Zelofhad
Andere Schreibweise: Zelophehad; Zelofchad
(erstellt: März 2011)
Permanenter Link zum Artikel: https://bibelwissenschaft.de/stichwort/35298/
1. Name und Genealogie Zelofhads
Die genaue Bedeutung des Namens Zelofhad (צְלָפְחָד ṣəlåfḥād) ist nicht geklärt, möglich sind Ableitungen von zl pḥd als „Schutz vor Schrecken“ oder „Schutz ist (mein) Verwandter“ (vgl. Seebass 2007, 155).
Zelofhad erscheint erstmals in der Genealogie Manasses (Num 26,28-34
2. Die Töchter Zelofhads
In Num 26,33
2.1. Personen- und / oder Orts- oder Distriktnamen
Die Töchternamen bezeichnen in Num 27
Überhaupt tauchen einige der Namen aus der Genealogie Manasses in biblischen und außerbiblischen Texten explizit als geographische Angaben auf. In 1Kön 4,10
Im Folgenden geht es zunächst um die Inhalte der Erzählungen über die Töchter Zelofhads (s. 2.2 bis 2.4), dann um die Zuordnung zum Entstehungsprozess des Hexateuchs (s. 2.5).
2.2. Num 27,1-11
In Num 27,1
2.3. Num 36
Num 36 erzählt die Einwände der Gileaditer gegen die in Num 27 erkämpfte Erbrechtsregelung für Töchter und verschiebt die Problemstellung vom Erhalt des Vaternamens (Num 27) auf den Erhalt des Landbesitzes für jeden Stamm. Die Söhne Gileads argumentieren, dass durch das Erbrecht der Töchter das Land verloren gehen könnte. Nur die Söhne Gileads sprechen, die Töchter Zelofhads bleiben bis Num 36,9
2.4. Jos 17,1-6
Ein weiteres Mal treten die Töchter Zelofhads auf, als es um die Realisation der idealen Landverteilung nach Los und Größe der Stämme geht. Jos 17,1-6
2.5. Die Erzählungen im Kontext der Bücher Numeri und Josua
1. Num 27,1-11
2. Num 36
3. Jos 17,3-4
3. Streiterinnen für das Erbrecht von Töchtern
Die Töchter Zelofhads treten auf der Erzählebene als erste auf, die das Erbgesetz der Tora in Frage stellen, weil es lückenhaft und für sie ungerecht ist. So fordern sie nicht nur die politischen (→ Moses
Die Erzählungen werfen die Frage auf, wie sich rechtshistorisch das → Erbrecht
4. Jüdische Rezeption
Die Erzählungen um die Änderung des Erbrechts für Töchter hatte generative Kraft als rechtliche Ergänzung zu dem am Sinai gegebenen Gesetz. Sie begründen für die Rabbinen die Möglichkeit, durch die „mündliche Tora“ das göttliche Gesetz zu erweitern, auszulegen und anzupassen, um die Intention zu erhalten (vgl. Ilan). Durch die Erzählung von Num 27 wird eine solche Anpassung im Gottesrecht selbst verankert und in den Midraschim verstärkt. Die Sadduzäer vertraten, auf Num 27 aufbauend, das Erbrecht der Töchter. Pharisäische und später rabbinische Auslegungen hoben dagegen die Ausnahmesituation in Num 27 hervor, dass kein Sohn da ist, der miterben kann, so dass Töchter nur in diesem Fall erben sollten. Mehrfach wurde versucht, auf der einen Seite diesen Grundsatz beizubehalten, andererseits aber Töchtern einen Ausgleich zu verschaffen. Damit sollte die Intention zugunsten der Töchter beibehalten werden. Die Karäer (ab 8. Jh. n. Chr.), die eine wörtliche Interpretation der Tora vertraten, distanzierten sich von der rabbinischen Auslegung und folgten Hiobs Beispiel einer gleichberechtigten Erbfolge, weil sie das eingeschränkte Erbe von Land für Töchter in Num 27 nur auf das Land Israel bezogen, nicht aber auf Landbesitz generell.
