Kleidung / Textilherstellung (AT)
(erstellt: Februar 2012)
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→ Färben / Färberei
Kleidung dient dem Schutz des Menschen, hat aber auch eine wichtige soziale Funktion. Deswegen wird sie auch als „soziale Haut“ bezeichnet. Mit ärmlicher oder prunkvoller, erotischer oder biederer Kleidung definieren sich Menschen in ihrer Beziehung zu anderen Menschen und in der Gesellschaft. Über sie signalisieren sie vor allem, zu welcher Gruppe und welchem Status sie gehören bzw. gehören wollen (→ Haartracht
1. Textilherstellung
1.1. Rohstoffe
Die für die Textilherstellung am häufgsten verwendeten Rohstoffe sind Flachs, Schafwolle und Hanf. Daneben gibt es Materialien, die bei der Kleiderherstellung nur selten verwendet werden, z.B. Muschelseide / Byssos (aus Muschelankerfäden gewonnenes Material der Mittelmeermuschel Pinna nobilis Linnaeus), Ziegenhaar (→ Ziege
1.1.1. Flachs
Die Flachspflanze (lat. linum usitatissimum, wörtlich: „äußerst nützliches, vielseitig nutzbares Leinen“) ist im Vorderen Orient seit dem 8. Jahrtausend v. Chr. bekannt. In Israel / Palästina ist → Flachs
Flachs benötigt nährstoffreichen, kalkhaltigen Boden bei gleichmäßiger Feuchtigkeit. Daher ist es möglich, ihn im Bergland Israels mit seinen humiden bis subhumiden Klimazonen anzubauen. Die Flachspflanze kann als Ganze genutzt werden. Das zur Textilherstellung benötigte Material wird jedoch lediglich aus dem Stängel der Pflanze gewonnen.
Das aus Flachs hergestellte Leinen zeichnet sich durch hohe Reißfestigkeit und Knitterfähigkeit aus. In der Hitze des Tages ist Leinen angenehm zu tragen, da die Faser kühlt und Schweiß gut aufnimmt (Ez 44,17f
1.1.2. Schafwolle
Da die Domestizierung des → Schafes
Kleidung wure in erster Linie aus der Wolle der familieneigenen Schafe hergestellt. Jede Familie dürfte zur Versorgung mit Milch und anderen tierischen Produkten ca. 10 Schafen oder Ziegen besessen haben. Wer nur ein einziges Schaf besaß, galt als äußerst arm (2Sam 12,3
Da Schafwolle eine gute Thermoregulationseigenschaft hat, sehr viel Feuchtigkeit aufnehmen kann und luftdurchlässig ist, hilft Wollkleidung die Hitze des Tages und die Kühle der Nacht erträglich zu machen (Spr 31,21
Ein Kleidungsstück aus Wolle lässt sich zudem formen, indem man es im feuchten Zustand in die gewünschte Form zieht. Bei starkem Walken von feuchter Wolle verhaken sich die Schuppen der einzelnen aufgequollenen Wollhaare ineinander; so verfilzt der Wollstoff.
1.1.3. Hanf
Hanf (Cannabis sativa) ist eine der ältesten Kulturpflanzen der Welt. Er stammt aus dem fernen Osten und wurde, da der Anbau einfach und kostengünstig ist, reichlich angepflanzt. Verwendet wurde er auch zur Kleiderherstellung. Aus Israel / Palästina gibt es dafür eindeutige Belege erst seit dem Fund von Z-gesponnenen Hanf-Fäden aus dem 9. Jh. v. Chr. in Tell Dēr ‘Allā (→ Sukkot
Hanfkleidung gilt als robust, wetterfest, reißfest, von hoher Haltbarkeit, atmungsaktiv, feuchtigkeitsregulierend und kühlend im Sommer. Im Winter hingegen wärmt Hanf wesentlich besser als Baumwolle, die erst im 3. Jh. v. Chr. bekannt wurde. Hanf kann 8-mal mehr Wasser aufnehmen als Baumwolle, ohne sich nass anzufühlen. Zudem besitzt Hanfkleidung die Fähigkeit, 95% der UV-Strahlung abzuhalten. Hanfkleidung ermöglichte es auch, Kleidung der Oberschicht billig zu imitieren.
