Deutsche Bibelgesellschaft

Waffen (AT)

(erstellt: Februar 2017)

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1. Waffentechnik und Ausrüstung

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Das literarische Zeugnis wie auch der archäologische Befund zeigen, dass die Bewaffnung im antiken Israel bis in die Perserzeit hinein einfach war. „Waffen“ (נֶשֶׁק næšæq) und „Kriegsgeräte“ (כְּלֵי מִלְחָמָה kəlê milḥāmāh) waren hauptsächlich aus Holz oder Metall gefertigt. Nicht alle Rüstungsgegenstände waren allein für den Einsatz im Krieg vorgesehen: Mit Pfeil und Bogen lassen sich Wildtiere auf der → Jagd erlegen (vgl. Gen 27,3); Stab und Steinschleuder sind im Kampf ebenso einsetzbar wie im Hirtendienst (vgl. 1Sam 17,40.50; Ps 23,4). Auch das literarische Motiv, dass Alltagswerkzeuge in Kriegszeiten zu Waffen umfunktioniert werden, wird eine gängige Praxis widerspiegeln. So tötet → Simson Menschen mit dem Unterkieferknochen eines Esels (Ri 15,16; → Kinnbacke). Dies gilt insbesondere für Geräte aus kostbarem Metall (vgl. Jo 4,10 als Umkehr von Jes 2,4 // Mi 4,3; → Schwerter zu Pflugscharen). Die Waffenherstellung war eine gefragte Fähigkeit, deren Verbreitung aus strategischen Gründen durchaus zu unterbinden versucht wurde (vgl. 1Sam 13,19-22). Technische Verbesserungen gingen meist von Großmächten aus, da sie über die Ressourcen und das praktische Know-How verfügten. Die Assyrer legten so den Grundstein ihres militärischen Erfolges (Mayer 1995). Durch die Perfektionierung ihrer Waffen setzten sie aber auch unter militärhistorischer Perspektive Meilensteine, die über Jahrhunderte unübertroffen bleiben sollten.

1.1. Rüstung und Verteidigung

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Haupt und Schläfenpartie konnten durch Kappen und Helme (כּוֹבַע kôva‘) geschützt werden, die zumeist aus Leder gefertigt waren. Wie das Relief über die assyrische Belagerung von → Lachisch (701 v. Chr.) zeigt, scheint die Verwendung von Helmen in der Königszeit jedoch nicht weit verbreitet gewesen zu sein. Kopfbedeckungen aus Metall waren selten und gehörten meist fremden Soldaten (Assyrer, Urartäer). Die aus Bronze gefertigten assyrischen Spitzhelme etwa zeichneten sich durch ihre konische Form aus und konnten mit Wangenklappen zum Schutz vor seitlichen Treffern versehen sein. In Ägypten scheint die Verwendung von Helmen, die aus Metall, Leder oder Textilien gefertigt waren, erst im → Neuen Reich aufgekommen zu sein. Die → Philister schützten ägyptischen Darstellungen zufolge ihre Köpfe meist mit Kopfbedeckungen, die wohl aus Leder bestanden, mit Federn auffällig geschmückt und mithilfe eines Kinngurtes fixiert waren.

Als Rüstung (שִׁרְיוֹן širjôn; מַד mad) dienten Leder- oder Leinengewänder mit aufgenähten Leder- oder Metallschuppen (Schulz 2014), die ein Gewicht von bis zu 27kg besitzen konnten (vgl. 1Sam 17,5). Brustplatten und Gürtel (חֲגוֹר ḥǎgôr) boten dem Oberkörper mitunter zusätzlichen Schutz. Die Beinpartie wurde durch Stiefel (סְאוֹן sə’ôn, Jes 9,4) gesichert. Kaum gebräuchlich waren metallene Schienen (מִצְחָה miṣḥāh), wie 1Sam 17,6 sie → Goliat zuschreibt, der hier jedoch anachronistisch als griechischer Hoplit gezeichnet wird.

