Inhalt der geschichtlichen Bücher
Josua
Das Buch Josua ist nach seiner Hauptfigur benannt. Als Nachfolger des Mose führt Josua die Israeliten in das verheißene Land »Kanaan«. Erzählungen von den Eroberungen der Israeliten wechseln sich mit Reden und genauen Grenzbeschreibungen ab.
Das Buch hat drei Teile. Der erste erzählt, wie die Israeliten das Land Kanaan erobern (1–12). Der zweite Teil beschreibt, wie sie das eroberte Land nach den Vorgaben Gottes unter sich aufteilen (13–21). Im dritten Teil nimmt Josua in zwei Reden Abschied von seinem Volk (22–24).
Die Eroberung des Landes Kanaan ist die Erfüllung der Verheißung, die Gott zuerst Abraham und Sara gegeben hat (1. Mose/Genesis 15,7-11). Weil Mose selbst dieses Land nicht betreten darf (5. Mose/Deuteronomium 34,4), bestimmt Gott Josua zu dessen Nachfolger (1,1-9). Der Name »Josua« bedeutet »der Herr ist Rettung«. Bereits dieser Name macht deutlich, dass die Eroberung des Landes Kanaan zu Gottes rettendem Handeln gehört: Gott steht hinter allen militärischen Erfolgen. Immer wieder gibt er – wie es formelhaft heißt − die Gegner »in die Hände Israels« (z.B. 11,8). Gott wirkt dabei auch Wunder, um seine Pläne umzusetzen. So hält er den Lauf der Sonne an, damit die Israeliten die Stadt Gibeon plündern können (10,1-15). Die Geschichten von den überlegenen Siegen der Israeliten sollen unterstreichen, wie mächtig ihr Gott ist.
Das Buch Josua setzt die Geschichte von der Wanderung der Israeliten fort. Die Israeliten waren nach 4. Mose/Numeri 33,48-49 bis an die Grenzen von Kanaan gekommen, nun nehmen sie das Land in Besitz. Allerdings müssen sie sich dazu an den »Bund« Gottes mit Israel halten (5. Mose/Deuteronomium 26,16-19). Wenn nämlich die Israeliten die Gebote Gottes nicht befolgen, wird die Einnahme des Landes nicht gelingen (7,1-21). Wenn sie sich aber auf Gott verlassen, haben sie Erfolg. Dies zeigt sich besonders in der bekannten Erzählung von der Eroberung Jerichos (6,1-21).
Richter
Der Begriff »Richter« bezeichnet Heldinnen und Helden, die in Gottes Auftrag das Volk Israel vor Bedrohungen durch Feinde retten. Ihre Aufgaben reichen viel weiter als die von Richtern im heutigen Sinn, auch wenn Rechtsprechung ein wichtiger Teil ihrer Arbeit ist. Die »Richter« in Israel werden von Gott ausgewählt. Er verleiht ihnen die Fähigkeiten, die sie brauchen, um das Volk zu leiten und zu retten. Dazu gibt er ihnen etwas von seinem Geist als der Kraft, durch die er in der Welt wirkt.
Das Buch der Richter lässt sich in drei Teile gliedern. Die Einleitung (1–3) knüpft an das vorausgehende Josuabuch an und gibt einen Überblick zum Inhalt. Der Hauptteil (3–16) enthält Geschichten über einzelne Richter. Zu den bekannteren »Richtern« gehören Gideon (6−8) und Simson (13−16), der eher ein Kriegsheld ist. Mit Debora (4−5) bekleidet eine Frau das Richteramt. Der Schluss (17–21) fasst zusammen, wie es in Israel zur Zeit der Richter zugegangen sein soll.