1.2. Verarbeitung der Rohstoffe
1.2.1. Leinen
Seit dem Chalkolithikum wird Flachs kultiviert und aufbereitet. Dazu werden die Samenkapseln vom Halm getrennt. Die Flachsbüschel werden über einen großen Kamm gezogen, um danach im Wasser zu gären („rösten“), bis der Flachs brüchig wird. Beim anschließenden „Brechen“ und „Schwingen“ entfernt man die Faser von vorhandenen Holzteilchen und anderen Verunreinigungen. Beim „Hecheln“ wird der Flachs durch die Zinken der Hechelbretter gezogen, wobei zunächst grobere, weit auseinanderstehende Zinken, dann immer feinere, enger stehende benutzt werden. Nach und nach erhält man so immer feinere Fasern, die schließlich zum Leinfaden versponnen werden können.
In der Antike ist das Spinnen von Flachs eher Männersache, während Frauen sich mit der Wollspinnerei beschäftigen; es haben aber auch Frauen in der Flachsverarbeitung gewirkt (vgl. Jes 19,9
1.2.2. Schafwolle
Aussagen über die Herstellung von Stoffen finden sich im Alten Testament nur spärlich. Im heimischen Bereich verarbeiten Frauen den Rohstoff weiter (Ex 35,25
Vor der Schur wurden die Schafe gewaschen (Hhld 4,2
Zur Herstellung des Vorgarns zieht die Frau mit der rechten Hand ein Stück Wolle aus einem größeren Flocken heraus und beginnt, diese wenigen Haare mit den Fingern zu einem dünneren Faden auszuziehen und gleichzeitig zu drehen. Dieser Vorgang wird kontinuierlich fortgesetzt. Das so entstandene Vorgarn fällt dann in einen abgestellten Arbeitskorb.
Beim eigentlichen Verspinnen wird das Material ausgezogen und so lange gedreht, bis ein feiner Faden entsteht. Dieser Vorgang erfolgt mit der Handspindel, die in der Regel aus einem Spinnstab und einer aufgeschobenen Spinnwirtel besteht (→ Garn
Um den entstandenen Faden reißfest zu machen, wird er gezwirnt, d.h. zwei oder mehr gesponnene Fäden werden – zuweilen mit Hilfe einer Spinnschüssel (s.u.) – umeinander gedreht und miteinander verdrillt. Dazu werden die Fadenanfänge miteinander verdreht und an der Spindel befestigt. Diese wird entgegen der Spinnrichtung in Rotation versetzt. Auf diese Weise entsteht ein fester, strapazierfähiger Faden, der weiterverarbeitet werden kann. Man unterscheidet zwischen Z-gesponnenem Garn (im Uhrzeigersinn gesponnen) und S-gesponnenem Garn (gegen den Uhrzeigersinn gedreht).
In Israel / Palästina ist das Zwirnen bereits für das 7. Jahrtausend v. Chr. belegt. In Naḥal Ḥēmār (Koordinaten: 1854.0611; N 31° 08' 30'', E 35° 22' 20''
1.2.3. Hanf
Hanf kann als pflanzliche Faser genau so verarbeitet werden wie Flachs.
1.3. Herstellung von Garnen
1.3.1. Spinngeräte (Spindeln, Spindelstäbe und Spinnwirtel)
Eine Spindel besteht aus einer Achse als Drehzentrum (→ Garn
Spindeln sind in der Regel aus Knochen oder Elfenbein hergestellt. Spindeln aus Metall bringen durch ihr Gewicht das Vorgarn zum Reißen und sind daher ungeeignet. Ein Spindelstab verfügt über eine Vorrichtung zur Fadenführung, z.B. eine Rille, eine Verdickung oder ein Häkchen, um den entstehenden Faden möglichst zielgenau auf dem Stab aufzuspulen.