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Mit Schilden (צִנָּה ṣinnāh; מָגֵן māgen) in runder, rechteckiger oder länglicher Form konnten Angriffe gezielt abgewehrt werden. Sie bestanden aus Metall oder Lederschichten, die auf Holzrahmen gespannt waren, da Schilde zur besseren Handhabung möglichst leicht sein sollten. In Assur reichte die Bandbreite an Schildtypen vom kleinen Rundschild, der im Zweikampf mit einer Hand geführt werden konnte, bis zu mannshohen rechteckigen Schilden, die am Boden auflagen. Die ägyptischen Rundschilde mit einem markanten Buckel in der Mitte maßen zwischen der halben und der gesamten Körpergröße eines Soldaten, wohingegen die Philister wesentlich kleinere, schmalere Rundschilde verwendeten.

1.2. Angriffswaffen

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Zu den Nahkampfwaffen zählten einfache Schlagwaffen wie Stöcke oder Stäbe (מַקֵּל maqqel, שֵׁבֶט ševæṭ) bzw. Wuchtwaffen wie Kriegshämmer (מַפֵּץ mappeṣ) oder Keulen (תּוֹתָח tôtāḥ). In kritischen Situationen wurden alle möglichen Gegenstände des täglichen Lebens eingesetzt: So tötet die Frau von Tebez in Ri 9,53Abimelech mit einem Mühlstein, die Nomadin → Jael tötet den Heerführer → Sisera mit Hammer und Holzpflock (Ri 4,21) und Simson seine Feinde mit einem Knochen (Ri 15,16). Die gängige Hieb- und Stichwaffe war das Schwert (חֶרֶב ḥæræv), das in verschiedenen Längen (Dolch, Kurz- und Langschwert) und Formen (gerade oder gebogen) in Gebrauch war (Maxwell-Hyslop). Es konnte mit einer zweischneidigen Klinge (פֶּה pæh „Mund“ oder לַהַב lahav „Flamme“) ausgestattet sein und wurde – durch eine Scheide (תַּעַר ta‘ar) gesichert – am Gürtel oder Rücken getragen, um stets griffbereit zu sein (vgl. 1Sam 17,6; 2Sam 20,8). Da man im eisenzeitlichen Israel mit gehärtetem Stahl noch kaum Erfahrungen besaß und ungehärtetes Metall beim Aufprall leicht bricht, war die Klinge meist nicht länger als max. 40cm. Assyrische Soldaten trugen typischerweise gerade Langschwerter mit rundem Knauf am Griffende. Daneben zählten Äxte mit schmaler Klinge offenbar zur Standardausrüstung der Streitwagenbesatzung unter Assurnasirpal und Sanherib. Die ikonographische Darstellung gebogener Schwerter bleibt auf nichtassyrische Krieger (wie etwa Judäer) beschränkt. Auch im ägyptischen Heer war neben dem spitz zulaufenden zweischneidigen Schwert auch das Sichelschwert verbreitet.

Waffen für mittlere Distanzen wie Spieße (כִּידוֹן kîdôn), Speere (חֲנִית ḥǎnît) oder Lanzen (רֹמַח romaḥ) bestanden aus langen, soliden Holzstangen mit Metallspitzen (vgl. 1Sam 17,7). Diese konnten auch als Wurfgeräte eingesetzt werden und sorgten so für Schaden, noch bevor der eigene Trupp unmittelbar auf den Gegner traf.

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Zu den wichtigsten Fernkampfwaffen zählte der Kriegsbogen (קֶשֶׁת qæšæt, vgl. Zuttermann). Die assyrischen Schützen waren für ihren perfekten Umgang mit der Waffe berühmt und bei den Gegnern gefürchtet. Bogen wurden aus biegbaren Materialien gefertigt (vgl. Ps 18,35; Hi 20,24) und mit getrockneten Därmen gespannt. Kompositbögen, die aus mehreren Holz- bzw. Hornteilen zusammengesetzt waren, besaßen eine größere Reichweite und ermöglichten einen zielgenauen Schuss auf eine Entfernung von bis zu 100m. Pfeile (חֵץ ḥeṣ) wurden in Köchern (אַשְׁפָּה ’ašpāh) verwahrt und bestanden aus einem hölzernen Schaft und scharfen Spitzen. Diese waren z.T. mit Widerhaken versehen, um das Herausziehen zu erschweren und dabei den Getroffenen zusätzlich zu verletzen.

