Deutsche Bibelgesellschaft

Ezjon-Geber

Andere Schreibweise: Ezion-Geber (engl.)

(erstellt: Mai 2014)

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Ezjon Geber 1

Ezjon-Geber ist ein Ort am Golf von Aqaba bei Elat, dessen genaue Lage unklar ist. Salomo und Joschafat sollen ihn als Flottenstützpunkt genutzt haben.

1. Name

Die Bedeutung der Ortsnamens Ezjon-Geber (עֶצְיוֹן גֶּבֶר ‘æṣjôn gævær; in Dtn 2,8 defektiv geschrieben) ist unklar (גֶּבֶר gævær wohl von „Gebüsch“, vgl. HALAT III, 821; Gesenius, 18. Aufl., 1001).

2. Biblische Überlieferung

Ezjon-Geber wird in der Hebräischen Bibel sieben Mal erwähnt (Num 33,35.36; Dtn 2,8; 1Kön 9,26; 1Kön 22,49; 2Chr 8,17; 2Chr 20,36). Nach Num 33,35.36; Dtn 2,8 handelt es sich um eine Lagerstätte des Volkes Israel am Ende der → Wüstenwanderung auf dem Weg ins verheißene Land (vgl. Num 33,35). 1Kön 9,26-28 (vgl. 2Chr 8,17f.) berichtet, dass → Salomo dort eine Schiffsflotte bauen lässt, die aus Ophir Gold beschaffen soll. Nach 1Kön 22,49 (vgl. auch 2Chr 20,36) lässt auch → Joschafat dort mit derselben Absicht Schiffe bauen. Während die Expedition Salomos jedoch zum Erfolg führt, zerschellen Joschafats Schiffe nach 1Kön 22,49 in Ezjon-Geber. Alle Belege in 1Kön und 2Chr verbinden Ezjon-Geber mit der Schifffahrt. Hier sollen Schiffe gebaut worden sein; dass es dort einen Hafen gab, geht aus den Belegen nicht direkt hervor, lässt sich jedoch insbesondere aufgrund von 2Chr 8,17 vermuten.

3. Lokalisierungen

Nach 1Kön 9,26 muss Ezjon-Geber bei Elat an der Küste des Schilfmeeres (יַם־סוּף jam sûf) in Edom liegen.

3.1. Identifizierung mit Tell el-Ḫlēfe

1933 entdeckte F. Frank an der Nordküste des Golfs von Aqaba Tell el-Ḫlēfe (Koordinaten: 1478.8841; N 29° 32' 55'', E 34° 58' 34'') und schlug vor, diesen mit dem biblischen Ezjon-Geber zu identifizieren, wobei er die Notwendigkeit weiterer archäologischer Nachprüfung betonte. Nach Grabungen 1938-1940 bestätigte N. Glueck die Identifizierung, da Keramik sowie eine Festung mit Kasemattenmauer ins 10. Jh., also die Zeit Salomos, zu datieren seien. In der Mitte der Festung wurde ein quadratisches Gebäude gefunden, das zunächst als Metallschmelzanlage gedeutet wurde, bei dem es sich jedoch, wie inzwischen nicht bestritten wird, um ein geschütztes Lagerhaus handelt. Die Identifikation mit Ezjon-Geber fand weite Akzeptanz (u.a. bei Noth 1968, 221). Bestritten wird sie jedoch von G. Pratico, da er die Datierung und Deutung der Funde durch N. Glueck stark anzweifelt. Nach ihm datiert die Keramik nicht ins 10. Jh., der Ort sei vielmehr erst später, nämlich vom 8.-6. Jh., besiedelt gewesen. Damit entfällt ein wichtiger Grund für die Identifizierung mit Ezjon-Geber. Probleme bereitet zudem, dass sich bei Tell el-Ḫlēfe kein Hafenbecken finden lässt.

