Kolossae
(erstellt: September 2011)
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1. Name
Die Herkunft des Namens Kolossä (Κολοσσαί; Kolossai; Colossae) wird diskutiert. Teilweise wird er vom griechischen Wort κολοσσός (kolossos) abgeleitet, das sich auf eine heute nicht mehr erkennbare Felsformation beziehen könnte, andere vermuten einen gräzisierten einheimischen Namen. Nach Strabo, Geographie 12. 578 (8.16), gab die Stadt ihren Namen einer schwarzen Wollfarbe.
2. Biblische Überlieferung
Kolossä wird in Kol 1,2
Die Gemeinde in Kolossae steht nach dem Kolosserbrief mit den Gemeinden in den Nachbarstädten → Laodizea
3. Lage und Überreste der Stadt
Der Ruinenhügel von Kolossä (370 47‘ 13“ N, 290 15‘ 36“ O) liegt ca. 4 km nordwestlich von Honaz (Chonai / Chonae) und 20 km östlich von Denizli im antiken Phrygien an der Grenze zu Karien. Die Stadt im Tal des Lykos, eines Nebenflusses des Mäanders, beherrschte im 5. Jh. den Durchgang vom Mäandertal zur anatolischen Hochebene an der alten Handelsroute von Ephesus an den → Euphrat
Nachrichten aus der Stadt fließen spärlich, da bisher keine Ausgrabungen durchgeführt wurden (Mare; Trainor). Bekannt ist die Stadt für ihre Wollproduktion (Strabo, Geographie 12. 578 (8.16)). Archäologische Überreste sind als Nekropole am Nordufer des Lykos und in einem 60 m seine Umgebung überragenden Akropolishügel zu entdecken (Abb. 2). Hier zeigen sich an der Oberfläche Spuren öffentlicher Gebäude, u.a. eines Theaters mit zwölf bis fünfzehn Sitzreihen a maximal 60 Plätzen (Bean). Dies spricht dafür, dass Kolossä in römischer Zeit eine Kleinstadt war.
4. Geschichte
Die Herkunft des Namens Kolossä (Κολοσσαί; Kolossai; Colossae) wird diskutiert. Teilweise wird er vom griechischen Wort κολοσσός (kolossos) abgeleitet, das sich auf eine heute nicht mehr erkennbare Felsformation beziehen könnte, andere vermuten einen gräzisierten einheimischen Namen. Nach Strabo, Geographie 12. 578 (8.16), gab die Stadt ihren Namen einer schwarzen Wollfarbe.
4.1 Griechische, hellenistische und frührömische Zeit
Bronzezeitliche Tonfunde zeigen, dass die Gegend lange besiedelt war. Die älteste Notiz über Kolossä stammt von Herodot (7.30), der vom Durchzug des Perserkönigs → true durch diese „große Stadt der Phrygier“ erzählt. Auch → Kyros der Jüngere
4.2 Römische Kaiserzeit
Plinius zählt Kolossä zwar noch zu den bedeutenden Städten Phrygiens (oppida celeberrima Plinius, Naturgeschichte 5.145 (41)), aber er wiederspricht sich an anderer Stelle selbst (5.105 (29)). Strabon, der einige Zeit in Hierapolis verbrachte, nennt Kolossä ein unbedeutendes Städtchen (πόλισμα; Strabo, Geographie 12.576 (8,13)). Die nächste Nachricht über Kolossä stammt aus dem 4. Und 5. Jh. n. Chr.: Eusebius (Chronik II S. 154 [Schöne] = Hieronymus, Chronik S. 183 [Helm]) und Orosius (Weltgeschichte 7,12) berichten, dass Kolossä, neben Laodizea und Hierapolis, im Jahr 61 / 62 n. Chr. von einem Erdbeben zerstört wurde.
