Kuschitenzeit
(erstellt: April 2008)
Permanenter Link zum Artikel: https://bibelwissenschaft.de/stichwort/24413/
1. Einleitung
Mit „Kuschitenzeit“ wird in der Ägyptologie traditionell die Zeit der 25. Dynastie bezeichnet, in der Könige aus dem südlich von Ägypten gelegenen Mittleren Niltal (heute Sudan) Ägypten beherrschten. → „Kusch
Nach → Manetho
2. Historischer Abriss
2.1. Kaschta
Kaschta (765-753 v. Chr.; Regierungsdaten nach Zibelius-Chen 2006, 496) ist als erster kuschitischer Herrscher in Ägypten belegt. Sowohl in → Elephantine
2.2. Pije
In der Krönungsstele – so benannt nach der Darstellung im Giebelfeld, in der der Gott → Amun
Die Siegesstele erzählt in der Form der ägyptischen Königsnovelle die Ereignisse des Feldzuges nach Ägypten, der mit der Eroberung des Deltas endete. Pije zieht in den Norden, nachdem ihm berichtet wird, dass sich Tefnachte, der Fürst des westlichen Deltas, rüstet, um Mittelägypten einzunehmen. Nach dem vergeblichen Versuch des kuschitischen Heeres, Tefnachte zu schlagen, zieht der König selbst nach Ägypten – und bereits nach wenigen Tagen Belagerung von Hermopolis unterwirft sich der Fürst Nimlot, nach weiteren Siegen auch Tefnachte.
Nach der communis opinio zieht sich Pije nach dem Feldzug wieder in den Süden zurück. Es scheint so, als ob es nicht seine Intention war, Ägypten wieder zu vereinen, sondern nur Oberägypten – mit einer Pufferzone (Herakleopolis, Hermopolis) – zu seinem Machtbereich zu zählen. Bald nach Pijes Abzug nimmt der Fürst des Westdeltas, Tefnachte, den Königstitel an. Er und sein Sohn Bochoris werden als 24. Dynastie gezählt.
2.3. Schabaqo
→ Schabaqo
Er beginnt mit Restaurierungsarbeiten in der Thebais, die erst von Taharqo abgeschlossen werden. Schabaqo ist in Ägypten häufig belegt, in Nubien jedoch kaum. Das zeigt, dass der Schwerpunkt seiner Regierungspolitik auf Ägypten lag.
2.4. Schebitqo
Ab → Schebitqo
Nach dem Tod Sargons II. versuchten mehrere Stadtstaaten in Syrien und Palästina, die assyrische Herrschaft abzuschütteln. Es wird vermutet, dass sie sich an Ägypten um Hilfe gewandt haben. So kam es zwischen Assyrien und dem kuschitischen Ägypten 701 v. Chr. zu der Schlacht bei → Elteke
Auch Schebitqo konzentriert seine Aktivitäten auf Ägypten. Er verlegt den Regierungssitz nach Memphis, was ein weiterer Hinweis auf den Norden als Angelpunkt des Geschehens ist und wahrscheinlich auch mit der Bedrohung durch die Assyrer zu tun hat.
2.5. Taharqo
Taharqo ist sicher der ägyptischste der kuschitischen Pharaonen, doch auch er lässt sich in seiner Heimat bestatten. Er gibt den alten Königsfriedhof von El Kurru auf und legt mit seiner Pyramide einen neuen Friedhof in Nuri an, der von den nachfolgenden Königen – mit Ausnahme des Tanwetamani und eines Königs in spätnapatanischer Zeit, die sich wieder in El Kurru bestatten lassen – bis zum Ende der napatanischen Periode als Begräbnisplatz genutzt wird.
Von Taharqo ist eine Vielzahl von Stelen bekannt, die zu verschiedenen Anlässen in seiner Regierung errichtet wurden. Die Stele Kawa V mit den Paralleltexten aus Matana, Koptos und Tanis (Macadam, 22-32) gilt als historischer Text mit dem Bericht über die außergewöhnliche Nilüberschwemmung im Jahr 6 seiner Regierung, vier Wunder sowie über den Zug Taharqos nach Ägypten und den Besuch seiner Mutter nach der Krönung. Berühmt ist auch die Laufstele aus Dahschur, die davon erzählt, dass Taharqo mit seinen Truppen trainiert hat. Des weiteren sind noch viele Inschriften unterschiedlichsten Inhalts erhalten, von Nilstandsmarken über Apisbegräbnisse und Schenkungen (zusammengestellt in Dallibor).