Zwei inhaltliche Schwerpunkte kennzeichnen das Buch der Richter. Zunächst lassen seine Erzählungen ein sich wiederholendes Muster erkennen: Die Israeliten verehren die Götter anderer Völker. Daraufhin lässt Gott Feinde angreifen. Die Israeliten geraten in Not, und Gott schickt ihnen einen »Richter« als Retter. Danach verehren die Israeliten aber wieder andere Götter, und der Ablauf beginnt von vorn. Das Buch selbst beschreibt dieses Schema zusammenfassend in seinem zweiten Kapitel (2,11-19). Der zweite inhaltliche Schwerpunkt bezieht sich auf die Frage, ob das Volk Israel einen König haben soll oder nicht. Die Antwort fällt verschieden aus: In der Geschichte von Abimelech (9,1-57) wird ein König für Israel strikt abgelehnt. Die Schlusskapitel (17–21) werben dagegen für das Königtum. So bildet die Zeit der Richter den Übergang zwischen der Eroberung des Landes Kanaan durch die Israeliten (Josua) und der Entstehung des Königtums (1. Samuel).
Rut
Das Buch Rut erzählt die Geschichte von Rut, einer Frau aus Israels Nachbarstaat Moab im Ostjordanland. Sie gibt dem Buch ihren Namen. Rut lebte mit ihrer Schwiegermutter Noomi, die aus dem Volk Israel stammt, im Land Moab. Die Ehemänner von Noomi und Rut sind gestorben. Nun stehen die beiden Frauen vor dem Nichts, denn in dieser Zeit hing die Versorgung der Frauen von ihren Ehemännern ab. Rut könnte wieder heiraten und in Moab bleiben. Aber Noomi will in ihr Land, zum Volk Israel zurückkehren, und Rut geht mit ihr. Die Verantwortung gegenüber Noomi ist Rut wichtiger als eine sichere Versorgung bei ihrer eigenen Familie. Dafür steht ihr Versprechen an Noomi: »Wo du hingehst, da will auch ich hingehen; wo du bleibst, da bleibe auch ich. Dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott!« (1,16).
Bei den Israeliten begegnet Rut einem entfernten Verwandten von Noomi, der Boas heißt. Er kümmert sich um sie, obwohl er als Israelit gegenüber der Ausländerin Rut keine rechtlichen Verpflichtungen hat. Er behandelt sie aber wie eine Israelitin und will sie heiraten. Er ist sogar bereit, für Noomi als »Löser« aufzutreten. Ein »Löser« hat die Pflicht, das Land von in Not geratenen Verwandten zu kaufen (3. Mose/Levitikus 25,25-28). Vorausgesetzt ist damit, dass Noomi den Anspruch auf ein Stück Land hatte, das ihre Familie bei der Auswanderung nach Moab in fremde Hände geben musste. Mit dem Erwerb dieses Grundbesitzes übernimmt Boas auch die Verpflichtung, Rut zu heiraten und für Nachkommen zu sorgen (4,5 und 4,9-12).
Damit kommt das zweite Thema des Buchs in den Blick: Rut als Nicht-Israelitin wird durch die Heirat mit Boas Teil der Gemeinschaft Israels. In der Perserzeit, in der das Buch Rut vermutlich entstanden ist (etwa 530–330 v. Chr.), war die Heirat von Israeliten mit Nicht-Israelitinnen umstritten. Einige Texte aus dieser Zeit verbieten solche Ehen (z.B. Esra 10,7-17; Nehemia 13,23-29). Das Buch Rut vertritt eine andere Position.
Das Buch beschließt mit dem Hinweis, dass der Sohn der Rut der Vater Isais und Großvater Davids gewesen ist (4,17-22). Im Neuen Testament wird die Bedeutung der Rut nochmals unterstrichen, indem sie in den Stammbaum Jesu eingeordnet und dort namentlich genannt wird (Matthäus 1,5).
Erste Buch Samuel
Das erste und zweite Buch Samuel bildeten ursprünglich ein einziges Werk. Es ist nach Samuel benannt, der eine wesentliche und kritische Rolle bei der Einführung des Königtums in Israel spielt. Die weiteren Hauptfiguren neben Samuel sind die Könige Saul und David.