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Brandpfeile (זִיקוֹת zîqôt, Jes 50,11; vgl. Sir 43,13 [Lutherbibel: Sir 43,14]) gefährdeten durch das Entzünden von brennbaren Gegenständen eine größere Zahl an Lebewesen. Als Fernkampfwaffe dienten auch Wurfschleudern (קֶלַע qælla‘, 1Sam 17,40) aus Lederriemen oder Wollgeflecht (vgl. Korfmann). Als Geschosse wurden Steine oder Tonkugeln in der verbreiterten Mitte oder der Schleuderpfanne platziert.

1.3. Kriegspferd und Kriegswagen

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Das bevorzugte Reittier altorientalischer Armeen war das → Pferd (סוּס sûs; → reiten). Es wurde mit oder ohne Sattel bzw. Satteldecke im Grätschsitz geritten und mit Zaum, Zügel oder Peitsche gelenkt. Als Reittier im Kampf ist das Pferd in den assyrischen Reihen erstmals unter Assurnassirpal II. (883-859 v. Chr.) belegt. Auch alttestamentliche Texte sprechen mit schaudernder Bewunderung vom Schlachtross (z.B. Hi 39,19-25; Spr 21,31). Ihr Einsatz stellte jedoch eine hohe finanzielle Belastung dar, denn Anschaffung und Haltung waren sehr kostspielig (vgl. 1Kön 10,28f.). Auch deshalb wurden sie wie ihre menschlichen Kameraden mit Rüstungselementen geschützt. Pferde eigneten sich für blitzschnelle Überfälle oder zum Beschuss von wechselnden Positionen aus. Für den Einsatz in schwer zugänglichem Gebiet waren sie zudem effizienter als die Kriegswagen.

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Esel oder → Maultiere sind zwar exzellente Transporttiere und werden als Lasttiere im Kriegstross gedient haben (vgl. 2Kön 7,10), von ihrem Einsatz in Kampfhandlungen berichten alttestamentliche Kriegstexte allerdings nichts. Dasselbe gilt für → Kamele, die aber auf assyrischen Reliefs als Kriegstiere von Wüstenvölkern dargestellt werden. Der Einsatz von Kriegselefanten kommt erst in hellenistischer Zeit auf (vgl. 1Makk 1,17 [Lutherbibel: 1Makk 1,18]; 1Makk 3,34; 1Makk 6,33-47; → Elefant).

Zum Fuhrpark des altorientalischen Militärs gehörten auch Kriegswagen (רֶכֶב rækhæv, vgl. Littauer / Crouwel), mit deren Hilfe die Geländeaufklärung und Sicherung der marschierenden Truppen durchgeführt, im Gefecht selbst schnell wechselnde Einsätze im Nah- und Fernkampf unternommen und – allerdings erst ab der Achämenidenzeit – gegnerische Truppen einfach überrannt werden konnten. Im Alten Orient sind sie seit dem 3. Jt. v. Chr. ikonographisch belegt (Standarte von Ur). Reste von spätbronzezeitlichen Streitwagen lassen sich für mehrere Städte der Region nachweisen (u.a. → Bet-Schean, → Hazor, → Megiddo, → Aschdod; vgl. Zwickel). Im Laufe des 7. Jh.s v. Chr. tritt der Wagen seine Vorrangstellung jedoch an die wendigere Kavallerie ab. Er fand nun eher als königliches Paradegefährt Verwendung (Archer). Die Monolith-Inschrift von Salmanassar III. weiß von 2000 Streitwagen, mit denen König → Ahab an der → Schlacht von Qarqar teilnahm. Sie liefert damit einen außerbiblischen Beleg für die Existenz israelitischer Kriegswagen, deren Einführung das Alte Testament in anachronistischer Weise König → Salomo zuschreibt (vgl. 1Kön 9,19; 1Kön 10,26).

