Redewendungen der Lutherbibel: 18/52
Und als sein Diener sie hinausgetrieben und die Tür hinter ihr zugeschlossen hatte, warf Tamar Asche auf ihr Haupt und zerriss das Ärmelkleid, das sie anhatte, und legte ihre Hand auf das Haupt und ging schreiend davon. (2. Samuel 13,18-19, Lutherbibel 2017)
Wer sich entschuldigt, sagt scherzhaft „Asche auf mein Haupt!“. Wer sich am Aschermittwoch Asche aufs Haupt streuen lässt, bereut seine Sünden und bedenkt, dass er sterblich ist.
Wer in biblischer Zeit Schlimmes zu beklagen hatte, tat das oft lautstark und öffentlich. Zum Beispiel, wenn er um einen Verstorbenen trauerte. Oder wenn er eine Tat bereute. Oder wenn er ein Unrecht, eine Schande, einen Skandal anprangerte. Man schrie und heulte, zerriss die Kleider, legte ein grobes Trauergewand an. Dazu streute man sich Asche auf den Kopf oder setzte sich in Asche - hoffend auf ein Ende und den Neuanfang.
Entsetzlichen Anlass, sich Asche aufs Haupt zu werfen, hat die Königstochter Tamar in 2. Samuel 13, dem ersten biblischen Beleg für diesen Brauch. Tamar wird von ihrem eigenen Bruder Amnon vergewaltigt und verstoßen. Aller Perspektiven beraubt, lebt sie einsam dahin. Wird sie je Gerechtigkeit erfahren?
Ruprecht Veigel