw. Hexateuchentstehung vorgestellt werden. Ausführliche Überblicke zur Pentateuchdiskussion sind zu finden in Römer, 2013; Dietrich, 2014 (Römer); Zenger / Frevel, 2015 sowie im Artikel → Pentateuchforschung.

4.1. Neuere Urkundenhypothese

Pentateuch 01
Nach der Neueren Urkundenhypothese entstand in der frühen Königszeit die älteste Quellenschrift, die in der Wissenschaft → „Jahwist“ genannt wird und die den gesamten Stoff des Pentateuch ab der Schöpfung erzählte. Das Ende dieses Werkes ist umstritten. Früher vermutete man, dass im Josuabuch die jahwistische Landnahmeerzählung zu finden sei, heute wird eher vermutet, dass der Jahwist im Buch Numeri geendet hat. Später entstand eine zweite Quellenschrift, Elohist genannt, die ebenfalls einen Großteil dieses Stoffes in einer alternativen Version darbot. Ein Redaktor, Jehowist genannt, hat diese beiden in der späten Königszeit zu einem Werk vereinigt. Das Deuteronomium entstand etwa zur selben Zeit und bietet lediglich den Stoff vom Ägyptenaufenthalt bis zur Landnahme. In der babylonischen Zeit wurde die jüngste der Quellenschriften verfasst, die von priesterlichen Interessen geprägt ist und daher → „Priesterschrift“ genannt wird. Man unterscheidet dabei zwischen der priesterlichen Grundschrift PG und den Ergänzungen bzw. Supplementen zur Grundschrift PS. Eine „Pentateuchredaktor“ genannte Person hat schließlich all diese Werke vereint und den Pentateuch geschaffen. Ausführlich dazu Schmidt, 1995.

4.2. Urkundenhypothese ohne Elohist

Pentateuch 02
Die Urkundenhypothese existiert in einer Vielzahl von Varianten. Die bedeutsamste Variante ist jene, die eine elohistische Quellenschrift nicht kennt. Die Rekonstruktion des Elohisten war schon immer mit Problemen verbunden gewesen. Als Alternative wurde vorgeschlagen, den Jahwisten als ein Werk zu verstehen, das in mehreren Schüben über einen längeren Zeitraum verfasst wurde. Viele der Texte, die im Rahmen der klassischen Urkundenhypothese dem Elohisten zugeschrieben wurden, erscheinen jetzt als Teil des Jahwisten. Zudem spielt ab der Mitte des 20. Jh.s die These eines „Deuteronomistischen Geschichtswerks“ auch in der Pentateuchtheorie eine große Rolle. Dieses Modell wird in Schmitt, 2011, beschrieben, eine Variante davon ist in Levin, 1993, zu finden.

4.3. Urkundenhypothese ohne Elohist und ohne eigenständige Priesterschrift

Pentateuch 03
Eine weitere, forschungsgeschichtlich wichtige Variante der Urkundenhypothese wurde in den 1970er-Jahren von John Van Seters entwickelt (siehe Van Seters, 1999). Danach war nicht der Jahwist, sondern das → „Deuteronomistische Geschichtswerk“ (DtrG) die erste Darstellung der Geschichte Israels. Der Jahwist entstand in der Babylonierzeit als Vorbau zum DtrG. Die Priesterschrift ist nach dieser Auffassung kein eigenständiges Werk, sondern eine Erweiterung des Jahwisten und des DtrG.

4.4. Blockhypothese bzw. Erzählkranzhypothese mit eigenständiger Priesterschrift

Pentateuch 04
Seit einigen Jahrzehnten hat die Auffassung zunehmend Anhänger gefunden, wonach am Anfang der Literargeschichte des Pentateuch nicht große, epochenübergreifende Werke wie etwa der vermutete Jahwist standen, sondern kürzere, thematisch begrenzte Erzählungen. Man kann diese Theorie als Blockhypothese bezeichnen, weil der Pentateuch danach aus ehemals eigenständigen literarischen Blöcken zusammengestellt wurde. Ist man der Auffassung, dass diese Erzählblöcke auf mündlicher Überlieferung beruhten, kann man auch von „Erzählkranzhypothese“ sprechen. Im Einzelnen geht es dabei um die nichtpriesterliche Urgeschichte, die Abrahamerzählung, die Jakobserzählung und die Josefsgeschichte im Buch Genesis. Im Exodusbuch ist die Exoduserzählung zu nennen und in Numeri die Bileamerzählung (→ Bileam). Diskutiert wird auch, ob es eine Landnahmeerzählung (→ Landnahme) gab, die dem Josuabuch zu Grunde liegt.