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Nach ikonographischen Darstellungen bestanden die Fahrzeuge aus D-förmigen oder rechteckigen Holzböden mit knie- bis hüfthohem Verdecken auf 2 oder 4 Speichenrädern. Das Alte Testament erwähnt zwar auch „eiserne Wagen“ (רֶכֶב בַּרְזֶל rækhæv barzæl, z.B. Jos 17,18; Ri 1,19), doch haben für die Bezeichnung wohl die Radbeschläge oder die schwere Panzerung Pate gestanden. Als Zugtiere im Kampf dienten maximal vier Pferde. Da bis zu vier Soldaten auf der Ladefläche Platz fanden, dienten der Streitwagen und seine Besatzung somit als „schnelle Eingreiftruppe“ (Zwickel). Auch zur Verfolgung fliehender Feinde waren die Fahrzeuge bestens geeignet. Dies galt jedoch nur auf ebenem Terrain. In unwegsamem Gelände kamen die recht instabilen Wagen wesentlich schwerer voran (Mayer 1978).

1.4. Befestigungsanlagen und Belagerungsgeräte

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Als Befestigungsanlagen (מְצוּרָה məṣûrāh) von Städten dienten Mauern (חוֹמָה ḥômāh) – zum Teil parallele Mauerzüge – aus Stein und Lehmziegeln mit Zinnen, Wehrgängen und Türmen (מִגְדָּל migdāl; → Mauer / Mauertechnik). Diese dienten Spähern als Beobachtungsposten (2Kön 9,17; Jes 21,6-10) und der Bevölkerung als letzter Rückzugsort bei der feindlichen Erstürmung der Stadt (Ri 9,51). Vorgelagerte Glacis und Gräben erschwerten den Ansturm auf die Stadt. Toranlagen (שַׁעַר ša‘ar) mit metallenen Riegeln (בְּרִיחַ bərîaḥ) schützten die regulären Zugänge (2Chr 14,6). Die Sicherung externer Quellen sollte die → Wasserversorgung im Fall einer Belagerung gewährleisten. Der Hiskia-Tunnel (→ Hiskia) in → Jerusalem ist das berühmteste Beispiel dafür (vgl. 2Chr 32,30). Schutz vor feindlichen Übergriffen auf Feldzügen bot das bewachte Kriegslager (מַחֲנֶה maḥǎnæh, vgl. Dtn 23,10-15).

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Der Alte Orient kannte auch spezielles Gerät für den Belagerungskrieg (מָצוֹר māṣôr), welches meist vor Ort gefertigt wurde. Große Mengen an Füllmaterial wurden für das Aufschütten von Belagerungswällen und Belagerungsrampen (סוֹלְלָה soləlāh) benötigt (vgl. Jes 29,3). Berühmtestes Beispiel ist die Belagerungsrampe von → Lachisch am Ende des 8. Jh.s, die auf assyrischen Reliefs im Palast von Ninive dargestellt worden ist und archäologisch erfasst werden konnte. Die Rampen sollten das Manövrieren der Belagerungsmaschinen vor der Stadtmauer erleichtern (vgl. 2Sam 20,15; 2Kön 19,32). Als Hauptressource zum Bau der Geräte diente der Baumbestand des Gegners (vgl. Jer 6,6). Das Abholzen von Fruchtbäumen entzog der Stadt zudem längerfristig einen Teil ihrer Lebensmittelversorgung (vgl. Cole). Das deuteronomistische Kriegsgesetz untersagt diese Praxis ausdrücklich: Die Früchte sollten dem Heer vielmehr als Nahrungsquelle während der Belagerung dienen (Dtn 20,19f.).