Der Wirtel ist meist aus Ton, Stein (z.B. Basalt wie in → Hazor
1.3.2. Spinnschüsseln
Sog. Spinnschüsseln (spinning-bowls) sind spezifische Spinngeräte in Ägypten und Palästina, die vom 14. Jh. bis ca. zum 7. Jh. v. Chr. in Gebrauch waren. Sie wurden zur Herstellung von strapazierfähigem Garn genutzt. Dazu werden die Spindeln mit dem bereits gesponnenen Garn in eine spinning-bowl gelegt und das lose Ende des Fadens durch den Bogen gezogen, der sich am Boden der Schale befindet. Die Fäden können nun miteinander verzwirnt werden, ohne dass sie sich miteinander verwirren. Auf diese Weise entsteht ein fester, strapazierfähiger Faden, der weiterverarbeitet werden kann.
1.4. Herstellung von Stoffen
1.4.1. Webrahmen
1.4.1.1. Der liegende Webrahmen. Bei einem liegenden Webrahmen sind die Kettfäden zwischen den beiden Bäumen (Hinterbaum C und Tuchbaum B) gespannt. Die Kettfäden (L) sind so lang, wie das entstehende Gewebe lang sein soll, und werden in der Breite auf die Bäume gespannt, die das Gewebe haben soll. Die Maße des herzustellenden Textils sind also bereits beim Weben festgelegt.
Die Bäume sind mittels Pflöcken im Boden verankert, sodass sie nicht verrutschen können und ein Rechteck bilden. Der Litzenstab (D) liegt auf zwei Steinen; an ihm sind Schlaufen (E) durch Schnüre (F) befestigt, die jeden zweiten Kettfaden in die Höhe ziehen. Der dahinter liegende Trennstab (G) hebt die andere Hälfte der Kettfäden hoch. Mit einem Weberschiffchen oder Schusseintragsstab (J) wird der Schussfaden durch die Kettfäden geschoben und mit dem Webschwert sowie mit Hilfe des Reisshakens (K) an das bereits gewebte Tuch (N) gedrückt. Beim Einbringen des nächsten Schussfadens müssen die anderen Kettfäden mit dem Trennstab angehoben werden. Durch das abwechselnde Übereinanderlaufen der Kett- und Schussfäden entsteht ein Tuch in der sog. Leinwandbindung, der einfachsten Art des Webens.
Bis vor wenigen Jahren stellten Beduinen in der Levante an liegenden Webstühlen Gewebe von bis zu 16 Meter Länge her. Dieser Webrahmentyp benötigt sehr viel Bodenfläche, die innerhalb eines Hauses nicht zur Verfügung steht. Deswegen entwickelte man den stehenden Webstuhl, der nach demselben Prinzip arbeitet, jedoch nicht so viel Platz benötigt.
1.4.1.3. Der Rundwebrahmen. Ebenso vertraut wie mit dem horizontalen Webrahmen müssen die Menschen in der Eisenzeit II mit dem Rundwebrahmen gewesen sein, wie der Chiton (s.u.) als auch der geschlossene Peplos (s.u.) belegen. Dieser Webrahmen steht aufrecht im Raum, so dass von beiden Seiten an den Kettfäden gearbeitet werden kann. In ein stabiles Rahmengerüst sind zwei Balken eingehängt. Der obere ist starr, der untere hängt in den Kettfäden und spannt sie. Dazu sind ein oder zwei größere Stein- oder Tongewichte an beiden Seiten dieses Baumes angebracht. Gewebt wird mit zwei nach vorn hängenden Litzenstäben. Die Litzenstäbe werden abwechselnd vorgezogen und öffnen jeweils ein künstliches Fach. Anfang und Ende des Gewebes bildet ein und dieselbe Schnur. Das fertige Gewebe „wandert“ um den Webrahmen herum. Wenn sich die Webfächer gegen Ende des Webvorgangs nicht mehr öffnen lassen, muss der Schussfaden mit der Nadel eingetragen werden. Das Ergebnis ist ein Schlauch, der eine doppelt so lange Bahn ergibt wie die auf dem Gewichtswebrahmen hergestellten Gewebe ohne beweglichen Tuchbaum.
Der Rundwebrahmen ist ebenso wenig wie der horizontale und vertikale Webrahmen archäologisch nachzuweisen, da das dazu verwendete Material die Zeit nicht überdauert hat. Dass es ihn gab, lässt sich nur durch rund gewebte Kleidung belegen.
