Jesus ist der gute Hirte
Das Gleichnis vom Hirten und den Schafen
»Amen, amen, das sage ich euch:
Wer nicht durch die Tür in den Schafstall hineingeht,
sondern anderswo einsteigt,
ist ein Dieb und ein Räuber.
Wer aber durch die Tür hineingeht,
ist der Hirte der Schafe.
Der Türhüter öffnet ihm,
und die Schafe hören auf seine Stimme.
Er ruft die Schafe, die ihm gehören,
einzeln beim Namen und führt sie ins Freie.
Wenn er alle seine Schafe hinausgetrieben hat,
geht er vor ihnen her.
Die Schafe folgen ihm, denn sie kennen seine Stimme.
Aber einem Fremden werden sie nicht folgen,
sondern sie werden vor ihm fliehen.
Denn die Stimme von Fremden kennen sie nicht.«
Dieses Gleichnis erzählte ihnen Jesus.
Aber sie verstanden nicht, was er damit sagen wollte.
Das Gleichnis vom Tor zu den Schafen
Da begann Jesus noch einmal:
»Amen, amen, das sage ich euch:
Ich bin die Tür zu den Schafen.
Alle, die vor mir gekommen sind,
sind Diebe und Räuber.
Aber die Schafe haben nicht auf sie gehört.
Ich bin die Tür.
Wer durch mich hineingeht, wird gerettet.
Er wird hinein- und hinausgehen
und eine gute Weide finden.
Der Dieb kommt nur, um die Schafe zu stehlen.
Er schlachtet sie und stürzt sie ins Verderben.
Ich bin gekommen, um ihnen das wahre Leben zu bringen –
das Leben in seiner ganzen Fülle.«
Das Gleichnis vom guten Hirten
»Ich bin der gute Hirte.
Der gute Hirte setzt sein Leben ein für die Schafe.
Anders ist das bei einem,
der die Schafe nur für Geld hütet.
Er ist kein Hirte, und sie gehören ihm nicht:
Wenn er den Wolf kommen sieht,
lässt er sie im Stich und läuft weg.
Und der Wolf reißt die Schafe
und jagt die Herde auseinander.
Denn so ein Mensch hütet die Schafe nur für Geld,
und ihm liegt nichts an den Schafen.
Ich bin der gute Hirte.
Ich kenne die, die zu mir gehören,
und die zu mir gehören, kennen mich.
Genauso kennt mich der Vater,
und ich kenne ihn.
Ich bin bereit, mein Leben für die Schafe einzusetzen.
Ich habe noch andere Schafe,
die nicht aus diesem Stall kommen.
Auch die muss ich führen,
und sie werden auf meine Stimme hören.
Alle werden in einer Herde vereint sein
und einen Hirten haben.
Deshalb liebt mich der Vater:
Denn ich bin bereit, mein Leben herzugeben,
um es wieder neu zu bekommen.
Niemand nimmt mir das Leben,
sondern ich gebe es freiwillig her.
Es steht in meiner Macht, es herzugeben. –
Und genauso steht es in meiner Macht,
es wieder neu zu bekommen.
Diesen Auftrag habe ich von meinem Vater erhalten.«
Erneute Meinungsverschiedenheiten über Jesus
Wegen dieser Worte kam es zu Meinungsverschiedenheiten
unter den jüdischen Zuhörern.
Viele von ihnen meinten:
»Er ist von einem Dämon besessen und verrückt.
Warum hört ihr ihm zu?«
Andere erwiderten: »So redet kein Besessener.
Kann ein Dämon etwa Blinden die Augen öffnen?«
Jesus wird vorgeworfen, Gott zu lästern
Es war im Winter,
als in Jerusalem das Tempelweihfest gefeiert wurde.
Jesus ging im Tempel in der Salomohalle auf und ab.
Da umringten ihn die Juden und fragten:
»Wie lange willst du uns noch hinhalten?
Wenn du der Christus bist,
dann sag es uns frei heraus!«
Jesus antwortete:
»Ich habe es euch gesagt, aber ihr glaubt nicht.
Die Taten, die ich im Auftrag meines Vaters vollbringe,
sind meine Zeugen!
Aber ihr glaubt nicht,
weil ihr nicht zu meinen Schafen gehört.
Meine Schafe hören auf meine Stimme.
Ich kenne sie, und sie folgen mir.
Ich gebe ihnen das ewige Leben.
Sie werden in Ewigkeit nicht ins Verderben stürzen,
und niemand wird sie aus meiner Hand reißen.
Mein Vater, der sie mir anvertraut hat,
ist mächtiger als alle.
Niemand kann sie aus seiner Hand reißen.
Ich und der Vater sind eins.«
Da hoben die Juden wieder Steine auf,
um ihn zu steinigen.
Jesus hielt ihnen entgegen:
»Ich habe im Auftrag des Vaters
vor euren Augen viele gute Taten vollbracht.
Für welche dieser Taten wollt ihr mich steinigen?«
Die Juden antworteten ihm:
»Wir steinigen dich nicht wegen einer guten Tat,
sondern wegen Gotteslästerung:
Denn du bist ein Mensch
und machst dich selbst zu Gott.«
Jesus antwortete:
»Steht nicht sogar in eurem Gesetz:
›Ich habe gesagt: Götter seid ihr doch!‹?
Gott selbst nennt also diejenigen Götter,
an die er seine Worte richtet.
Und die Heilige Schrift kann nicht aufgehoben werden!
Der Vater hat mich selbst erwählt
und in die Welt gesandt.
Wie könnt ihr mir Gotteslästerung vorwerfen,
wenn ich sage: ›Ich bin der Sohn Gottes‹?
Wenn das, was ich tue,
nicht die Taten meines Vaters sind,
braucht ihr mir nicht zu glauben.
Wenn sie es aber sind,
dann glaubt wenigstens diesen Taten –
wenn ihr schon mir nicht glauben wollt.
Dann werdet ihr erkennen und verstehen:
Der Vater ist in mir gegenwärtig,
und ich bin im Vater gegenwärtig.«
Da versuchten sie erneut, ihn festzunehmen.
Aber er konnte ihnen entkommen.
Jesus überquerte erneut den Jordan
und ging an den Ort, wo Johannes früher getauft hatte.
Dort blieb er.
Viele Menschen kamen zu ihm und sagten:
»Johannes hat zwar keine Zeichen getan.
Aber alles, was er über diesen Menschen gesagt hat,
hat sich als wahr erwiesen.«
Und viele kamen dort zum Glauben an Jesus.