Geschenk
(erstellt: April 2011)
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1. Begriff und Terminologie
1.1. Begriff
Der Begriff „Geschenk“ bezeichnet einen Akt menschlicher Interaktion, in dem eine Person einen mehr oder minder wertvollen, realen oder ideellen Gegenstand einer anderen gibt, ohne dass eine rechtliche Verpflichtung dazu besteht. Als gemeinschaftsbildende Aktion (z.B. zur Bekräftigung von Gefolgschaft; als Zeichen von Zuneigung u.a.) müssen Geschenke nicht unbedingt zweckfrei sein, sondern können eine gewisse Intention verfolgen.
Häufig ist zu beobachten, dass von demjenigen, der eine Gabe annimmt, auch eine Gegengabe erwartet wird (Prinzip von Gabe und Gegengabe). Das kann dazu führen, dass der Grundsatz der Freiwilligkeit durch die gesellschaftliche Verpflichtung abgelöst wird (vgl. hierzu ausführlich Stansell, insb. 65-69; Matthews, insb. 92-94; forschungsgeschichtlich immer noch lesenswert ist in diesem Zusammenhang die Untersuchung des Religionssoziologen Mauss, für den der antike Gabentausch den Charakter eines Gesellschaftsvertrages in sich trägt). Daher ist die Abgrenzung zur → „Bestechung
Nicht zuletzt muss die Aktion des Schenkens oder Gebens im antiken Kontext oftmals als Demonstration des eigenen ökonomischen Wohlstands verstanden werden (Linders, 118; mit Bezug auf Gen 32
1.2. Hebräische Termini
Der Begriff „Geschenk / Gabe“ wird im Alten Testament am häufigsten mit dem hebräischen Begriff מִנְחָה minḥāh bezeichnet (Werner, 719; vgl. zum Begriff selbst Fabry / Weinfeld), darüber hinaus sind die Derivate der Wurzel נתן ntn „geben“ (davon: mattān, mattānāh, mattat usw.) recht gebräuchlich. Dabei deckt der Terminus minḥāh sowohl das profane Geschenk (Gen 43,11
Insbesondere in den priesterschriftlichen Abschnitten des Pentateuchs (z.B. Ex 29,41
1.3. Griechische Termini
Im Griechischen dominieren die Begriffe δῶρον dōron, δώρημα dōrēma und δωρεά dōrea (Letzteres als Fremdwort mit der Bedeutung Ehrengeschenk ins Hebr.-Aram. übernommen: דוריא dôrêa’, vgl. Krauss, 17). Ihre Derivate (etwa δωτίνη dōtinē, δόσις dosis) werden weitestgehend synonym verwendet. Ähnlich wie beim hebräischen minḥāh kann δῶρον dōron sowohl ein Geschenk an Menschen als auch ein Geschenk an Götter bezeichnen (so schon auf der mykenischen Linear-B-Schrifttafel PY Tn 316). Jedoch wird im paganen Sprachgebrauch das Weihegeschenk an eine Gottheit zumeist mit dem Begriff ἀνάθημα anathēma oder ἀνάθεσις anathesis bezeichnet (Wagner-Hasel, 985). Die Septuaginta übersetzt minḥāh, wenn das Wort ein Opfer bezeichnen soll, in der Regel mit θυσία thysia, möchte also augenscheinlich ebenfalls zwischen weltlichen, zwischenmenschlichen Geschenken und sakralen Opfern unterscheiden.
Der reziproke Charakter eines Geschenks wird im Griechischen dadurch verdeutlicht, dass für die Gegengabe ein eigenes Begriffsfeld existiert (ἀντίδωρον antidōron, ἀντιδωρεά antidōrea, ἀντίδοσις antidōsis; vgl. auch das persische Lehnwort פרדשנא pardāšna’ in der talmudischen Literatur).
2. Profane Geschenke
In den alttestamentlichen Quellen erfolgt Schenken nie absichtslos. Geschenke im profanen Sektor dienen oft dazu, den Beschenkten dem Gebenden gegenüber gewogen zu machen; zuweilen erwartet der Gebende eine Gegengabe, die auch in einer Handlung bestehen kann (2Kön 8,8f
Ganz generell helfen Geschenke beim Aufbau oder bei der Erhaltung des persönlichen sozialen Netzwerkes: „Wer Geschenke gibt, hat alle zu Freunden“ (Spr 19,6
Geschenke dienen des Weiteren der Bekräftigung eines → Bundes
In hellenistischer Zeit wird die Freigiebigkeit zu einem Charakteristikum in der literarischen Darstellung eines Herrschers (Est 2,18
Systemtheoretisch betrachtet ist das Huldigungsgeschenk des Untertanen für seinen Herrn das hierzu passende Gegenstück, da die – hier unterwürfige – Bindung zum Gegenüber ausgedrückt wird. Eine derartige minḥāh an das Landesoberhaupt ist mehrfach bezeugt (2Kön 20,12
Literaturverzeichnis
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