Redewendungen der Lutherbibel: 46/52
Als Mose aber nahe zum Lager kam und das Kalb und das Tanzen sah, entbrannte sein Zorn, und er warf die Tafeln aus der Hand und zerbrach sie unten am Berge. (2. Mose 32,19, Lutherbibel 2017)
Längst ist der Tanz ums goldene Kalb zu einer gängigen Redensart geworden - als Sinnbild für die Gier von Menschen nach Geld und Ruhm und ihre Vergötzung von Mammon und Macht.
Doch in der biblischen Geschichte, die für die Redewendung Pate steht, geht es nicht um die Vergötzung materieller Güter. Vielmehr wollen die Israeliten Gott aus seiner Unsichtbarkeit heraus holen und seiner habhaft werden. Er soll durch das Gießen eines goldenen Kalbes als Symbol der Stärke in ihrer Mitte sein und so ihren Vorstellungen eines mächtigen Gottes entsprechen. Mose aber, der zum Empfang der Tafeln mit den Geboten Gottes sein Volk eine Zeitlang verlassen hat, ist nach der Rückkehr empört über solche Anmaßung. Kurzerhand ordnet er an, das Standbild zu zerstören. Es gilt bis heute das Gebot: „Du sollst dir kein Bild noch Gleichnis (von Gott) machen!“ (2. Mose 20,4).
Klaus Jürgen Diehl