Fleisch (NT)
(erstellt: Mai 2017)
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1. Vorkommen
Dass die kreatürliche Existenz des Menschen biblisch im guten Schöpferwillen Gottes gründet, ist ein Eckpfeiler der jüdisch-christlichen Anthropologie, den sie zu allen Zeiten gegen alternative religiöse und philosophische Konzepte zu verteidigen hatte. Das irdische Dasein ist demnach weder als Strafe noch als Unglück im Rahmen eines kosmologischen → Dualismus
1.1. Altes Testament
Vorzugswort für „Fleisch“ ist im masoretischen Text בָּשָׂר / basar (selten שְׁאֵר / scheer; vgl. Mi 3,2
Anthropologisch bedeutsam wird der Begriff, wo er als Synonym für den ganzen Menschen steht (vgl. die Parallelität von basar und אָדָם / adam in Ps 56,5.12
Als fest geprägte Wendung erscheint der Ausdruck kal basar „alles Fleisch“, der neben der Bezeichnung des ganzen Körpers (Lev 4,11
1.2. Neues Testament
Die Verfasser der neutestamentlichen Schriften stehen mit ihrem Verständnis des Menschen grundsätzlich in der Traditionslinie des Alten Testaments. Darüber hinaus ist wahrscheinlich, dass sie auch mit Vorstellungen und Motiven ihrer religiösen Umwelt (z.B. hellenistische Kulte (→ Hellenismus
1.2.1. Synoptische Evangelien und Apostelgeschichte
Die → synoptischen Evangelien
1.2.2. Corpus Paulinum
Mehr als die Hälfte der neutestamentlichen Belege zu sarx (91 von 147) finden sich im → Corpus Paulinum
- Sarx als Kreatürlichkeit
Wie im Alten Testament bezeichnet sarx verschiedene Aspekte der leiblichen Verfasstheit des Menschen und ist darin nicht immer scharf von sōma im Sinne von „Körper“ zu trennen. Eine Deutung im rein organischen Sinn (als „Muskelfleisch“) ist bei Paulus an keiner Stelle intendiert. In 1Kor 15,39
- Die Relativität der sarx
Dieser innerweltliche Bezug von sarx kommt auch zum Tragen, wenn damit eine begrenzte Bedeutsamkeit zum Ausdruck gebracht werden soll. So gibt es Paulus zufolge in der korinthischen Gemeinde nur wenige „Weise nach dem Fleisch“ (1Kor 1,26
- Sarx und Sünde
Der sich selbst rechtfertigende und auf sein Fleisch vertrauende Mensch befindet sich damit im Machtbereich der → Sünde
Zunächst ist festzuhalten, dass Paulus in den entsprechenden Passagen mit sarx keine materiell-substanziellen Vorstellungen verbindet, sondern – wie auch ansonsten – den ganzen Menschen bezeichnet (vgl. das explizierende „in mir, das heißt in meinem Fleisch“ in Röm 7,18
- Deuteropaulinische Briefe
Die deuteropaulinischen Briefe knüpfen an Paulus an, setzen dabei aber eigene Akzente. Bisweilen scheinen sie sarx rein physisch zu verstehen, etwa wenn es um den Kreuzesleib Christi (Kol 1,22
1.2.3. Johanneische Schriften
Sowohl der Prolog des → Johannesevangeliums
1.2.4. Übrige Schriften
Der → Erste Petrusbrief
Von der Inkarnation des Christus her denkt der → Hebräerbrief
Literaturverzeichnis
1. Lexikonartikel
- Schweizer, E. u.a., Art. σάρξ, Theologisches Wörterbuch zum Neuen Testament, Bd. 7, Stuttgart 1964, 98-151
- Seebaß, H., Art. Fleisch, Theologisches Begriffslexikon zum Neuen Testament, Bd.1, Wuppertal 31973, 342-347
- Gerlemann, G., Art. בָּשָׂר, Theologisches Handwörterbuch zum Alten Testament, München / Zürich 51994-1995, 376-379
- Sand, A., Art. σάρξ, Exegetisches Wörterbuch zum Neuen Testament, Stuttgart u.a. 21992, 549-557
- Frevel, C. u.a., Art. Fleisch und Geist, Religion in Geschichte und Gegenwart, Tübingen 42000, 155-158
2. Weitere Literatur
- Sand, A., Der Begriff „Fleisch“ in den paulinischen Hauptbriefen, Biblische Untersuchungen Bd. 2, Regensburg 1967
- Brandenburger, E., Fleisch und Geist. Paulus und die dualistische Weisheit, WMANT 29, Neukirchen 1968
- Wolff, H.W., Anthropologie des Alten Testaments, München, 51990
- Scornaienchi, L., Sarx und Soma bei Paulus. Der Mensch zwischen Destruktivität und Konstruktivität, NTOA/StUNT 67, Göttingen 2008
- Reinmuth, R., Anthropologie im Neuen Testament, Tübingen 2006
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