Geschichte der Textausgabe
Die Septuaginta-Ausgabe von A. Rahlfs und ihre Geschichte
Die Anfänge vor dem Ersten Weltkrieg
Der Herausgeber des Novum Testamentum Graece Eberhard Nestle (1851–1913) hatte nicht lange vor dem Ersten Weltkrieg auch mit der Bearbeitung einer Handausgabe des griechischen Alten Testaments (Septuaginta) begonnen. Doch wurde er durch den Tod an der Ausführung seines Planes gehindert. Nur eine Probe lag von ihm vor, das Buch Jeremia griechisch-hebräisch. Trotzdem gab die Württembergische Bibelanstalt den Plan einer Handausgabe der Septuaginta nicht auf, sondern suchte nach einem neuen Bearbeiter und Herausgeber. So kam es im letzten Kriegsjahr dazu, dass Alfred Rahlfs (1865–1935) für diese Aufgabe gewonnen werden konnte.
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Die Entwicklung in den folgenden Jahren
Alfred Rahlfs war damals schon seit langem in die Septuagintaforschung eingearbeitet und seit fast zehn Jahren Leiter des Septuaginta-Unternehmens der Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen. In dieser Stellung hatte er die Aufgabe, eine große kritische Ausgabe der Septuaginta (editio critica maior) auszuarbeiten. Doch infolge des Krieges war es unmöglich, das bereits gesammelte Material von Handschriften-Fotografien so zu vervollständigen, wie es notwendig gewesen wäre. Deshalb wurde diese große kritische Ausgabe zunächst zurückgestellt und eine kleine kritische Ausgabe vorbereitet, von der das Buch Ruth 1922 und das Buch Genesis 1926 bei der Württembergischen Bibelanstalt erschienen. Danach entschied sich das Göttinger Septuaginta-Unternehmen, ihre Arbeit wieder ganz auf die große kritische Ausgabe zu konzentrieren. Deshalb kehrte die Württembergische Bibelanstalt zu ihrem ursprünglichen Plan einer Handausgabe zurück. Alfred Rahlfs übernahm es, den Text der Handausgabe auf Grundlage der drei ältesten griechischen Zeugen zu erstellen. In den wenigen Jahren bis zu seinem Tod gelang es ihm, die gesamte Handausgabe fertigzustellen.
Die Handausgabe von Rahlfs (1935)
Im Jahr 1935 erschien bei der Württembergischen Bibelanstalt die von Rahlfs besorgte Handausgabe der Septuaginta. Sie wurde in den folgenden Jahrzehnten zu einem Standardwerk und ihr blauer Einband über Generationen zum Gesicht der Septuaginta. Ihr Erfolg hatte auch damit zu tun, dass die große Göttinger Septuaginta-Ausgabe langsamer voranschritt als gedacht. Bis heute liegen zwar zahlreiche Teilbände vor, doch der Abschluss der Göttinger Septuaginta wird noch einige Zeit dauern. Deshalb bleibt die Handausgabe aus Stuttgart auch weiterhin ein wichtiges Hilfsmittel fürs Studium nicht nur des Alten, sondern auch des Neuen Testaments.
Die Bearbeitung durch Hanhart (2006)
Der international renommierte Textforscher Robert Hanhart (*1925) besorgte die Durchsicht und Verbesserung der bewährten Handausgabe, die 2006 bei der Deutschen Bibelgesellschaft erschien. Dabei wurden der griechische Bibeltext und der kritische Apparat an weit über tausend Einzelstellen korrigiert und ergänzt sowie Fehler und Druckfehler beseitigt. So entstand die »Editio altera«, die mit »Rahlfs – Hanhart« überschrieben ist und den heute maßgeblichen Septuagintatext der Handausgabe bietet.