Nach seinen Hauptfiguren lässt sich das Buch in drei Teile gliedern: Im ersten Teil geht es um Samuel selbst (1–8), im zweiten Teil um Saul als den ersten König Israels (9–15) und im dritten Teil um den Anfang der Geschichte Davids: seinen Aufstieg bis zum Tod seines Vorgängers Saul und dessen Söhne (16–31). Zu dieser Geschichte gehören Davids Dienst bei Saul (16–20), seine Flucht (21–26) und seine Zeit bei den Philistern (27–31). Davon, wie David König über Juda und Israel wird, erzählt das zweite Buch Samuel.
So wie Samuel beschrieben wird, verbindet er Eigenarten verschiedener biblischer Ämter: Samuel deutet den Willen Gottes wie ein Priester. Er verkündet, was Gott in einer bestimmten Situation zu sagen hat, wie ein Prophet. Er führt die Israeliten an und spricht Recht, wie es die »Richter« tun, von denen das Richterbuch erzählt. Der erste Teil des ersten Samuelbuchs berichtet zunächst von der Geburt Samuels und seinem Wirken als Priester, Prophet und Richter. In diesen Teil ist die Erzählung über die Bundeslade eingeschoben (4–6), die später fortgeschrieben wird (2. Samuel 6).
Im zweiten Teil ist das Wirken Samuels eng mit anderen Personen verwoben, besonders mit der von Saul. Samuel macht Saul zum König (10,1-16), kündigt dann aber auch das Ende seiner Herrschaft an (13,7-15 und 15,10-26). Darin setzt sich die Auseinandersetzung um eine Frage fort, die das Richterbuch aufgeworfen hat: Soll Israel einen König haben oder nicht? Gleich der erste König, Saul, scheitert an seiner Aufgabe. Dabei ist Saul auch als König noch nicht viel mehr als ein Befehlshaber für das gemeinsame Heer der Stämme Israels.
Der dritte Teil handelt vom Aufstieg Davids. David kommt zunächst als Harfenspieler an den Hof Sauls (16,14-23). Saul schenkt ihm seine Zuneigung und ernennt ihn zu seinem Waffenträger (16,21). Etwas anders erzählt es die bekannte Geschichte von David und Goliat (17). Hier ist es der Hirtenjunge David, der den riesigen Kämpfer der Philister im Zweikampf mit einer Steinschleuder niederstreckt. Als glänzender Sieger wird er von Saul in sein Gefolge aufgenommen. Die weitere Erzählung lässt keinen Zweifel, dass Gott mit David ist: Rasch gewinnt er die Herzen des gesamten Hofs und besonders die Zuneigung von Jonatan, dem Sohn Sauls, und von Michal, der Tochter Sauls. Kehrt er vom Krieg gegen die Philister zurück, singen die Frauen mit Zimbeln und Pauken ein Siegeslied: »Saul hat Tausend erschlagen, / David aber Zehntausend« (18,7). Das führt schon bald zu Spannungen zwischen Saul und David. Das Gemüt des Königs verdüstert sich und wendet sich gegen David. Ein Speerwurf Sauls ist deutliches Warnsignal, dass David am Hof um sein Leben bangen muss. Bei seiner Flucht unterstützen ihn die Kinder Sauls (19-20). Bei einem letzten Zusammentreffen von Saul und David (26) verschont David dessen Leben. David tritt in die Dienste der Philister (27). Doch an der Schlacht zwischen den Philistern und Israel, in der Saul stirbt, ist David nicht beteiligt (29–31).
Zweite Buch Samuel
Das zweite Samuelbuch setzt die Geschichte Davids fort. Zunächst erzählt es davon, wie David König über Juda und über Israel wird (1–8). Es folgen Geschichten am Königshof in Jerusalem (9–14). Schließlich wird vom Aufstand Abschaloms gegen seinen Vater David erzählt (15–19). In den letzten Kapiteln (21–24) sind verschiedene Texte zusammengestellt, die mit David zu tun haben.
