Einleitungswissenschaft (AT)
(erstellt: April 2008)
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1. Gegenstand der Einleitungswissenschaft
Gegenstand der alttestamentlichen Einleitungswissenschaft ist das Alte Testament zunächst als Jüdische Bibel nach dem dreiteiligen jüdischen Kanon (= lateinisch „Regel, Norm, Richtschnur“; griechisch kanōn, eigentlich „Rohrstab“ von hebräisch qānæh). Dieser besteht aus der Tora, den Nebiim („Propheten“) und den Ketubim („Schriften“; Merkwort: TaNaK). In diesem Kontext spricht man auch vom „Ersten Testament“, da „Altes Testament“ als „veraltetes Testament“ missverstanden werden kann. Die christlich-katholische Tradition zählt zum Alten Testament noch die sog. deuterokanonischen (= zweiter Kanon) Bücher. Diese sind im christlichen griechischen Kanon (→ Septuaginta
2. Aufgabenbereiche der Einleitungswissenschaft
Die Aufgabenbereiche lassen sich in folgende Gebiete untergliedern:
■ Kanongeschichte (s.u. 2.1.);
■ Biblische Hermeneutik (s.u. 2.2.);
■ Textgeschichte (s.u. 2.3.);
■ Einleitung in die einzelnen Bücher des Alten Testaments (synchron und diachron; s.u. 2.4.);
■ Geschichte der Einleitungswissenschaft (s.u. 2.5.).
Je nach Einleitungswerk ist diese Reihenfolge variabel und sie kann erweitert werden. Zu eigenen Disziplinen, die thematisch zwar zur Einleitungswissenschaft gehören, aber meistens separat dargestellt und behandelt werden, haben sich entwickelt:
■ Die Einführung in die hebräische und aramäische Sprache des Alten Testaments. In eigenen Sprachkursen werden die nötigen Kenntnisse der Morphologie, der Morphosyntax und der Syntax des Biblischen Hebräisch vermittelt. Das Ziel ist, das Alte Testament im hebräischen Originaltext lesen zu können und eine wissenschaftlich fundierte textorientierte Auslegung zu gewährleisten (ausführlicher unter 2.2).
■ Die Einführung in die verschiedenen exegetischen Methoden (→ Bibelauslegung, historisch-kritische
■ Die Einführung in die biblische Landes- und Altertumskunde. Neben der Landeskunde werden archäologische Methoden beschrieben. Aber auch die historische Topographie, Sitten, Gebräuche und kulturgeschichtliche Entwicklungen spielen eine wichtige Rolle (Zwickel 2002). So vereinigt die biblische Landes- und Altertumskunde gleichermaßen verschiedene Disziplinen: Geschichtswissenschaft und Hermeneutik des Alten Testaments und seiner Umwelt, Geographie, Archäologie, historische Topographie, Ethnologie, Ethnoarchäologie und Kulturwissenschaften.
■ Epigraphik und Ikonographie. Zu nennen sind auch die Hebräische → Epigraphik
■ Die Einführung in die Geschichte Israels und seiner Umwelt. „Die Darstellung der Geschichte Israels hat zwei große Quellenbereiche zu berücksichtigen: das literarische, d.h. das schriftliche, und das archäologische Material“ (Donner 2007, 22). Einzubeziehen sind auch die außerisraelitischen Zeugnisse aus Ägypten, Mesopotamien, Syrien und Palästina. Eine kaum noch übersehbare Flut von Daten, Schriftzeugnissen und Funden sowie ihre zeitliche, kultur- und religionsgeschichtliche Zuordnung ergeben neben zusätzlichen Fragen ein ganz neues Bild, wie die Texte des Alten Testaments zu verstehen sind. Immer mehr öffnet sich aber auch eine Diskrepanz zwischen archäologisch-geschichtlichen Fakten und den Aussagen der Bibeltexte. Denn Letztere verfolgen vor allem theologische Intentionen. Einschneidende gesellschaftlich-politische Umwälzungen evozierten neue Antworten. Deshalb sind literarische Umarbeitungsprozesse nicht nur tendenziös, sondern auch unter dem Aspekt einer bestimmten Gedächtnis- und Erinnerungskultur Israels zu verstehen und zu werten. Die genannten Gesichtspunkte und Kriterien lassen es ratsam erscheinen, die Geschichte Israels unter die Einleitungswissenschaft zu subsumieren, sie aber aufgrund ihres ständig wachsenden Materials als separate Veranstaltung anzubieten (anders noch bei Rendtorff in seiner Einleitung). Auch hier ergeben sich viele Schnittpunkte mit den bereits genannten Bereichen.
