Himmelsgott
(erstellt: Februar 2011)
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1. Himmelsgott im Alten Testament
„Himmelsgott“ oder „Gott des Himmels“ kommt im Hebräischen neunmal als אלהי השׁמים ’älohê haššāmājim (Gen 24,3
1. Jahwe mit dem Prädikat „Himmelsgott“ (→ Jahwe
2. „Himmelsgott“ als selbstständige Bezeichnung. → Nehemia
Varianten sind „Himmelsherr“ oder „Herr des Himmels“ und „Himmelskönig“ oder „König des Himmels“ im Buch → Daniel
2. Westsemitische Vorgeschichte: der Gott Baalschamem
Der Begriff „Himmelsgott“ ist von dem Gott → Baal
Der älteste phönizische Beleg ist für Jehimilk von → Byblos
Im Aramäischen findet sich der Gott in der Inschrift des Zakkur von Hamath (800 v. Chr.; KAI 202; TUAT I, 626ff.), im Adonbrief (600 v. Chr.; KAI 266; TUAT I, 633) und in Papyrus Amherst 63 (TUAT II, 933). Der Gott war auch bekannt bei den → Philistern
3. Der Himmelsgott in Elephantine
Der Begriff „Himmelsgott“ ist auch in der Korrespondenz der judäo-israelitischen Gemeinde von → Elephantine
In der innerjudäischen Kommunikation wird Jahu als Gott des Himmels bezeichnet. Ein Brief, der von Mauziah an Vorsteher und Priester der Tempelgemeinde adressiert ist, äußert in der Grußformel: „sie mögen in Gnade sein vor dem Gott des Himmels“ (CScr 3.48; Porten / Yardeni 1986, 38, 58; Niehr 2003, 193).
4. Der Himmelsgott in der Religionsgeschichte von Israel und Juda
„Himmelsgott“ bedeutet universale göttliche Souveränität (Lang 2002, 255), und der westsemitische Gott „Baal des Himmels“ (Baalschamem) diente als Modell für diese Erscheinungsform Jahwes im Alten Testament wie in den Elephantinetexten des 5. Jh.s v. Chr., wo von Jahwe / Jahu als „Himmelsgott“ die Rede ist.
In Israel hat Jahwe sich von einem Wettergott hin zu einem universalen Himmelsgott entwickelt. Hiermit verbunden ist die Solarisierung und Astralisierung Jahwes (Albani 2000). Jahwe als Himmelsgott geht nach aller Wahrscheinlichkeit auf phönizische Einflüsse zurück. Direkte Beziehungen gab es unter den → Omriden
Warum ist die Vorstellung vom Himmelsherrn so typisch für die Perserzeit des 5. Jh.s v. Chr.? Autoren wie Lidzbarski (Lidzbarski 1902) waren der Meinung, dass es eine „Anlehnung an die Religion der persischen Herrscher“ gab, und „daß zwischen Ahuramazda und Jahwe keine wesentlichen Unterschiede vorhanden seien“ (Houtman 1993, 100). Auch Andrews (1964) behauptet, sie sei vom persischen Regierungsapparat aus „diplomatischen“ Gründen eingeführt worden. Bolin (1995) argumentiert stark in diese Richtung und Trotter (2001, 151-153) grenzt an eine Karikatur dessen. Neuerdings argumentiert Berlejung (2007, 175), dass der Himmelsgott dem Gott der Perser ähnelt. Jedoch trägt Ahuramazda, obwohl er den Himmel schuf, keineswegs den Titel „Himmelsgott“. So werden direkte Einflüsse und eine Identifikation von Jahwe mit dem Gott Ahuramazda heute stark bezweifelt. Es gibt keine überzeugenden Gründe dafür, dass die Bezeichnung „Himmelsgott“ benutzt wird, um die persischen Oberherren positiv zu stimmen (Houtman 1993, 100-103; Niehr 1999, 371; ders. 2003, 192). Dass Jahu als Gott des Himmels auch in Briefen der judäo-aramäischen „Binnenkommunikation“ in Elephantine (Niehr 2003, 193) vorkommt (die aber nicht an den persischen Oberherrn gerichtet sind), spricht vielmehr gegen diese These.