1.4.2. Webgewichte
1.4.3. Schusseintragsstab / Webschiffchen
Mittels eines „Webschiffchens“ aus Holz oder Knochen erfolgt der Schusseintrag: Die Schussfäden werden in einem rechten Winkel zu den Kettfäden über diese und unter diesen hinweg von einer Seite der aufgespannten Kettfäden zur anderen und wieder zurück bewegt. Im Alten Orient sind bisher keine diesem Zweck eindeutig zuzuordnende Fundstücke ausgegraben worden. Jedoch wurden in der türkischen Stadt Boghazköy (der hethitischen Hauptstadt Hattuscha) Gegenstände gefunden, die vielleicht als Webschiffchen benutzt worden sind. Sie haben Schwert- oder Stabform mit Kerben oder Rillen am Umbruch des Körpers, in den der Schussfaden gehalten worden sein könnte.
1.4.4. Nähnadeln
Nähnadeln selbst sind in der Bibel nicht erwähnt, wohl aber das Handwerk des Nähens (Ez 13,18
Nähnadeln sind nicht zu verwechseln mit Gewandnadeln (toggle-pins). Sie wurden schwerpunktmäßig bis ins 11. Jh. v. Chr. dazu benutzt, die um den Körper geschlungenen und drapierten Stoffbahnen festzuhalten. Diese speziellen Gewandnadeln sind z.B. für die Mittlere Bronzezeit in Israel / Palästina belegt, etwa in → Jericho
1.4.5. Fertigstellung eines Kleidungsstückes
1.4.5.1. Saum. Ein Saum entsteht durch Umnähen der Stoffkante. Um diese zu verstärken, konnte sie mit einer Borte umnäht werden.
1.4.5.2. Fransen oder Quasten. Fransige Verzierungen entstehen nach Abnahme des gewebten Textils vom Webrahmen, indem einige der aus dem Gewebe heraushängenden Kettfäden miteinander verdreht werden, um am Ende in einen Knoten auszulaufen. Eine weitere Möglichkeit der Aufnahme der Kettfäden ist das Einbinden in Quasten. Einige der aus dem Gewebe heraushängenden Kettfäden werden mit einem weiteren Faden mit wenigen Umdrehungen umwunden und schließlich geknotet. Während der Königszeit sind die Gewänder der mittleren bis oberen Gesellschaft Israels / Palästinas mit Fransen oder Quasten verziert.
2. Kleidung
Kleidung umfasst all das, was ein Mensch am Leib trägt. Die in der Bibel verwendeten hebräischen bzw. griechischen Begriffe בֶּגֶד bægæd und ἱμάτιον himátion bzw. ἱματισμός himatismós bezeichnen Kleidung allgemein und können mit dem umfassenden neutralen deutschen Wort „Kleidungsstück“ oder „Gewand“ übersetzt werden. Im Folgenden wird die alltägliche, nicht die besondere, etwa im Kult oder im Kampf getragene Kleidung vorgestellt.
2.1. Von Männern und Frauen getragene Kleidung
2.1.1. Hemdkleid aus Leinen
כֻּתֹּנֶת kuttonæt oder כְּתוֹנֶת kətônæt bezeichnet ein Leinengewand, das über den Kopf gezogen wird und so breit ist, dass keine aufgesetzten Ärmel nötig sind, um die Arme zu bedecken (sog. Scheinärmel). Zur Bändigung der Fülle des Stoffes ist um die Hüfte ein Gürtel gebunden, so dass ab Hüfthöhe das Gewand in Falten bis zu den Knöcheln reicht. Es wird von Männern am Königshof (2Sam 15,32
Zu כֻּתֹּנֶת kuttonæt /כְּתוֹנֶת kətônæt vgl. Gen 3,21
Wie das Gewand ausgesehen haben mag bzw. wie es getragen wurde, verdeutlicht eine Stele aus Umm el-‛Amed aus dem 4. Jh. v. Chr., auf der ein Priester in einem langen, hemd-ähnlichen Gewand zu sehen ist.
