Rehob
Andere Schreibweise: Roheb, Rechob, Rehov, Rechov
(erstellt: März 2019)
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1. Name
2. Biblische Überlieferung
Der Ortsname Rehob findet sich im Alten Testament sieben Mal. Zum einen wird Rehob als Stadt des Stammes Ascher bezeichnet, die an der Grenze des Stammesgebietes liegt (Jos 19,28.30
Da Rehob in der Beschreibung des Lehens des Stammes Ascher in kurzer Aufeinanderfolge zweimal genannt wird (Jos 19,28.30
Möglicherweise gibt es neben dem ascheritischen Ort Rehob noch einen weiteren Ort Bet-Rehob / Rehob, der aufgrund der Verortung der Erzählung von der Auseinandersetzung Davids mit den → Ammonitern
Man könnte darüber hinaus den Hinweis auf eine zu Bet-Rehob gehörige Ebene in Ri 18,28
In 1Sam 14,47
Somit sind die Erwähnungen von (Bet-)Rehob in Ri 18,28
Aus alledem folgt, dass in der Bibel ein oder zwei Orte namens Rehob in Ascher belegt sind. Darüber hinaus könnte vielleicht ein bei Bet-Schean gelegener Ort Rehob im Alten Testament erwähnt sein. Der aramäische Ort Bet-Rehob wird zwar in der Bibel erwähnt, aber aufgrund des narrativen Kontextes viel zu weit im Süden verortet.
3. Außerbiblische Belege
Der Ort Rehob ist des Öfteren in ägyptischen Texten belegt, wobei aber vermutlich drei verschiedene Orte mit Namen Rehob gemeint sind (anders Görg 1974): ein südliches und ein nördliches Rehob im Stammesgebiet von Ascher und ein weiterer Ort Rehob in der Ebene von Bet-Schean (Aḥituv 1984).
a) Südliches Rehob in Ascher: Dieser Ort wird vermutlich schon in den → Ächtungstexten
b) Nördliches Rehob in Ascher: Ein nördlicher Ort Rehob ist vermutlich in der topographischen Liste von Thutmosis III. [Karnak 87] and Amenhotep II. [Luxor B18] belegt.
c) Rehob bei Bet-Schean: In ägyptischen Quellen wird schließlich meist ein Ort Rehob bei → Bet-Schean
In den Texten aus → Ugarit
→ Eusebius
Der außerbiblische Befund belegt also mindestens zwei Orte mit dem Namen Rehob, und zwar bei Bet-Schean und im Stammesgebiet von Ascher. Orte namens Rehob, die im Ostjordanland bzw. im Ḥūle-Tal liegen, lassen sich außerbiblisch nicht nachweisen.
4. Lokalisierung
4.1. Südliches Rehob in Ascher
Für den südlichen Ort Rehob im Stammesgebiet von Ascher (Jos 19,30
a) Chirbet Da‘ūk (Koordinaten: 1616.2530; N 32° 52' 18'', E 35° 07' 18''
Manchmal wird Rehob auf Chirbet Da‘ūk gesucht (Kallai 1986), etwa 100 m südlich der ‘Ēn Da‘ūk, wodurch die Wasserversorgung sichergestellt werden konnte. Chirbet Da‘ūk war von der Mittelbronzezeit bis in die Spätbronzezeit und dann wiederum von der Eisenzeit IIB bis in die römische und arabische Zeit besiedelt. Vor allem persische und hellenistische Keramik ist auf Chirbet Da‘ūk stark vertreten. Die Besiedlung von Chirbet Da‘ūk schwankte zwischen 1 und 4,5 ha (Lehmann / Peilstöcker 2012). Auf dem kleinen Ruinenhügel befinden sich darüber hinaus kreuzfahrerzeitliche Befestigungsanlagen und Gewölbe. In der Kreuzfahrerzeit gehörte der Ort zu den Templern und führte den Namen Doc, Doke bzw. Dochum. Literarisch sind aus dieser Zeit Wassermühlen belegt, die indes nicht mehr vorhanden sind (Lehmann / Peilstöcker 2012).