In gewisser Weise zählen auch die Gesetzeskorpora, insbesondere das Bundesbuch und das Gesetz des Deuteronomium zu diesen Blöcken. Letzteres gilt im Übrigen auch für die meisten Varianten der Urkundenhypothese. Auch nach diesen Modellen wurden die Gesetzeskorpora zunächst als eigenständige Werke überliefert, bevor sie dann in den werdenden Pentateuch eingefügt wurden.

Nach dem sog. „Münsteraner Pentateuchmodell“ (siehe dazu Zenger / Frevel, 2015) wurden diese Werke im 7. Jh. zum sog. „Jerusalemer Geschichtswerk“ zusammengeführt. Dieses wurde später zum „Großen (deuteronomistischen) Geschichtswerk“ erweitert und schließlich mit der Priesterschrift zum „Großen Nachexilischen Geschichtswerk“ vereinigt.

4.5. Blockhypothese mit eigenständiger Priesterschrift

Pentateuch 05
Eine vereinfachte Variante dieser Hypothese kennt kein Jerusalemer Geschichtswerk. Das erste übergreifende Werk ist hier das DtrG, allerdings in einer Variante. Danach beginnt das DtrG nicht mit dem Buch Deuteronomium, sondern bereits im Buch Exodus. Die Priesterschrift ist auch hier als eigenständiges Werk vorgestellt. Dieses Modell wird in Gertz, 2016, vorgeschlagen. Ähnliche Modelle werden aktuell von mehreren Auslegern vertreten, so etwa von Kratz, 2000, und Otto, 2000 (vgl. RGG4).

4.6. Blockhypothese ohne eigenständige Priesterschrift und mit zwei deuteronomistischen Kompositionen

Pentateuch 06
Dieses Modell wurde erstmals von Blum, 1984, in die Diskussion eingebracht und in Blum, 1990, und Blum, 2002, jeweils modifiziert. Es basiert ebenfalls auf der Annahme von Blöcken, d.h. kleineren Werken, die später sukzessive zusammengekoppelt wurden. Allerdings wird unterschieden zwischen dem DtrG, das im Sinne von Martin Noth mit dem Deuteronomium beginnt, und den deuteronomistischen (dtr) Texten in den Büchern Exodus und Numeri, die als „Deuteronomistische Komposition“ (KD) bezeichnet werden. Anders werden auch die priesterlichen Texte verstanden. Sie gelten als Kompositionsschicht, die auf der etwas älteren KD aufbaut. Der priesterliche Kompositor hat die vorliegenden nichtpriesterlichen Werke sowie Textstücke aus der eigenen Tradition genommen und daraus die Priesterliche Komposition (KP) geschaffen, die im Wesentlichen dem fertigen Pentateuch entspricht. Ein darauf aufbauendes Modell, bei dem vor allem die priesterliche Komposition weiter differenziert wird, hat Albertz, 2011, vorgelegt.

4.7. Blockhypothese ohne eigenständige Priesterschrift und mit einer deuteronomistischen Komposition

Pentateuch 07
Das letzte hier vorgestellte Modell ähnelt dem vorhergehenden, die Unterschiede sind folgende: Die Gesetzescorpora gelten hier nicht als eigenständige Größen, sondern als Teil der Erzählwerke. Es gibt nur eine deuteronomistische Komposition, d.h. das DtrG beginnt nach dieser Auffassung im Exodusbuch. Die priesterlichen Texte sind als Kompositionsschicht verstanden, die hier allerdings bis ins Josuabuch reicht. Weiter werden zwei nachpriesterliche Bearbeitungen identifiziert. Zum einen die auf Sichem als Kultort bezogenen Einfügungen und zum andern jene Einfügungen, die den Pentateuch vom Josuabuch trennen und den Pentateuch zur Tora machen. Dieses Modell wurde von Oswald, 2009, vorgeschlagen.

