Weisheit 3
b) Gegensatz zwischen Gottlosen und Gerechten bezüglich ihres Loses im Jenseits (3,1-12)
1Die Seelen der Gerechten aber sind in Gottes Hand, und keine Qual berührt sie; 2sie scheinen tot zu sein nach der Meinung der Toren, ihr Dahingang wird als ein Unglück angesehen 3und ihre Trennung von uns als eine Vernichtung; sie aber sind im Frieden. 4Denn wenn sie auch nach der Ansicht der Menschen gestraft wurden, so war doch ihre Hoffnung ganz vom Unsterblichkeitsglauben erfüllt; 5und nachdem sie eine kurze Leidenszeit überstanden haben, werden sie mit hohem Glück gesegnet werden, denn Gott hat sie nur geprüft und sie seiner würdig erfunden. 6Wie Gold im Schmelzofen hat er sie erprobt und wie die Gabe eines Ganzopfers sie angenommen. 7So werden sie denn zur Zeit ihrer Gnadenheimsuchung hell glänzen und wie Funken durch dürres Schilfrohr fahren; 8sie werden die Heiden richten und über Völker herrschen, und der Herr wird ihr König sein ewiglich. 9Die auf ihn vertraut haben, werden die Wahrheit erkennen, und die treu gewesen sind, werden in Liebe bei ihm verbleiben; denn Gnade und Erbarmen wird seinen Frommen zuteil und Schutz seinen Auserwählten.
10Die Gottlosen aber werden ihrer Denkweise gemäß Strafe erleiden, sie, die den Gerechten verachtet haben und vom Herrn abgefallen sind; 11denn wer Weisheit und Zucht mißachtet, ist elend; die Hoffnung solcher Menschen ist eitel, ihr Bemühen erfolglos und ihr ganzes Tun nutzlos. 12Ihre Weiber sind Törinnen und ihre Kinder böse, verflucht ihre Nachkommenschaft.
c) Der kinderlose Gerechte und der kinderreiche Gottlose (3,13–4,6)
13Glücklich zu preisen ist eine kinderlose Ehefrau, die sich unsträflich erhalten, die kein sündenbeflecktes Lager kennen gelernt hat: sie wird ihren Lohn empfangen bei der Prüfung der Seelen. 14Glücklich auch der Entmannte, der nichts Gesetzwidriges in seinem Leben verübt und nichts Böses gegen den Herrn ersonnen hat; denn ihm wird ein herrlicher Gnadenlohn für seine Treue verliehen werden und ein herzerfreuender Besitzanteil im Tempel des Herrn. 15Denn die Frucht edler Bestrebungen ist herrlich, und die Wurzel der Weisheit stirbt nicht ab. 16Aber die Kinder von Ehebrechern gelangen nicht zur Vollendung, und alle, die aus gesetzwidrigem Ehebett hervorgegangen sind, gehen zugrunde. 17Und sollten sie es auch zu einem längeren Leben bringen, so werden sie doch für nichts geachtet werden, und ihr Alter wird schließlich ungeehrt sein. 18Sollten sie aber plötzlich (= frühzeitig) sterben, so haben sie keine Hoffnung und am Tage der Entscheidung keinen Trost; 19denn das Ende eines gottlosen Geschlechts ist schlimm.
Die Heilige Schrift, übersetzt von Hermann Menge. Neuausgabe © 1949/2003 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart. Apokryphen aus: Die Heilige Schrift des Alten und Neuen Testaments, übersetzt von Hermann Menge © 1967, Württembergischen Bibelanstalt, Stuttgart