Smyrna
38,416667 27,15
(erstellt: Mai 2016)
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1. Name
2. Biblische Überlieferung
2.1. Textvariante zu 1Makk 15,23
Eine Textvariante zu 1Makk 15,23
2.2. Zweites Sendschreiben in Apk (1,11 / 2,8-11)
Smyrna ist die zweite der sieben genannten Städte Kleinasiens der Sendschreiben im Buch der → Offenbarung
2.2.1. Die Situation der Gemeinde in Smyrna in Apk 2
Im zweiten Sendschreiben der Apokalypse des Johannes ist Smyrna der Ort einer Gemeinde die in „Bedrängnis und Armut“ (Apk 2,9
Der Begriff „blasphemia“ (βλασφημία, → Verleumdung
2.2.2. Die Gegner der Gemeinde in Smyrna in Apk 2
Im zweiten Sendschreiben werden Mitglieder der Gemeinde verleumdet von solchen, die „sich Juden nennen, aber keine sind“, sondern eine „Versammlung des Satans“ (Apk 2,9
Da davon ausgegangen werden kann, dass die „Ekklesia“ auch in Smyrna vor allem aus → Judenchristen
Die Polemik könnte sich andererseits innergemeindlich gegen Mitglieder der „Ekklesia“ richten, die zwar der Herkunft nach keine „Juden“ sind, aber als → Gottesfürchtige
2.2.3. Lokalkolorit in Apk 2,8-11
Inwiefern sich einzelne Begriffe des zweiten Sendschreibens im Vergleich mit den sieben kleinasiatischen Städten der Sendschreiben auf lokale Gegebenheiten der Stadt Smyrna beziehen lassen, ist unklar (Koester). Das Bild des „stephanos“ (στέφανος, „Kranz“ oder „Krone des Lebens“, Apk 2,10
3. Lage
Smyrna ist der griechische Name für die Stadt İzmir in der türkischen Republik (38 25’0“/27 9’0“). Sie liegt an der Mündung des Flusses Hermos in der Westtürkei am Golf von Smyrna in der nördlichen Ägäis und ist heute mit etwa 4 Millionen Einwohnern die drittgrößte Stadt in der Türkei.
4. Geschichte
4.1. Archäologie
4.2. Geschichte in der Antike nach literarischen und epigraphischen Quellen
4.2.1. Mythische Vorgeschichte und griechische Gründung von Alt-Smyrna
Unter anderem nach Plinius d. Ä. (Naturgeschichte 5,118) gründet eine Amazone mit dem Namen „Smyrna“ die Stadt in mythischer Vorzeit. Smyrna wird erstmals literarisch bei Herodot erwähnt: in den Historien (1,149,2) erzählt Herodot die Geschichte, wie die äolischen Griechen die Stadt Smyrna an geflüchtete ionische Aufständische aus Kolophon durch eine List verloren. Nach Strabo Geographie, 14.1.37, gilt Smyrna als einer der aussichtsreichsten Kandidaten unter den Dutzenden möglichen Geburtsorten des Dichters Homer (siehe auch Ps-Herodot). Als Teil des ionischen Seebundes wird Smyrna um 600 v. Chr. vom lydischen König Alyattes II. eingenommen und zerstört (Herodot Historien 1,16; Strabon Geographie 14.1.37).
4.2.2. Neugründung von Smyrna im Hellenismus
Nach Pausanias Beschreibung, 1.33.7, veranlassen zwei Gerechtigkeitsgöttinnen, die Nemeseis, Alexander d. Großen (356-323 v. Chr.) zur Neugründung am Fuße des Pagos-Hügels im Süden der Bucht. Laut Strabon Geographie 14.1.37 sind es erst Alexanders Nachfolger Antigonos oder Lysimachos, die ab 300 v. Chr. die Stadt ausbauen. 288 v. Chr. fällt die Stadt an Pergamon. Smyrna gilt als der älteste Verbündete Roms in Kleinasien (Cicero Philippika 11,5). Schon 193 v. Chr. entsteht in Smyrna ein Tempel der Göttin Roma. 189 v. Chr. wird Smyrna nach dem Krieg gegen Antiochus III. von → Rom
4.2.3. Römische Zeit
Als Teil des Erbes von Attalos III. kommt Smyrna 133 v. Chr. als freie Stadt zur römischen Provinz Asia. 23 n. Chr. feierte Smyrna einen Triumph über die konkurrierenden kleinasiatischen Metropolen Ephesus und Pergamon: Smyrna bekommt die begehrte Neokorie, das Privileg für den Kaiserkult des → Tiberius
4.3. Byzantinische und Osmanische Zeit
Schon in der Kaiserzeit gehört Smyrna mit Ephesos und Pergamon zu den drei bedeutendsten Städten der Provinz Asia. Nach dem Aufstieg von → Byzanz
Die Seldschuken vertrieben die Byzantiner 1084, dann wieder 1320 und endgültig 1415. Während der Kreuzzüge galt Smyrna als Brückenkopf der Republik Genua – seitdem gibt es dort einen lateinischen Bischofssitz, meist unter Führung der Franziskaner. Die Bedeutung als Hafenstadt endete mit der Entdeckung des Seeweges nach Indien. Erdbeben zerstörten die Stadt 1688 und 1778. 1922 eroberten türkische Truppen Smyrna nach der Besetzung durch → Griechenland