671 kann der assyrische König → Asarhaddon
Taharqo erscheint im Alten Testament als Tirhaka. In 2Kön 19,9
2.6. Tanwetamani
Literaturverzeichnis
1. Lexikonartikel
- Lexikon der Ägyptologie, Wiesbaden 1975-1992 (Art. Pi[anchi], Schabaka, Schabataka und Taharka)
2. Weitere Literatur
- Bonnet, C. / Valbelle, D., 2006, Pharaonen aus dem schwarzen Afrika, Mainz
- Breyer, F., 2003, Tanutamani. Die Traumstele und ihr Umfeld (ÄAT 17), Wiesbaden
- Dallibor, K., 2005, Taharqo – Pharao aus Kusch. Ein Beitrag zur Geschichte und Kultur der 25. Dynastie (Achet Schriften zur Ägyptologie A 6), Berlin
- Dunham, D., 1950, El Kurru. The Royal Cemeteries of Kush I, Published for The Museum of Fine Arts, Cambridge Mass.
- Dunham, D., 1955, Nuri. The Royal Cemeteries of Kush II, Boston
- Eide, T. / Hägg, T. / Pierce, R.H. / Török, L. (Hgg.), 1994, Fontes Historiae Nubiorum. Textual Sources for the History of the Middle Nile Region between the Eighth Cent. BC and the Sixth Cent. AD., Vol. I, Bergen
- Kitchen, K.A., 1986, The Third Intermediate Period in Egypt (1100-650 BC), Warminster
- Leclant, J., 1965, Recherches sur les monuments thébains de la XXVe dynastie, dite ethiopienne (BdE 36), Kairo
- Lohwasser, A., 2001, Die königlichen Frauen im antiken Reich von Kusch. 25. Dynastie bis zur Zeit des Nastasen (Meroitica 19), Wiesbaden
- Macadam, M.F.L., 1949, The Temples of Kawa I. The Inscriptions, London
- Morkot, R., 2000, Black Pharaohs. Egypt’s Nubian Rulers, London
- Onasch, H.-U., 1994, Die Assyrischen Eroberungen Ägyptens (ÄAT 27), Wiesbaden
- Priese, K.-H., 1970, Der Beginn der kuschitischen Herrschaft in Ägypten, ZÄS 98, 16-32
- Wolf, P., 1990, Die archäologischen Quellen der Taharqozeit im nubischen Niltal (Diss.), Berlin
- Zibelius-Chen, K., 1999, Zu Entstehung und Ende eines Großreiches: Die 25. Dynastie in Ägypten, in: S. Wenig (Hg.), Studien zum antiken Sudan (Meroitica 15), Wiesbaden, 700-718
- Zibelius-Chen, K., 2006, The Chronology of Nubian Kingdoms from Dyn. 25 to the End of the Kingdom of Meroe, in: Hornung, E. / Krauss, R. / Warburton, D.A. (Hgg.), Ancient Egyptian Chronology (HdO I.38), Leiden, 284-303, 496
Abbildungsverzeichnis
- Karte: Ägypten und Kusch. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
- Der Ǧebel Barkal. © Angelika Lohwasser
- Der Mut-Tempel am Ǧebel Barkal (B 300): Hathorsäulen. © Angelika Lohwasser
- König Taharqo im Inneren des Mut-Tempels. © Angelika Lohwasser
- Taharqo-Säule in Karnak (Teil der westlichen Kolonnade). © public domain (Foto: Klaus Koenen, 2005)
- Asarhaddon (681-669 v. Chr.) hält an zwei Bändern die besiegten Könige Taharqo von Ägypten und Balu von Tyrus (Stele aus Sendschirli). © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
- El Kurru, Ku. 16: Grab des Tanwetamani mit erhaltenen Malereien. © Angelika Lohwasser
PDF-Archiv
Alle Fassungen dieses Artikels ab Oktober 2017 als PDF-Archiv zum Download:
Abbildungen
Unser besonderer Dank gilt allen Personen und Institutionen, die für WiBiLex Abbildungen zur Verfügung gestellt bzw. deren Verwendung in WiBiLex gestattet haben, insbesondere der Stiftung BIBEL+ORIENT (Freiburg/Schweiz)