Aus dem Leinengewand entwickelt sich der typisch griechische Chiton aus zwei längsrechteckigen Stoffbahnen, die an den Längsseiten und im Schulterbereich aneinander genäht sind. Die Stoffbahnen sind so breit, dass beim Tragen die Arme in der Fülle des Stoffes verschwinden.
2.1.2. Hemdkleid aus Wolle
שַׂלְמָה śalmāh ist ein wollenes Hemdkleid, das unabgängig von Geschlecht und sozialer Stellung zur Bekleidung eines jeden Menschen gehört. Es besteht aus zwei Rechtecken, die an den kurzen Seiten durch Schulter- und an den langen Seiten durch Seitennähte mit je einem Ärmelausschnitt an jeder Seite zusammengehalten werden. Dieses Kleidungsstück ist insbesondere in den kalten Nächten Palästinas überlebenswichtig und muss deswegen im Fall einer Pfändung noch vor Anbruch der Dunkelheit an den Besitzer oder die Besitzerin zurückgegeben werden (Ex 22,25f
Das wollene Hemdkleid ist bis in römische Zeit das traditionelle Kleidungsstück der einfachen Bevölkerung. Frauen tragen dazu weiterhin eine Tuchbedeckung (שִׂמְלָה śimlāh; s. 2.2.1.).
Zu שַׂלְמָה śalmāh vgl. Ex 22,8
Ein wichtiges Kleidungsstück der hellenistischen Zeit ist der Peplos (πέπλος péplos). Er ist aus Wolle gefertigt und besteht aus einem rechteckigen Tuch, das im Gegensatz zum Chiton nicht genäht ist, sondern an den Schultern durch Fibeln zusammengehalten wird. Beim geschlossenen Peplos wird es zu einer Röhre zusammengenäht, bis unter die Achseln der Trägerin bzw. des Trägers angehoben und auf den Schultern werden Vorder- und Rückseite mit Nadeln oder Fibeln befestigt. Beim offenen Peplos wird das Tuch in vertikaler Richtung gefaltet, unter den Achseln der Trägerin bzw. des Trägers hindurchgeführt und ebenfalls auf den Schultern mit Nadeln oder Fibeln befestigt.
Mit Purpur durchwobenes Kleid. Bei τὰ μεσοπόρφυρα ta mesopórphyra (LXX Jes 3,21
Mit Purpur verbrämtes Kleid. περιπόρφυρα peripórphyra (LXX Jes 3,21
2.1.3. Hemdkleid der Oberschicht
לְבוּשׁ ləvûš oder לְבֻשׁ ləvuš (abgeleitet von akkadisch labšu / labūšu / labušitu „Kleid“ bzw. lababsu „anziehen / bekleidet sein“) ist ein waden- bis knöchellanges Hemdkleid, das am unteren Saum mit Fransen oder Quasten dekoriert ist. Es besteht aus Wolle (Spr 27,26
Zu לְבוּשׁ ləvûš / לְבֻשׁ ləvuš vgl. Gen 49,11
2.1.4. Luxusgewand
Durch den Handel mit → Phönizien
2.1.5. Knöchellanges Obergewand
מְעִיל mə‘îl ist das Kleidungsstück des Propheten → Samuel
Zu מְעִיל mə‘îl vgl. Ex 28,4
2.1.6. Farbenprächtiger Mantel
גְּלוֹם gəlôm (nur Ez 27,24
2.1.7. Trauerkleidung
Der hebräische Begriff שַׂק śaq meint 1. den „Sack“ als Transportbehältnis (Gen 42,25
Zu שַׂק śaq vgl. Gen 37,34
2.1.8. Tuch mit Fransen
כְּסוּת kəsût (Gen 20,16
Auf dem Schwarzen Obelisken Salmanassars III. (859-824 v. Chr.) sowie auf einem Relief aus dem Palast Tiglath-Pilesers III. (745-727 v. Chr.) werden Personen mit einem Tuch dargestellt, das von ihrem Kopf über den Rücken herabfällt und mit Fransen (Dtn 22,12
Die → Septuaginta
2.1.9. Kleines Tuch
חֲרִיט ḥǎrîṭ (2Kön 5,53
2.1.10. Untergewand aus feinstem Flachs