Diese Nachricht ist in der neutestamentlichen Forschung viel diskutiert worden. Bo Reike schloss daraus, dass der Kolosserbrief zu Lebzeiten des Paulus verfasst worden sein muss, da die Stadt später nicht mehr bestanden habe. Andreas Lindemann vermutete dagegen hinter der Adresse eine geschickte, weil inzwischen unüberprüfbare, Fiktion. Das Erdbeben von 61 / 62, das nach Tacitus die Stadt Laodizea betraf, die aus eigener Kraft den Wiederaufbau finanzieren konnte (Tacitus, Annales 14.27.1), ist allerdings keineswegs das einzige in der Region. Für die ersten beiden Jahrhunderte nach Christus sind fünf weitere Erdbeben für Laodizea belegt (Broughton). Vor allem aber lassen kontinuierliche Münzprägungen aus dem 2. / 1. Jh. vor Chr. bis zur Mitte des 3. Jh. n. Chr. nicht vermuten, dass die Stadt in den 60er Jahren des 1. Jh. verlassen wurde (Aulock).
Münzen und Inschriften belegen eine typische Verfassung mit Stadtrat (boulē / βουλή) und Bürgerschaft (dēmos / δῆμος). Ämter wie z.B. Archon, Schreiber, Marktaufseher, Vorsitzender eines Ephebeninstituts sind belegt. Eine Inschrift nennt einen zweifachen Sieger bei olympischen Spielen. Auch Grabsteine mit Bankettdarstellungen (Abb. 3) und Hinweise auf die Existenz eines Vereins (Abb. 4) sind erhalten. Münzen mit Darstellungen der Artemis von Ephesus sowie der Wiederherstellung der Eintracht (homonoia) zwischen Kolossä und Aphrodisias im Jahr 180 n. Chr. deuten auf institutionalisierte politische Verbindungen.
4.3 Byzantinische Zeit
Das sich in der Mitte des 4. Jh. versammelnde Regionalkonzil von Laodizea bestimmt im → Kanon
5. Götter und Religionen
Auf den Münzen der Stadt wird häufig der Flussgott Lykos dargestellt (Abb. 6). Außerdem werden Zeus, Demeter, Athena, Artemis von Ephesus, → Helios
Breit belegt ist eine große Zahl jüdischer Bewohner in der Gegend seit hellenistischer Zeit. Antiochos III (223-187) siedelte 2000 jüdische Familien aus → Mesopotamien
Christlich-jüdische Kontakte hatten in der Gegend lange bestand. Das Regionalkonzil von Laodizea (4. Jh.) verbietet in den Kanones 29, 37 und 38 den Schabbat zu begehen, von Juden Geschenke oder → ungesäuertes Brot
Literaturverzeichnis
1. Lexikonartikel
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2. Monographien und Aufsätze
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Abbildungsverzeichnis
- Karte von Kolossä und Umgebung. Karte: aus der große Elektronische Bibelatlas, Deutsches Bibelwerk Stuttgart
- Ruinenhügel von Kolossä. Foto: Standhartinger
- Grabstein aus Kolossä (heute Honaz). Dargestellt ist eine typische Bankettszene. Auf dem Speisesofa liegen eine männliche und eine weibliche Person. Abbildung: Buckler, W. H. und Calder, W. M., Monumenta Asiae Minoris Antiqua (MAMA) VI: Monuments and Documents from Phrygia and Caria, Manchester: Manchester University Press 1939, Nr. 48a, Plate 10 mit freundlicher Genehmigung des Verlags.
- Grabstein aus Kolossä (heute Honaz). Die Inschrift lautet oben: Grüße an die Vorübergehenden: Unten: Der Verein der Freunde ehrt Gluko. Abbildung: MAMA VI. Nr. 47, Plate 10, mit freundlicher Genehmigung des Verlags.
- Wunder des Hl. Michael in Chonai. Abbildung: Bodleian Library Oxford, MS. Gr. th. f. 1, fol. 8r: The Miracle of Michael at Chonai, mit freundlicher Genehmigung von „The Bodleian Libraries, University of Oxford“
- Münze aus der Zeit des Hadrian (117-138). Lagernder Flussgott Lykos. Rechte mit Schilfrohr nach vorn gehalten, in der Linken Schilfrohr (oder Harpune?) und sich auf Felsen stützend. Abbildung: H. v. Aulock, Münzen und Städte Phrygiens II, Tübingen 1987, Wasmuth Verlag, Nr. 448, Tafel 15, mit freundlicher Genehmigung des Wasmuth Verlags.
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