■ „Die Sozialgeschichte des alten Israel“ (Kessler 2006). Man kann sie von der Geschichte Israels als einen eigenen Wissenschaftszweig aussondern. Die Sozialgeschichte fungiert dann als Teildisziplin der Geschichtsschreibung, indem sie die Gestalt der Gesellschaft des antiken Israel nachzeichnet (Kessler 2006, 11). Sie ist aber auch als Teildisziplin der alttestamentlichen Exegese zu verstehen, die nicht nur wie die ältere Formgeschichte nach dem „Sitz im Leben“ fragt, sondern nach „Interessen“, die sich in den Texten niederschlagen (Kessler 2006, 12). Diese Bereiche firmieren zum Teil auch unter der Bezeichnung „Umwelt des Alten Testaments“ (Knauf 1994). Zur „Umwelt“ gehören aber auch der politische Kontext des Alten Testaments (Stämme, Staaten und Imperien), ebenso Sprachen, Schriften und Literaturen wie auch der religiöse Kontext des Alten Testaments (Religionen der Ägypter, Babylonier und Assyrer, Syrer und Perser). Unvermeidlich überschneiden sich hier Geschichte, Religionsgeschichte, Archäologie und biblische Landes- und Altertumskunde.
■ Die Religionsgeschichte Israels und des Judentums. Die Religionsgeschichte (Albertz 1996, 1997; Maier 1972, 1990) muss nach dem heutigen Erkenntnisstand auf einem breiten methodischen Ansatz gründen. Es gilt archäologische, geschichtliche, sozial-, literatur-, und religionsgeschichtliche Daten synthetisierend auszuwerten, um ein möglichst differenziertes Bild über die Entwicklung der israelitischen Religion und ihrer wichtigsten geschichtlichen Etappen zu erhalten.
2.1. Kanongeschichte
Die Kanongeschichte behandelt die Entstehung der verschiedenen Kanones und ihre facettenreichen Varianten (z.B. ungleicher Umfang und verschiedene Reihenfolge der Bücher; → Kanon
Tabelle: Der Aufbau der Bibel (Art. Kanon)
Entsprechend der zeitlichen Priorität wird zuerst die Entwicklung des jüdischen Kanons dargestellt. In ihm fehlen die sog. deuterokanonischen (auf protestantischer Seite als → Apokryphen
2.2. Biblische Hermeneutik
Die biblische Hermeneutik (griechisch hermēneutikē / hermēneutikē technē) beschäftigt sich mit den verschiedenen wissenschaftlichen Verfahren der Auslegung und Erklärung biblischer Texte. Ausgangspunkt ist der kanonisierte Endtext. Der Prozess der Interpretation beginnt also auf synchroner Ebene. Dieses methodische Verfahren bezeichnet man auch als „canonical approach“. Auf amerikanischer Seite haben z.B. Childs und Sanders dafür plädiert, in Deutschland Hardmeier, Richter, Wehrle u.a. (Gertz 2007, 42-44). Die diachrone Betrachtungsweise, die vor allem daran interessiert ist, wie z.B. ein Text entstand, angefangen von der mündlichen Tradition über die zeitlich verschiedenen Fortschreibungen und redaktionellen Änderungen und Erweiterungen bis zur literarischen Endgestalt, bleibt nach wie vor wichtig. Sie nimmt aber nicht mehr wie bei der historisch-kritischen Exegese (griechisch exēgēsis = das Erzählen, das Erklären; heute: Wissenschaft der Erklärung und Auslegung eines Textes, weitgehend auf biblische Texte beschränkt) den ersten Rang auf der Prioritätenliste der einzelnen methodischen Schritte ein.
Die Bezeichnungen Hermeneutik, Interpretation, Exegese haben also mit dem Verstehen biblischer Texte in all ihrer Komplexität in Geschichte und Gegenwart zu tun (dazu ausführlich: Dohmen 2006).
