Obed-Edom
(erstellt: April 2013)
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Obed-Edom (עֹבֵד אֱדֹם ‘oved ’ädom) ist ein Personenname, doch ist nicht ganz klar, wie viele Träger dieses Namens es im Alten Testament gibt. Relativ klare Konturen zeigt ein Mann, bei dem → David
1. Name
עֹבֵד ‛oved bedeutet der „Dienende“ (nicht einfach der “Diener”, das wäre עֶבֶד ‛ævæd), אֱדֹם ’ädom ist ein Eigenname, bekannt zunächst als Name des südöstlichen Nachbarvolkes Judas, Edom. Doch handelt es sich zugleich wohl um einen Gottesnamen. Das liegt schon deshalb nahe, weil eine Person – es gibt einen ‛bd-’dm übrigens auch in einer phönizischen Inschrift (Benz, 371) – leichter als Diener einer Gottheit als eines Volkes zu denken ist. In der Tat taucht in einem ägyptischen Papyrus (Leiden Magical Papyrus I,343 + I,345, rec. V 7) eine Göttin ’Itum als Parhedros des Gottes → Reschef
In jedem Fall scheint einer, der Obed-Edom heißt, kein Jhwh-Verehrer zu sein. In der → Chronik
2. Obed-Edom, der Gatiter
Obed-Edom wird in 2Sam 6,10
In dieses Bild fügt sich bestens, dass David die Lade bei „Obed-Edom, dem Gatiter“ abstellte. Ein solcher Mann konnte sich sehr wohl am westlichen Stadtrand Jerusalems niedergelassen haben: sei es, weil er Söldner in Davids Armee oder mittlerweile Veteran oder sonst ein Zuzügler aus der Gegend von Gat war. Er muss übrigens nicht selbst und von Geburt ein Philister gewesen sein; womöglich war er oder waren seine Eltern aus dem Gebiet von Edom dorthin aus- und dann nach Juda weitergewandert. So oder so war er, nach heutiger Nomenklatur, eine Person mit Migrationshintergrund. Das hindert nicht daran, dass er in besonderer Weise das Vertrauen Davids genoss. Ob er nun dessen religiöse Vorstellungen in jedem Punkt teilte oder nicht: Es fiel ihm eine kleine Rolle in den religionspolitischen Bestrebungen des Königs zu. Nach dem heutigen Text geschah dies für alle überraschend. Man hat indes gemutmaßt, der Zwischenhalt der Lade bei Obed-Edom sei von vornherein geplant gewesen, um die jebusitische Bevölkerung Jerusalems für die Präsenz eines bedeutsamen religiösen (und einst ja auch kriegerischen!) Symbols Israels in ihrer Stadt zu gewinnen: Wenn ein Nichtisraelit um der Lade willen „Segen“ erfuhr (wohl ganz handfest als ökonomisches, berufliches oder familiäres Fortkommen zu deuten): warum nicht die ganze Stadt?
3. Obed-Edom, der Levit, und Obed-Edom, der Hüter des Tempelschatzes
Die Obed-Edoms der Chronik haben den Geruch der Fremdstämmigkeit und Fremdgläubigkeit völlig verloren. Sie sind fest in das (levitische) Kultpersonal des Jerusalemer Tempels integriert. Der Chronist postuliert dies für den ersten, den salomonischen und für ihn ja eigentlich schon davidischen Tempel. Ob es am zweiten, dem nachexilischen Tempel, den der Chronist vor Augen hat, tatsächlich Levitengruppen gegeben hat, die sich auf einen Ahnherrn mit einem so befremdlichen, fremdreligiösen Namen zurückführten, kann man mit einigem Grund bezweifeln; die fiktionale Kraft der Chronik sollte man nicht unterschätzen. Eher scheint es, als würde in dem Hin und Her, ob es Sänger oder Torhüter seien, die von Obed-Edom abstammten, ein Streit darüber ausgetragen, welche Personen oder Familien sich zu welcher dieser Gruppen rechnen durften; offenbar galten die Kultsänger als ranghöher, weshalb sie ihren Stand gegen das Aufrücken Niederrangiger verteidigten.
In allen Texten, den alten wie den jungen, steht der Name „Obed-Edom“ für die prinzipielle, freilich nur partielle Durchlässigkeit der Grenzen zwischen Jhwh-Gemeinde und Außenstehenden sowie zwischen verschiedenen Gruppen innerhalb der Gemeinde.
Literaturverzeichnis
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