Farben (AT)
(erstellt: Mai 2008)
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→ Farbstoffe
1. Der moderne Farbbegriff
In der Perspektive der modernen Naturwissenschaft ist „Farbe“ keine physikalische Eigenschaft eines Körpers, sondern ein Sinneseindruck, der durch elektromagnetische Wellen unterschiedlicher Länge hervorgerufen wird. Die Struktur des Körpers, die Wahrnehmung seines Glanzes, seiner Rauigkeit und seiner Helligkeit werden bei diesem modernen Farbbegriff zunächst ausgeblendet. Dass „Farbe“ ein Rezeptionsphänomen ist, lässt sich auch daran ablesen, dass „Farben“ in verschiedenen Kulturkreisen und in verschiedenen Epochen unterschiedlich wahrgenommen und benannt wurden. Dennoch wird davon ausgegangen, dass bestimmten Farbwahrnehmungen über zeitliche und kulturelle Grenzen hinweg ähnliche psychologische Wirkungen zugeordnet werden können.
2. „Farben“ im Alten Testament
Die Hebräische Bibel kennt weder den abstrakten Begriff „Farbe“ noch die moderne Einteilung des Farbspektrums. Es gibt allerdings eine Reihe von hebräischen Adjektiven, die offenbar im Zusammenhang mit uns bekannten Farbwahrnehmungen stehen. Diese Eigenschaftswörter sind oft eng mit Substantiven verbunden (z.B. אָדוֹם ’ādôm „rot“ mit דָּם dām „Blut“ und אֲדָמָה ’ǎdāmāh „Erde“), wobei letztlich kaum zu klären ist, ob die Eigenschaftswörter von den Substantiven abgeleitet sind („blutfarben / erdfarben“) oder umgekehrt.
2.1. Rottöne
Das Adjektiv אָדוֹם ’ādôm steht in Verbindung mit dem Verb אדם ’dm „rot werden / sein“. אָדוֹם ’ādôm ist die Farbe des Blutes (דָּם dām, vgl. 2Kön 3,22
Zumindest eine phonetische Verwandtschaft besteht zwischen אָדוֹם ’ādôm und der rotbraunen Farbe der Erde (אֲדָמָה ’ǎdāmāh), von welcher der Mensch (אָדָם ’ādām), das Erdenwesen, genommen ist (Gen 2,7
Zum Farbeindruck „rot“ gehören möglicherweise auch die Hapaxlegomena śāroq für ein fuchsrotes Pferd (Sach 1,8
2.2. Grün- und Gelbtöne
Grün und Gelb gehören als Farben von Blättern eng zusammen. יֶרֶק jæræq und יָרָק jārāq bezeichnen adjektivisch oder substantivisch in der Regel die Pflanzenfarbe „Grün“ (vgl. Gen 1,30
2.3. Weißtöne
Das Adjektiv לָבָן lāvān „weiß“ scheint in einem etymologischen Zusammenhang mit den gelblichen Lehmziegeln (לְבֵנָה ləvenāh, vgl. Gen 11,3
Weiß sind der Libanon (לְבָנוֹן ləvānôn, der „weiße Berg“; vgl. z.B. Ri 3,3
2.4. Schwarztöne
Das Adjektiv שָׁחוֹר šāchor bezeichnet das Wahrnehmungsspektrum zwischen Braun, Dunkelbraun und Schwarz. So beschreibt die Sprecherin in Hhld 1,5
Der Farbeindruck „dunkel / schwarz“ wird möglicherweise auch durch das Adjektiv חוּם chûm (vgl. Gen 30,32f
Der Personenname Pinhas (hebr. פִּינְחָס pînəchās, Ex 6,25
3. Färben
Zum → Färben
Textilien hat man dadurch Farbe verliehen, dass man Fadenstränge in mit Farbstoffen gefüllte Kessel eingetaucht hat (→ Wasserverbrauch
4. Symbolik von Farben
In vielen biblischen Texten gewinnen Farben eine symbolische Bedeutung. So erscheint Weiß als die Farbe des Reinwerdens und der Sündlosigkeit (Ps 51,9
Rot dagegen ist oft die Farbe der Sünde (Jer 1,18
Allgemein geht von der Farbe Rot eine Reizwirkung aus, der vielleicht schon Esau bei seinem Verlangen nach dem unter Umständen rötlichen Essen erlegen ist (Gen 25,30
Das Adjektiv יֶרֶק jæræq und יָרָק jārāq bezeichnet sowohl das Grün, das für Vitalität der Natur steht, als auch das gelblich Werdende, Verwelkende, das gerade die Vergänglichkeit derselben anzeigt.
Die Schwarztöne werden ambivalent gebraucht: Zum einen ist Schwarz die Farbe des Unheils und des Unglücks (Sach 6,2
Mit teuren Farben wurden vornehmlich die Gewänder von Priestern, Königen oder reichen Menschen gefärbt. Insofern ist Farbigkeit ein Zeichen für den Wohlstand und die hohe Stellung der Träger solcher Kleidung. Ein berühmtes Beispiel dafür ist der bunte Rock, den Josef von seinem Vater erhält (Gen 37,3
Literaturverzeichnis
1. Lexikonartikel
- Theologisches Wörterbuch zum Alten Testament, Stuttgart u.a. 1973ff
- Biblisches Reallexikon, 2. Aufl., Tübingen 1977
- Theologische Realenzyklopädie, Berlin / New York 1977-2004
- Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1991-2001
- Religion in Geschichte und Gegenwart, 4. Aufl., Tübingen 1998-2007
2. Weitere Literatur
- Brenner, A., 1982, Colour terms in the Old Testament (JSOT.S 21), Sheffield
- Gradwohl, R., 1963, Die Farben im Alten Testament. Eine terminologische Studie (BZAW 83), Berlin
- Massey-Gillespie, K. M., 1994, A new approach to basic Hebrew colour terms, JNSL 20, 1-11.
- Zwickel, W., 2002, Färben in der Antike, in: ders. (Hg.), Edelsteine in der Bibel, Mainz, 41-44
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