Hier muss auch der weit gefächerte Bereich der alttestamentlichen Methodologie angesprochen werden. Wenn auch inspiriert und somit Gotteswort, sind die biblischen Texte zunächst und vor allem schriftlich tradierte Texte, also Literatur. Um die diversen Inhalte und Aussagen eines Textes zu entdecken, bedarf es eines methodischen Instrumentariums, das für eine textgerechte Auslegung geeignet ist. Sprach- und literaturwissenschaftliche Grundprinzipien sind zu erläutern und im Rahmen der alttestamentlichen Einleitungswissenschaft anschaulich an geeigneten Texten zu demonstrieren. Phonologische, morphologische, morphosyntaktische, syntaktische und semantische Beobachtungen, Sprechakte, deren Klassifizierung und Auswirkung auf das Verständnis eines Textes dienen als unverzichtbare Basis für die sprach- und literaturwissenschaftliche Interpretation der biblischen Texte.
Im Rahmen der historisch-kritischen Methode (→ Bibelauslegung, historisch-kritische
2.3. Textgeschichte
Die Aufgabe der Textgeschichte (→ Bibeltext / Textkritik
Zur Textgeschichte gehören auch die antiken Übersetzungen des Alten Testaments. Sie spielen für die Übersetzung und Weitertradierung des hebräischen Textes eine wichtige Rolle. Dementsprechend finden ihre Entstehungsgeschichte, ihre Eigenart und Bedeutung besonderes Augenmerk. An erster Stelle sind die griechischen Übersetzungen zu nennen, denn sie sind die ersten schriftlichen Übersetzungen der Hebräischen Bibel. Die sog. → Septuaginta
2.4. Einleitung in die Bücher des Alten Testaments
Mit „Bücher“ sind die Texte des Alten Testaments gemeint, wie sie im literarischen Endzustand (synchron) „kanonisiert“ im Textumfang und in der Reihenfolge im jeweiligen Kanon vorliegen. Die Fragen, wie und wann diese Bücher entstanden sind (diachronische Betrachtungsweise) und welche Redaktionen sie durchliefen, bleiben nachgeordnet.
Grundsätzlich beginnt die Vorstellung des jeweiligen biblischen Buches mit Bemerkungen zu seiner Textüberlieferung und seiner Position im Kanon. Dann wird sein Aufbau (synchron) nach formalen und inhaltlichen Merkmalen beschrieben. Als weiterer wichtiger Punkt folgt die mögliche Entstehungsgeschichte (diachron): Dazu gehören die Schilderung des literarischen Entstehungsprozesses (verschiedene Redaktionen), die Festlegung der Entstehungszeit, des Entstehungsortes und letztlich die Skizzierung der spezifisch anthropologischen und theologischen Aussagen.
Die diachrone Betrachtungsweise beleuchtet alle wichtigen Stadien der Entstehungsgeschichte eines Buches und seiner Forschungsgeschichte. Zudem werden übergreifende Verstehensmodelle, was die Entstehungsgeschichte und die Fortschreibung von Texten und ganzen Büchern betrifft, berücksichtigt. Was den → Pentateuch
2.5. Zur Geschichte der Einleitungswissenschaft
Die Geschichte der Einleitungswissenschaft, ihre Zielsetzungen und Methoden bedingen einander wechselseitig. Man kann mit Kaiser (1984) folgende Hauptepochen unterscheiden: die vorkritische Epoche der Alten Kirche und des Mittelalters, die philologische Epoche vom Humanismus bis zum Barock und schließlich die kritische Epoche, die mit dem Zeitalter der Aufklärung beginnt (→ Bibelauslegung, Epochen der christlichen
2.5.1. Zur vorkritischen Epoche
In dieser Zeit sah man die Offenbarung als ein sich in der Inspiration der Bibel ereignendes Geschehen an, das bleibende Gültigkeit besaß. Dementsprechend lag das Interesse primär auf der Erklärung fremder Sachen, Begriffe und Sprachen sowie des Lebens der biblischen Autoren. Und schließlich spielte auch die Frage eine Rolle, ob der hebräische oder der griechische Text oder eine der von ihnen abhängigen Übersetzungen für die Kirche verbindlich sein sollte. Das älteste Buch, das den griechischen Titel eisagogē eis tas theias graphas („Einleitung in die göttlichen Schriften“) trägt, hat um 425 n. Chr. der der antiochenischen Tradition nahestehende Mönch Adrianus verfasst. Er beabsichtigte damit, die Schüler mit der Diktion der hebräischen Sprache vertraut zu machen. Dieses Interesse an der hebräischen Bibel blieb jedoch in der Alten und Mittelalterlichen Kirche eher die Ausnahme, wenn man einmal von → Origines’
Das Mittelalter brachte keine wesentliche Änderung. Den Schlüssel zum Literalsinn des Alten Testamentes glaubte man zu besitzen, indem man alttestamentliche Texte in der inspirierten neutestamentlichen Deutung las. Die Unklarheiten des alttestamentlichen Textes schienen durch das hermeneutische Prinzip des vierfachen Schriftsinnes – buchstäblich, allegorisch, moralisch und anagogisch – hinreichend beantwortet zu sein. Fragen zum ursprünglich geschichtlichen Sinn der alttestamentlichen Bücher oder deren Entstehungsgeschichte fanden kein weiteres Interesse. Das änderte sich allmählich, als im 14. Jh. Judentum und Christentum einander näher kamen. Spuren davon haben sich erhalten in der „Postilla literalis et moralis in Vetus et Novum Testamentum“ des Franziskanerexegeten Nikolaus von Lyra (ca. 1270/1275-1349; Reventlow 1994, 246.284f). Nikolaus ließ sich in starkem Maße von Raschis Kommentaren beeinflussen. Die jüdische Exegese des Ibn Esra (1167) und des Rabbi Salomo ben Isaak (genannt Raschi, 1170) führte zu einer stärkeren Gewichtung des Literalsinnes im Spätmittelalter (Kaiser 1984, 19).
