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Drei Freunde kommen zu Hiob im Moment seiner größten Not. Doch anstatt Trost zu spenden, streiten sie mit ihm über die Frage, wer die Schuld an den Schicksalsschlägen trägt. Aus der Hiob-Tradition sind sie nicht wegzudenken – kaum ein Bild des Unglücklichen ohne seine „drei Freunde“. Doch die Geschichte hält eine Überraschung bereit: Vollkommen unvermittelt erscheint ein weiterer Freund namens Elihu. Er mischt sich ein und weist einen Weg aus dem Labyrinth von Anschuldigungen und Verzweiflung, indem er Gottes Gerechtigkeit starkmacht: „Siehe, Gott ist mächtig und verwirft niemand; er ist mächtig an Kraft des Herzens“ (Hi 36,5). Die Wissenschaft heute ist sich sicher: Elihu wurde später in die Erzählung eingefügt, um sie um eine theologische Perspektive zu erweitern und den drastischen Reden Hiobs eine Verteidigung Gottes entgegenzusetzen. Dem ungeachtet ist es der Auftritt Elihus, der die Wende vorbereitet, auch wenn es am Ende die Begegnung mit Gott ist, die Hiob versöhnt.

Elihu aber hatte gewartet, bis sie mit Hiob geredet hatten, weil sie älter waren als er. Und Elihu, der Sohn Barachels des Busiters, hob an und sprach. (Hiob 32,5-6 Lutherbibel 2017)

Bibeltext(e)

Kapitel 32,1–37,24

Elihus erste Rede

1Da hörten die drei Männer auf, Hiob zu antworten, weil er sich für gerecht hielt.

2Aber Elihu, der Sohn Barachels des Busiters, aus dem Geschlecht Ram, ward zornig. Er ward zornig über Hiob, weil er sich selber für gerechter hielt als Gott. 3Auch ward er zornig über seine drei Freunde, weil sie keine Antwort fanden und doch Hiob verdammten. 4Elihu aber hatte gewartet, bis sie mit Hiob geredet hatten, weil sie älter waren als er. 5Als Elihu nun sah, dass die drei Männer keine Antwort mehr hatten, ward er zornig. 6Und Elihu, der Sohn Barachels des Busiters, hob an und sprach:

Ich bin jung an Jahren, ihr aber seid alt; darum hab ich mich gescheut und gefürchtet, mein Wissen euch kundzutun. 7Ich dachte: Lass das Alter reden, und die Menge der Jahre lass Weisheit beweisen. 8Wahrlich, es ist der Geist im Menschen und der Odem des Allmächtigen, der sie verständig macht. 9Die Betagten sind nicht die Weisesten, und die Alten verstehen nicht, was das Rechte ist. 10Darum sage ich: Höre mir zu; auch ich will mein Wissen kundtun.

11Siehe, ich habe gewartet, bis ihr geredet hattet; ich habe aufgemerkt auf eure Einsicht, bis ihr die rechten Worte treffen würdet, 12und habe achtgehabt auf euch; aber siehe, da war keiner unter euch, der Hiob zurechtwies oder seiner Rede antwortete. 13Sagt nur nicht: »Wir haben Weisheit gefunden; Gott muss ihn schlagen und nicht ein Mensch.« 14Mich haben seine Worte nicht getroffen, und mit euren Reden will ich ihm nicht antworten.

15Ach, betroffen stehen sie da und können nicht mehr antworten; sie wissen nichts mehr zu sagen. 16Und da soll ich warten, weil sie nicht mehr reden, weil sie dastehen und nicht mehr antworten? 17Auch ich will mein Teil antworten und will mein Wissen kundtun! 18Denn ich bin voll von Worten, weil mich der Geist in meinem Inneren bedrängt. 19Siehe, mein Inneres ist wie der Most, der zugestopft ist, der die neuen Schläuche zerreißt. 20Ich muss reden, dass ich mir Luft mache, ich muss meine Lippen auftun und antworten. 21Vor mir soll kein Ansehen der Person gelten, und ich will keinem Menschen schmeicheln. 22Denn ich weiß nicht zu schmeicheln; sonst würde mich mein Schöpfer bald dahinraffen.

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Text im Bild: Der unbekannte Freund

die-Bibel.dev.4.21.9
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