Von besonderer Bedeutung für das Königtum ist die Verheißung, die der Prophet Natan in Gottes Auftrag an König David übermittelt (7,1-17). Gott verspricht David, dass immer ein Nachkomme aus seiner Familie als König regieren wird. Diese Verheißung einer ewigen Dynastie ist kunstvoll gestaltet und spielt mit der Doppelbedeutung des Wortes Haus: Gott wird David ein »Haus« bauen (Dynastie) und Davids Nachkomme soll Gott ein »Haus« bauen (Tempel).
David ist aber nicht nur glänzender König und Held. Er hat auch dunkle Seiten, wie die Erzählung von David und Batseba belegt (11). David begeht Ehebruch. Als Batseba schwanger wird, schickt er ihren Ehemann als Soldaten an die Front und räumt ihn so aus dem Weg. Doch Gott gefällt das nicht und zieht David dafür zur Rechenschaft, wiederum durch seinen Propheten Natan (12).
Die Königebücher schließen nahtlos an die Samuelbücher an. Sie beginnen mit der Geschichte von Davids Sohn und Nachfolger Salomo.
Erste Buch der Könige
Das erste und zweite Buch der Könige bilden einen Erzählzusammenhang. Der Name ergibt sich aus dem Inhalt: Die Bücher befassen sich mit den Königen von Israel und Juda.
Das erste Königebuch lässt sich in drei Teile gliedern: Die ersten beiden Kapitel schildern den Kampf um die Nachfolge Davids, aus dem sein Sohn Salomo als neuer König hervorgeht (1–2). Im zweiten Teil geht es um das Königtum Salomos (3–11). Der dritte Teil bietet die Geschichte der beiden Königreiche Israel und Juda (12–22). Darin eingeschoben sind Erzählungen über den Propheten Elija (17–19 und 21).
In der Salomogeschichte lassen sich drei Themenkreise unterscheiden: Weisheit, Tempel und Reichtum Salomos. Zu den Texten, die Salomos sprichwörtliche Weisheit begründen, gehört zunächst die Traumoffenbarung in Gibeon, in der Salomo um ein »hörendes Herz« und damit um Weisheit bittet (3,4-15). Weitere Texte sind die bekannte Geschichte vom salomonischen Urteil (3,16-28) und die Notiz, dass Salomo 3000 Sprichwörter und 1005 Lieder verfasste (5,12).
Im Zentrum der Salomogeschichte steht der Tempel: sein Bau, seine Ausstattung und seine Einweihung als Wohnung Gottes. Nach Vollendung des Gotteshauses lässt Salomo die Lade aus dem Zelt in der Stadt Davids (2. Samuel 6) nach Jerusalem in den Tempel überführen. Danach erfüllt eine Wolke als Zeichen der Gegenwart Gottes den Tempel (8,10-11; vgl. 2. Mose/Exodus 24,15-16).
Vom Reichtum Salomos handelt 1. Könige 10-11. Eindrucksvoll wird von den goldenen Schilden und Trinkkelchen erzählt, vom Königsthron aus Elfenbein, von Schiffsladungen aus Tarschisch mit Luxus-gütern und exotischen Tieren, vom Pferdeimport aus Ägypten und von Salomos internationalem Harem, mit dem schließlich ausländische Kulte in Jerusalem einziehen. Die ganze Beschreibung liest sich wie ein Gegentext zum Königsgesetz (5. Mose/Deuteronomium 17). Gott gefällt das nicht. Deshalb kündigt er an, dass das Königreich Salomos in zwei Teile zerfallen wird: in das Nordreich Israel und das Südreich Juda (11,11-13).
Der erste König des Nordreichs ist Jerobeam I. (926-907 v.Chr.). Er gründet in den Städten Bet-El und Dan zwei neue Heiligtümer und lässt dort goldene Stierbilder aufstellen (12,25-32). Damit verstößt er gegen das Gebot, dass Gott nur an einem einzigen Ort, nämlich in Jerusalem, verehrt werden darf (5. Mose/Deuteronomium 12,4-7). Dieser Verstoß wird auch als die »Sünde Jerobeams« bezeichnet.