2.5.2. Die philologische Epoche
Humanismus und Reformation schufen günstige Voraussetzungen, in der die philologische Arbeit an den biblischen Texten weiter gedeihen konnte. 1506 veröffentlichte Johannes Reuchlin aus Pforzheim mit den „Rudimenta linguae Hebraicae“ die erste hebräische Grammatik der Neuzeit. Durch Melanchthon beeinflusste Reuchlin Luther und seine Kreise. Schon damals wurde über die Echtheit bzw. Unechtheit biblischer Schriften, über deren Entstehungszeit und Verfasser diskutiert. Diese kritische Zuwendung zur Hl. Schrift, aber auch Karlstadts „De canonicis scripturis“ lassen bereits Konturen der modernen Einleitungswissenschaft erkennen. Im 17. Jahrhundert konnten sich diese Ansätze aufgrund des Überwiegens systematischer Interessen im Zeitalter der erstarkenden Orthodoxie weniger günstig entwickeln. Was jedoch im Gebiet der Textkritik geleistet wurde, bleibt zum Teil bis heute unübertroffen. Davon gibt beispielsweise die Londoner Polyglotte (1657) von Brianus Waltonus (= Brian Walton, Biblia Sacra Polyglotta I-VI, Graz 1963-65) ein beredtes Zeugnis.
Auf Seiten der römisch-katholischen Theologen führte die Versteifung des reformatorischen Schriftprinzips zu einer rigorosen Fassung des Inspirationsdogmas. Sie benutzten die neu gewonnenen philologischen Erkenntnisse, um die reformatorische Position zu widerlegen. Unter dem Deckmantel dieser Polemik versuchte der katholische Kleriker Richard Simon 1678 seine radikaleren Ansichten in seinem Werk „Histoire critique du Vieux Testament“ an die Öffentlichkeit zu bringen. Das Werk wurde jedoch noch vor der Auslieferung beschlagnahmt, 1776 aber von Semler in einer deutschen Fassung zugänglich gemacht.
Man kann festhalten: Die ersten Einleitungswerke von Sixtus Senensis (katholisch, 1566; Raeder, 2004, 1364), Rivetus (reformiert, 1627; Dingel, 2004, 559) und Walther (lutherisch, 1636; Hasse, 2005, 1300f) verharrten weitgehend in den traditionellen Auffassungen.
