Deutsche Bibelgesellschaft

2. Die Tora/Der Pentateuch

Begriffsklärung

Der in der wissenschaftlichen Sprache übliche Terminus Pentateuch bezeichnet die Einheit der fünf Bücher Mose, ein Gefüge aus fünf (gr. penta) Rollen (τεύχω [teuchō] = verfertigen). Die jüdische Tradition bezeichnet dieses Werk als Tora, als Weisung Gottes für sein Volk Israel. Als Weisung Gottes zu rechtem Wandel gelten nicht allein die Rechtssätze aus den Büchern Exodus bis Deuteronomium, sondern auch die erzählenden Passagen. Die Gleichung Tora = Gesetz rührt von der Septuaginta-Übersetzung νόμος (nomos) her, die aber das Bedeutungsspektrum von תּוֹרָה (tôrāh) zu sehr einschränkt. Anders als die jüdische und christliche Tradition es nahelegen, gibt die Bezeichnung „Fünf Bücher Mose“ nicht den Verfasser des Werks an (vgl. nur Dtn 34,5–12: Tod des Mose), sondern bezeichnet eher die Hauptperson dieser Texte. Wichtig ist demnach, daß dieser Name die Perspektive der übergreifenden Einheit hinter den einzelnen Büchern betont.

Buchnamen

In der jüdischen Tradition werden die Namen der Bücher dem jeweils ersten Vers entnommen: בְּרֵאשִׁית (bere’šît, im Anfang), שְׁמוֹת (šemôt, Namen [der Israeliten in Ägypten]), וַיִּקְרָא (wajjiqrā, und es rief [der Herr den Mose]), בְּמִדְבַּר (bemidbar, in der Wüste), דְּבָרִים (debarîm, Worte [des Mose zu Israel]). Die in der wissenschaftlichen Sprache üblichen griechisch-lateinischen Namen stammen aus der Septuaginta. Sie geben Aufschluss über den Inhalt der einzelnen Bücher: Genesis: Schöpfung; Exodus: Auszug (aus Ägypten); Levitikus: Levitische Gesetzgebung; Numeri: Zahlen (der Israeliten); Deuteronomium: Zweites Gesetz.

Entstehung des Pentateuch

Die Frage, wie der Pentateuch seine heutige Form erhalten hat, ist in der Forschung seit einiger Zeit außerordentlich umstritten; ein allgemein akzeptiertes Modell ist gegenwärtig nicht in Sicht. Die nähere Diskussion dieses Sachverhalts gehört nicht in die Bibelkunde, sondern ist Aufgabe der Disziplin „Einleitung in das Alte Testament“ (vgl. das Themenkapitel: „Entstehung des Pentateuch“). Die lange Zeit klassische Quellenscheidungstheorie, nach der der Pentateuch aus der nachträglichen Kombination und Erweiterung von mindestens zwei durchgehenden und eigenständigen Quellenschriften entstanden ist, wurde zwar in der letzten Zeit grundsätzlich hinterfragt. Sie hat jedoch noch immer wichtige Anhänger, und ihre Ergebnisse werden in einer Vielzahl von Publikationen bis hin zu Schulbüchern vorausgesetzt. Daher finden sich in den folgenden Abschnitten Hinweise zu wichtigen Textkomplexen oder Nahtstellen der bisher angenommenen Quellen.

Inhalt des Pentateuch

Der Pentateuch stellt, verkürzt gesagt, eine Beschreibung der Geschehnisse von Beginn der Welt bis zum Beginn der Einwanderung der (späteren) Israeliten in ihr Land dar. Den Mittelpunkt des gesamten Geschehens stellt die Offenbarung Gottes am Sinai dar. Da der sinnvolle Abschluss der Darstellung, die eigentliche Landnahme Israels, erst im Buch Josua erfolgt, wird gelegentlich überlegt, auch dieses Buch zum großen Gefüge hinzuzuzählen. Ausgedrückt wird dies durch den wissenschaftlichen Namen Hexateuch (Sechsergefüge). Die Bezeichnung Tetrateuch (Vierergefüge) benennt dagegen nur die vier Bücher Genesis bis Numeri, dann gilt das Deuteronomium als Beginn des folgenden Geschichtswerkes. Wenn dagegen die gesamte Komposition von Gen 1 bis 2Kön 25 gemeint ist, spricht man vom Enneateuch (Neunergefüge).

Kapitel zu Tora/Pentateuch:

Digitale Bibelkunde

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Die Texte auf dieser Seite sind mit freundlicher Genehmigung übernommen aus:

Cover der Bibelkunde des Alten Testaments von Martin Rösel

Rösel, Martin: Bibelkunde des Alten Testaments. Die kanonischen und apokryphen Schriften. Mit Lernübersichten von Dirk Schwiderski, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 11., veränd. Aufl. 2021.

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