Laodizea
(erstellt: Mai 2016)
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1. Name
2. Biblische Überlieferung
2.1. Kolosserbrief
Die Städte → Kolossä
Im Briefschluss des Kolosserbriefes geben die Grußadressen einen Eindruck vom Gemeindeleben in Laodizea. → Epaphras
2.2. Offenbarung des Johannes
Laodizea ist in Apk 1,11
Die Aussage, die Gemeinde sei „weder kalt noch warm“ (3,15), sondern „lau“ (3,16), stehe nach Meinung einiger im Kontrast zum Kurbetrieb an den heißen Quellen des benachbarten Hierapolis. Koester weist daraufhin, dass der Vergleichspunkt zu Apk 3,15-16
Im Vergleich mit dem sprichwörtlichen Reichtum der Stadt Laodizea (3,17), der sich in antiker Literatur am Wiederaufbau von Laodizea nach dem Erdbeben 61 n. Chr. aus eigenen Mitteln festmacht, sei die Gemeinde „arm“.
Die Aufforderung, „im Feuer geläutertes Gold“ von Christus „zu kaufen“ (3,18), wird gerne im Kontrast zu den in der Antike belegten Finanzgeschäften in Laodizea verstanden. Die Empfehlung, von Christus „weiße Kleider“ (3,18) zu kaufen, um die Nacktheit der Gemeinde zu bedecken, steht im Kontrast zum antiken Geschäft in Laodizea und Kolossä mit schwarzen Wollgewändern. Koester weist daraufhin, dass der Vergleichspunkt nicht die Kleiderfarbe, sondern die → Nacktheit
In der Schlussermahnung des Sendschreibens wird den Bußfertigen das Mahl mit Christus verheißen (3,20).
In der altkirchlichen Liste der biblischen Bücher Alten und Neuen Testaments des umstrittenen 60. Apostelkanons der ökumenischen Akten vom Konzil in Laodizea (um 341) fehlt die Offenbarung des Johannes.
2.3. Sekundärer Schluss bei 1Tim
In zwei antiken Codices des Neuen Testamentes aus dem 4. Jh. (→ Codex Alexandrinus
3. Lage
Das Ausgrabungsgelände des antiken Laodizea am Lykos (37 50‘ 9“ N, 29 6‘27“ O) liegt 6 km nördlich der modernen türkischen Stadt Denizli auf einem Plateau zwischen den modernen Dörfern Goncali (nördlich) und Eskihisar (südlich). Zwei Zuflüsse des Lykos begrenzen die Stadt im Westen und im Osten. Laodizea am Lykos liegt an der Kreuzung zweier bedeutender antiker Überlandrouten: vom Bosporus im Norden bis an die Südküste Kleinasiens und von Smyrna im Westen bis an den → Euphrat
4. Geschichte
4.1 Phrygische, griechische und hellenistische Zeit
Die ältesten Funde in Laodizea werden in die Frühbronzezeit datiert (Simsek). Laodizea liegt in der Landschaft Phrygien. Das phrygische Heiligtum des Gottes Men Karou liegt außerhalb der Stadt. Nach dem Zeugnis von Plinius des Älteren (Naturgeschichte 5.105) hieß Laodizea ursprünglich Diospolis, das heißt: Stadt des Zeus. Der Kult des Zeus reicht in Laodizea in die älteste Zeit zurück. Der Neugründung unter Antiochus II. (216-246 v. Chr.) folgt die Namensgebung Laodizea – nach Königin Laodike. Die Stadt ist geometrisch nach dem hippodamischen Plan mit rechtwinkligen Straßen angelegt. Antiochus III. (222-187 v. Chr.) siedelt jüdische Söldner aus → Mesopotamien
4.2 Frührömische Zeit
Laodizea ist ab 129 v. Chr. Teil der → römischen Provinz
4.3 Römische Kaiserzeit
4.3.1 Geschichtsschreibung des 1. Jahrhunderts
Um 25 / 24 v. Chr. soll Laodizea mit der Unterstützung des späteren Kaisers → Tiberius