Sturmleitern wurden an die Stadtmauer gelehnt, um nach Überwältigung der auf den Wehrgängen stationierten Verteidiger in die Stadt einzufallen (vgl. Jo 2,7). Auf ihrem Weg nach oben suchten die Angreifer hinter Schilden Deckung, denn die Erstürmung wurde mit allen Mitteln zu verhindern versucht. In geschützten Miniergängen bearbeiteten die Belagerer die Fundamente der Stadtmauer mit Meißel und Beilhacke, um sie zum Einsturz zu bringen (→ Hacke).

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Eine weitere Methode zum Schlagen von Breschen war der Ansturm mit Rammböcken (כַּר kar, vgl. Ez 4,2; Ez 21,27). Dies waren massive Holzpflöcke mit spitzen Enden oder abgeflachten Metallplatten. Noch effizienter, aber komplexer in der Konstruktion waren Mauerbrecher, die ab dem 2. Jt. v. Chr. in der Levante belegt sind. Hier hing der Pflock waagerecht an Seilen unter einem abgedeckten, meist fahrbaren Gerüst. Wenn die Soldaten den schräg nach hinten gezogenen Pflock gleichzeitig losließen, krachte das Holz gegen Mauer oder Stadttor. Von aufgesetzten Belagerungstürmen aus (דָּיֵק dājeq) wurden die Verteidiger davon abgehalten, die Konstruktion durch Gegenangriffe zu zerstören.

2. Waffenmetaphorik im Alten Testament

Im Alten Testament sind Waffen ein durchaus gängiges Mittel metaphorischer Rede (→ Bildwort / Bildrede). Ihr Einsatz konzentriert sich vor allem auf die poetischen Texte (→ Prophetie, → Psalmen, → Weisheit). Der Bedeutungszusammenhang leitet sich dabei von der Verwendungsart der konkreten Waffe ab.

2.1. Angriffswaffen

Mit dem Schwert, der gängigen Hieb- und Stichwaffe im antiken Israel, verdeutlicht der Psalmbeter die Anfeindungen seiner Gegner (Ps 57,5; Ps 59,8; Ps 64,4 u.ö.; vgl. Spr 30,14). Im → Sprüchebuch verweist es auf die Bedrohung, die aus dem Gerede von Unverständigen oder Falschzeugen erwächst (Spr 12,18; Spr 25,18). Es kann aber auch die Gefährlichkeit von verlockenden Worten der fremden Frau zum Ausdruck bringen, die sich zuletzt doch als zweischneidiges Schwert erweisen (Spr 5,4). Für die Nachstellungen der Frevler wird neben dem Speer (Ps 57,5) auch das Bild vom Anspannen des Bogens und Abschießens von Pfeilen verwendet (Ps 7,13f.; Ps 11,2). Doch auch der Fromme kann im Streit mit seinen Gegnern auf die Kinder seiner Jugend – wie der Krieger auf seine Pfeile – zurückgreifen, mit denen er seinen Köcher gefüllt hat (Ps 127,5). Er vermag also seine Ziele wie der Bogenschütze noch aus weiter (zeitlicher) Distanz zu erreichen.

2.2. Verteidigungsanlagen

Besonders im → Hohelied werden menschliche Körperteile mit Befestigungsanlagen verglichen. Der Turm dient ob seiner Höhe als Metapher für die Schönheit von Hals (Hhld 4,4; Hhld 7,5) und Brüsten der jungen Geliebten (Hhld 8,10). Indem ihre Brüder sie mit Stadtmauer und Tor vergleichen, dem sie einen Zedernriegel vorschieben wollen (Hhld 8,9f.), wird stärker der Aspekt von Schutz (vgl. 1Sam 25,16; Spr 18,11) bzw. Abriegelung und Uneinnehmbarkeit betont.

