Deutsche Bibelgesellschaft

6.6.10. Der Prophet Haggai (Hag)

Übersicht über das Haggaibuch

1,1-15a + 2,15-19 Mahnung zum Tempelbau 
1,15b-2,9 Die Herrlichkeit des neuen Tempels
2,10-14 Über die Unheiligen
2,20-23 Ansage einer Theophanie, die Serubbabels Erwählung bestätigen wird

Wirksamkeit

Haggai („der am Fest Geborene“), Sacharja und Maleachi gehören zusammen mit den Tritojesaja-Stücken und Joël in die Zeit nach dem Ende des Exils. Von ihnen ist Haggai wohl der älteste; die Datierungen im Buch weisen auf das Jahr 520 v. Chr. Haggai und Sacharja finden in Esr 5,1 Erwähnung als „Propheten... im Namen des Gottes Israels, dem sie zu eigen gehörten“. Das Buch ist nach der Zeit Haggais im Stil einer Geschichtsschreibung entstanden.

Die hierbei verwendete Form eines Fremdberichts, in den ältere Stücke des Propheten eingearbeitet wurden, sollte möglicherweise die Autorität erhöhen.

Inhalt

Das Leitthema der beiden Kapitel ist die Frage nach dem Wiederaufbau des Tempels. Haggai geht davon aus, dass der Aufbau notwendig ist, sonst könne die erwartete Wende zur Heilszeit nicht stattfinden: „Steigt hinauf in das Gebirge und schlagt Holz und baut das Haus, dann werde ich Wohlgefallen daran haben und mich in meiner Herrlichkeit zeigen, spricht der Herr“ (1,8). Die Argumentation ist also die, dass es den Israeliten schlecht geht, weil sie den Tempel nicht gebaut haben und nur für sich selbst sorgen. Nach dem Bau des Heiligtums erwartet Haggai eine Völkerwallfahrt zum Zion (vgl. Jes 2 und Mi 4). Tritojesaja, der gegen den Tempelbau eingestellt war, argumentierte demgegenüber, dass der Tempelbau von wahrer Demut und gerechtem Handeln ablenke und zu rein äußerlicher Frömmigkeit führe (Jes 58; 66,1-4). Haggai wird als so alt dargestellt, dass er die Herrlichkeit des ersten Tempels noch erlebt habe (2,3), ob dies historisch haltbar ist, muss unklar bleiben. Ebenso ist unbekannt, ob Haggai selbst im Exil war oder in Jerusalem geblieben ist.

Hag 2 spiegelt noch weitere Auseinandersetzungen der nachexilischen Zeit. So geht es V. 10-14 um die Frage, ob Unreine/Unheilige am Tempelbau mithelfen können. Dies verweist auf die Konflikte um die Samaritaner oder um die Problematik der Ehen der Daheimgebliebenen (vgl. dazu Esr 9), die von den wohl rigoristischer gesinnten Heimkehrern angefeindet wurden.

Der hier wie in Esr 3-5 angesprochene Serubbabel („Spross Babels“) war als Enkel des vorexilischen Königs Jojachin (vgl. 1Chr 3,17) ein Davidide, also ein Träger der Dynastieverheißung. Serubbabel wurde um 520 v. Chr. von den Persern als Statthalter nach Jerusalem gesandt und weckte dort messianische Hoffnungen, vgl. auch Sach 4,6-10.

Digitale Bibelkunde

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Die Texte auf dieser Seite sind mit freundlicher Genehmigung übernommen aus:

Cover der Bibelkunde des Alten Testaments von Martin Rösel

Rösel, Martin: Bibelkunde des Alten Testaments. Die kanonischen und apokryphen Schriften. Mit Lernübersichten von Dirk Schwiderski, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 11., veränd. Aufl. 2021.

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