Themenkapitel NT
Apokalyptik und Neues Testament
Die Apokalyptik ist eine theologische Strömung, die im Judentum erstmalig zu Beginn des 2. Jh. v. Chr. greifbar ist (Danielbuch). Ihr ähnliche Vorstellungen begegnen im gleichen Zeitraum auch in anderen Religionen des östlichen Mittelmeerraumes. Die jüdische Apokalyptik hat ihrerseits Einflüsse aus dem iranischen Raum aufgenommen.
Biblische Theologie
Mit dem Stichwort „Biblische Theologie“ verbindet sich das Anliegen einer Reihe von Exegeten, die Tatsache ernstzunehmen, dass die eine Heilige Schrift der Christen aus zwei Teilen – dem Alten und dem Neuen Testament – besteht. Sie bemühen sich deshalb, über die Darstellung der Theologien der einzelnen Schriften bzw. der „theologischen Summe“ des Alten oder Neuen Testaments hinauszukommen. Das Ziel besteht darin, die Heilige Schrift als theologische Einheit zu begreifen.
Christologische Hoheitstitel
Für die Christologie der Schriften des Neuen Testaments ist charakteristisch, dass Aussagen über Jesus zugleich immer Aussagen sind, die von seiner Bedeutung für die Christen sprechen. Viele der im NT überlieferten Bekenntnisse bezeichnen Jesus mit Titeln, in denen die Christologie der frühen Christen wie mit einem Brennspiegel zusammengefasst ist. Diese Titel werden als christologische Hoheitstitel bezeichnet.
Die Qumran-Schriften und das Neue Testament
Als die ersten Schriftrollen aus den Höhlen bei Qumran veröffentlicht wurden, breitete sich unter den Exegeten zunächst eine gewisse Euphorie aus. Die Anzahl der Parallelen zwischen den neutestamentlichen Schriften und den neu entdeckten essenischen Dokumenten schien so groß, dass mit mannigfachen Einflüssen der Essener auf das frühe Christentum gerechnet wurde. Diese Euphorie ist schnell einer nüchterneren Betrachtung gewichen, doch bleibt die Bedeutung der Qumran-Schriften für die Interpretation des Neuen Testaments zweifelsohne sehr groß.
Einführung zu den Themenkapiteln des NT
Die Themenkapitel verfolgen eine doppelte Absicht. Zum einen werden Informationen geboten, die das Verständnis der Schriften des Neuen Testaments erleichtern und den Umfang der Einführungen im ersten Teil dieser Bibelkunde gesprengt hätten. Zum anderen soll versucht werden, zentrale theologische Fragen des Neuen Testaments gleichsam quer zu den Einzelschriften zu verfolgen.
Geschichte des frühen Christentums
Mit dem Begriff „Urchristentum“ oder „Frühes Christentum“ wird in der Forschung üblicherweise das Christentum bis ca. 120/130 bezeichnet. Dabei verweisen die Kritiker des Begriffs „Urchristentum“ insbesondere darauf, dass er die beschriebene Epoche vom heutigen Sprachgebrauch her als typische, normative bezeichne. Der Terminus „Frühes Christentum“ sei dagegen historisch zutreffender, da er der Vielfalt und Vielschichtigkeit der Anfänge besser gerecht werde.
Gleichnisse
Das Markusevangelium, die Logienquelle und das lk Sondergut bezeugen unabhängig voneinander, dass die Verkündigung Jesu eine spezifische Gestalt in seinen Gleichnissen erhielt. Er griff dabei auf eine Redeweise zurück, die im Frühjudentum, insbesondere in der Weisheitsliteratur und in der Apokalyptik sehr beliebt war. Parallelen zu den Gleichnissen Jesu finden sich auch in den rabbinischen Gesetzesdiskussionen, die in der Mischna und im Talmud tradiert sind.
Götter in der Umwelt des Neuen Testaments
Wenn Paulus in seinem Brief an die Thessalonicher schreibt, dass der Glaube der Adressaten allseits bekannt sei und man sich erzähle, „… wie ihr euch zu Gott bekehrt habt von den Götzen, um dem lebendigen und wahren Gott zu dienen“ (1Thess 1,9), nimmt er auf die Lebenswelt der Gemeinde Bezug, in der eine Vielzahl von Göttern selbstverständlich präsent war und Verehrung genoss. Zugleich formuliert er diese Bezugnahme als sich klar positionierenden Rückblick – das Bekenntnis zu dem „lebendigen und wahren Gott“ bedingt, dass die Götter der Umwelt nur als „Götzen“ bzw. als sogenannte Götter (1Kor 8, 4-6; vgl. Gal 4,8) angesehen werden können.
Kirche im Neuen Testament
Die Schriften des Neuen Testaments bieten eine Fülle von ekklesiologischen Modellen. Dabei muss beachtet werden, dass alle diese verschiedenen Entwürfe aus konkreten geschichtlichen Situationen entstanden und auf diese bezogen sind. Dieser Umstand warnt davor, das Neue Testament einfach als Steinbruch für die aktuelle Diskussion um die Identität der Kirche zu benutzen. Vielmehr muss gefragt werden, inwieweit Probleme, auf die die Autoren des Neuen Testaments mit ihren Modellen reagierten, auch heute akut sind.
Leben und Verkündigung Jesu von Nazaret
Die Frage nach dem historischen Jesus galt unter Theologen lange Zeit als erledigt. Das war das Ergebnis der „Leben-Jesu-Forschung“ des 18./19. Jh. Sie hatte Jesus bei dem Versuch, seine Botschaft zu rekonstruieren, häufig für „zeitgemäße“ Ideale instrumentalisiert. Das ist im Übrigen eine Tendenz, die sich auch in vielen modernen Jesusbüchern findet. Dabei wird Jesus durch eine – letztlich ahistorische – Loslösung sowohl vom zeitgenössischen Judentum als auch von der frühen Christenheit zum einsamen Wanderer in der Weltgeschichte, der dann oftmals genau den politischen und religiösen Idealen entspricht, die die Autoren der entsprechenden Werke vertreten.
Religiöse Parteien im Judentum des 1. Jahrhunderts
Das Bild des Frühjudentums hat sich in den letzten Jahrzehnten – nicht zuletzt unter dem Eindruck der Funde von Qumran – nachdrücklich gewandelt. Dabei wächst die Einsicht, dass es zur Zeit Jesu kein einheitliches orthodoxes Judentum gegeben hat. Vielmehr müssen wir mit dem pluralen Nebeneinander verschiedener Gruppen rechnen, die zum Teil straff organisiert waren. Man kann sie mit einem gewissen Recht als religiöse Parteien bezeichnen. Gemeinsame Basis aller dieser Gruppierungen war das Bekenntnis zu dem einen Gott Israels und der Bezug auf die Tora als die Richtschnur ihres Lebens.
Wundergeschichten im Neuen Testament
Die in den Evangelien und der Apg überlieferten Wundergeschichten gehören zu den neutestamentlichen Texten, die den heutigen Lesern am meisten Schwierigkeiten bereiten. Wir sehen in diesen Geschichten vor allem das Anstößige, Außergewöhnliche. Die Hilflosigkeit angesichts der Wundergeschichten kann dann in die Frage münden: Muss ich das glauben, wenn ich Christ bin?