2.3. Die Waffen Gottes

Neben menschlichen Waffenträgern kennt das Alte Testament auch Texte, in denen JHWH selbst zu Kriegsgeräten greift. Sein Schwert bringt die Frevler (Hi 20,24; Jes 65,12) und Feinde des Psalmbeters (Ps 17,13) zur Strecke und fährt auf Edom herab, einem der Erzfeinde Israels (Jes 34,5f.; vgl. Assur nach Jes 31,8). Mit ihm erlegt er aber auch mythische Chaosmächte (Jes 27,1). Überhaupt erscheint das Schwert als Instrument des göttlichen Gerichts über sein Volk (z.B. Jer 9,15; Jer 11,22; Jer 12,12; Jer 14,12-18; Klgl 2,21; Ez 21,10; Am 4,10; Am 7,9), seine Feinde (Dtn 32,41) oder die gesamte Menschheit (Jes 66,16). Den Stock (Ps 89,33) sowie Speer und Lanze kann er dafür ebenso einsetzen (Ps 35,3). Aber auch im Fernkampf zeigt sich JHWH geübt: Als Bogenschütze feuert er seine Pfeile auf Israel (Klgl 2,4; Klgl 3,12f.) und seine Feinde (Ps 45,6; Hab 3,9; Dtn 32,42). In der Theophanieszene von Hab 3,8 stürmt JHWH als Wagenkämpfer mit seinen Schlachtrossen und Streitwagen heran. Hingegen fungiert Gottes entspannter Kriegsbogen (Gen 9,13-17) beim Bundesschluss (→ Bund) mit → Noah als „Symbol für das Ende der tödlichen Auseinandersetzung zwischen Jahwe und der von ihm geschaffenen Welt“ (Rüterswörden, 151).

Auch Defensivwaffen und Verteidigungsanlagen spielen in der bildhaften Rede von Gott eine Rolle. Auffälligerweise ist in diesem Fall die Beziehung zu JHWH enger: Während kein alttestamentlicher Text Gott in metaphorischer Weise als Angriffswaffe in Szene setzt (etwa „JHWH, mein Schwert!“ / „JHWH, unsere Lanze!“), wird er häufig als Schild bezeichnet oder angerufen (z.B. Gen 15,1 Dtn 33,29; 2 Sam 22,3.31.36; Ps 3,4; Ps 7,11; Ps 18,3.31; Ps 28,7; Ps 33,20; Ps 59,12; Ps 84,12; Ps 115,9-11; Ps 119,114; Ps 144,2; Spr 2,7; Spr 30,5), um damit seinen schützenden Aspekt zu betonen. Darauf verweist auch das Bild JHWHs als Burg (Ps 9,10; Ps 18,3; Jo 4,16) oder Turm (Ps 61,4).

Das Alte Testament kennt das Phänomen der Metaphorisierung für den Bereich der Waffen aber auch in umgekehrter Weise: JHWH kann nicht nur zu den gängigen Waffen aus der damaligen Lebenswelt greifen, sondern sich auch mit zentralen theologischen Begriffen oder Erzählfiguren rüsten. Der Gottesknecht steckt als spitzer „Pfeil im Köcher JHWHs“ (Jes 49,2), sein Mund, d.h. seine Botschaft, dient als „scharfes Schwert“ (Jes 49,2), wie auch der erhoffte messianische Herrscher den Gewalttätigen mit dem „Stock seines Mundes“ schlagen wird (Jes 11,4). Nach Sach 9,13 können sogar Efraim und Juda als Pfeil und Bogen, Zion als Schwert in der Hand JHWHs fungieren. Den Propheten Jeremia macht JHWH selbst zur „befestigten Stadt“ und „ehernen Mauer“, gegen die seine Adressaten, die judäische Oberschicht, vergeblich anstürmen wird (Jer 1,18f.; Jer 15,20).