2.5.3. Die kritische Epoche
Die entscheidenden Schritte erfolgten im Zeitalter der Aufklärung und des Rationalismus. Bereits Spinoza (1670; „Tractatus theologico-politicus“) erörterte Fragen nach der Herkunft der einzelnen Bücher, nach der Geschichte des Kanons und des Textes. Die genauere sprachliche Untersuchung des Textes wurde für den Pentateuch dann durch R. Simon („Histoire critique du Vieux Testament“, 1678) angeregt. Sie führte schließlich zur ersten Quellenscheidung durch H.B. Witter (1711; „Jura Israelitarum in Palaestinam terram Chananaeam“). Witter ging zunächst von der Beobachtung der verschiedenen Gottesbezeichnungen Jahwe und Elohim in der Genesis aus (Reventlow 2001, 285). Unabhängig von ihm kam Jan → Astruc
In den nachfolgenden Zeiten gewann die historische und religionsgeschichtliche Betrachtungsweise der biblischen Texte mehr und mehr an Gewicht. Die verschiedenen Auflagen der „Einleitung“ von → Wilhelm Martin Leberecht de Wette
Neben → Heinrich Ewald
Einen entscheidenden Impuls erhielt die Einleitungswissenschaft durch die historisch-kritische Methode. Sie verbindet sich mit den Namen A. Kuenen (1861; „Historisch-kritisch onderzoek naar het ontstaan en de verzameling van de boeken des Ouden Verbonds. I. Het ontstaan van de Historische boeken des Ouden Verbonds“), K.H. Graf (1866; „Die geschichtlichen Bücher des Alten Testaments“) und vor allem mit → Julius Wellhausen
Ebenso ist für die Einleitungswissenschaft bis in die Gegenwart die literaturwissenschaftliche Betrachtungsweise bedeutsam geblieben. Als markante Repräsentanten stehen dafür → Hermann Gunkel
Die von Gunkel begründete Methode fand zum ersten Mal Aufnahme in der „Einleitung in das Alte Testament“ von → Otto Eißfeldt
Neuerdings hat sich die Diskussion wieder an den klassischen Fragen nach dem Werden und Wachsen des Pentateuch entzündet (H.H. Schmid; Rendtorff; Weimar). Neue Wege versuchen Weimar und Zenger mit dem sog. „Münsteraner Pentateuchmodell“ einzuschlagen (Zenger 2006, 100-106). Diese Einleitung in das Alte Testament, übrigens eine der wenigen auf katholischer Seite und von einem Autorenkollektiv verfasst, hat sich seit ihrer ersten Auflage 1995 zu einem Standardwerk entwickelt. Sie wird kontinuierlich aktualisiert und erweitert. Die Abfolge der einzelnen Abschnitte richtet sich nach dem Gewicht der Themen, die heute eine Einleitung unbedingt zu berücksichtigen hat. Dazu gehört die Tatsache, dass das Alte Testament (oder auch „Erstes Testament“) die Heilige Schrift der Juden und der Christen ist. Davon handeln die Ausführungen des ersten Kapitels. Es folgen grundlegende Ausführungen zum Text und seiner Geschichte und dann zum Pentateuch und seiner Forschungsgeschichte bis hin zur Darstellung und kritischen Bewertung der verschiedenen aktuellen Pentateuchmodelle. Die Bücher der Geschichte, der Weisheit und der Prophetie werden in der Reihenfolge des christlichen (katholischen) Kanons besprochen, also nicht nach ihrer mutmaßlichen Entstehungsabfolge wie das die meisten neueren Einleitungen tun.
Den skizzierten Rahmen einer „Einleitung“ überschreitet „Grundinformation Altes Testament“ hg. von J. Gertz. Das Buch, das ebenfalls in Zusammenarbeit entstanden ist, bietet eine ausführliche Einführung in die Literatur, Religion und Geschichte des Alten Testaments und in die Grundfragen seiner Theologie. Es überschreitet aber den Rahmen einer üblichen Einleitung. Das verdeutlicht auch die „bibelkundliche Erschließung“, die sich ausführlich am Beginn eines Kapitels oder Abschnittes mit dem Aufbau und Inhalt eines Textes bzw. Buches (= synchrone Betrachtungsweise) beschäftigt.
3. Ausblick
Worin besteht die Aufgabe der alttestamentlichen Einleitungswissenschaft heute? Unabhängig davon, welche Teilgebiete man im engeren oder weiteren Sinne dazu rechnen möchte, sollen Interessierte und Außenstehende in allen Fragen, die das Alte Testament betreffen, kompetent und zuverlässig die neuesten Informationen erhalten. Sie sollen mit den gegenwärtigen Diskussionen in sämtlichen alttestamentlichen Disziplinen vertraut werden. Die alttestamentliche Einleitungswissenschaft bürgt dafür, dass nicht nur wissenschaftlich möglichst objektiv erarbeitete Kenntnisse vermittelt und garantiert werden, sondern auch die Grenzen des Wissens und wissenschaftlicher Ergebnisse aufgezeigt und benannt werden, wie z.B. in der Pentateuchforschung, wo sich noch immer kein Konsens abzeichnet. Darüber hinaus ist die alttestamentliche Einleitungswissenschaft wie kaum eine andere theologische Disziplin auf die interdisziplinäre Zusammenarbeit ausgerichtet und angewiesen.
Literaturverzeichnis
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