7.01. Das Buch Tobias/Tobit (Tob)
Inhalt
Das Buch Tobit beschreibt im Stil der Patriarchenerzählungen der Genesis das Schicksal der Familie des Tobit („JHWH ist gütig“), ihre Gefährdung und wunderbare Bewahrung. Das Geschehen spielt in der assyrischen Hauptstadt Ninive und Umgebung, wohin Tobit, vom nordisraelitischen Stamm Naftali stammend, nach der Eroberung Samaraias im Jahr 722 v. Chr. verbannt worden sein soll (1,10). Da Tobit aber nach 1,4 noch die Reichsteilung im Jahre 926 als Jugendlicher erlebt hat, muss er nach den Angaben des Buches ein Alter von über 200 Jahren gehabt haben. Nach 14,1 stirbt er jedoch im Alter von 112 Jahren. Allein dies zeigt, dass es nicht um geschichtliche Exaktheit geht, sondern dass hier eine Beispielerzählung vorliegt. Innerhalb der kanonischen Stücke des AT finden sich solche Berichte von beispielhaft Frommen auch in den Büchern Daniel oder Ester, zu vergleichen ist auch die Josefsnovelle Gen 37-50
Aufbau
Tobit wird vorgestellt als ein frommer Mann, der seinen armen Brüdern in der Verbannung mit Almosen hilft und dennoch ein eigenes Vermögen aufbaut. Einen Teil dieses Vermögens deponiert er vorsorglich im Lande Medien bei einem gewissen Gabaël. Wegen seiner Glaubenstreue und Mildtätigkeit – er begräbt die vom König Sanherib getöteten Israeliten – wird er durch die Assyrer verfolgt. Doch sein Neffe Achikar legt bei dem nachfolgenden König Asarhaddon Fürsprache für ihn ein (Kap. 1). Als Tobit aus dem Versteck in sein Haus zurückgekehrt ist, begräbt er erneut verbotswidrig einen erschlagenen Juden. In der folgenden Nacht erblindet er, worauf er (wie Hiob in seinem Unglück) zwar seine Not beklagt, nicht aber von Gott abfällt (2,1-3,6
Auch Sara, die Tochter eines Verwandten Tobits aus der medischen Hauptstadt Ekbatana, beweint zur selben Zeit ihre Not, da der Dämon Aschmodai ihre sieben Verlobten nacheinander getötet hat (3,7-15). Doch für beide kündigt sich Gottes Hilfe in Gestalt des Engels Rafaël an (3,16f.).
Tobit sendet, den nahen Tod vor Augen, seinen Sohn Tobias nach Medien, damit er dort das hinterlegte Geld hole. Als Reisebegleiter und Führer stellt sich dem Jungen Rafaël zur Seite, der sich als Asarja ausgibt (Kap. 4-5
Entstehung
Diese weisheitliche Lehrerzählung wird wohl in der jüdischen Diaspora in Mesopotamien entstanden sein. Sie zeigt, ähnlich wie die Kapitel Dan 1; 3-6
Der Fund von Tobit-Fragmenten in Qumran legt die Annahme nahe, dass es ein aramäisches oder hebräisches Original gab. Abweichende Texte in der griechischen und lateinischen Überlieferung zeigen die schrittweise Weiterentwicklung der Erzählstoffe. Sie sind auch für differierende Textpassagen und Verszählungen in alten Ausgaben der Lutherbibel verantwortlich.
Digitale Bibelkunde
Die Texte auf dieser Seite sind mit freundlicher Genehmigung übernommen aus: Rösel, Martin: Bibelkunde des Alten Testaments. Die kanonischen und apokryphen Schriften. Mit Lernübersichten von Dirk Schwiderski, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 11., veränd. Aufl. 2021. Zur Vorbereitung auf die Bibelkunde-Prüfung: Die Lernkartensets zur Bibelkunde für RepeticoDie ideale Ergänzung