3.2. Identifizierung mit Ǧezīret Farʻūn

Schon 1830 identifizierte L. de Laborde Ezjon-Geber mit der 150 m breiten und 320 m langen Insel Ǧezīret Farʻūn (Koordinaten: 1363.8750; N 29° 27' 47", E 34° 51' 36"), die 14 km südwestlich von Eilat in einem Abstand von 275 m vor der Nordküste des Golfes von Aqaba liegt und heute von den Ruinen einer mittelalterlichen Burg dominiert wird. Diese Identifizierung wird in neuerer Zeit von B. Rothenberg (201-207) vertreten. Ǧezīret Farʻūn verfügt an der Nordseite über einen natürlichen Hafen und ist nach der Keramik, die mit der von Timna vergleichbar ist, in der Späten Bronzezeit und der Eisenzeit besiedelt gewesen (Weippert 1971, 432-433). Eine von A. Flinder ausgemachte Mole am Festland lässt vermuten, dass von dort zur Insel eine Fähre verkehrte. Damit wäre eine Identifizierung mit Ezjon-Geber möglich (vgl. z.B. Würthwein, 116-117; Seebass, 370; Görg, 652; Zwickel, 343). Schwierigkeiten bereitet jedoch, dass Ezjon-Geber nach 1Kön 9,26 an der Küste des Schilfmeeres (עַל־שְׂפַת יַם־סוּף ‘al śəfat jam sūf) liegen soll, da dies nicht auf eine Insel verweist. Mit den drei Pentateuchbelegen scheint die Identifizierung zudem nicht vereinbar, da zu erklären wäre, weshalb die Israeliten auf ihrem Zug aus Ägypten auf einer Insel Rast machten, wofür sich an keiner Stelle ein Anhaltspunkt findet (Schipper, 64-70). So hält Perlitt (162-163) diese Identifizierung für ganz unwahrscheinlich.

Da weder eine Identifizierung Ezjon-Gebers mit Tell el-Ḫlēfe noch mit Ǧezīret Farʻūn überzeugt, ist eine gesicherte Lokalisierung Ezjon-Gebers auf dem gegenwärtigen Stand der Forschung nicht möglich (so auch Otto, 426).

Literaturverzeichnis

1. Lexikonartikel

  • Biblisch-Theologisches Handwörterbuch 1962-1979
  • Neues Bibel-Lexikon, Zürich u.a. 1991-2001
  • The Anchor Bible Dictionary, New York 1992
  • The New Encyclopedia of Archaeological Excavations in the Holy Land, Jerusalem 1993
  • Calwer Bibellexikon, 2. Auflage, Stuttgart 2006

2. Weitere Literatur

  • Bartelett, J.R., 1990, „Ezion-Geber, which is near Elath on the Shore of the Red Sea“ 1 Kings IV 26, in: A.S. van der Woude (Hg.), In Quest of the Past. Studies on Israelite Religion, Literature ans Prophetism (Oudtestamentlische Studiën XXVI), Leiden u.a., 1-16
  • Flinder, A., 1989, Is this Salomon’s Seaport?, BAR 15, 30-43
  • Frank, F., 1934, Aus der ‘Araba I. Reiseberichte, ZDPV 57, 191-280
  • Glueck, N., 1965, Ezion-geber, BA XXVIII/3, 70-87
  • Görg, M., 1991, Art. Ezjon-Geber, in: NBL, Bd. 1, Zürich, 652
  • Keel, O. / Küchler, M., Orte und Landschaften der Bibel. Ein Handbuch und Studien-Reiseführer zum Heiligen Land, Bd 2: Der Süden, Zürich 1982
  • Noth, M., 1968, Könige (BK.AT IX/1), Neukirchen-Vluyn
  • Otto, E., 2012, Deuteronomium 1-11 (HThKAT), Freiburg i.Br.
  • Perlitt, L., 2013, Deuteronomium (BK.AT V/1), Neukirchen-Vluyn
  • Pratico, G.D., 1985, Nelson Glueck’s 1938-1940 Excavations at Tell el-Kheleifeh. A Reappraisal, BASOR 259, 1-32
  • Pratico, G.D., 1986, Where is Ezion-Geber? A Reappraisal of the Site Archaeologist Nelson Glueck Identified as King Solomon’s Red Sea Port, BAR 12/5, 24-35
  • Rothenberg, B., 1973, Timna. Das Tal der biblischen Kupferminen, Bergisch-Gladbach
  • Schipper, B.U., 1999, Israel und Ägypten in der Königszeit. Die kulturellen Kontakte von Salomo bis zum Fall Jerusalems (OBO 170), Fribourg / Göttingen
  • Seebass, H., 2007, Numeri (BK.AT IV/3), Neukirchen-Vluyn
  • Weippert, M., 1966, Ğezīret fareūn, ZDPV 82, 279-281
  • Weippert, M., 1971, Edom. Studien und Materialien zur Geschichte der Edomiter auf Grund schriftlicher und archäologischer Quellen, Tübingen
  • Würthwein, E., 1985, 1Kön 1-16 (ATD 11/1), Göttingen
  • Zwickel, W., 2. Aufl., 2006, Art. Ezjon-Geber, in: Calwer Bibellexikon, Stuttgart, 343

Abbildungsverzeichnis

  • Karte zur Lage von Ezjon-Geber. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart
  • Rekonstruktion eines Schiffes, wie es die Phönizier benutzten. © Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

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