Konfessionen Jeremias
(erstellt: März 2015)
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Als „Konfessionen Jeremias“ werden eine Reihe von Texten im → Jeremiabuch
1. Die Bezeichnung „Konfessionen“
Unter der Bezeichnung „Konfessionen Jeremias“ wird in der Literatur eine Gruppe von Texten verstanden, in denen der Prophet „sein eigenes Geschick als Gottes Beauftragter beklagt“ (Herrmann, 129). Der in der Literatur kaum problematisierte Begriff „Konfessionen“ ist wohl von einem Werk des Kirchenlehrers → Augustinus
2. Die Texte
In der Regel wird von fünf „Konfessionen“ ausgegangen: Jer 11,18-12,6
● Bei der ersten und zweiten „Konfession“ (Jer 11,18-12,6
● In Bezug auf den Textumfang der dritten „Konfession“ ist – wie häufig im Jeremiabuch – zwischen der hebräischen Fassung des Buches (MT-Jer) und der griechischen Septuaginta-Übersetzung (LXX-Jer) bzw. deren hebräischer Vorlage zu unterscheiden: Da in MT-Jer 17,13b
● Im ersten Vers des als vierte „Konfession“ ausgewiesenen Texts sprechen Jeremias Gegner (Jer 18,18
● In Bezug auf die letzte „Konfession“ ist die Zugehörigkeit von Jer 20,14-18
3. Die einzelnen „Konfessionen“ in ihrem literarischen Kontext
Die „Konfessionen“ gehören zum besonderen Profil des Jeremiabuches. Von diesem sind drei Fassungen zu unterscheiden: die masoretische Fassung (MT-Jer), wie sie z.B. im Codex Leningradensis erhalten ist; die griechische Fassung der Septuaginta (LXX-Jer), wie sie z.B. im Codex Vaticanus erhalten ist, und die durch Rückübersetzung der Septuaginta ins Hebräische rekonstruierte Vorlage, die im Falle des Jeremiabuches stark von der masoretischen Fassung abweicht (vgl. insbes. Stipp, Synopse). Im Folgenden soll der Inhalt der Konfessionen grob skizziert werden, in diesem Rahmen kann das nur beschränkt auf den MT-Jer geschehen. Dabei soll auch der literarische Kontext, also die jeweilige übergreifende Sinneinheit, knapp berücksichtigt werden. Die Sinneinheit wird anhand der Kommunikationsebenen bestimmt: Der Beginn einer Sinneinheit wird angezeigt, wenn sich die Stimme des Bucherzählers einschaltet, der über Jeremia erzählt (z.B. Jer 11,1
3.1. Die erste „Konfession“
Die Sinneinheit Jer 11-13 beginnt mit einem Aufruf JHWHs an das Volk, die Bundesworte zu halten, der allerdings vom Volk abgelehnt wird (Jer 11,2-8
3.2. Die zweite „Konfession“
Die Sinneinheit Jer 14-17 wird eröffnet durch die Beschreibung einer Juda heimsuchenden Naturkatastrophe (Jer 14,2-6
3.3. Die dritte „Konfession“
Der letzte Teil der ersten Rede JHWHs an seinen umgekehrten Propheten (Jer 16,1-17,13
3.4. Die vierte „Konfession“
Die Sinneinheit Jer 18,1-19,13
3.5. Die fünfte „Konfession“
Die Sinneinheit Jer 19,14-20,18
Es folgt ein Text (Jer 20,14-18
4. Forschungspositionen
4.1. Identität des Ichs
Die Mehrheit der Exegeten versteht das „Ich“ in den „Konfessionen“ (m.E. zu Recht) (auto)biographisch, d.h. der Sprecher ist Jeremia in der Rolle als spezifisch an seinem Amt leidender Prophet (u.a. Ittmann, Hermisson, Schmidt, Bultmann, Kiss, Fischer). Das Gesamt der Texte und die Beziehungen zum Kontext machen es unwahrscheinlich, dass Jeremia in der Rolle eines exemplarisch leidenden Gerechten spricht (so vor allem Gunneweg, Welten, Bak) oder dass das Ich die Gemeinde vertritt bzw. es als kollektives Ich die Gemeinde repräsentiert (so vor allem Graf Reventlow, Polk). Offen muss bleiben, ob im Zuge von Textbearbeitungen die Rolle verändert wurde (nach Hubmann verliehen Redaktoren Jeremias persönlichen Auseinandersetzungen mit seinen Gegnern paradigmatische Bedeutung für das Volk; nach Bezzel hat eine „biographisch-theologische Konfessionengrundschicht“ kollektiv-exemplarische und kollektiv-repräsentative Fortschreibungen erfahren).
4.2. Verfasserschaft
Unter den Exegeten, die das in den „Konfessionen“ sprechende Ich im Sinne eines biographischen Ichs Jeremias interpretieren, wird der Anteil des historischen Propheten an der Gestaltung der Texte unterschiedlich eingeschätzt. Nach einigen Exegeten lassen sich die ipsissima verba des Propheten noch rekonstruieren (mit Unterschieden im Detail u.a. Ittmann, Kiss 2003). Andere halten das Ich für ein literarisches Produkt nachexilischer Zeit (u.a. Fischer, Bezzel). Die Einzigartigkeit der Texte könnte durchaus für einen authentischen Kern sprechen.
4.3. Interpretationshorizonte
Gelegentlich wird vermutet, dass die „Konfessionen“ ursprünglich als selbstständiger Zyklus konzipiert wurden (u.a. Diamond, O’Connor, Hermisson). Dies führt zu der Frage, warum die einzelnen Texte im Buch über zehn Kapitel hinweg verteilt zu finden sind. Nach Diamond 1987 haben deuteronomistische Redaktoren (→ Deuteronomismus
Der Durchgang durch die Texte (s. unter 3.) zeigt die ausgesprochen kunstvolle literarische Anordnung der Texte: Von den fünf „Konfessionen“ mit ihren sieben Gebeten ist das Gebet in der Mittelposition, also das vierte Gebet (Jer 15,15-18
Mit Blick auf den literarischen Kontext lassen sich die „Konfessionen“ nicht zuletzt verstehen als Indikatoren für den Stand der Beziehung zwischen JHWH und seinem Volk, welche sich im Leseverlauf des Buches ändert. In Bezug auf die Bedeutung der „Konfessionen“ für die Gesamtkomposition (MT-Jer und [hebr. Vorlage] der LXX-Jer) ist in der Forschung sicherlich noch nicht das letzte Wort gesprochen.
Literaturverzeichnis
1. Forschungsüberblicke
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2. Weitere Literatur
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- Wessels, W., „My Word is Like Fire“: The Consuming Power of YHWH’s Word, OTE 24 (2011), 492-510
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