מַחֲלָצָה maḥǎlāzah (Jes 3,22
2.1.11. Untergewand aus Leinen
סָדִין sâdîn (Ri 14,12
2.2. Nur von Frauen getragene Kleidung
2.2.1. Tuchbedeckung
Die שִׂמְלָה śimlāh ist ein Tuch, das mit der שַׂלְמָה śalmāh (s.o. 2.1.2.) ein Twinset bildet. Beide werden als Teil der Frauen-Garderobe genannt und sind bis in römische Zeit ein festes Element der traditionellen Bekleidung der Frauen in der Levante. Dieses auf dem Kopf liegende Tuch gehört wie Vieh und Brot (Dtn 10,18
Eine Darstellung aus dem Feldzug Sanheribs (705-681 v. Chr.) gegen Lachisch zeigt kriegsgefangene Frauen, Männer und Kinder mit einfachen knöchellangen Hemdkleidern, deren Ärmel fast bis zur Armbeuge reichen. Darüber tragen die Frauen ein rechteckiges Tuch, das mit der einen langen Seite mittig über den Kopf gelegt ist, so dass die Enden unten mit dem Saum des Kleides abschließen. Die Kopfbedeckung ist so weit ins Gesicht gezogen, dass von den Haaren der Frauen nichts zu sehen ist.
Zu שִׂמְלָה śimlāh vgl. Gen 9,23
2.2.2. Weiter Mantel
מַעֲטֶפֶת ma‘ǎṭæfæt (nur Jes 3,22
2.2.3. Überwurftuch
מִטְפַּחַת miṭpaḥat (nur Jes 3,22
2.2.4. Leichtes Tuch
Der רְדִיד rədîd (Jes 3,23
2.2.5. Durchscheinendes Kleid
גִּלָּיוֹן gillājôn (Jes 3,23
Bereits zur Zeit der Ramessiden (14. / 13. Jh. v. Chr.) war man in Ägypten in der Lage, sehr dünne Leinenstoffe herzustellen, die als „das gute Dünne“ bezeichnet werden. Denn wenn die Fasern fein gezwirnt sind und beim Weben der Schussfäden nur sacht an das bereits gewebte Tuch angedrückt werden, entsteht ein luftiger, leichter Stoff, durch den der Körper der Trägerin gut zu erkennen ist. Aus einem solchen Material kann der גִּלָּיוֹן gillājôn bestehen, dem Negligé vergleichbar.
Exkurs: Begriffe für besondere Kleidung von Frauen in der Septuaginta
1. Kleid aus Byssos. Mit τὰ βύσσινα ta býssina werden Kleidungsstücke aus Muschelseide / Byssos, einem sehr kostbaren Grundstoff bezeichnet (LXX Gen 41,42
2. Hyazinthfarbenes Kleid. ὑακίνθινα hyakinthiná meint zunächst die Farbe Hyazinth, die Farbe eines Luxusgewandes, doch lässt sich nicht sagen, welches Gewand aus hyazinthfarbenen Gewebe hergestellt wurde (LXX Ex 25,5
3. Durchscheinendes Kleid. διαφανῆ λακωνικά diaphanē lakōnika (LXX Jes 3,22
4. Durchwirktes Kleid. In Jes 3,23
5. Drapiertes Kleid. ἐπιβλήματα τὰ κατὰ τὴν οἰκίαν epiblēmata ta kata tēn oikian (LXX Jes 3,22
6. Leichtes Kleid. Ein θέριστρον theristron (LXX Gen 24,65
7. Scharlachrotes Kleid. κόκκινα kókkina (LXX Gen 38,28
2.3. Nur von Männern getragene Kleidung
2.3.1. Unterwäsche
Was Männer als „Unterwäsche“ trugen, wird gemeinhin als „Schurz“ bezeichnet. Von den im Alten Testament verwendeten Begriffen kommt מִכְנָס mikhnās der heutigen Vorstellung von „Unterwäsche“ am nächsten. Es handelt sich um ein rechteckiges Tuch aus Leinen, das um die Hüften gewickelt und zwischen den Beinen hindurch geführt wird. Es gehört zur priesterlichen Kleidung (Ex 28,42
Als אֵזוֹר ’ēzôr wird ein Stück Stoff bezeichnet, dass in Höhe des Beckens um die Lenden oder etwas oberhalb des Beckens um die Hüften geschlungen wird (2Kön 1,8