Literaturverzeichnis
1. Lexikonartikel
- Theologisches Wörterbuch zum Alten Testament, Stuttgart u.a. 1973ff
- Theologisches Handwörterbuch zum Alten Testament, 5. Aufl., München / Zürich 1994-1995
- Handbuch theologischer Grundbegriffe zum Alten und Neuen Testament, Darmstadt 2006
2. Weitere Literatur
- Amiet, P. / Briend, J. / Courtois, L. / Dumortier, J.B., 1996, Tell el Far‘ah. Histoire, Glyptique et Céramologie (OBO.SA 14), Freiburg (Schweiz) / Göttingen
- Bechmann, U., 2003, Die Töchter Zelofchads. Fordernde – Erbinnen – Vertrauende, Stuttgart
- Bechmann, U., 2003, Prophetische Frauen am Zweiten Tempel? Ein Vorschlag, die Töchter Zelofchads (Num 27) als Kultprophetinnen zu verstehen, BN 119/120, 52-62
- Ben-Barak, Z., 1980, Inheritance by Daughters in the Ancient Near East, JSS 25, 22-33
- Davies, E.W., 1981, Inheritance Rights and the Hebrew Levirate Marriage, VT 31, 1981, 257-268
- Davies, E.W., 1995, Numbers (NCB Commentary), London
- Douglas, M., 1993, In the Wilderness. The Doctrine of Defilement in the Book of Numbers (JSOT.SS 158), Sheffield
- Fistill, U., 2007, Israel und das Ostjordanland. Untersuchungen zur Komposition von Num 21,21-36,13 im Hinblick auf die Entstehung des Buches Numeri (ÖBS 30), Frankfurt
- Fitzgerald, A., 1975, BTWLT and BT as Titles for Capital Cities, CBQ 37, 167-183
- Fritz, V., 1994, Das Buch Josua (HAT 1/7), Tübingen
- Görg, M., 1991, Josua (NEB 26), Würzburg
- Havea, J., 2003, Elusions of Control. Biblical Law on the Words of Women (SBL Semeia Studies 41), Leiden
- Heinzerling, R., 2000, On the Interpretation of the Census Lists by C.J. Humphreys and G.E. Mendenhall, VT 50, 250-252
- Ilan, T., 2000, The Daughters of Zelophehad and Women's Inheritance: The Biblical Injunction and its Outcome, in: A. Brenner (Hg.), Exodus to Deuteronomy. A Feminist Companion to the Bible (2nd Series), Sheffield, 176-186
- Knauf, E.A., 2008, Josua (ZBK.AT 6), Zürich
- Lemaire, A., 1972, Le „Pays de Hépher“ et les Filles de „Zelophehad“ à la lumière des Ostraca de Samarie, Semitica 22, 13-20
- Levine, B., 2000, Numbers 21 - 36: a new translation with introduction and commentary (The Anchor Bible 4A), New York u.a.
- Löwisch, I., 2006, „Und Zelofchad hatte Töchter“: Eine feministische Sicht auf biblische Genealogien, JK 67, 61-63
- Lux, R., 1995, Genealogie als Strukturprinzip des Pluralismus im Alten Testament, in: J. Mehlhausen (Hg.), Pluralismus und Identität (VWGT 8), Gütersloh, 242-258
- Milgrom, J., 1990, Numbers (The JPS Torah Commentary), Philadelphia / New York
- Niehr, H., 1996, Das Buch Josua, Einleitung in das Alte Testament (Kohlhammer-Studienbücher Theologie 1,1), Stuttgart u.a., 131-137
- Noort, E., 1998, Das Buch Josua. Forschungsgeschichte und Problemfelder (EdF 292), Darmstadt
- Olson, D.T., 1985, The Death of the Old and the Birth of the New: The Framework of the Book of Numbers and the Pentateuch, Chico, California
- Olson, D.T., 1996, Numbers, Louisville, Ky.
- Rapp, U., 2. Aufl. 1999, Numeri. Grenzwanderungen, in: L. Schottroff / M.-T. Wacker (Hgg.), Kompendium Feministische Bibelauslegung, Gütersloh, 54-66
- Sakenfeld, K.D., 1988, In the Wilderness, Awaiting the Land: the Daughters of Zelophehad and Feminist Interpretation, Princeton Seminary Bulletin 9, 179-196
- Sakenfeld, K.D., 1988, Zelophehad’s Daughters, PRSt 15, 37-47
- Schröder, A. / Reich, H., 1999, Eve’s RE, not Adam’s: A Lesson about Zelophehad’s Daughters, BJRE 2, 90-99
- Seebass, H., 2000, Zur juristischen und sozialgeschichtlichen Bedeutung des Töchtererbrechts nach Num 27,1-11 und 36,1-12, BN 102, 22-27
- Seebass, H., 2007, Numeri 22,2-36,13. 3. Teilband (BK.AT 4,3), Neukirchen-Vluyn
- Seifert, E., 1997, Tochter und Vater im Alten Testament. Eine ideologiekritische Untersuchung zur Verfügungsgewalt von Vätern über ihre Töchter, Neukirchen-Vluyn
- Snaith, N.H., 1966, The Daughters of Zelophehad, VT 16, 124-127
- Staubli, T., 1996, Die Bücher Levitikus und Numeri (NSK.AT 3), Stuttgart
- Sterring, A., 1994, The Will of the Daughters, in: A. Brenner (Hg.), A Feminist Companion to Exodus to Deuteronomy, Sheffield, 88-99
- Ulrich, D.R., 1998, The Framing Function of the Narratives About Zelophehad’s Daughters, JETS 41/4, 529-538
- Wanke, G., 1995, נַחֲלָה naḥalā Besitzanteil, THAT II, 5. Aufl., München / Zürich, 55-59
- Weingreen, J., 1966, The Case of the Daughters of Zelophehad, VT 16, 518-522
- Westbrook, R., 1991, Property and the Family in Biblical Law (JSOT SS 113), Sheffield
Abbildungsverzeichnis
- Karte zu Landschafts- und Ortsnamen im Raum Samaria, die auf den Samaria-Ostraka belegt sind (Anfang des 8. Jh.s v. Chr.) und Namen der Töchter Zelofhads als Ortsnamen aufweisen. Nach: Th. Staubli, Erinnerung stiftet Leben. Begleiter zu den Sonntagslesungen aus dem Ersten Testament, Lesejahr B, Edition Exodus, Luzern 2002, 167
PDF-Archiv
Alle Fassungen dieses Artikels ab Oktober 2017 als PDF-Archiv zum Download:
Abbildungen
Unser besonderer Dank gilt allen Personen und Institutionen, die für WiBiLex Abbildungen zur Verfügung gestellt bzw. deren Verwendung in WiBiLex gestattet haben, insbesondere der Stiftung BIBEL+ORIENT (Freiburg/Schweiz)