Redewendungen der Lutherbibel: 09/52
Es ist umsonst, dass ihr früh aufsteht und hernach lange sitzet und esset euer Brot mit Sorgen; denn seinen Freunden gibt er es im Schlaf. (Psalm 127,2, Lutherbibel 2017)
Gelegentlich wird dieses Psalmwort zitiert, um augenzwinkernd den eigenen Müßiggang vor andern zu rechtfertigen. Oder jemandem zu bescheinigen, dass ihm etwas gelungen ist, was er angesichts seiner Untätigkeit oder seines Unvermögens gar nicht verdient hat. Man könnte denken: Das Psalmwort will uns sagen, dass all unser menschliches Tun letztlich unwesentlich für Erfolg oder Misserfolg ist und wir allein von Gottes Hilfe angewiesen sind.
Aber so will der Psalmbeter sicher nicht verstanden werden. Entscheidend ist in diesem Zusammenhang das Wort Sorgen. Wir machen uns oft unnötige Sorgen, zergrübeln unsern Kopf, mühen uns ab - und meinen dann, nur so könnten wir am Ende Erfolg haben. Dass aber nicht unsere sorgenvolle Plackerei für das Gelingen entscheidend ist, sondern Gottes großzügig geschenkter Segen, übersehen wir dabei. Dafür steht in besonderer Weise die Geburt von Jesus, mit dem Gott uns das Größte schenkt, das wir uns denken können: sein Heil.
Klaus Jürgen Diehl