Textzeugen des Neuen Testaments
Die Textzeugen des Neuen Testaments
Griechische Handschriften
Der älteste neutestamentliche Textzeuge, geschrieben um 125 n. Chr., ist ein aus Ägypten stammendes Papyrusfragment (P52). Es enthält Text aus Joh 18,31-33 (Vorderseite) und Joh 18,37-38 (Rückseite). Im 3./4. Jh. n. Chr. kommen zahlreiche Papyrushandschriften hinzu. Danach folgen im 4./5. Jh. n. Chr. die großen Bibelhandschriften (Codex Vaticanus, Codex Sinaiticus, Codex Alexandrinus), die das Alte und Neue Testament enthalten. Diese Handschriften sind in griechischen Großbuchstaben ausgeführt und werden deshalb auch als Majuskelhandschriften bezeichnet. Im 9. Jh. n. Chr. kommen zahlreiche in griechischen Kleinbuchstaben geschriebene Minuskelhandschriften hinzu. Bei einem Teil von ihnen handelt es sich um Abschriften alter und wertvoller Bibeltexte, sodass sie trotz ihres jungen Alters als wichtige Textzeugen gelten.
Durch die Menge der Handschriften ist das Neue Testament im Vergleich zu anderen antiken Texten ausgesprochen gut bezeugt. Zudem ist die Erforschung seiner Textgeschichte so weit fortgeschritten, dass der Text des Neuen Testaments als weitgehend gesichert gelten darf. Aufgrund ältester griechischer Handschriften lässt sich sogar feststellen, dass einige Verse und Textpassagen in den Evangelien anfangs noch nicht enthalten waren und von der frühkirchlichen Tradition hinzugefügt wurden. Bei diesen Textstücken, die in der Lutherbibel in eckige Klammern gesetzt sind, handelt es sich um den doxologischen Abschluss des Vaterunsers (Mt 6,13), um den Schluss des Markusevangeliums (Mk 16,9-20), um die Erzählung von Jesus und der Ehebrecherin (Joh 7,53–8,11) sowie um zwei Stellen im Lukasevangelium (Lk 22,43-44; 23,34).
Übersetzungen
Auch vom Neuen Testament gibt es alte Übersetzungen. Vor allem in den frühchristlichen Gemeinden in Ägypten waren koptische Übersetzungen verbreitet. Schon früh gab es auch nördlich von Israel eine syrische Übersetzung. Besonders beliebt war im Gebiet um die Stadt Edessa (heute Urfa) eine syrische Evangelienharmonie (das sogenannte Diatessaron). Dabei handelt es sich um einen aus allen vier Evangelien zusammengestellten einheitlichen Evangeliumstext. Weitere alte Übersetzungen des Neuen Testaments gab es beispielsweise ins Lateinische, Armenische, Äthiopische und Gotische. Diese Übersetzungen spielen jedoch für die Textkritik – im Gegenüber zu der Menge an griechischen Handschriften – nur eine untergeordnete Rolle.