4.3.2 Quellen, Inschriften und Funde der Kaiserzeit
Inschriften von Grabfeldern im Norden der Stadt geben Aufschluss über alle Berufsgruppen einer kleinasiatischen Metropole und über ein reges religiöses und weltliches Vereinsleben wie in anderen Städten der Provinz. Im Süden des Ausgrabungsgeländes sind Ruinen des römischen Aquäduktes zu erkennen mit Wasserleitungen aus Stein. Das Wasser kam von einer Quelle im Süden und war offensichtlich sehr kalkhaltig, wie an den Verkrustungen in den Wasserleitungen bis heute zu sehen ist. Von der antiken Wasserversorgung sind Reste eines runden Wasserturms, Terracotta-Wasserleitungen und schließlich ein Auffangbecken nachweisbar. Aus dem Jahr 79 n. Chr. stammt eine Arena, inschriftlich von Kaiser → Titus
4.4 Alte Kirche und byzantinische Zeit
Nach dem Zeugnis des Neuen Testamentes (siehe 2.) hängt die Geschichte der frühen Christen eng mit den Gemeinden in Kolossä und Hierapolis zusammen. Laodizea gehört zu den sieben Gemeinden der Apokalypse des Johannes. Im 2. Jahrhundert erleidet der christliche Bischof Sagaris das → Martyrium
494 beendet ein Erdbeben die Blütezeit Laodizeas. Seit dem 15. Jahrhundert ist die Siedlung von Laodizea verlassen und dient in osmanischer Zeit als Steinbruch.
Literaturverzeichnis
1. Lexikonartikel
- Bruce, F.F., Laodicea, Anchor Bible Dictionary 4, Toronto 1992, 229-231
- Bürchner, L., S. 3, Paulys Realencyclopädie 2,5, Stuttgart 1927, 730-765
- Laub, F., Laodizea, Neues Bibel-Lexikon2, Düsseldorf / Zürig 1995, 588f
- Lohmann, T., Laodicea, Biblisch-historisches Handwörterbuch 2, Göttingen 1964, 1050
- Olshausen, E., Laodikeia 4, Der Neue Pauly, Stuttgart / Weimar 6, 1999, 1132f
- Calwer Bibellexikon
- Ruge, W., L. am Lykos, Paulys Realencyclopädie 12, Stuttgart 1924, 722-724
2. Monographien und Aufsätze
- Aulock, H.V., 1987, Münzen und Städte Phryigens II (IM.B 27), Tübingen
- Bruce, F.F., 1984, Jews an Christians in the Lycus Valley, BS 141
- Bucker, W.H. / Calder, W.M., 1939, Monumenta Asia Minoris Antiqua VI: Monmunets and Documents from Phrygia and Caria, Manchester
- Duma, Baradir, 2014, Red Slip Pottery from Laodicea / Phrygia, R.C.R.F.A 43
- Koester, C.R., 2014, Revelation, AYB 38A, 333-349
- Lindemann, A., 1981, Die Gemeinde von „Kolossä“. Erwägungen zum „Sitz im Leben“ eines pseudopaulinischen Briefes, WuD 16, 111-134
- Ramsay, W.M., 1906, Letters to the Seven Churches, 413-430
- Simsek, S., 2007, Laodikeia
- Trebilco, Paul R., 1992, Jewish Communities in Asia Minor, Cambridge
Abbildungsverzeichnis
- Wiederaufgerichtete Säulen im Ausgrabungsgelände von Laodizea am Lykos an der Ost-West-Achse aus der römischen Kaiserzeit Ruprecht Veigel, Württembergische Bibelgesellschaft Stuttgart
- Ruine des kleineren griechischen Theaters im Nordwesten Laodizeas aus hellenistischer Zeit am Hang des Lykos-Tales. Ruprecht Veigel, Württembergische Bibelgesellschaft Stuttgart
- Tempelgelände des Apollo (Temple A), 2. Jh. n. Chr. Fotos von Ruprecht Veigel, Württembergische Bibelgesellschaft Stuttgart
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