Deutsche Bibelgesellschaft

35. Tag: Lukas 19,11-44

In 45 Tagen durch das Lukasevangelium

Bibeltext(e)

Lukas 19

Von den anvertrauten Pfunden

11Als sie nun zuhörten, sagte er ein weiteres Gleichnis; denn er war nahe bei Jerusalem und sie meinten, das Reich Gottes werde sogleich offenbar werden. 12Und er sprach: Ein Mann von edler Herkunft zog in ein fernes Land, um ein Königtum zu erlangen und dann zurückzukommen. 13Der ließ zehn seiner Knechte rufen und gab ihnen zehn Pfund und sprach zu ihnen: Handelt damit, bis ich wiederkomme! 14Seine Bürger aber waren ihm feind und schickten eine Gesandtschaft hinter ihm her und ließen sagen: Wir wollen nicht, dass dieser über uns herrsche.

15Und es begab sich, als er wiederkam, nachdem er das Königtum erlangt hatte, da ließ er die Knechte zu sich rufen, denen er das Geld gegeben hatte, um zu erfahren, was sie erhandelt hätten. 16Da trat der erste herzu und sprach: Herr, dein Pfund hat zehn Pfund eingebracht. 17Und er sprach zu ihm: Recht so, du guter Knecht; weil du im Geringsten treu gewesen bist, sollst du Macht haben über zehn Städte.

18Der zweite kam auch und sprach: Herr, dein Pfund hat fünf Pfund erbracht. 19Zu dem sprach er auch: Und du sollst über fünf Städte sein.

20Und der dritte kam und sprach: Herr, siehe da, hier ist dein Pfund, das ich in einem Tuch verwahrt habe; 21denn ich fürchtete mich vor dir, weil du ein harter Mann bist; du nimmst, was du nicht angelegt hast, und erntest, was du nicht gesät hast. 22Er sprach zu ihm: Mit deinen eigenen Worten richte ich dich, du böser Knecht. Wusstest du, dass ich ein harter Mann bin, nehme, was ich nicht angelegt habe, und ernte, was ich nicht gesät habe, 23warum hast du dann mein Geld nicht zur Bank gebracht? Und wenn ich zurückgekommen wäre, hätte ich’s mit Zinsen eingefordert. 24Und er sprach zu denen, die dabeistanden: Nehmt das Pfund von ihm und gebt’s dem, der zehn Pfund hat. 25Und sie sprachen zu ihm: Herr, er hat doch schon zehn Pfund. 26Ich sage euch aber: Wer da hat, dem wird gegeben werden; von dem aber, der nicht hat, wird auch das genommen werden, was er hat. 27Doch diese meine Feinde, die nicht wollten, dass ich über sie herrsche, bringt her und macht sie vor mir nieder.

Jesu Einzug in Jerusalem

28Und als er das gesagt hatte, ging er voran und zog hinauf nach Jerusalem. 29Und es begab sich, als er nahe von Betfage und Betanien an den Berg kam, der Ölberg heißt, da sandte er zwei Jünger 30und sprach: Geht hin in das Dorf, das gegenüberliegt. Und wenn ihr hineinkommt, werdet ihr ein Füllen angebunden finden, auf dem noch nie ein Mensch gesessen hat; bindet es los und bringt’s her! 31Und wenn euch jemand fragt: Warum bindet ihr es los?, dann sagt so: Der Herr bedarf seiner. 32Und die er gesandt hatte, gingen hin und fanden’s, wie er ihnen gesagt hatte. 33Als sie aber das Füllen losbanden, sprachen seine Herren zu ihnen: Warum bindet ihr das Füllen los? 34Sie aber sprachen: Der Herr bedarf seiner.

35Und sie brachten’s zu Jesus und warfen ihre Kleider auf das Füllen und setzten Jesus darauf. 36Als er nun hinzog, breiteten sie ihre Kleider auf den Weg. 37Und als er schon nahe am Abhang des Ölbergs war, fing die ganze Menge der Jünger an, mit Freuden Gott zu loben mit lauter Stimme über alle Taten, die sie gesehen hatten, 38und sprachen: Gelobt sei, der da kommt, der König, in dem Namen des Herrn! Friede sei im Himmel und Ehre in der Höhe!

39Und einige von den Pharisäern in der Menge sprachen zu ihm: Meister, weise doch deine Jünger zurecht! 40Er antwortete und sprach: Ich sage euch: Wenn diese schweigen werden, so werden die Steine schreien.

Jesus weint über Jerusalem

41Und als er nahe hinzukam und die Stadt sah, weinte er über sie 42und sprach: Wenn doch auch du erkenntest an diesem Tag, was zum Frieden dient! Aber nun ist’s vor deinen Augen verborgen. 43Denn es wird eine Zeit über dich kommen, da werden deine Feinde um dich einen Wall aufwerfen, dich belagern und von allen Seiten bedrängen 44und werden dich dem Erdboden gleichmachen samt deinen Kindern in dir und keinen Stein auf dem andern lassen in dir, weil du die Zeit nicht erkannt hast, in der du besucht worden bist.

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Zum Text
Die »Reise nach Jerusalem« ist für Jesus kein Spiel, sondern bitterer Ernst. Seit Lukas 9,51 ist er unterwegs, erst jetzt kommt er an (Vers 28) – mit einer klaren Vorstellung davon, was ihn dort erwarten wird (Lukas 18,31-33). In Jerusalem steht das Passafest bevor, die Feier der Befreiung aus Ägypten. Jesus wird freudig empfangen, schließlich könnte er der angekündigte Retter sein, der die Befreiung von den Römern bringt! Immerhin zieht er gemäß Sacharja 9,9 in Jerusalem ein und wird dort auch königlich empfangen (2Könige 9,13). Seine friedliche Mission (Vers 42) wird aber völlig missverstanden; so steht es nicht in ihrem Drehbuch!

Basic Jesus: Jesus, der König
Die Erwartung der Juden zurzeit Jesu war, dass der angekündigte Retter Israel von den Römer befreien und dann selbst als König über sein Volk und die ganze Welt herrschen würde (Daniel 2,44). Kein Wunder, dass Jesus ihnen nicht willkommen war (Verse 14+27). Denn obwohl er vom davidischen Königshaus abstammte, den Titel »König der Juden« akzeptierte und sich selbst als König bezeichnete, zeigte er doch keinerlei politische Ambitionen (Johannes 6,14-15). Vielmehr herrscht er als König über all die Menschen, die ihn als ihren Retter annehmen und zum Mittelpunkt ihres Lebens machen. Er ist der König des Reiches Gottes, der momentan noch im Verborgenen (Johannes 18,36-38), am Ende der Zeit aber für alle sichtbar als König herrschen wird (siehe 24. Tag).

Deutsche Bibelgesellschaftv.4.26.9
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