Redewendungen der Lutherbibel: 04/52
Mein Knecht Mose ist gestorben; so mach dich nun auf und zieh über den Jordan, du und dies ganze Volk, in das Land, das ich ihnen, den Israeliten, gebe. (Josua 1,2, Lutherbibel 2017)
Um in das von Gott verheißene Land Kanaan zu kommen, mussten die Israeliten nach der beschwerlichen Wüstenwanderung über den Jordan-Fluss gehen. Die Überquerung des Jordans wurde damit gleichbedeutend mit dem Einzug in das Land, in dem Milch und Honig fließen: Symbol für Fruchtbarkeit, Üppigkeit, Wohlergehen und Frieden.
Wie konnte es da umgangssprachlich zu einer Redewendung werden, mit dem man auf den Tod eines Menschen bzw. sein Ende anspielt? Das rührt daher, dass in der späteren religiösen Literatur das Gelobte Land mit dem künftigen Himmelreich in eins gesetzt wurde. Um aber in den Himmel zu kommen und teil zu haben an Gottes Herrlichkeit, musste man zuvor über den Jordan gehen, d.h. sterben. So ist die Redewendung zu einem Sinnbild für den Tod geworden, obwohl ursprünglich das Gegenteil, der Eintritt in ein reiches und erfülltes Leben, damit gemeint war.
Klaus Jürgen Diehl