חֲגוֹר ḥǎgôr (1Sam 18,4
חֲגוֹרָה ḥǎgôrāh (2Sam 18,11
Das Verb חגר ḥgr „gürten“ wird auch beim kultischen Dienst erwähnt: → Aaron
2.3.2. Gewand der Vornehmen
מַלְבּוּשׁ malbûš ist nach den biblischen Erwähnungen (1Kön 10,5
Literaturverzeichnis
1. Lexikonartikel
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- Biblisch-historisches Handwörterbuch, Göttingen 1962-1979 (Art. Kleidung)
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- Der Neue Pauly, Stuttgart / Weimar 1996-2003 (Art. Flachs; Textilherstellung)
- Calwer Bibellexikon, 2. Aufl., Stuttgart 2006 (Art. Kleidung; Schaf)
2. Weitere Literatur
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Abbildungsverzeichnis
- Das Andrehen des Spindelstabes. Aus: Völling, 84 Abb. 23; © Elisabeth Völling
- Garndrehung S und Z und Verzwirnen von sechs Fäden. Aus: Völling, 285 Abb. 6 und 7; © Elisabeth Völling
- Spindel aus der Späten Bronzezeit II (Megiddo; um 1200 v. Chr.). Aus: Völling, 250 Abb. Liste 2 FO (7); © Elisabeth Völling
- Spinnwirteln mit bikonischer oder doppelkonischer Form. Ausschnitt aus: Völling, 116 Abb. 39; © Elisabeth Völling
- Verzwirnung mehrerer Garne mit einer Spinnschüssel. © public domain (Zeichnung: Klaus Koenen)
- Liegender Webrahmen. Aus: Sh. Weir, The Bedouin, London 1976, 37 Abb. 7
- Gewichtswebrahmen. Aus: E. Völling, Textiltechnik im Alten Orient. Rohstoffe und Herstellung, Würzburg 2008, 127, Abb. 45; © Elisabeth Völling
- Rundwebrahmen. Aus: E. Völling, Textiltechnik im Alten Orient. Rohstoffe und Herstellung, Würzburg 2008, 130, Abb. 48; © Elisabeth Völling
- Webgewichte mit Kegel-, Pyramiden- oder Rechteckform. Aus: E. Völling, Textiltechnik im Alten Orient. Rohstoffe und Herstellung, Würzburg 2008, 134, Abb. 50; © Elisabeth Völling
- Fransen als Textilabschluss. © Sabine Kersken
- Priester in einem weiten Hemdkleid mit Scheinärmeln. Aus: Zwickel 2002b, 31; © Wolfgang Zwickel
- Weiter Chiton (links Grundform; rechts getragen). Aus: Pekridou-Gorecki, 73; © Anastasia Pekridou-Gorecki
- Offener Peplos (links aufgeschlagenes Tuch; dann schrittweise so gefaltet, dass er angelegt werden kann). Aus: Pekridou-Gorecki, 78; © Anastasia Pekridou-Gorecki
- König Jehu von Israel unterwirft sich dem assyrischen König Salmanassar III. (858-823 v. Chr.; Schwarzer Obelisk aus Kalchu). © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
- Frau in Tuch mit Fransen oder Borte. Aus: Kersken, 260; © Sabine Kersken; Zeichnung: D. Spickhoff
- Frau mit einem traditionellen Hemdkleid und einer Tuchbedeckung. Aus: Kersken, 280; © Sabine Kersken; Zeichnung: D. Spickhoff
- Frau mit Überwurftuch. Aus: Kersken, 269; © Sabine Kersken; Zeichnung: D. Spickhoff
- Frau in dünnem, transparentem Leinenkleid. Aus: Kersken, 269; © Sabine Kersken; Zeichnung: D. Spickhoff
- Mit Schurz gekleidete Arbeiter (Grab des Rechmire aus der Zeit Thutmosis’ III., 1479-1426 v. Chr.). © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
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