b) Tell Bīr el-Ġarbī (Koordinaten: 1662.2563; N 32° 54' 06'', E 35° 10' 10''
Der Siedlungsbefund von Tell Bīr el-Ġarbī beginnt bereits in der Frühbronzezeit und reicht über die Mittelbronzezeit, Spätbronzezeit und Eisenzeit I/II bis in die persisch-hellenistische Zeit (Peterson 1980; Lehmann / Peilstöcker 2012), worauf auch eine Münze von Antiochos III. hinweist, die im benachbarten → Akko
Meist wird das südliche ascheritische Rehob auf Tell Bīr el-Ġarbī vermutet. Fraglich ist, ob es eine etymologische Verbindung vom modernen Toponym Tell Bīr el-Ġarbī zum biblischen Ortsnamen gibt (so Frankel 1998), zumal der arabische Name „Ruinenhügel der westlichen Quelle“ bedeutet und sich daher innerarabisch ableiten lässt.
Bisweilen werden auch noch andere Ruinenhügel für den südlichen Ort Rehob vorgeschlagen, die im Süden von → Afek
4.2. Nördliches Rehob in Ascher
Für den nördlichen Ort Rehob in Ascher (Jos 19,28
a) Chirbet Balāṭ (Koordinaten: 1776.2800; N 33° 06' 53'', E 35° 17' 26''
Der Ort Chirbet Balāṭ liegt etwa 5 km nördlich von Iqrit (1760.2756) im Libanon. Über den archäologischen Befund von Chirbet Balāṭ ist allerdings nichts bekannt. Vermutlich ist der Ort in der hellenistisch-römischen Zeit besiedelt worden (Lehmann 2002). Nur die Überreste eines Tempels wurden entdeckt, über deren Datierung jedoch nichts verlautet (Lipiński 1991).
b) Chirbet el-Amarije (Koordinaten: 1633.2744; N 33° 04' 00'', E 35° 08' 19''
Die Chirbet el-Amarije befindet sich ungefähr 13 km westlich von Iqrit. Der archäologische Befund von Chirbet el-Amarije weist vor allem in die Eisenzeit II, in die persische bis byzantinische Zeit, in die früharabische Zeit sowie in die Kreuzfahrer- und Mamelukenzeit (Frankel / Getzov 1997). Dementsprechend kann hier nicht der spätbronzezeitliche Ort Rehob der Thutmosis-Liste gesucht werden. Auf Chirbet el-Amarije fand man Mauerreste aus der persischen Zeit und eine antike Grabanlage (Frankel / Getzov 1997). Darüber hinaus entdeckte man einen byzantinischen Mosaikboden, der in einfachem geometrischen Muster verlegt war. Auf dem Ruinenhügel von Chirbet el-Amarije stand zudem die Kreuzfahrersiedlung Quafrenebit bzw. Kapharneby, die zum Lehen von Casai Imbert gehörte.
c) Tell er-Raḥīb (Koordinaten: 1807.2762; N 33° 04' 56'', E 35° 19' 28''
Aufgrund der Namensähnlichkeit wird der biblische Ort Rehob gelegentlich auf dem Tell er-Raḥīb gesucht. Dort stand eine rechteckige Festung, die vermutlich aus dem Mittelalter stammt. Darüber hinaus fand man eine Olivenölpresse, in den Felsen geschlagene Zisternen und eine Höhle, die vermutlich als Lagerraum genutzt wurde (Gaß 2005).
d) Tell Abū Babēn (Koordinaten: 1813.2754; N 33° 04' 26'', E 35° 19' 58''
Über den archäologischen Befund von Tell Abū Babēn ist wenig bekannt. Zumindest der Oberflächenbefund des etwa 1 ha großen, vermutlich mit Mauern befestigten Ruinenhügels Tell Abū Babēn weist in die Eisenzeit I und II (Frankel 2001).
Der nördliche Ort Rehob in Ascher könnte aufgrund des eisenzeitlichen Befundes auf Tell Abū Babēn vermutet werden. Erst in späterer Zeit wechselte dieses Toponym zu dem etwa 1 km nordwestlich gelegenen Tell er-Raḥīb, der den alten Namen noch bewahrt haben könnte. Allerdings kann dieser Ort nicht mit dem spätbronzezeitlichen Rehob der Thutmosis-Liste gleichgesetzt werden. Hinzu kommt, dass es überhaupt nicht sicher ist, ob es einen nördlichen Ort Rehob in Ascher jemals gab.
