Passa (AT)
Andere Schreibweise: Passah; Pessach
(erstellt: Oktober 2008)
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1. Biblische Grundlagen
Innerhalb des Alten Testaments ist das Passa sowohl in den Festkalendern des → Pentateuch
In den Festkalendern des Pentateuchs werden sowohl das Passafest als auch das → Mazzotfest
2. Name und Ursprung
Es gibt verschiedene Theorien über den Ursprung und die Geschichte des Passas, die zum Teil mit der Deutung des Wortes Passa (פֶּסַח pæsach) verbunden sind. Nach verbreiteter Meinung ist das Passa ursprünglich ein Ritus von → Hirten
Dem steht entgegen, dass die Bestimmungen in Ex 12,1-20
Man hat versucht, diese beiden Theorien zu verbinden, davon ausgehend, dass das Blut des Opfertieres der Nomaden bzw. Halbnomaden ursprünglich auf die Zeltpflöcke gestrichen wurde, um bösartige Mächte zu vertreiben. Weitere Modifikationen der genannten Vorschläge beruhen auf weitergehenden Untersuchungen zu den gesellschaftlichen Verhältnissen im Alten Orient, die deutlich machen, dass eine Differenzierung zwischen nomadischen und bäuerlichen Interessen im Blick u.a. auf Fruchtbarkeit nicht möglich ist.
Endlich hat man auch eine Lösung für den Ursprung des Passas im Wort pæsach gesucht. Die Bedeutung des Wortes ist aber umstritten. Innerhalb des Alten Testaments wird die Wurzel p-s-ch in der Bedeutung „hinken, springen“ verwendet (2Sam 4,4
3. Das Passafest in der deuteronomischen Tradition
3.1. Die Passafeier am Zentralheiligtum
In Dtn 16,1-8
Der Text in Dtn 16,1-8
Die Bezeichnung des Festes in Dtn 16,16
3.2. Die Passafeier des Josia
Der Bericht von der Reform des → Josia
Zwar wird in Jos 5,10f
4. Das Passafest in der priesterlichen Tradition
4.1. Charakteristische Züge des priesterlichen Passarituals
Geht man davon aus, dass die deuteronomische Passaordnung (Dtn 16,1-8
Während die deuteronomische Bestimmung das Tier, das man für das Passafest schlachten soll, als Opfer versteht, indem sie anordnet, es zu kochen (Dtn 16,7
Schließlich setzt P eine häusliche Feier in der Familie voraus, für die der Hausvater verantwortlich ist: Am zehnten Tag des ersten Monats soll jeder Hausvater ein Lamm nehmen, je ein Lamm für ein Haus. Am vierzehnten Tag, gegen Abend, soll das Lamm geschlachtet werden. Wenn aber in einem Hause für ein Lamm zu wenige leben, soll der Hausvater es mit seinem Nachbarn nehmen, der seinem Hause am nächsten wohnt, bis es so viele sind, dass sie das Lamm aufessen können (Ex 12,3f
4.2. Die Passafeier in der Exilszeit
Liegt der Ursprung des Passafestes in einem Ritus von Hirten und damit in einer Feier von Familie oder Sippe, kann man die Akzente von P als eine Erneuerung alter Sitten erklären, die in die Zeit vor der → Landnahme
4.3. Die priesterliche Passatheologie
Die priesterliche Passaüberlieferung erfährt ihre theologische Deutung im Rahmen der Gesamtkomposition von P. Das Blut an den Häusern ist ein Zeichen (’ôt, Ex 12,13
Aber auch Ex 6
Obwohl P das Passalamm nicht als Opfer versteht, unterwirft sie das Passatier den Maßstäben eines Opfers: Es soll ein männliches Tier sein, ein Jahr alt, an dem kein Fehler ist (Ex 12,5
In diesem Zusammenhang ist es auch erwähnenswert, dass die Passafeier in P eine gewisse Ähnlichkeit mit der Weihe der Priester in P hat: Man soll ein Tier schlachten und das Blut an den Altar und an Aaron und seine Söhne streichen (Ex 29,12
Die Tendenzen, die sich in den oben erwähnten Fällen erkennen lassen, treten in den Anweisungen für das Passa in Num 9
5. Nachwirkungen der priesterlichen Passatheologie
5.1. Chronik / Esra
Die oben erwähnten Bestimmungen sind für die Darstellung der Passafeier in anderen späten Texten maßgebend geworden, vor allem im Bericht der → Chronik
In Esr 6,19-22
5.2. Ex 23,18; Ex 34,25
Auf dem Hintergrund dieser Beobachtungen kann man auch die oben erwähnten Zusätze zu den Festkalendern in Ex 23,18
6. Das Passafest in literarischen Werken
Der Bericht von der Passafeier in Ex 12
Das Passafest ist zentral auch im Bericht vom Einzug in Kanaan (Jos 5,10ff
Literaturverzeichnis
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