4.8. Die historischen Umstände der Pentateuchentstehung

Die historischen Szenarien, die entwickelt wurden, um die Entstehung des Pentateuch und seiner Vorläuferwerke verständlich zu machen, divergieren in hohem Maße.

Zeitlich setzen manche Forscher die Abfassung der ältesten Werke schon in der frühen Königszeit an (ab dem 9. Jh.), die Mehrheit jedoch erst in der mittleren oder späten Königszeit (8. und 7. Jh.). Der Abschluss der literarischen Arbeit am Pentateuch wird allgemein in der spätpersischen-frühhellenistischen Zeit vermutet (Ende des 4. Jh.s).

Örtlich wird allgemein den beiden Hauptstädten → Samaria und → Jerusalem ein großer Anteil an der Literaturproduktion eingeräumt. Fraglich ist jedoch, wo die Abfassung der Vorläuferwerke des Pentateuch nach der → Zerstörung Jerusalems im Jahr 587 v. Chr. weiterging. Genannt werden zum einen → Babylonien, wohin viele Jerusalemer deportiert wurden, und zum andern die Hauptstadt der babylonischen Provinz Benjamin-Juda, die benjaminitische Stadt → Mizpa. Auch in Samaria war während der babylonischen und der persischen Zeit eine intakte Infrastruktur vorhanden. In der Abschlussphase im 4. Jh. waren sicher Jerusalem und der dortige Tempel wieder der Ort der Abfassung.

Diskutiert wird weiter, welche Autoren diese Schriften zu welchem Zweck verfasst haben. Waren es gelehrte Archivare, die die Ursprungsüberlieferungen des Volkes Israel dokumentieren wollten? Waren es Volkslehrer, die den Menschen ethische Orientierung geben wollten? Oder waren es politische Eliten, die sowohl mit den Vorgängerwerken als auch mit der Tora als Ganzer jeweils eine Art von Verfassung für ihr Gemeinwesen schaffen wollten? Galten die Tora bzw. ihre Vorgängerwerke von vorneherein als autoritativ, ja sogar als heilig – oder haben sie diese Status erst sukzessive erworben?

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

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  • Lexikon für Theologie und Kirche, 3. Aufl., Freiburg i.Br. 1993-2001 (Pentateuch)
  • Religion in Geschichte und Gegenwart, 4. Aufl., Tübingen 1998-2007 (Pentateuch)
  • Calwer Bibellexikon, Stuttgart 2003 (Pentateuch)
  • Handbuch theologischer Grundbegriffe zum Alten und Neuen Testament, Darmstadt 2006 (Tora)
  • Lexikon der Bibelhermeneutik. Begriffe – Methoden – Theorien – Konzepte, Berlin 2009 (Tora)
  • Sozialgeschichtliches Wörterbuch zur Bibel, Gütersloh 2009 (Tora)

2. Weitere Literatur

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  • Blum, E., Die Komposition der Vätergeschichte (WMANT 57), Neukirchen-Vluyn 1984.
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Abbildungsverzeichnis

  • Die Neuere Urkundenhypothese. © Wolfgang Oswald
  • Urkundenhypothese ohne Elohist. © Wolfgang Oswald
  • Urkundenhypothese ohne Elohist und ohne eigenständige Priesterschrift. © Wolfgang Oswald
  • Blockhypothese bzw. Erzählkranzhypothese mit eigenständiger Priesterschrift. © Wolfgang Oswald
  • Blockhypothese mit eigenständiger Priesterschrift. © Wolfgang Oswald
  • Blockhypothese ohne eigenständige Priesterschrift und mit zwei deuteronomistischen Kompositionen. © Wolfgang Oswald
  • Blockhypothese ohne eigenständige Priesterschrift und mit einer deuteronomistischen Komposition. © Wolfgang Oswald

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