4.3. Rehob bei Bet-Schean
In der Eisenzeit IA siedelten im 12. Jh. v. Chr. ausweislich des archäologischen Befundes vermutlich nicht nur Kanaanäer, sondern auch Seevölker (Mazar 2013). In der Eisenzeit IB war dieser Ort offenbar eine autonome kanaanäische Stadt, die nicht mehr von den Ägyptern wie zuvor in der Spätbronzezeit dominiert wurde.
In der Eisenzeit IIA, die in drei Strata zu differenzieren ist (Stratum VI-IV), wurde Tell eṣ-Ṣārem auf 10 ha über den gesamten Hügel dicht besiedelt, wobei vermutlich eine Befestigungsmauer fehlte. In dieser Zeit lebte in Tell eṣ-Ṣārem eine Oberschicht, die sich eine exklusive Ernährung leisten konnte (Marom u.a. 2009). Vermutlich hat dieser Ort außerdem weitreichende Handelsbeziehungen mit den phönizischen Küstenstädten unterhalten, worauf griechische Keramik hinweist. Aus der Eisenzeit IIA stammen zudem mehrere Inschriften auf Vorratskrügen (Mazar 2003). Nahezu alle Mauern waren in der Eisenzeit IIA aus Lehmziegeln gefertigt, die ohne Steinfundament gesetzt wurden, was diesen Ort von anderen Ausgrabungsstätten Israels unterscheidet. Hinzu kommt, dass Drei- und Vierraumhäuser fehlen. Dementsprechend handelte es sich um eine immer kanaanäisch geprägte Stadt. Stratum VI wurde gegen Ende des 10. Jh.s v. Chr. möglicherweise durch ein Erdbeben zerstört. Eine Zerstörung durch Pharao → Scheschonq
Der Ort Tell eṣ-Ṣārem, der sich danach auf 5 ha Oberstadt beschränkte (Stratum III), wurde ab dieser Zeit mit einer Kasemattenmauer aus Lehmziegeln und einem verstärkenden Turm umgeben. Kurz vor der Zerstörung durch die Assyrer errichtete man um die Oberstadt zudem eine stärkere, 9,5 m breite Verteidigungsmauer aus Lehmziegeln mit Vorsprüngen (Offset-Inset). Die schlechte Qualität der Lehmziegel verweist auf die schnelle Durchführung der Arbeiten und die unmittelbare Bedrohung durch die → Assyrer
Nach dieser Zerstörung siedelte man nur noch kurze Zeit auf Tell eṣ-Ṣārem. Möglicherweise befand sich ein kleiner assyrischer administrativer Komplex auf der Hügelspitze von Tell eṣ-Ṣārem (Stratum II), worauf der Befund in den Gräbern hinweisen könnte (Mazar / Aḥituv 2011).
4.4. Aramäisches Bet-Rehob im Ostjordanland?
Der Ort Riḥāb liegt auf einer breiten Hügelzunge im erhöhten, zentralen Bereich des nordwestjordanischen Steppengebietes. Auf Riḥāb entdeckte man Scherben der Spätbronzezeit und der Eisenzeit I/II. Außerdem fand man bei Ausgrabungen in den Jahren 1936-42, 1958 sowie 1970 und 1979 spätbronzezeitliche und eisenzeitliche Siedlungsreste (Piccirillo 1989). Die entdeckten Mauerreste auf Riḥāb scheinen allerdings erst in die byzantinische und arabische Zeit zu weisen. Darüber hinaus fand man noch Häuser mit Mosaikfußböden und mehrere byzantinische Kirchen (Piccirillo 1980). Trotz des zutreffenden Siedlungsbefundes und der Bewahrung des Namens im modernen Toponym ist Bet-Rehob vermutlich nicht auf Riḥāb zu suchen, da diese Ortslage zu abseitig am Rande der Steppe liegt (Mittmann 1970). Außerdem scheint es, dass dieser Ort lediglich ein saisonal genutztes Dorf war, das vielleicht nur als Rastplatz oder Aussichtspunkt diente. In der Eisenzeit II wurde dieses Dorf zusätzlich mit Türmen gesichert, was mitunter zu einer Aufwertung führte (Heyneck 2012).
