Redewendungen der Lutherbibel: 05/52
Aber ich will das Herz des Pharao verhärten und viele Zeichen und Wunder tun in Ägyptenland. (2. Mose 7,3, Lutherbibel 2017)
Ein Ausruf des positiven Erstaunens: Dinge, an die wir schon längst nicht mehr geglaubt haben, sind entgegen unserer Erwartung nun doch endlich Wirklichkeit geworden. Wir müssen es gleichsam mit einem übernatürlichen Eingreifen zu tun haben - anders ist die geschehene Veränderung nicht zu erklären. So gebrauchen wir die obige Redewendung. Und das ist inhaltlich gar nicht so weit weg von derjenigen Stelle in der Bibel, von der aus unsere Redewendung ihren Ursprung genommen hat: Gott verspricht Mose mit vielen Zeichen und Wundern in Ägypten zu handeln, um das dort in der Sklaverei festgehaltene Volk Israel endlich in die Freiheit zu führen. Gemeint sind die zehn Plagen wie Hagel und Viehpest, Mücken- und Heuschreckenschwärme oder der Tod der ägyptischen männlichen Erstgeburt. Ausgehend von diesem Zusammenhang wird die Rede von den „Zeichen und Wundern“ in der Bibel dann ambivalent gebraucht: nämlich für beeindruckende Geschehnisse, die Menschen entweder zu Recht oder aber vorschnell und damit fälschlich als Eingreifen Gottes in die Geschichte gedeutet haben.
Stefan Wittig