Im Hintergrund der Elijaerzählungen steht eine große Dürre im Land. In einem Wettstreit mit 450 Propheten, die den kanaanäischen Gott Baal verehren, kann der Prophet Elija zeigen, dass nur der Gott Israels wirkliche Macht besitzt. Anschließend kündigt er an, dass Regen kommen und die Dürre beenden wird (18,41-46). Weitere bekannte Elijageschichten sind die Wanderung zum Horeb (19) und der Weinberg des Nabot (21).
Zweite Buch der Könige
Das zweite Königebuch schließt nahtlos an das erste an, mit dem es einen gemeinsamen Erzählzusammenhang bildet. Es lässt sich in drei Teile gliedern: Im ersten Teil bietet vor allem Erzählungen und Wundergeschichten über den Propheten Elischa (2–8). Im zweiten Teil (9–17) wird die Geschichte der beiden Königreiche Israel und Juda fortgeschrieben (9–17), bis zum Untergang des Nordreichs unter dem König Hosea (732-722 v. Chr.). Im dritten Teil (18–25) folgt die restliche Ge-schichte des Königreichs Judas bis zur Zer¬störung Jerusalems und des Tempels unter dem König Zidkija (597-586 v. Chr.). Das zuletzt berichtete Ereignis schildert die Begnadigung des Königs Jojachin im babylonischen Exil 562 v. Chr.
Wie im ersten Königebuch werden die Regierungsdaten des Königs von Israel nach den Regierungsdaten des Königs von Juda angegeben und umgekehrt. Dadurch lassen sich die absoluten Zahlen relativ genau berechnen. Ebenfalls werden die Könige des Nordreichs wie des Südreichs nach den Maßstäben des deuteronomischen Gesetzes (5. Mose/Deuteronomium 12–26) beurteilt. Vor allem die Könige des Nordreichs werden negativ beurteilt. Dabei wird immer wieder auf die »Sünde Jerobeams« verwiesen, die darin besteht, dass Gott auch an anderen Orten Opfer dargebracht werden statt ausschließlich in Jerusalem. Außerdem werden andere Gottheiten neben dem einen Gott Israels verehrt. Deshalb beschließt Gott den Untergang des Nordreichs, der ausführlich begründet wird (17). Im Jahr 722 v. Chr. erobern die Assyrer das Nordreich mit seiner Hauptstadt Samaria.
In der Darstellung des Südreichs werden die Reformen des Königs Hiskija (18) und Joschija (22–23) positiv beurteilt. Doch unter den Königen Manasse und Amnon wächst die Schuld in solchem Maße an, dass Gott nun auch dem Königtum Juda den Untergang ansagt (21,1-26). Im Jahr 586 v. Chr. erobert der babylonische König Nebukadnezzar II. die Stadt Jerusalem, zerstört den Tempel und führt einen Teil der Bevölkerung ins Exil nach Babylonien. Verbunden mit diesem einschneidenden Ereignis ist die Einsicht Israels, dass Gott selbst den Untergang herbeigeführt, dass er aber die Beziehung zu seinem Volk nicht aufgekündigt hat.
Erste Buch der Chronik
Die beiden Bücher der Chronik waren ursprünglich wohl ein einziges Werk. Der Name »Chronik« stammt aus dem Lateinischen und bedeutet »Geschichtsbuch«. Das ist eine Übersetzung des hebräischen Namens »Ereignisse der Tage«.
Die Gliederung des ersten Chronikbuchs richtet sich nach den thematischen Schwerpunkten: Im ersten Teil (1–9) stehen Stammbäume und Namenslisten. Im zweiten Teil wird zunächst ausführlich von der Regierung des Königs David erzählt (10–20) und dann von seinen Vorbereitungen für den Bau eines Tempels in Jerusalem (21–29).