In der hellenistischen Zeit wird Jahwe mit Baalschamem als Zeus Olympios identifiziert. Diese Konzeption war Teil einer inneren pro-hellenistischen jüdischen Entwicklung, gegen die sich der Widerstand der Makkabäer richtete. Sie trägt dazu bei, dass Jahwe sich zu einem universalen Gott entwickelt.
In den deutero-kanonischen Büchern Judit (Jdt 5,8
5. Ikonographie
Terrakotten der Eisenzeit, die Reiterfigürchen darstellen, wurden von Wenning (Wenning 1991, 95) als Darstellungen des Himmelsgottes Baal oder Jahwe gedeutet. Diese Reiter sind aber nicht unbedingt Gottheiten und eher Darstellungsformen einer neuen Kriegselite (Cornelius 2007). Nach Rainey (1989, 381) repräsentieren möglicherweise Figuren mit einem Bart (Nunn 2000, 55-56; Cornelius, im Druck) den Himmelsgott, doch ist das nicht unumstritten (Niehr 2003, 84; vgl. Lipiński 2003, 303-304: „prayers of men“).
Passende Beispiele einer ikonographischen Zuordnung Baalschamems hat Niehr (2003) zusammengestellt, ohne dass eine eindeutige Identifikation gegeben wäre. Ein Relief aus Palmyra zeigt den sitzenden Gott, wie einen Torso (Niehr 2003, Abb. 11, 25). Der thronende Gott ist aus Dura Europos belegt und eine weitere Statue stammt aus Ghariyeh-Shoubeih (Niehr 2003, Abb. 28, 43).
Literaturverzeichnis
1. Lexikonartikel
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- Dictionary of Deities and Demons in the Bible, 2. Aufl., Leiden 1999
- Calwer Bibellexikon, Stuttgart 2003
- Iconography of Deities and Demons in the Biblical World, Electronic Prepublications
2. Weitere Literatur
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- Andrews, D.K., 1964, Yahweh the God of the Heavens, in: W.S. McCullough (Hg.), The Seed of Wisdom (FS T.J. Meek), Toronto, 45-57
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- Cornelius, I., 2007, A Horse Figurine in Stellenbosch and the Iconography and Function of Palestinian Horse Figurines, ZDPV 123, 28-36
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- Trotter, J.M., 2001, Reading Hosea in Achaemenid Yehud (JSOT.S 328), Sheffield
- Wenning, R., 1991, Wer war der Paredros der Aschera?, BN 59, 89-97
Abbildungsverzeichnis
- Das Siegel des Elischama, das einen Gott in einem Boot zeigt, der entsprechend der Beutung des Personennamens als Gott des Himmels gedeutet wurde (7. Jh.). Aus: O. Keel / Chr. Uehlinger, Götter, Göttinnen und Gottessymbole (QD 134), Freiburg, 5. Aufl. 2001, Abb. 306a; © Stiftung BIBEL+ORIENT, Freiburg / Schweiz
- Terrakottafigur eines Pferdereiters (judäisches Bergland; 8. / 7. Jh. v. Chr.; BIBEL+ORIENT Datenbank Online
). © Stiftung BIBEL+ORIENT, Freiburg / Schweiz ; Foto: Primula Bosshard - Gott auf einem Flügelrad sitzend (spätperserzeitliche Münze). Zeichnung von © Izaak de Hulster, Utrecht, für den WiBiLex-Artikel „Jahwe“ nach der Vorlage von Y. Meshorer / S., Qedar, Samarian Coinage (Numismatic Studies and Researches 9), Jerusalem 1999, 15
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