Geschichtliche Bücher
Aufbau der geschichtlichen Bücher des Alten Testaments
Diese Büchergruppe lässt sich ebenfalls in drei Untergruppen gliedern. Am Anfang stehen die fünf Bücher Mose. In der Wissenschaft werden sie auch als »Pentateuch« bezeichnet. Das Wort ist aus dem Griechischen abgeleitet. Es bedeutet »Fünf-Rollen-Buch« und kennzeichnet dadurch die Zusammengehörigkeit der fünf Schriftrollen bzw. der fünf Bücher. Im Judentum spricht man von der Tora, der »Weisung Gottes«. Die einzelnen Bücher werden in manchen Bibelausgaben mit ihren lateinischen Namen benannt. Diese Namen bestehen aus einem Stichwort, das auf den Inhalt der einzelnen Bücher verweist: Genesis (»Schöpfung«), Exodus (»Auszug«), Levitikus (»levitisches Gesetzbuch«), Numeri (»Zahlen«), Deuteronomium (»zweites Gesetzbuch«).
Die fünf Bücher Mose beginnen mit Erzählungen von der Erschaffung der Welt, der Sintflut, der Entstehung der Völker und dem Turmbau zu Babel. Diese Erzählungen werden auch als »Urgeschichte« bezeichnet (Genesis 1–11). Anschließend wird die lange Vorgeschichte Israels geschildert, die nach den Hauptpersonen Abraham, Isaak, Jakob, Josef auch »Vätergeschichten« oder »Elterngeschichten« genannt werden (Genesis 12–50). Die weiteren Bücher erzählen vom Auszug Israels aus Ägypten und der Wüstenwanderung. Im Mittelpunkt dieser Schriften stehen der Bundesschluss zwischen Gott und seinem Volk am Berg Sinai und die Kundgabe des Bundesgesetzes, dessen wichtigster und bekanntester Teil die Zehn Gebote sind (Exodus 20). Den Abschluss der Erzählungen bildet eine lange Rede des Mose vor dem Einzug in das verheißene Land, in der er vom Volk Israel Abschied nimmt. Denn Mose durfte das Land nur sehen, aber nicht betreten. Im letzten Kapitel wird von seinem Tod berichtet (Deuteronomium 34).
Die zweite Untergruppe besteht aus den Büchern Josua bis 2. Könige. In der Wissenschaft wird dieser Teil auch als das »deuteronomistische Geschichtswerk« bezeichnet. Der Name kommt daher, weil sich die Theologie, die in diesen Büchern vertreten wird, am Maßstab des Deuteronomiums orientiert. Die einzelnen Schriften erzählen die Geschichte Israels vom Einzug in das verheißene Land und der Entstehung der beiden Königreiche Israel und Juda bis hin zu der Zerstörung des Tempels in Jerusalem durch die Babylonier und die Wegführung der Bevölkerung ins babylonische Exil (586 v. Chr.) Diese Katastrophe bedeutete einen grundlegenden Einschnitt in der Geschichte Gottes mit seinem Volk. Es war eine ausgesprochene Krisensituation. Sie führte dazu, dass zu dieser Zeit weite Teile des deuteronomistischen Geschichtswerkes aufgeschrieben wurden, um das Vergangene zu bewahren und daraus für die Zukunft zu lernen.
Zur dritten Untergruppe gehören die Bücher 1. und 2. Chronik, Esra, Nehemia und Ester. Die beiden Chronikbücher bilden ein weiteres Geschichtswerk, das »chronistische Geschichtswerk«. Es stammt aus dem 3. Jh. v. Chr. und schildert die Geschichte Israels von Adam bis zum Ende des babylonischen Exils. Weite Teile der Samuel- und Königebücher werden darin nochmals neu erzählt. Schwerpunkte sind die Vorbereitung und Errichtung des Jerusalemer Tempels. Beide daran beteiligten Könige David und Salomo werden idealisiert dargestellt. Die Bücher Esra und Nehemia setzen das Geschichtswerk fort und erzählen von der Heimkehr aus dem Exil, dem Wiederaufbau des Tempels in Jerusalem (»Zweiter Tempel«) und der Gründung eines jüdischen Gemeinwesens mit Billigung durch die persische Zentralregierung. Am Schluss steht das Buch Ester. Es berichtet von einer schweren Verfolgung, die den Juden im Perserreich drohte. Diese konnte durch die Jüdin Ester abgewendet werden, die zur persischen Königin aufgestiegen war.
Auf den folgenden Seiten finden Sie zu jedem einzelnen Buch eine kurze Einführung in seinen Inhalt: