Inhalt der Johannesoffenbarung
Johannesoffenbarung
Das letzte Buch des Neuen Testaments stammt aus einer Zeit, in der Christen aufgrund ihres Glaubens in schwere Konflikte mit ihren Mitbürgern und den staatlichen Behörden geraten konnten. Wahrscheinlich ist die Offenbarung um 95 n. Chr. entstanden, gegen Ende der Regierungszeit des römischen Kaisers Domitian (81–96 n. Chr.). Domitian beanspruchte für sich den Titel »Herr und Gott«. Er ließ Statuen von sich errichten, an denen man ihm göttliche Verehrung erweisen sollte. Für die Christen begann damit eine Geschichte von Verfolgung und Leid. Die Offenbarung möchte ihnen in dieser schwierigen Situation Trost spenden. Sie ermutigt sie, ihren Glauben auch dann nicht zu verleugnen, wenn ihnen dafür Anfeindungen und Verfolgungen drohen.
Der erste Teil der Offenbarung (2,1–3,22) hat die Form eines Rundschreibens. Johannes wendet sich darin an sieben Gemeinden in Kleinasien: Ephesus, Smyrna, Pergamon, Thyatira, Sardes, Philadelphia und Laodizea. Für jede Stadt enthält der Rundbrief eine eigene Botschaft. Johannes tadelt, tröstet und belehrt die Mitglieder der jeweiligen Gemeinde. Sie sollen trotz der möglichen Gefahren am Bekenntnis zu Christus festzuhalten.
An das Rundschreiben schließt sich eine Reihe von Visionen an: Darin werden Ereignisse beschrieben, die vor dem Ende der Welt eintreten werden (4,1–22,5). Die Visionen sollen den bedrängten Christen vor Augen führen: Auch wenn es so aussieht, als ob das Böse regiert, behält doch in Wahrheit Gott die Oberhand. Die Christen sollen sich nicht beirren lassen. Christus wird in Kürze endgültig seine Herrschaft aufrichten.
Am Beginn der Visionen darf Johannes einen Blick in den himmlischen Thronsaal werfen (4–5). Dort steht inmitten des himmlischen Hofstaats beim Thron Gottes »das Lamm, das geschlachtet wurde«: Jesus Christus. Unter der jubelnden Zustimmung der Engelwesen macht sich das Lamm bereit, die Macht zu übernehmen und die Geschichte an ihr Ziel zu führen.
Es folgen drei Reihen von Visionen mit jeweils sieben Elementen. Johannes sieht sieben Siegel, die geöffnet (6,1–8,1), sieben Trompeten, die geblasen (8,2–11,19), und sieben Schalen, die ausgegossen werden (15–16). Mit jedem geöffneten Siegel, jedem Trompetenstoß und jeder ausgegossenen Schale kommen schlimmere Katastrophen über die Erde und die Menschen. Für die Christen ist es eine Zeit der Prüfung, in der viele aufgrund ihres Glaubens umkommen.
Auf dem Höhepunkt des Schreckens erscheinen die Vertreter des Bösen, die die Gemeinde bedrohen: der Drache und sein Tier verkörpern den Satan (12–14), die »Hure Babylon« ist das Sinnbild für die Stadt Rom mit ihren Kaisern (17,1–19,10). Doch sie werden dem Gericht preisgegeben: Babylon geht unter und Christus selbst erscheint, um den Drachen und das Tier endgültig zu vernichten (19,11–20,15).
Inmitten all dieser Ereignisse erfahren diejenigen, die treu zu Christus halten, dass Gott sie bewahrt (7; 12; 14,1-5). Am Ende steht die Vision vom neuen Jerusalem (21,1–22,5), dem Ort der ungetrübten Gemeinschaft Gottes mit seiner Gemeinde. Dann wird Gott »abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein« (21,4).
Die bildhafte Sprache der Offenbarung ist für heutige Bibelleser nicht immer einfach zu verstehen und zu entschlüsseln. Einige Motive und Vorstellungen gehen im Wesentlichen zurück auf das Alte Testament, besonders auf die prophetischen Bücher Ezechiel und Daniel.