Besondere Bedeutung kommt in diesem Zusammenhang Jes 59,17 zu, wo JHWH wie ein Krieger (vgl. Ex 15,3; Jes 42,13) seine Rüstung anlegt (vgl. die Ausstattung des messianischen Herrschers in Jes 11,5). Doch statt der tatsächlichen Schutzbekleidung zieht er als Panzer die Gerechtigkeit, als Helm das Heil, als Waffenrock die Rache und als Mantel den Eifer an. Mit diesen hochtheologischen Attributen versehen sichert JHWH den Unterdrückten im Volk seinen Schutz und seine für Gerechtigkeit sorgende Initiative zu. Dabei fällt auf, dass in Jes 59 keinerlei metaphorische Angriffswaffen erwähnt werden. Gerechtigkeit und Rache (שׁלם šlm Pi.) zielen als göttliche Kriegsgeräte letztendlich auf Gerechtigkeit und Ganzheit (שָׁלוֹם šālôm!) in seinem Volk (Jes 59,18).

Die von Jes 59,17 literarhistorisch abhängige Theophanieschilderung Weish 5,17-23 gestaltet das Szenario zu einem „Strafgericht Gottes von weltweitem Ausmaß“ (Haag) um. Dabei setzt sie bei der Inszenierung auch auf das damals übliche Arsenal an Angriffswaffen: Gottes Zorn erscheint als Schwert, seine Blitze werden wie Pfeile aus den Wolken als Kriegsbogen abgefeuert, Hagelkörner kommen wie aus Steinschleudern geflogen. Der paränetische Charakter der Rahmenteile (Weish 4,20-5,15; Weish 6,1-4) verweist bereits auf einen zentralen Verwendungskontext der neutestamentlichen Waffenmetaphorik (→ Waffen, NT).

Literaturverzeichnis

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Abbildungsverzeichnis

  • Übergroß dargestellte Assyrer belagern eine Stadt mit Sturmbock und haben Gefangene zur Abschreckung gepfählt (Relief aus dem Palast Tiglat-Pilesers III., 745-726 v. Chr., in Nimrud). © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
  • Angeschossener Wagenlenker mit Schuppenpanzer, dessen Metallschuppen auf ein Lederhemd genäht waren (Relief auf dem prunkvollen, ursprünglich mit Gold überzogenen Pferdewagen Thutmosis’ IV. [ca. 1401-1391]). © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
  • Assyrische Krieger mit unterschiedlichen Schildformen (Relief aus dem Palast Assurbanipals, 669-630 v. Chr., in Ninive). © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
  • Zweischneidige Schwerter. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
  • Assyrischer Bogenschützen bei der Belagerung von Lachisch 701 v. Chr.; er wird von einem Schild aus Stroh geschützt (Detail der Reliefs aus dem Südwestpalast Sanheribs in Ninive). © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
  • Aramäischer Soldat mit Steinschleuder (Orthostat aus Tell Halaf in Nordsyrien, 1. Hälfte 9. Jh. v. Chr.). © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
  • Assyrische Reiterei mit Lanze und Bogen (Jagdszene aus dem Nord-Palast Assurbanipals, 669-630 v. Chr., in Ninive). © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
  • Arabische Kamelreiter werden von einem assyrischen Reiter beschossen (Relief aus dem Palast Assurbanipals, 669-630 v. Chr., in Ninive). © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
  • Dreispännige assyrische Kriegswagen, jeweils mit einem Fahrer und einem Schützen (Relief im Nord-West-Palast Assurnasirpals II., 883-859 v. Chr., in Nimrud). © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
  • Arad war in der Eisenzeit II eine Festungsstadt mit Mauer und Türmen. © public domain (Foto: Klaus Koenen, 2010)
  • Assyrische Soldaten auf einer Belagerungsrampe, die ihre Deckung nass machen, da die Verteidiger sie mit Fackeln bewerfen; die Besiegten werden deportiert, ihre Anführer gepfählt (Relief der Eroberung von Lachisch 701 v. Chr. aus dem Südwestpalast Sanheribs in Ninive). Aus: H. Gressmann, Altorientalische Bilder zum Alten Testament, Berlin / Leipzig 2. Aufl. 1927, Abb. 141
  • Mauerbrecher (Kupferblech-Beschläge am Tor der assyrischen Stadt Balawāt aus der Zeit Salmanassars III., 858-824 v. Chr.). © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

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