Haustafel
(erstellt: September 2013)
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1. Begriff
Eine Haustafel bezeichnet eine Standes-, Funktions- oder Rollenparänese für die Glieder eines antiken christlichen → Hauses
Im Unterschied zum Begriff aus der Reformationszeit, der eine am Dreiständeschema Kirche – Gesellschaft – Haus orientierte Zusammenstellung aus neutestamentlichen Texten mit Pflichten und Verantwortlichkeiten „für allerlei heilige Orden und Stände“ (Luther 1529) benennt, bezeichnet der Begriff in wissenschaftlicher Verwendung neutestamentliche Texte mit programmatisch-ethischem Charakter, die auf Personengruppen im Haus, manchmal auch in der → Gemeinde
2. Antiker literarischer Kontext
Wurzeln für die Herausbildung neutestamentlicher Haustafeln liegen im hellenistisch-römischen Kulturkreis: politisch-ökonomische Lehrschriften über das wohlgeordnete Hauswesen, ethisch-philosophische Pflichtenkataloge, jüdisch-hellenistische → Paränese
3. Kolosserbrief und Epheserbrief
Die älteste neutestamentliche Haustafel Kol 3,18–4,1
Da der → Epheserbrief
4. Weitere Texte
Texte aus dem ersten → Petrusbrief
5. Zusammenfassung
Die in der Lutherbibel auf Kol 3,18-4,1
Literaturverzeichnis
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