Vergleicht man die Darstellung der Chronik mit den Samuel- und Königebüchern, tritt ihre Eigenart und Theologie deutlich hervor: David und Salomo werden als ideale Herrscher vor Augen gestellt. Alle dunklen Seiten ihrer Regierung werden weggelassen, wie beispielsweise die Erzählung von David und Batseba (2. Samuels 11) oder die Berichte über die ausländischen Frauen Salomos und ihrer Kulte (1. Könige 11). David wird als Ideengeber dargestellt, der den Bau und die Ordnung des Tempels bis in alle Einzelheiten vorbereitet. (1. Chronik 21-29 hat keine Parallele in den Königsbüchern.) Die Stellung der Leviten wird besonders betont: Sie sind die Träger der Bundeslade (1. Chronik 15,26-27) und Beschützer des Königs Joasch (2. Chronik 23,7). Schließlich werden häufig Psalmen in die Darstellung einbezogen (z.B. 1. Chronik 16,8-36).
Zweite Buch der Chronik
Das zweite Chronikbuch setzt das erste fort. Es berichtet in seinem ersten Teil von der Regierung des Königs Salomo (1–9). Im zweiten Teil folgt die Geschichte des Königreichs Juda bis zu seinem Ende und der Wegführung ins Exil (10–36). Das letzte Ereignis, das berichtet wird, handelt vom persischen König Kyros II. (558–530 v. Chr.) und seiner Erlaubnis, dass die Judäer in ihr Land zurückkehren dürfen (36,22-23).
Im Vergleich mit der Darstellung der Königebücher fällt auf, dass die gesamte Geschichte des Nordreichs Israel fehlt. Das deutet auf den Standpunkt des Verfassers hin, dass es nach der Trennung der beiden Reiche nur ein legitimes Königtum gibt: nämlich das Südreich Juda, das ausschließlich von Königen regiert wird, die Nachkommen von David sind (Daviddynastie). Sogar die überragenden Propheten des Nordreichs, Elija und Elisa, werden deshalb in der Darstellung übergangen.
Die Bücher der Chronik machen die Stadt Jerusalem und den Tempel zu einem Sinnbild für Gottes Sorge um das Volk Israel. Der Tempel und das Befolgen der Gebote Gottes stehen im Vordergrund. Gott ist der universale König, und der König aus dem Haus Davids sein irdischer Vertreter. Universaler Friede und Ruhe ringsum sind Erwartungen und Hoffnungen, die den Verfasser leiten.
Esra
Die Bücher Esra und Nehemia waren ursprünglich ein zusammenhängendes Buch. Nach der Teilung
zählte man sie als »erstes Buch Esra« und »zweites Buch Esra«. Spätere Übersetzungen haben sie dann nach den beiden Hauptfiguren benannt: nach dem Schriftgelehrten Esra und nach dem Statthalter Nehemia.
Das Esrabuch hat vier Teile: Der erste Teil (1–2) berichtet von den ersten Juden, die aus Babylonien zurückkehren, wo sie im Exil lebten. Der zweite Teil (3–6) beschreibt den Wiederaufbau des Tempels in Jerusalem. In beiden Teilen bestimmt Serubbabel die Geschicke, der als ein Vertreter des persischen Königs nach Jerusalem entsandt wird. Ab dem dritten Teil (7–8) ist Esra die Hauptperson. Im vierten Teil (9–10) geht es um das Problem der »Mischehen«, das heißt um die Heirat von Juden mit Andersgläubigen (vgl. Nehemia 13).
Thema des Buches ist der Neuanfang in Jerusalem. Im ersten Kapitel wird der Erlass des persischen Königs Kyros II. zitiert, der den Juden gestattete, aus dem Exil in ihre Heimat zurückzukehren und den Tempel wieder aufzubauen. Trotz Schwierigkeiten und Hindernisse kommt es dann zum Wiederaufbau des Tempels. Seine Fertigstellung wird allgemein um das Jahr 515 v. Chr. datiert.
