Deutsche Bibelgesellschaft

32. Tag: Matthäus 23,1-39

In 40 Tagen durch das Matthäusevangelium

Bibeltext(e)

Matthäus 23

Gegen die Schriftgelehrten und Pharisäer

1Da redete Jesus zu dem Volk und zu seinen Jüngern 2und sprach: Auf dem Stuhl des Mose sitzen die Schriftgelehrten und die Pharisäer. 3Alles nun, was sie euch sagen, das tut und haltet; aber nach ihren Werken sollt ihr nicht handeln; denn sie sagen’s zwar, tun’s aber nicht. 4Sie binden schwere und unerträgliche Bürden und legen sie den Menschen auf die Schultern; aber sie selbst wollen keinen Finger dafür rühren.

5Alle ihre Werke aber tun sie, damit sie von den Leuten gesehen werden. Sie machen ihre Gebetsriemen breit und die Quasten an ihren Kleidern groß. 6Sie sitzen gern obenan beim Gastmahl und in den Synagogen 7und haben’s gern, dass sie auf dem Markt gegrüßt und von den Leuten Rabbi genannt werden. 8Aber ihr sollt euch nicht Rabbi nennen lassen; denn einer ist euer Meister; ihr aber seid alle Brüder. 9Und ihr sollt niemand euren Vater nennen auf Erden; denn einer ist euer Vater: der im Himmel. 10Und ihr sollt euch nicht Lehrer nennen lassen; denn einer ist euer Lehrer: Christus. 11Der Größte unter euch soll euer Diener sein. 12Wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden.

13Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr das Himmelreich zuschließt vor den Menschen! Ihr geht nicht hinein und die hineinwollen, lasst ihr nicht hineingehen.

15Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr Land und Meer durchzieht, damit ihr einen Proselyten gewinnt; und wenn er’s geworden ist, macht ihr aus ihm ein Kind der Hölle, doppelt so schlimm wie ihr.

16Weh euch, ihr blinden Führer, die ihr sagt: Wenn einer schwört bei dem Tempel, das gilt nicht; wenn aber einer schwört bei dem Gold des Tempels, der ist gebunden. 17Ihr Narren und Blinden! Was ist denn größer: das Gold oder der Tempel, der das Gold heiligt? 18Und: Wenn einer schwört bei dem Altar, das gilt nicht; wenn aber einer schwört bei dem Opfer, das darauf liegt, der ist gebunden. 19Ihr Blinden! Was ist denn größer: das Opfer oder der Altar, der das Opfer heiligt? 20Darum, wer schwört bei dem Altar, der schwört bei ihm und bei allem, was darauf liegt. 21Und wer schwört bei dem Tempel, der schwört bei ihm und bei dem, der darin wohnt. 22Und wer schwört bei dem Himmel, der schwört bei dem Thron Gottes und bei dem, der darauf sitzt.

23Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr den Zehnten gebt von Minze, Dill und Kümmel und lasst das Wichtigste im Gesetz beiseite, nämlich das Recht, die Barmherzigkeit und den Glauben! Doch dies sollte man tun und jenes nicht lassen. 24Ihr blinden Führer, die ihr Mücken aussiebt, aber Kamele verschluckt!

25Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr die Becher und Schüsseln außen reinigt, innen aber sind sie voller Raub und Gier! 26Du blinder Pharisäer, reinige zuerst das Innere des Bechers, damit auch das Äußere rein werde!

27Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr seid wie die übertünchten Gräber, die von außen hübsch scheinen, aber innen sind sie voller Totengebeine und lauter Unrat! 28So auch ihr: Von außen scheint ihr vor den Menschen gerecht, aber innen seid ihr voller Heuchelei und missachtet das Gesetz.

29Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr den Propheten Grabmäler baut und schmückt die Gräber der Gerechten 30und sprecht: Hätten wir zu Zeiten unserer Väter gelebt, so wären wir nicht mit ihnen schuldig geworden am Blut der Propheten! 31Damit bezeugt ihr von euch selbst, dass ihr Kinder derer seid, die die Propheten getötet haben. 32Wohlan, macht auch ihr das Maß eurer Väter voll! 33Ihr Schlangen, ihr Otterngezücht! Wie wollt ihr der höllischen Verdammnis entrinnen?

34Darum: Siehe, ich sende zu euch Propheten und Weise und Schriftgelehrte; von ihnen werdet ihr einige töten und kreuzigen, und einige werdet ihr geißeln in euren Synagogen und werdet sie verfolgen von einer Stadt zur andern, 35auf dass über euch komme all das gerechte Blut, das vergossen ist auf Erden, vom Blut Abels, des Gerechten, bis zum Blut Secharjas, des Sohnes Berechjas, den ihr getötet habt zwischen Tempel und Altar. 36Wahrlich, ich sage euch: Das alles wird über dieses Geschlecht kommen.

Klage über Jerusalem

37Jerusalem, Jerusalem, die du tötest die Propheten und steinigst, die zu dir gesandt sind! Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne ihre Küken versammelt unter ihre Flügel; und ihr habt nicht gewollt! 38Siehe, »euer Haus soll euch wüst gelassen werden« Jer 22,5. 39Denn ich sage euch: Ihr werdet mich von jetzt an nicht sehen, bis ihr sprecht: Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn!

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Zum Text
Stell dir vor, du bist fremd in einer Stadt und suchst den Bahnhof, ohne zu wissen, dass er gleich um die Ecke liegt. Du fragst in der Tourist-Info nach – und die (Vers 4+5) schicken dich kreuz und quer durch die halbe Stadt, vorbei an allen Sehenswürdigkeiten, von denen sie meinen, du müsstest sie unbedingt gesehen haben. Fazit: Stunden später befindest du dich irgendwo, hast dich verirrt und weißt: Gerade ist der letzte Zug, den du nehmen könntest, abgefahren (Vers 13). Weil es leider auch heute noch solche Typen (Vers 2+3) gibt, lohnt es sich, besonders den ersten, vierten und sechsten der Vorwürfe und deren Auswirkungen auf dein Leben genauer unter die Lupe zu nehmen.

Basis Jesus – Die religiöse Obrigkeit
»Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht!« – so könnte man die Haltung vieler Schriftgelehrter zur Zeit Jesu beschreiben. Jesus dagegen orientiert sein Verhalten stets an Gottes Liebe zu den Menschen. Er ist deshalb andauernd mit ihnen in Konflikt. Ihr Hauptvorwurf: Jesus missachte Gottes Gebote – oder präziser ihre Auslegungen dieser Gebote. Jesu Hauptvorwurf lautet: Sie haben den Menschen und das wahre Ziel (Johannes 10,10b) aus dem Blick verloren und den Weg (die Einhaltung der Gebote) zum Ziel erklärt. Eine Geschichte bringt diese Zielverfehlung auf den Punkt: Markus 2,23-3,6. Übrigens: Da es nicht mal ihnen möglich erscheint, unter Einhaltung aller Vorschriften ein normales Leben zu führen, haben sie sich eine Menge Tricks (Matthäus 23,16) ausgedacht.

Deutsche Bibelgesellschaftv.4.25.2
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