5. Religion
39 Tempel unterschiedlicher Gottheiten sind aus Münzprägungen oder antiken Quellen für Smyrna belegt.
5.1. Hauptkulte in der Antike
Münzen aus → hellenistischer Zeit
5.2. Judentum in der Antike
Neben der Textvariante von 1Makk 15,23
Nach dem Zeugnis des Neuen Testamentes (Apk 2,8-11
Eine Inschrift (IGR 4.1431) aus der Zeit Kaiser → Hadrians
5.3. Frühes Christentum
Nach dem Zeugnis des Irenäus (Gegen die Häretiker 2.22.5; 3.3.4) setzte der Apostel Johannes den Polykarp (um 69-156) als Bischof von Smyrna ein, was umstritten ist. Das Buch der Offenbarung des Johannes spricht von einer armen christlichen Gemeinde in Smyrna (Apk 2,9
Die christliche Gemeinde ist im 2. Jh. n. Chr. prominent durch die Präsenz verschiedener frühchristlicher Schriftsteller, die später als „→ apostolische Väter
Literaturverzeichnis
1. Lexikonartikel
- Bürchner, L., S. 3, Paulys Realencyclopädie 2,5, Stuttgart 1927, 730-765
- Reicke, B., Smyrna, Biblisch-historisches Handwörterbuch 3, Göttingen 1966, 1818f
- Hanig, R., Smyrna, Neues Bibel-Lexikon 3, Düsseldorf / Zürich 2001, 621f
- Potter, D.S., Smyrna, Anchor Bible Dicitionary 6, Toronto 1992, 73-75
- Olshausen, E., Smyrna, Der Kleine Pauly 5, München 1975, 244
2. Monographien und Aufsätze
- Bean, G.E., 1969, Kleinasien I, Stuttgart, 37-49
- Giesen, H., 1997, Die Offenbarung des Johannes, RNT, Regensburg
- Klose, O.A. 1987. Die Münzprägung von Smyrna in der römischen Kaiserzeit. DAI Antike Münzen und geschnittene Steine Bd. 10, Berlin
- Hemer, C.J., 1986, The Letters to the Seven Churches of Asia, JSNT(S) 11
- Koester, C.R., Revelation, AYB 38A, New Haven / London 2014, 271-282
- Petzl, G. 1982 / 1987, Die Inschriften von Smyrna 1+2, Grabinschriften, postume Ehrungen, Grabepigramme, IGR 23 und 24
- Mayo, Philip L. 2006 Those who call themselves Jews: The Church and Judaism in the Apocalypse of John. Princeton
- Sweet, J., 1990, Revelation, TPI NTC, 64
- Trebilco, Paul R., 1992, Jewish Communities in Asia Minor, Cambridge, 14, 17, 31, 101-103, 148
Abbildungsverzeichnis
- Blick von Süden auf die antiken Gewölbe der Westhalle der Agora von Smyrna mit wieder errichteten Säulen aus dem 2. Jh. n. Chr. Sven Lichtenecker / Bibelhaus Erlebnis Museum Frankfurt
- Blick von der Agora des 2. Jh. n. Chr. nach Süden auf die ehemalige Akropolis von Smyrna Sven Lichtenecker / Bibelhaus Erlebnis Museum Frankfurt
- Faustina, die Jüngere: Büste der Gattin Kaiser Marc Aurels, der Mutter des Kaisers Commodus, vom so genannten Faustina-Tor auf der Agora von Smyrna (2. Jh. n. Chr.) Sven Lichtenecker / Bibelhaus Erlebnis Museum Frankfurt
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