Das Esrabuch greift in seiner Darstellung auf ausführliche Listen (2,3-67; 10,18-43) und auf Urkunden (6,3-5; 7,12-26) zurück. Auffällig ist, dass einige Textabschnitte nicht in hebräischer, sondern in aramäischer Sprache überliefert sind (4,8–6,18 und 7,12-26). Das Thema von der Errichtung des Zweiten Tempels verbindet das Buch mit den Prophetenbüchern Haggai und Sacharja.
Nehemia
Das Buch ist nach Nehemia benannt, der ein hoher Beamter am Hof des persischen Königs Artaxerxes I. (464–424 v. Chr.) gewesen ist. Artaxerxes schickte ihn als »Statthalter« nach Jerusalem.
Das Buch gliedert sich in vier Teile: Der erste Teil (1–2) erzählt von Nehemias Reise nach Jerusalem. Der zweite Teil (3–7) enthält einen Bericht vom Wiederaufbau der Stadtmauer. Der dritte Teil (8–10), in dem auch der Schriftgelehrte Esra wieder auftritt, beschreibt die Verpflichtung des Volkes auf das Gesetz Gottes. Im vierten und letzten Teil (11–13) geht es um die Einweihung der wieder aufgebauten Stadtmauer und politische Reformen.
Das Buch Nehemia lässt gut die zwei Seiten des Wiederaufbaus in Jerusalem erkennen. Äußerlich werden die Mauern der Stadt Jerusalem und der Tempel wiedererrichtet. Wichtiger ist aber der »innerer Wiederaufbau« mit dem Gottesdienst im Tempel und politischen Maßnahmen wie der Auflösung von Ehen, die Juden mit Andersgläubigen geschlossen haben.
Die Kapitel 8–10 beschreiben, wie der Schriftgelehrte Esra den Juden aus dem »Gesetzbuch des Mose« vorliest. Die Menschen, die aus dem Exil zurückgekehrt sind, verpflichten sich, den Geboten Gottes zu folgen und es besser zu machen als die früheren Generationen (10). So entsteht ein Gesamtbild von der Zeit der Rückkehr und des Wiederaufbaus. Durch den Gottesdienst im Tempel von Jerusalem wissen sich die Rückkehrer mit ihren Vorfahren verbunden.
Ester
Das Buch Ester ist nach seiner Hauptfigur benannt: einer jüdischen Frau, die Königin von Persien wird. Ester lebt als Pflegetochter Mordechais in der persischen Hauptstadt Susa. Als die damalige persische Königin Waschti sich weigert, einem Befehl des Königs zu gehorchen, wird sie abgesetzt. An ihrer Stelle wird Ester die neue Königin (1–2). Ihr Pflegevater Mordechai gerät aber in Konflikt mit einem hohen Beamten am persischen Hof. Dieser Beamte namens Haman fasst daraufhin den Plan, das jüdische Volk, zu dem Mordechai und Ester gehören, zu vernichten (3). Mordechai erfährt davon. Mit Hilfe der Ester gelingt es, den persischen König von den schlechten Absichten Hamans zu überzeugen und den Plan zu verhindern (4–7). Haman wird anschließend hingerichtet und Mardochai wird zum Verwalter bestellt. Auf Befehl des Königs dürfen die Juden an ihren Gegnern Rache nehmen (8–9). Das Fest, das daraufhin gefeiert wird, soll zur Erinnerung an die geschehene Verfolgung jährlich wiederholt werden (9–10). Nach einem Losverfahren, das in der Geschichte eine Rolle spielt (9,23-28) bekommt das Fest den Namen »Purim«.
Das Buch Ester ist eine spannend geschriebene Erzählung. Auffällig ist, dass in ihr das Wort »Gott« nicht vorkommt. Gottes Wirken lässt sich aber indirekt am Handlungsablauf erkennen. Denn er lenkt die Geschicke so, dass er sein Volk im Augenblick der höchsten Gefahr vor der Vernichtung rettet. Das Buch Ester gehört als Lesung zum Purimfest. Es hat für das Judentum eine große Bedeutung, weil hier von der erfolgreichen Abwehr einer Judenverfolgung erzählt wird.