Insofern könnte man stattdessen an Tell el-Mu‘allaqa (Koordinaten: 2371.2235; N 32° 36' 17'', E 35° 55' 30''
Nicht weit entfernt von Tell el-Mu‘allaqa findet sich auf einem Spornplateau die ungefähr 170 x 90 m große Chirbet er-Raḥūb (Koordinaten: 2375.2241; N 32° 36' 34'', E 35° 55' 47''
Bei dem Zentralort des Aramäerreiches von Bet-Rehob muss man wahrscheinlich an ein regionales Zentrum denken, das weiter nördlich im syrisch-phönizischen Bereich liegt. Vermutlich ist daher Bet-Rehob mit Tell er-Raḥīb (LG 1650.1939) in der Beqaa-Ebene gleichzusetzen (Lipiński 2000). Die Ruine liegt auf einem natürlichen konischen Hügel von 150 m Durchmesser. Ungefähr 150 m südlich des Tells entspringt die ‘Ēn el-Matn, die die Wasserversorgung des Ortes sicherstellen konnte. Der dortige Oberflächenbefund weist in die Früh- und Mittelbronzezeit, in die Eisenzeit, sowie in die römische bis byzantinische Periode. (Marfoe 1995).
Aus alledem folgt: Nur Rehob bei Bet-Schean ist mit dem Tell eṣ-Ṣārem archäologisch und toponomastisch gut begründet. Das südliche Rehob in Ascher wird mit guten Gründen auf Tell Bīr el-Ġarbī vermutet. Hierfür sprechen der archäologische Befund und die verkehrsgeographisch und strategisch günstige Lage. Demgegenüber werden ein nördliches Rehob in Ascher und ein (Bet-)Rehob im Ostjordanland vom literarischen Befund nicht zwangsläufig gefordert, sodass es eigentlich müßig ist, diese Orte mit modernen Ruinenhügeln zu identifizieren. Das Aramäerreich von Bet-Rehob lag zudem sicherlich nicht im Ostjordanland oder der Jesreelebene, sondern in der südlichen Beqaa-Ebene.
Literaturverzeichnis
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Abbildungsverzeichnis
- Karte zur Lage von Rehob im südlichen Gebiet von Ascher und Rehob bei Bet-Schean. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
- Plan von Tell Bīr el-Ġarbī. Aus: Lehmann / Peilstöcker 2012, Fig. 48, mit Bearbeitung von Erasmus Gaß
- Tell eṣ-Ṣārem / Rehob von Westen. © public domain; Foto: Klaus Koenen, 2001
- Ausgrabungsareale von Tell eṣ-Ṣārem. Aus: Mazar 2015, 47, mit Bearbeitung von Erasmus Gaß
- Imkerei in Areal C von Tell eṣ-Ṣārem. Aus: Mazar / Panitz-Cohen 2007, 209, mit Bearbeitung von Erasmus Gaß
- Freiluft-Heiligtum (bāmāh) in Areal E von Tell eṣ-Ṣārem. Aus: Mazar 2015, 58, mit Bearbeitung von Erasmus Gaß
- Haus CF aus Stratum IV von Tell eṣ-Ṣārem. Aus: Mazar / Panitz-Cohen 2008, 47, mit Bearbeitung von Erasmus Gaß
- Haus CP aus Stratum IV von Tell eṣ-Ṣārem. Aus: Mazar 2015, 54, mit Bearbeitung von Erasmus Gaß
- Plan der Synagoge von Tell eṣ-Ṣārem. Aus: Vitto 2015, 4, mit Bearbeitung von Erasmus Gaß
- Bet-Rehob und andere aramäische Kleinstaaten in der nördlichen Levante. Mit Dank an © Seminar für Altes Testament und Biblische Archäologie, Universität Mainz
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